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Montag, 22. August 2016

BDSM und Katzen: Anders als gedacht?

Ich habe ja schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, dass Katzen eine gewisse Affinität zu BDSM haben – nicht nur, wenn es um Bondage geht. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass die Katzen sich nicht aufgrund ihres Naturells zu BDSMern hingezogen fühlen oder weil die Seile so ein schönes Spielzeug sind. Stattdessen könnte es umgekehrt sein: Katzen scheinen schuld daran zu sein, dass Menschen zu BDSM neigen, jedenfalls mittelbar: Jaroslav Flegr und Radim Kuba postulieren in The Relation of Toxoplasma Infection and Sexual Attraction to Fear, Danger, Pain, and Submissiveness (Volltext, PDF), dass einschlägige sexuelle Vorlieben durch Toxoplasmose-Erreger ausgelöst werden können, der eigentlich ein Katzenparasit ist, jedoch Menschen als Zwischenwirt nutzt.

Flegr vertritt schon seit Jahren die These, dass eine Reihe von Parasiten das Verhalten von Menschen auf ähnliche Weise beeinflussen wie Leberegel es mit Ameisen tun. Bei Mäusen schaltet der Toxoplasmose-Erreger die Angst vor Katzen aus. Flegr vermutete bereits vor einigen Jahren aufgrund von medizinischen Untersuchungen, psychologischen Tests und Befragungen, dass der Toxoplasmose-Erreger Männer sowohl misstrauischer macht als auch eher gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen lässt, während Frauen sich warmherziger und regelkonformer verhalten. Sowohl Männer als auch Frauen litten &ndash, so seine Ergebnisse – häufiger an Schuldgefühlen und Unsicherheit sowie verlangsamten Reaktionen. Dabei deutete einiges drauf hin, dass der Effekt umso stärker ist, je länger die Infektion zurückliegt.

In der neuen Untersuchung nahmen Flegr und Kuba sexuelles Verhalten und sexuelle Vorlieben im Hinblick auf Toxoplasma-Infektionen unter die Lupe. Dabei stellten sie fest, dass sich Träger von Toxoplasma gondii sowohl in ihrem Sexualverhalten als auch in ihren Fantasien und Vorlieben deutlich von Nicht-Infizierten unterscheiden. Die Autoren führen dies auf einen durch den Parasiten bzw. die Immunreaktion auf ihn ausgelösten Dopaminspiegel zurück:

„In agreement with our a priori hypothesis, [Toxoplasma]-infected subjects are more often aroused by their own fear, danger, and sexual submission although they practice more conventional sexual activities than Toxoplasma-free subjects. We suggest that the later changes can be related to a decrease in the personality trait of novelty seeking in infected subjects, which is potentially a side effect of increased concentration of dopamine in their brain.

(…)

The infected subjects expressed a lower tendency toward sexual dominance, tattoo and piercing, watching pornography, group sex, and they are less often engaged in activities that include Bondage, Discipline and Sado-Masochism (BDSM). However, they expressed higher attraction to bondage, violence, zoophilia, fetishism, and, in men, also to masochism, and raping and being raped. Generally, infected subjects expressed higher attraction to nonconventional sexual practices, especially the BDSM-related practices, but they also reported to perform such activities less often than the Toxoplasma-free subjects.“

Flegr weist auf andere Untersuchungen hin, die sich mit den evolutionären Vorzügen abweichenden sexuellen Verhaltens unter spezifischen Umständen befassen. Danach könnte Masochismus bei Frauen nützlich sein, für ihre Nachkommen „gute Gene“ oder ein hinsichtlich der Ressourcen besseres Umfeld zu ergattern, während D/S-Beziehungen Zusammenhalt und Zusammenarbeit zwischen Partnern mit unterschiedlichem Hintergrund verbessern. Flegr und Kuba stellen ihre Hypothese als alternatives Erklärungsmodell dagegen. Sie sehen hier ein „Fatal Attraction“-Phänomen wie bei infizierten Mäusen am Werk.

Um zu überprüfen, ob eine Toxoplasma-Infektion Risikobereitschaft und Abenteuerlust in sexueller Hinsicht erhöhen, befragten die beiden 36.564 Männer und Frauen aus Tschechien und der Slowakei per Online-Fragebogen mit 701 Fragen zu sexuellen Vorlieben ebenso wie zum soziokulturellen Hintergrund und zur Gesundheit. In der Auswertung wurden 350 Variablen berücksichtigt. Daraus ergaben sich 24 Faktoren, die das Sexualverhalten beeinflussen – und bei 18 davon ergab sich ein Zusammenhang zu einer Infektion mit Toxoplasma gondii. Dabei fielen Vorlieben für bzw. Interesse an Sadismus/Dominanz und Bondage markant auf. Flegr betont jedoch, dass eine Infektion insgesamt gesehen nur bereits bestehende Neigungen verstärkt.

„Our study confirmed the existence of specific differences in sexual behavior, desires, and preferences between Toxoplasma-infected and Toxoplasma-free subjects. The character of these changes, that is, the higher attraction to bondage, violence, and, in men, to masochism and raping supports our hypothesis about the coactivation of sex-related and fear-related medial amygdala circuits in humans. It must be stressed that the Toxoplasma infection explains only small part of the variability in BDSM-associated traits.“

Er und Kuba haben auch den Aspekt Novelty Seeking untersucht, der für BDSMer ebenfalls eine Rolle spielt, mal mehr, mal weniger. Das Ergebnis hier: In drei von vier Bereichen liegt bei Infizierten der Novelty-Seeking-Wert unter dem Durchschnitt. Die Träger des Erregers sind reflektierter, fordern detailliertere Informationen, bevor sie sich für oder gegen etwas entscheiden, und lassen sich weniger leicht ablenken. Außerdem sind sie reservierter und kontrollierter und verschwenden weniger Energie und Gefühle. Sie sind stärker organisiert und methodischer und bevorzugen Aktivitäten mit strengen Regeln und Vorgaben – alles Eigenschaften, denen BDSM entgegenkommt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Umfrage aufgrund des Themas sowie des Umfangs des Fragebogens und der dafür benötigten Zeit vermutlich vor allem Teilnehmer angezogen hat, die entweder ausreichend altruistisch oder aber sehr interessiert an Sex sind. Deshalb seien die Ergebnisse nur begrenzt repräsentativ. Auch bildeten die von den Teilnehmern gegebenen Antworten das Rückgrat der Studie. Allerdings setzten Flegr und Kuba auf einen hohen Wahrheitsgehalt der Antworten, da nur sehr motivierte Teilnehmer den Fragebogen bis zum Schluss ausfüllten.

Mittwoch, 8. April 2015

Seil-Doku: Bondage als Kunstform

Filmemacher Eric Minh Swenson hat zusammen mit Dave Naz schon vor einiger Zeit das Projekt Rope, the Film gestartet. Der Dokumentarfilm befasst sich mit der Ästhetik von Seilbondage als Kunstform und gleichermaßen als Befreiung von sexuellen Konventionen. Der Film folgt Rigger, BDSM-Lehrer und -Performer Damon Pierce; hier ein paar Ausschnitte:

Rope : The Film By EMS : Featuring Shae Snow : Scene 1

Rope : The Film By EMS : Featuring Dakota Charms : Scene 2

Rope : The Film By EMS : Featuring Vivian Vidette : Scene 13

Rope : The Film By EMS : Featuring Samantha Rone : Scene 14

Rope : The Film By EMS : Featuring Keisha Grey : Scene 15

Keisha Grey X Naz X EMS #54

Ist jedenfalls vorgemerkt.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Erfreuliche Verwicklungen unter Freunden

Übung macht den Meister und die Meisterin – auch mit der Bullwhip.

Begünstigte, mit eigenem Seil in Karada und mehr verpackt

Paare unter sich: Bondage bleibt spannend.

Sportlicher Zugriff – die Dame hat gerade keine Hand zur Gegenwehr frei.

Nicht ganz einfach: Balance mit Seil-Handicap

Doppelt umarmt von Seil und Partner.

Kleidsame Ketten: Handschellen um Hand- und Fußgelenke. BTW: Schicke Schuhe.

Cross Cuffs: Schlicht, dekorativ und wirkungsvoll.

Mitten im Advent war es mal wieder Zeit für ein Treffen – von der Boundcon und dem einen oder anderen Stammtisch abgesehen nach März und Juli heuer bereits das dritte aus diesem Kreis. Wieder in anderer Besetzung, aber mit genug der üblichen Verdächtigen, dass es etwas von Familientreffen hatte, zumal einer der Ausrichter gleich noch seinen Geburtstag mitfeierte. Diejenigen, die zum ersten Mal dabei waren, fanden sich ebenfalls schnell aufgenommen. Neu war auch der Ort des Zusammentreffens; allerdings erwies sich die Location als so gut geeignet, dass wir sie sicher nicht zum letzten Mal genutzt haben.

In Sachen Essen, Trinken und entspannte Gespräche folgte dieses Treffen dem bewährten Muster – unterhaltsam und sehr harmonisch mit der Gelegenheit, mehrere Laster zu kombinieren und z. B. neue interessante Whiskys zu verkosten. Anders als an einigen anderen Austragungsorten hatten wir diesmal ausreichend Platz und so viele Räume, dass sogar einige in Reserve bleiben konnten. Ich hatte aufgrund einiger Anfragen vorab etliche Seile und andere Requisiten eingepackt und dazu die etwas umfangreichere Fotoausrüstung.

Ich konnte mein Fotostudio ungestört in einem Saal aufbauen und so über das Wochenende einige Bilderwünsche erfüllen. Eine Begünstigte, die ihre erste Begegnung mit den Seilen vor kurzem bei einem Besuch bei mir hatte, meldete sich als erste für ein paar Bilder und erbat sich nach einigen zunehmend strafferen Verschnürungen eine Runde in Ketten. Solche Wünsche kann ich natürlich schlecht abschlagen, und so durfte die Dame ihren Küchendienst mit einem leichten Handicap in Form einer Kombination aus Hand- und Fußschellen absolvieren. Kochen in Ketten war diesmal ohnehin ein Thema: Bereits am Samstagmorgen erledigten zwei der Damen die Frühstücksvorbereitungen mit etwas weniger Bewegungsfreiheit als üblich.

Eine weitere Teilnehmerin des Tee- und Tüdel-Treffs ließ für neue Fotos ihrer dominanten Seite ihren Lauf und trug so zu einigen spannenden Bildern mit einer weiteren Novizin bei. Die hatte ich dann auch solo vor der Kamera, denn sie brauchte noch ein paar Bilder als Weihnachtsgeschenk.

Fröhlich ging es zu, als sich ein paar Paare vor die Kamera trauten. Jene Begünstigte, die ich im März fliegen gelassen hatte, wollte diesmal unbedingt Bilder mit ihrem Mann – und nach zaghaftem Anlauf stieg der auch voll ein. Das Ergebnis waren einige Bilder, auf denen es sichtbar knistert – und einige herrlich alberne Weihnachtsbilder mit Bondage, Klemme und Nikolausmütze. Auch das andere Paar vergaß recht schnell die ungewohnte Situation und entspannte sich nach anfangs etwas steifem Posieren sehr schnell. Resultat waren einige schöne Momentaufnahmen der zwischen den beiden herrschenden Dynamik. Einziges Problem der ausgedehnten Fotosessions: Trotz zugezogener Vorhänge waren die Blitze nach Einbruch der Dunkelheit auch von außen sichtbar und veranlassten manchen Autofahrer auf der Durchgangsstraße vor dem Haus zu erschrockener Temporeduzierung.

Quasi als Fortsetzung des weihnachtlichen Päckchenpackens erfüllte die Herzdame Wünsche und wickelte die eine oder andere Folienmumie. Wie schon in einigen anderen Fällen zuvor waren die Begünstigten auch dieses Mal überrascht, wie angenehm und kuschelig sich die von außen so bedrohlich-dramatische Palettenfolie anfühlte, wenn man erst einmal darin steckte.

Dieses Mal habe ich keinen Bondage-Workshop abgehalten. Die interne Weiterbildung kam dennoch nicht zu kurz. Der Ausrichter des Treffens demonstrierte seine Fertigkeiten gleichermaßen im Umgang mit Bullwhip, Gerte und anderen Schlaggeräten und bei der effizienten Maultaschen-Produktion. Und die griffbereiten Werkzeuge regten den einen oder die andere zu Zielübungen auf arglose Wasserflaschen an. Insgesamt: Schöner Jahresausklang, Fortsetzung im nächsten Jahr.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Kleine Zeitreise und ein gelöstes Rätsel

Zu einer kleinen persönlichen Zeitreise hat mich Christopher, seines Zeichens Fetish Leathercrafter mit einem Artikel über ein interessantes Fundstück angeregt. Dieses Fundstück, eine aufwendige und restriktive Bondage-Isolationsmaske, kam mir sehr bekannt vor. Ich hatte eben diese bei Christopher gezeigten Bilder davon vor gut 25 Jahren – noch nicht online – in anderem Zusammenhang gesehen. Bereits damals fand ich die Fotos faszinierend. Nun kenne ich auch die spannende Geschichte dahinter.

Demnach ist die Maske noch älter als ich dachte. Sie stammt wahrscheinlich aus den 30er- oder frühen 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Entworfen wurde sie von William Seabrook (1884–1945), einem exzentrischen Abenteurer, Journalisten und Schriftsteller. Seabrook war am Mystizismus fremder Völker interessiert und erkundete auf seinen Reisen haitianische Voodoo-Riten und die Rituale und Gebräuche von Derwischen und afrikanischen Stämmen. Dem Okkulten ebenso zugetan wie der Erforschung von Sinneswahrnehmung und Bewusstsein, war er mit dem damals schon berühmt-berüchtigten Aleister Crowley und Joseph Banks Rhine, dem Begründer der Parapsychologie, befreundet – und mit ziemlicher Sicherheit war er außerdem Sadist mit einem Faible für Bondage.

Die den ganzen Kopf umschließende Ledermaske entstand im Bestreben, Seh- und Gehörsinn seiner weiblichen Versuchsobjekte zu blockieren. Die Wirkung solcher Maßnahmen habe ich hier auch schon hin und wieder behandelt. Seabrook wollte herausfinden, ob stundenlanger Sinnesentzug die Betroffenen neue Bewusstseinsebenen erschließen lässt. In einem Folgeartikel weist Christopher auf einen Zeitschriftenartikel aus dem Jahr 1942 hin, der Seabrooks Leben, Vorlieben und Experimente mit zahlreichen Bildern vorstellt: „Can Science Guide Man’s Mind Into the Future? William Seabrook experiments with white magic for an answer“

Und wo habe ich nun diese Bilder einer ansonsten recht spärlich gekleideten Dame mit der dekorativen Vollmaske gesehen? In einem Katalog von Kastley, einem inzwischen nicht mehr existenten Hersteller von Fetischkleidung und Bondageausstattung. Vor dem Aufbruch ins Internet waren solche Kataloge eine der wenigen Quellen für einschlägiges Bildmaterial. Für die Produktabbildungen war Kastley anscheinend das Erstellen eigener Zeichnungen und Fotos zu teuer, und so bedienten sich die Macher des Katalogs ausgiebig bei anderen Anbietern. Und hier schließt sich der Kreis: Ein Kommentar zum zweiten Artikel beim Fetish Leathercrafter deutet darauf hin, dass die Maske Anfang der 1970er in Katalogen des amerikanischen Fetisch- und Bondage-Spezialisten Centurion auftauchte. Für Centurion wiederum illustrierte über Jahre hinweg Robert Bishop zahlreiche Kataloge, und seine Bilder finden sich ebenfalls zuhauf in den Kastley-Katalogen.

Sonntag, 19. Januar 2014

Mumie mit Breitenwirkung

Die Welt von Bondage und BDSM erscheint Außenstehenden oft reichlich seltsam, gerade wenn es um mehr geht als das mittlerweile fast schon salonfähige gelegentliche Popoklatschen und dekorative Ans-Bett-Fesseln mit Seidenschals oder Krawatten (*seufz*). Einen Beitrag zum besseren Verständnis liefert der Discovery Channel in diesem Jahr mit der Dokumentation Forbidden – Mummification. Sie bietet einen Einblick in Leben und Gefühlswelt des Mumienfans „Mumman“ und hebt dabei anscheinend stark auf den meditativen Aspekt von Bondage ab:

(via Fetish Leathercrafter)

Sonntag, 17. November 2013

Spiel mit dem Feuer

Schmerz und andere Sinnesreize lassen sich beim BDSM-Spiel auf unterschiedlichste Weise erzeugen. Nadeln stechen, Strom prickelt mehr oder weniger heftig, und mit medizinischem Alkohol lässt sich nicht nur desinfizieren, sondern auch etwa ein leichter Kratzer deutlicher spürbar machen. Wer dies im SSC-Rahmen ausprobieren will, sollte allerdings neben den Grundregeln für den sicheren Einsatz dieser Utensilien Physik und Chemie nicht außer Acht lassen: The Perverted Negress schildert am konkreten Fall, was ansonsten bei dieser Kombination alles schiefgehen kann, und hat dazu gleich noch ein weiteres Beispiel für heiße Missgeschicke bei der Session, sobald Feuer im Spiel ist.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Angepasste Geräuschkulisse

Vor fast fünf Jahren hatte ich schon einmal darüber geschrieben, wie sich „Ambient Noises“ für sensorische Deprivation in einer Session einsetzen lassen. Nun bin ich auf myNoise gestoßen und damit auf eine sehr komfortable Möglichkeit, sich die passende Geräuschkulisse für den spielerischen Sinnesentzug online zusammenzustellen. Das Projekt zielt primär darauf ab, von Tinnitus und anderen Leiden Betroffene zu unterstützen und die Konzentration fördernde „Schallmauern“ gegen ablenkende Hintergrundgeräusche zu errichten.

Doch natürlich lässt sich die Technik auch einschlägig nutzen. Der Bereich Noise Machines erlaubt es, mit wenigen Klicks eine auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Sound-Landschaft zu erstellen. Dabei ist die Auswahl sowohl nach Geräuschtypen möglich als auch nach dem beabsichtigten Effekt – der Brainwave Generator bietet etwa Voreinstellungen für Schlaf und Entspannung ebenso wie für Furcht oder Träumerei.

Samstag, 31. August 2013

Realitätsabgleich

Film und Wirklichkeit haben wenig miteinander gemein. Das gilt nicht nur für explodierende Autos und unverwundbare Helden, sondern auch ganz besonders für Sex. Wer mangels Erfahrung oder wegen wilder Wunschträume versucht, aus Pornos auf die Wirklichkeit im Bett (oder in der Dusche oder auf dem Küchentisch …) zu schließen, kann sich sein Weltbild im Video Porn Sex vs Real Sex: The Differences Explained With Food korrigieren lassen:

Jetzt fehlt nur noch die BDSM-Variante.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Gefesselt angerichtet

Ich neige ja dazu, Kochen und Bondage zu verbinden. Gestern wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass man sich dabei nicht mit dem Verschnüren des Personals begnügen muss. Das Ganze lässt sich eine Ebene weiter treiben, wenn man die passenden Gerichte zubereitet. Anders als bei den einschlägigen Cocktails beschränkt sich der Bondage-Aspekt dabei nicht auf den Namen; hier gibt es tatsächlich Verwicklungen auf dem Teller.

Bei der Bondaged Currywurst sind schon der verquere Name und die Hauptzutat nicht unbedingt mein Fall – aber Geschmäcker sind ja verschieden. Die Zucchini an Lachs gefesselt und das Rinderfilet gefesselt lesen sich dagegen durchaus interessant.

Im Zweifelsfall bleibe ich in Sachen Essenverschnüren allerdings doch bei Krautwickeln, Rouladen und Rollbraten und lasse lieber Köchin oder Küchenhilfe mit beschränkter Bewegungsfreiheit arbeiten.

Mittwoch, 13. März 2013

Ei, ei, ei

Fesselndes Osterei aus dem All – Bild: Devote Clothing Ltd.

Ostern rückt näher, da ist der Blick auf ein ganz anderes Osterei angebracht: Devote Clothing hat ein Modell im Angebot, das Sciene-Fiction-Fans mit Latex-Fetisch anspricht. Latex-Fans mit Science-Fiction-Fetisch natürlich auch. Das Alien Egg ist von H. R. Gigers Entwürfen für Ridley Scotts „Alien“ inspiriert und verspricht komplett geschlossen völlige Bewegungsunfähigkeit und sensorische Deprivation gleichermaßen. Facehugger-Knebel, anyone? Wer es rustikaler mag, kann ja zu den Steampunk-Schöpfungen von Bob Bassett greifen.

Dienstag, 22. Januar 2013

Mehr als ein Laster: Die Faszination von Bondage und Bildern

Was passiert, wenn man Bondage mag und gerne fotografiert? Irgendwann bringt man diese beiden Vorlieben zusammen und fangt an, Bondagefotos zu machen. Die Hintergründe sind vielfältig, von der Faszination an Bildermachen und den Bildern selbst bis hin zur Möglichkeit, die eigenen Fertigkeiten mit Seil und anderen Fesselmaterialien an willigen und freiwilligen Begünstigten zu erproben. Subjektiv gesehen kommen hier meine Liebe zum Detail und die Lust am Experimentieren wunderbar zusammen. Und wenn man schon mehrere Laster hat, kann man ihnen auch gleichzeitig frönen.

Wie an anderer Stelle schon erläutert, sehe ich drei Hauptaspekte von Bondage: den sexuellen, den ästhetischen und den sportlichen. Der sexuelle Aspekt soll hier nicht im Vordergrund stehen, obwohl er natürlich implizit vorhanden ist – auch, weil es beim Bild zuweilen darum geht, das eigene Kopfkino oder das der Abgebildeten außerhalb von Spiel und Session real werden zu lassen.

Bei Bondagefotos liegt für mich das Gewicht ganz klar auf dem ästhetischen Aspekt. Die Geometrie von Seilführung und Knoten, die Strukturen der eingefangenen Gliedmaßen, das Spiel von Licht und Schatten machen für mich die Essenz eines gelungenen Bildes aus. Die Seile zeichnen die Konturen des Körpers nach, aber legen auch neue Muster und erzählen damit eine Geschichte – eine, die über den im Bild eingefangenen Moment hinausgeht.

Nicht zuletzt deshalb sind Ropemarks für mich ein eigenes Fotomotiv. Die Spuren auf der Haut spiegeln den Lauf der Seile und den Sitz der Knoten wieder. Sie rufen die zurückliegende Bondage ebenso zurück ins Gedächtnis wie die Gefühle, die sie begleiteten, beim Modell wie beim Rigger.

Realisiertes Kopfkino

Ein wichtiger Teil einer einschlägigen Fotosession ist für mich, Vorstellungen und Bilder in die Realität möglichst erfolgreich umzusetzen, die die Beteiligten im Kopf haben. Und selbst wenn ich bei einer Gelegenheit primär eigene Fantasien als Grundlage für Motive und Positionen nutze, sollen die Abgebildeten Bilder bekommen, die ihnen auch gefallen.

Das bedeutet beim Vorbereiten und beim Durchführen eines Shootings Planung ebenso wie Improvisation. So kann es darum gehen, ein Set und Setting oder eine spezifische Bondageposition vorab durchzudenken, aufzubauen oder mit geringen Mitteln umzusetzen. Planung umfasst Dinge wie: Ist eine gewünschte Location zugänglich, aber zum Zeitpunkt des Shootings nicht von Vanillas und anderen Zivilisten überlaufen? Brauche ich einen Assistenten für Licht, Wind und Nebel, oder um das Modell schnell und sicher in Position und wieder auf den Boden zu bekommen? Muss ich bei einem Outdoor-Shooting eine bestimmte Jahres- oder Tageszeit für die Lichtsituation abpassen, oder lässt sich tricksen?

Im Normalfall ist allerdings selbst bei optimaler Planung die Improvisation nicht zu vernachlässigen – und das macht mit den Reiz des Ganzen aus: Sei es, dass man wegen Wetterbedingungen oder anderer Unwägbarkeiten ausweichen muss, sei es, dass Effekte oder Requisiten vor Ort nicht so wirken oder funktionieren, wie man sich das dachte: Dann macht man eben etwas anderes, und im Zusammenspiel mit den Modellen ergeben sich dabei oft besonders interessante Bilder.

Ob geplant oder improvisiert: Wichtig ist mir oft, dass ein Bild auch eine Geschichte erzählt. Das muss nicht für jeden Betrachter die selbe Geschichte sein – aber es darf schon mehr sein als „Ey, Frau in Fesseln, geil!“. Aufgrund meiner kulturellen Vorlieben lasse ich mich dabei gerne von Klassikern des Film Noir oder literarischen Vorbildern inspirieren, von den „Damsel in Distress“-Szenarien nicht nur Hollywoods oder von den großen Riggern und Fotografen der Szene. Und wenn das Modell eine eigene Geschichte erzählen will – um so besser.

Übrigens: So wie es beim Shibari eine Variante des gewollt schlampig erscheinenden Fesselns gibt, die erhebliche Übung erfordert, so machen beim Fotografieren gerade die dem Betrachter improvisiert erscheinenden Motive oft die größte Mühe; besonders, wenn der eigene Hang zum Perfektionismus im Weg ist. Umgekehrt lassen sich hier ganz ohne Photoshop oft extrem wirkungsvolle Effekte mit einfachsten Mitteln realisieren.

Seilerei und Spaß dabei

Einen Teil der Faszination von Bondagefotos macht die direkte Vorbereitung am Modell aus, die so wie der Lichtaufbau Kreativität und Handwerk verbindet – die Bondage selbst. Als Rigger will ich Neues ausprobieren und Bewährtes gut und schnell umsetzen. Gleichzeitig muss ich auf Figur und Fitness des Modells Rücksicht nehmen. Nicht jede Begünstigte bringt die Ellbogen hinter dem Rücken zusammen oder hält einen Hogtie länger als fünf Minuten aus. Hinzu kommt, dass ich bei einem Fotoshooting die Seile in der Regel fester schnüren muss als im Spiel, weil es sonst auf den Bildern zu locker aussieht. Hier spielt die Freude am „Hack“ im ursprünglichen Sinn eine Rolle – das Finden einer eleganten Lösung für ein Problem.

Ebenfalls relevant ist der sportliche Aspekt, in mehr als einer Hinsicht. Der Anspruch ans eigene Können und die Routine ist, dass die Bondage gut aussehen soll, nicht ohne Absicht schmerzen, aber dennoch halten und nicht nur Seildeko sein soll, und: ihre Ausführung soll nicht zu lange dauern. Letzteres spielt durchaus eine Rolle, wenn das Modell für typisch mitteleuropäische Temperaturen zu leicht bekleidet ist oder sich für das Bild in anstrengende Positionen begeben muss.

Es gehört dazu, dass dennoch die eine oder andere Fesselung oder Location eine gewisse Zumutung für ein Modell darstellen kann; darauf muss es sich einlassen. Deshalb fotografiere ich bevorzugt mit Modellen, die selbst an Seilen & Co. interessiert sind und wissen, was auf sie zukommt. Auf Bildern wird sehr deutlich, ob da jemand mit Spaß an der Sache ist oder einen Routinejob runterreißt. Wenn allerdings eine potenzielle Begünstigte sich enthusiastisch in Positur wirft und sogar schon eine Handvoll Ideen in petto hat, schmeiße ich für gute Bilder gerne die Ausrüstung ins Auto und nehme auch eine längere Anreise in Kauf: Have rope, will travel.

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Mehr als nur ein Laster. Die Faszination von Bondage und Bildern“ in der Ausgabe Dezember 2012 des Online-Magazins „Macht-Spiele“

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Roping 101, mit Überraschungen

Damsel, frisch eingefangen

Gegenwehr zögert das Ergebnis allenfalls hinaus

Ein Messer befreit – wenn auch nicht von den Seilen

Schon etwas luftiger

Gut verpackt und maximal frei

Statt Kränze zu flechten, habe ich am ersten Adventswochenende lieber Knoten geknüpft – ich hatte mal wieder Besuch: Jene Bekannte, die von ihren ersten Bondage-Erfahrungen aufs Heftigste begeistert war, schaute zum weiteren Erkunden der Faszination von Seilen und anderen Mitteln zur Einschränkung ihrer Bewegungsmöglichkeiten bei mir vorbei, Beweisfotos inklusive. Wie sich schon bei den ersten tastenden Schritten abzeichnete, schwebte über einem Teil des Fotoshootings ein Hauch von Wildem Westen. Die Dame hatte neben Karl May auch andere Quellen im Kopf und war begierig, eine kleine Kopfkino-Anregung in Bilder umzusetzen.

Für den Auftritt der Western-Lady als Damsel in Distress hatte sie ein passendes Outfit zum Opfern mitgebracht: Hut, Chaps und Stiefel waren tabu, doch der Rest durfte in der Tonne enden. So habe ich denn die Begünstigte für eine längere Fotoserie erst fest verschnürt und dann Zug um Zug entkleidet, ohne die Seile zu lösen – praktisch, wenn man ein Messer zur Hand hat. Während sich Flanellhemd, Jeans und andere Kleidungsstücke nach und nach in Fetzen auflösten, gab die Trägerin für die Kamera das so hilflose wie wütende Opfer mit einem Enthusiasmus, von dem später einige blaue Flecken zeugten. Es blieb nicht bei diesen Bildern. Neben weiteren mehr oder weniger elaborierten Fotogelegenheiten nutzten wir die Zeit ebenso für das Antesten unterschiedlicher Fesselmaterialien und Positionen, um die Neugier der Dame zu befriedigen, wie für ausführliche Gespräche zu den Hintergründen unserer gemeinsamen Vorlieben.

Gerade bei den sportlicheren Teilen des Treffens zeigte sich, dass Enthusiasmus hier außer zu leichten körperlichen Spuren auch zu schmerzhafteren Verwerfungen führen kann – und das nicht nur, weil ich mit scharfer Klinge direkt am Körper meines „Opfers“ hantiert habe. Der Schritt vom Workshop und Shooting zur Session ist manchmal kürzer, als es auf den ersten Blick aussieht, und im Spiel mit der Gefahr lauern Gefühl und Nähe.

Was bleibt, außer vielen Fotos und einem Armvoll geschredderter Klamotten: Die Bremsen haben funktioniert, uns blieben beiden Abstürze und andere Bruchlandungen erspart. Wir haben bei dieser Gelegenheit an einigen Grenzen gekratzt, doch sorgfältig darauf geachtet, sie nicht zu überschreiten. Besser so. Aber ein neuer Aspekt, den ich im Blick behalten sollte.

Montag, 19. November 2012

Bondage, Kaffee und Cocktails

Mitt Romneys Lapsus von den „Binders Full of Women“ im US-Wahlkampf ist blitzschnell zum Mem geworden, mit einigen Weiterungen. So assoziierte Food-Bloggerin Pamela Braun daraus „Women in Binders“ und damit eher eine Nähe zu „Fifty Shades of Grey“ als zu rechtskonservativem Standpunkten: „To me, women in binders involves silk ties, a bit of leather and maybe some hand cuffs …“

Das Missverständnis war schnell aufgeklärt, doch das ursprüngliche Gedankenbild regte sie dennoch zu einem Cocktailrezept mit einschlägigem Kontext an: Der „Bondage Martini“ hat zwar mit einem klassischen Martini außer dem Glas nicht viel gemeinsam. Eher süß und sahnig ist er „… one of those coffee cocktails that will let you forget about being in a binder, or bondage, unless you really want to find yourself there.“ Klingt dennoch interessant und nach einer Ergänzung zu den bereits hier erwähnten Cocktails für fesselnde Stunden. Da seien dann selbst die auf dem Foto als Dekoration eingesetzten Blechschellchen verziehen.

Sonntag, 11. November 2012

Premiere mit Seil und Knoten

Neulich durfte ich ja einer wissbegierigen Dame in die Seile helfen. Sie hatte bislang keinerlei einschlägige Erfahrungen, aber vor einiger Zeit begonnen, ihre Interessen in diese Richtung zu erkunden. Der Schritt von der Theorie zur Praxis ergab sich nach längeren Unterhaltungen im Chat, in denen ich offenbar seriös genug wirkte, dass sie sich mir anvertraute. Die ersten Schritte in Sachen Bondage waren für die Begünstigte sehr erfreulich – und so war sie gerne bereit, einen Gastbeitrag für das Blog zu verfassen. Hier nun ihre Eindrücke:

Nach viel einschlägiger Literatur und einer Menge Kopfkino habe ich mich irgendwann an den Gedanken gewöhnt, dass ich wohl die ein oder andere „einschlägige Neigung“ habe. Aber welche eigentlich? Bondage-Bilder hatten es mir eindeutig angetan, und je länger ich sie betrachtet habe, desto größer wurde der Wunsch, selber einmal Seile auf der Haut zu spüren und zur Bewegungsunfähigkeit verdammt zu werden. An eigener Haut diese martialische Anmut zu erleben. Aus einem anfänglichen Gefühl wurde ein Wunsch und daraus ein regelrechtes Verlangen. Meine Neugier und Experimentierfreude taten das ihrige dazu, und so nahm ich irgendwann all meinen Mut zusammen und tat einen ersten Schritt in Richtung Seile.

Aujourd’hui, je ne regrette rien. Au contraire.

Hätte mir noch vor einer Woche jemand gesagt, dass Bondage süchtig macht, ich hätte es nicht geglaubt. Schöne Bilder? Ja. Spannende Thematik? Ja. Experimentierfreude und Neugier? Absolut vorhanden. Aber Suchtgefahr? Kein Gedanke daran!

Ich wurde eines Besseren belehrt, als sich mir recht spontan die Gelegenheit bot, mich verschnüren und festzurren zu lassen.

Wie lässt sich das Gefühl von Bondage beschreiben? Ein Gefühl der Geborgenheit, Hilflosigkeit und gleichzeitig der Sicherheit. Sich hilflos fallen lassen, dadurch ruhig und ergeben. Aufkommende Unsicherheiten, die sich durch kleine Berührungen in Sicherheit, Geborgenheit und Anerkennung verwandeln. Die Erregung, in absoluter Dunkelheit und Unbeweglichkeit nicht zu wissen, was geschieht.

Für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, mag das schizophren klingen und, wenn überhaupt, nur schwer nachvollziehbar sein. Ich wurde selbst von diesen Gefühlen überrannt und musste die einzelnen Bruchstücke erst einmal sortieren und verstehen.

Am erstaunlichsten für mich war der meditative Part von Bondage. Es tut gut, sich fallen lassen zu können, zu müssen, wenn man im Alltag nur unter Strom steht. Die Zügel aus der Hand zu geben, aus der Hand genommen zu bekommen. Nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen, über nichts nachdenken, einfach nur sein. Hilflos, ausgeliefert, ergeben, geborgen und sicher.

Zur Bewegungslosigkeit gezwungen … wunderschön verschnürt.

Mein Körper verlangt danach, gefesselt zu sein, meine Haut sehnt sich nach der Berührung der Seile. Es waren fesselnde Stunden, die mir eine bislang unentdeckte Seite an mir offenbart haben. Eine Seite, die ich vielleicht vorher erahnt, aber niemals gekannt habe.

Ich habe eindeutig Blut geleckt!

Freut mich, dass es so viel Spaß gemacht hat – bei Gelegenheit gerne Fortsetzung, dann auch mit Kamera für ein paar bleibende Erinnerungen.

Update 13.11.2012: Die Begünstigte hat noch einen Anreißertext nachgereicht, den ich den Lesern nicht vorenthalten wollte und deshalb hier als ersten Absatz des Gastbeitrages eingefügt habe.

Dienstag, 6. November 2012

Kurz angebunden

Roped a cowgirl, spoiled a virgin, all in a day’s work. Sometimes I love my job. *schnurrbartzwirbel* *umhangzurückwerf*

Oder etwas ausführlicher: Kurzfristig ergab es sich, dass ich eine neugierige Dame in die Welt der Seile einführen durfte. Völlig unerfahren in dieser Hinsicht, hatte sie sich an mich gewandt, weil sie wusste, dass ich schon ein paar Jahre in Sachen Bondage unterwegs bin. Trotz knapper Zeit reichte es für eine bunte Proberunde vom Hogtie über Spreadeagle bis zu Shibari mit Karada und Ebi und vollumfänglicher Befestigung an einem stabilen Stuhl.

Der Jungfer gefiel es offensichtlich, sich solcherart in Not und Gefahr zu begeben. Allerdings hatte es ihr bei ihrer Premiere vor allem der meditative Aspekt von Bondage angetan – abschalten, fallenlassen und entspannen, weil gerade eh nichts anderes mehr geht. Auf jeden Fall blieben mehr als nur ein paar Ropemarks zurück: Am nächsten Tag durfte ich mir anhören, dass ich die Dame nicht ausreichend vor dem Suchtcharakter von Bondage gewarnt habe. Eine Fortsetzung der angewandten Seilkunde ist schon mal vorgemerkt, und dann sind auch Bilder eingeplant. Angesichts der anderen Hobbys der Begünstigten dürfte das eine oder andere Foto dann ein Western-Thema haben. Ich gehe schon mal Lasso und Stetson suchen.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Himmlische Ruhe

Ich arbeite ja sonst eher mit anderen Sorten Klebeband, doch das klassische silberne Duct Tape hat sich auch im Bondage-Zusammenhang einen Ruf erworben, der an Carl Zwanzigs legendären Ausspruch „Duct tape is like the force. It has a light side, a dark side, and it holds the universe together“ gemahnt. Wie bei einem anderen Wundermittel gibt es mehr Anwendungsbereiche, als sich mancher Hand- und Heimwerker träumen lässt, selbst unter Berücksichtigung der Ansicht „One only needs two tools in life: WD-40 to make things go, and duct tape to make them stop“. Kein Wunder also, dass sich der eine oder andere Spruch mit den Qualitäten des Klebebandes für Immobilisierung und Schalldämmung beschäftigt:

„Not even duct tape can fix stupid. But it can muffle the noise.“

„Silence is golden, but duct tape is silver.“

„If I wanted your opinion, I would remove the duct tape.“

Doch mal ein paar Rollen auf Vorrat legen.

Donnerstag, 13. September 2012

Fehlt was?

Neulich kam in kleiner Runde das Gespräch darauf, was das persönlich Faszinierende an BDSM und Bondage ist – und wie wichtig Variationen dieses Themas im Rahmen einer Beziehung oder auch schlicht beim Sex sind. Ich habe ja schon vor einiger Zeit erwähnt, dass ich mir über meine Neigung recht frühzeitig im Klaren war, und dass ich deshalb eine herkömmlich-„normale“ Beziehung kaum in Erwägung gezogen habe. Mittlerweile kann ich sagen: Das, was unter „Vanilla-Sex“ fällt, ist bisweilen anregend, schön, erfüllend – doch auf längere Sicht begrenzt spannend. Um im realen Erleben und auch im Kopfkino die Regler auf Anschlag zu bringen, bedarf es etwas mehr. Nicht im Sinne stets gesteigerter Reize, um zunehmende Abstumpfung zu bekämpfen. Sondern um dem Miteinander jene Würze zu geben, die das Ganze abrundet.

An der szeneüblichen Metapher orientiert: Vanille pur ist lecker, ob als Eis oder als Pudding. Interessanter wird sie jedoch mit Früchten, Schokolade oder anderen Zutaten. Dabei gilt nicht „mehr ist mehr“. So wie eine Prise Salz im Filter den Kaffee wohlschmeckender macht, können schon einzelne Elemente, Andeutungen oder Symbole das Vergnügen steigern. Nichts gegen eine umfängliche Shibari-Session oder ein Rollenspiel-Wochenende der einschlägigen Art. Doch schon ein Seidenschal oder ein fester Griff können die Lust spürbar anfachen.

Bei alledem ist die Variationsbreite bereits aufgrund der unterschiedlichen Antriebe und situationsabhängigen Elemente erheblich, und Vorfreude spielt ebenso eine Rolle wie Nachglühen und sinnliche Erinnerung. Wenn ich Seile und anderes ins Spiel bringe, kann es ums Herumprobieren und das Entdecken neuer Wege gehen, aber auch um beiderseitiges Fallenlassen in Vertrautes und Bewährtes. Ich weiß, wie ich ticke, was mir Spaß macht, womit ich Lust finden und bereiten will. Der Möglichkeiten dazu sind so viele wie es Zutaten gibt. Aber ganz ohne? Doch, da fehlt dann was.

Samstag, 10. März 2012

Schalldämpfer, oral

Keine Widerrede: Knebel sorgen für Ruhe

Geht es um Bondage und BDSM, spielen Knebel eine wichtige Rolle: Wie bei der Beschränkung von Sehsinn und Gehör geht es zum einen um Machtausübung und Isolation, zum anderen um Fallenlassen und die Aufgabe von Kontrolle. Sowohl für Tops wie für Bottoms ist ein Knebel häufig das I-Tüpfelchen, das eine Bondage erst vollständig macht. Bei härter angelegten Sessions bietet ein Knebel zudem die Möglichkeit für Sub/Bottom, sich gehen zu lassen und zugleich einen Anker, um die Zähne zusammenzubeißen und Zumutungen besser auszuhalten. Ganz pragmatisch schließlich dient ein Knebel der Schalldämmung und erlaubt so heftigere Spiele auch in hellhörigen Wohnungen, ohne die Nachbarn zu verschrecken. Dabei gibt es für jede Vorliebe improvisierte, selbstgebaute und kaufbare Varianten.

Die einzelnen Typen unterscheiden sich nicht nur in der Optik, sondern auch in Wirkung und Tragekomfort. Den Einstieg markiert der „Detective Gag“, so benannt nach seinem überwiegenden Auftauchen in prägenden Krimiserien und Kinofilmen. Der klassische Krimi-Knebel besteht nur aus einem mehr oder weniger fest über die Mundpartie gebundenem Tuch und ist damit allenfalls dekorativ, aber nicht wirkungsvoll. Nicht selten muss die Dame in Bedrängnis beim Agieren aufpassen, dass der Pseudo-Knebel nicht durch eine unvorsichtige Bewegung einfach abfällt. Sprechen ist damit praktisch ohne Einschränkung möglich.

Schon etwas wirkungsvoller ist der „Cleave Gag“, bei dem das zu einem Streifen gerollte oder gefaltete Tuch zwischen die Zähne des/der Begünstigten geschoben wird. Ja nach Festigkeit der Bindung und Dicke des Tuchs lässt sich das Artikulationsvermögen schon recht spürbar beeinträchtigen, vor allem wenn ein dicker Knoten im Tuch oder ein separates, zum Knäuel gerolltes Tuch o. ä. den Mund zusätzlich füllt. Trotz begrenzter Verständlichkeit können Träger von Cleave Gags allerdings immer noch recht laut werden.

Jenseits der klassischen Optik ist ein Stoffknebel nicht jedermanns Geschmack. Zum einen saugt sich der Stoff mit der Zeit mit Speichel voll und verändert so Konsistenz und Tragegefühl, zum anderen können lose Stoffzipfel im Rachen einen Würgereiz auslösen.

Ähnlich beliebt in Film und Fernsehen ist der Tape Gag, also ein Knebel aus Klebeband. Haftkraft und Wirksamkeit hängen hier nicht nur von Art und Menge des gewählten Materials ab. Glätte der Haut, Schweißentwicklung oder Kosmetik haben ebenfalls erheblichen Einfluss. Auch hier gibt es die Deko-Variante in Form eines minimalistisch über die Lippen drapierten Klebebandstückchens, ebenso aber auch sehr wirkungsvolle Ausführungen.

Die effektiveren Vertreter ihrer Art entfernen allerdings beim Abziehen unter Umständen Haarwuchs auf den von ihnen bedeckten Flächen. Wer davon dann noch keine Hautreizung hat, hat die nächste Chance beim Entfernen hartnäckiger Klebstoffreste mit unterschiedlichen Lösungsmitteln. Geringer ist das Risiko, wenn man sich das Knebelmaterial nicht im Baumarkt, sondern im Sanitätsfachhandel besorgt – und auch da ist der Unterschied etwa zwischen Leukosilk und Leukoplast in mehr als einer Hinsicht spürbar.

Geradezu das BDSM-Klischee ist der – bevorzugt rote – Ballknebel. Auch in guter Qualität erschwinglich, relativ pflegeleicht und einigermaßen narrensicher in der Anwendung (no pun intended), dürfte er wohl zu den verbreitetsten Spielzeugen von Bondagern und BDSMern gehören. Wichtig ist es hier, die Ballgröße auf Mundvolumen und -größe des bzw. der Begünstigten abzustimmen. Zu klein ist wirkungslos, zu groß sorgt schneller als nötig für Schmerzen und Muskelkater. Ein gut passender Ballknebel kann dagegen erstaunlich effektiv sein.

Beim klassischen Design läuft ein Lederriemen mitten durch den Ball. Ein gewisser Nachteil dieser Bauform ist, dass der Riemen bei einem fest zugezogenen Ballknebel in die Mundwinkel der Trägerin einschneidet. Fest sitzen sollte er aber, damit ihn die Begünstigte nicht einfach mit der Zunge aus dem Mund drücken kann. Aufgrund dieser Anforderungen entstanden aus dem selbstbau-freundlichen Basismodell etliche Varianten. Statt ihn einfach durch den Halteriemen zu fädeln, lässt sich etwa der Ball an einer Frontplatte befestigen, was den Tragekomfort deutlich erhöht und zugleich festes Anlegen ermöglicht. Bei Harness Gags erhöhen zusätzliche Riemen die Wahrscheinlichkeit, dass der oder die Begünstigte den Knebel auch solange im Mund behält, wie Top es will, egal ob mit oder ohne Frontplatte.

Die Hauptkomponente eines solchen Knebels muss nicht immer Ballform haben. Die Bandbreite reicht von unterschiedlich geformten Lederkissen bis hin zu anatomisch mehr oder weniger korrekt nachgebildeten Plugs. Weiche Kissenknebel wie auf dem Bild unten links sind auch für Untrainierte länger tragbar, während aufblasbare Knebel vor allem in der Butterfly-Variante alles andere als stressfrei sind, dafür jedoch zu den wirkungsvollsten Knebeltypen gehören. Nicht nur beim Pony Play sind Stangen- und Trensenknebel nützlich, machen Sie Begünstigte doch nicht nur lenkbar, sondern halten auch bissige Subbies im Zaum. Abhängig vom Durchmesser aller beteiligten Elemente bieten Ringknebel besondere Spielmöglichkeiten, können doch Begünstigte damit den Mund nicht schließen. Die Hardcore-Version davon sind Spider Gags, die ihren Namen von den über die Wangen reichenden, an Spinnenbeine erinnernden Metallklauen haben, und aus dem medizinischen Bereich stammende Kiefersperren.

Wesentliches Element eines wirksamen Knebels ist die Mundfüllung: Entgegen gängiger Fantasien ist dabei Lautlosigkeit nicht zu erreichen. Was ein Knebel kann, ist den Resonanzraum der Mundhöhle zu verkleinern und damit die Lautstärke zu verringern sowie die Artikulationsmöglichkeiten beschränken. Beides ist nicht ohne Nebenwirkungen möglich: Ein direktes Risiko ist das Verlegen der Atemwege durch den Knebel, ein indirektes das Auslösen eines Würgereizes oder eines Panikanfalls mit jeweils fatalen Folgen. Besonders der im japanischen Bondagestil häufige „over the nose gag“, bei dem das abschließende Tuch nicht nur die Mundpartie, sondern auch die Nase abdeckt, kann atemtechnisch problematisch werden. Auch wer Knebel gerne in mehreren Schichten aufbaut, sollte daran denken, dass ein Knebel im Notfall dann mit beherztem Werkzeugeinsatz entfernt werden muss.

Weniger offensichtliche Risiken ergeben sich aus dem verwendeten Knebelmaterial. So können etwa von den immer wieder als Knebelbällen zu findenden lackierten Holzkugeln nicht nur Farbsplitter abspringen. Ebenso wie bei ungepolsterten Metallringknebeln kann hier auch das Gebiss in Mitleidenschaft gezogen werden – und eine Zahnbehandlung steht im Normalfall selbst bei erklärten Masochisten nicht sehr weit oben auf der Session-Wunschliste. Andere Materialien sind auch nicht ohne; so hatte ich in meinem Bestand einen Harness Gag, der durch massiv ausgasende Weichmacher des Knebelballes relativ schnell untragbar wurde. Beim Kauf lohnt es sich deshalb, auf Qualität zu achten. In die Kategorie „Geschenkt ist noch zu teuer“ fallen etwa mit den Blechhandschellen mit und ohne Plüschüberzug vergleichbare Billig-Ballknebel, die aus einer Hartplastikkugel und Latexband mit Klettverschluss bestehen.

Etwas abseits von klassischen Knebeln sind andere Möglichkeiten, Stille zu erzwingen. Während Active Noise Cancelling in dieser Hinsicht noch nicht wirklich einsatzbereit ist, spielt mancher in der Szene mit dem Gedanken, Elektroschock-Halsbänder einzusetzen, die eigentlich dazu gedacht sind, Hunden das Bellen abzugewöhnen. Aber da empfiehlt sich dann schon eher der Befehl an Subbie, ein rohes Ei im Mund zu behalten, ohne es zu zerbrechen.

Ein Aspekt vor allem von Ball-, Ring- und Stangenknebeln ist der von ihnen verursachte ungebremste Speichelfluss. „Drooling“ bedeutet für manche zusätzliche Demütigung und entsprechenden Kick, für andere wiederum ist es ein No-Go – hier gilt es nach persönlichen Vorlieben auszuwählen, primär natürlich nach denen des Riggers, Tops oder Doms. *veg*

Montag, 2. Januar 2012

Entspannter Auftakt

Das Jahr fängt ja gut an: Mit kurzfristiger Vorwarnung haben einschlägige Bekannte vorbeigeschaut – die Initiatorin hatte wieder einmal Sehnsucht nach Seilen. Und wer wäre ich denn, solche Bitten abzuschlagen? Also verhalf ich der Dame nach dem Begrüßungstee mit ein paar wohlgesetzten Knoten zur Entspannung.

Während sie sich in die Seile fallen ließ, plauderte ich mit ihrem Begleiter über Bondage-Techniken, Bilder und Fachliteratur, nicht ohne gelegentlich bei der abgelegten Begünstigten nach dem Rechten zu sehen. Beim Verschnüren war ich im ersten Anlauf etwas zu lässig, was die Dame prompt zum Aufknibbeln der Knoten nutzte, statt sich der Meditation hinzugeben. Ein kleiner Positionswechsel und die Nutzung strategischer Ankerpunkte haben dies jedoch schnell korrigiert, und ihr blieb nichts anderes mehr übrig als abzuwarten.

So stellte sich der gewünschte Effekt ein, und meine Besucherin fuhr mit freierem Kopf wieder nach Hause. Abgesehen davon plant sie demnächst eine Seilbestellung, und da fällt mir ein, dass ich da auch noch die eine oder andere Farbe auf der Liste habe.

Samstag, 17. Dezember 2011

Knusper, Knusper, Knäuschen

Ich bin dieses Jahr noch nicht zur Weihnachtsbäckerei gekommen, aber jemand anderer war schon fleißig, und das sogar einschlägig: Die BDSM-Plätzchen sind wohl nicht für jeden Weihnachtsteller im erweiterten Familienkreis tauglich. Aber sie bringen mit Sicherheit auf Ideen, so sie angeboten werden. Ach ja: Wer im Bett krümelt, hat mit Konsequenzen zu rechnen.