Sonntag, 11. November 2012

Premiere mit Seil und Knoten

Neulich durfte ich ja einer wissbegierigen Dame in die Seile helfen. Sie hatte bislang keinerlei einschlägige Erfahrungen, aber vor einiger Zeit begonnen, ihre Interessen in diese Richtung zu erkunden. Der Schritt von der Theorie zur Praxis ergab sich nach längeren Unterhaltungen im Chat, in denen ich offenbar seriös genug wirkte, dass sie sich mir anvertraute. Die ersten Schritte in Sachen Bondage waren für die Begünstigte sehr erfreulich – und so war sie gerne bereit, einen Gastbeitrag für das Blog zu verfassen. Hier nun ihre Eindrücke:

Nach viel einschlägiger Literatur und einer Menge Kopfkino habe ich mich irgendwann an den Gedanken gewöhnt, dass ich wohl die ein oder andere „einschlägige Neigung“ habe. Aber welche eigentlich? Bondage-Bilder hatten es mir eindeutig angetan, und je länger ich sie betrachtet habe, desto größer wurde der Wunsch, selber einmal Seile auf der Haut zu spüren und zur Bewegungsunfähigkeit verdammt zu werden. An eigener Haut diese martialische Anmut zu erleben. Aus einem anfänglichen Gefühl wurde ein Wunsch und daraus ein regelrechtes Verlangen. Meine Neugier und Experimentierfreude taten das ihrige dazu, und so nahm ich irgendwann all meinen Mut zusammen und tat einen ersten Schritt in Richtung Seile.

Aujourd’hui, je ne regrette rien. Au contraire.

Hätte mir noch vor einer Woche jemand gesagt, dass Bondage süchtig macht, ich hätte es nicht geglaubt. Schöne Bilder? Ja. Spannende Thematik? Ja. Experimentierfreude und Neugier? Absolut vorhanden. Aber Suchtgefahr? Kein Gedanke daran!

Ich wurde eines Besseren belehrt, als sich mir recht spontan die Gelegenheit bot, mich verschnüren und festzurren zu lassen.

Wie lässt sich das Gefühl von Bondage beschreiben? Ein Gefühl der Geborgenheit, Hilflosigkeit und gleichzeitig der Sicherheit. Sich hilflos fallen lassen, dadurch ruhig und ergeben. Aufkommende Unsicherheiten, die sich durch kleine Berührungen in Sicherheit, Geborgenheit und Anerkennung verwandeln. Die Erregung, in absoluter Dunkelheit und Unbeweglichkeit nicht zu wissen, was geschieht.

Für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, mag das schizophren klingen und, wenn überhaupt, nur schwer nachvollziehbar sein. Ich wurde selbst von diesen Gefühlen überrannt und musste die einzelnen Bruchstücke erst einmal sortieren und verstehen.

Am erstaunlichsten für mich war der meditative Part von Bondage. Es tut gut, sich fallen lassen zu können, zu müssen, wenn man im Alltag nur unter Strom steht. Die Zügel aus der Hand zu geben, aus der Hand genommen zu bekommen. Nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen, über nichts nachdenken, einfach nur sein. Hilflos, ausgeliefert, ergeben, geborgen und sicher.

Zur Bewegungslosigkeit gezwungen … wunderschön verschnürt.

Mein Körper verlangt danach, gefesselt zu sein, meine Haut sehnt sich nach der Berührung der Seile. Es waren fesselnde Stunden, die mir eine bislang unentdeckte Seite an mir offenbart haben. Eine Seite, die ich vielleicht vorher erahnt, aber niemals gekannt habe.

Ich habe eindeutig Blut geleckt!

Freut mich, dass es so viel Spaß gemacht hat – bei Gelegenheit gerne Fortsetzung, dann auch mit Kamera für ein paar bleibende Erinnerungen.

Update 13.11.2012: Die Begünstigte hat noch einen Anreißertext nachgereicht, den ich den Lesern nicht vorenthalten wollte und deshalb hier als ersten Absatz des Gastbeitrages eingefügt habe.

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