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Freitag, 20. Februar 2015

Fifty Shades of Klingon

Bei Fifty Shades of Grey ist es wohl ähnlich wie mit Shakespeare – für den wahren Genuss muss man das klingonische Original erleben. Eine Idee davon vermittelt Captain Crusher:

„Since klingon sex is basically violent wrestling, I wonder if the klingons don’t have BDSM but like the opposite. Klingons gathering in secrecy in dark cellars to engage in sweet, gentle loving, to the scorn of fellow klingons.

‘How can you do that?’ the other klingons ask. ‘You don’t even draw blood? Not a single furniture breaking? It doesn’t seem … natural.’

‘What is this …… cuddle, you speak of?’“

Klingonische Kuschelkeller.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Mr. Red statt Mr. Grey

Mit dem nahenden Start der Verfilmung ist „Fifty Shades of Grey“ in den Medien präsenter denn je. Der Pseudo-BDSM-Unfug wird davon nicht besser, aber eine umso dankbarere Zielscheibe für Parodien und Veralberungen aller Art. So hat das auf Porno-Parodien bekannter Filme spezialisierte Studio Woodrocket für die amerikanische Sex-Shop-Kette Lion’Den eine Reihe von Werbespots gedreht, unter anderem eben Fifty Shades of Santa:

Und so ein fliegender Schlitten ist ja schließlich auch origineller als ein Hubschrauber, wie eine weitere saisonal passende Parodie beweist:

Beide geben der Standardfrage „Naughty or nice“ jedenfalls eine neue Bedeutung. Ho ho ho.

Freitag, 19. September 2014

En garde!

19. September, Talk Like A Pirate Day - Bild: Mike Piontek

Es ist schon wieder einmal so weit: Auch wenn ich wegen einiger unersprießlicher Umstände in den vergangenen Wochen keine große Lust gehabt habe, mich online zu betätigen – den Talk Lika A Pirate Day wollte ich nicht unkommentiert vorbeiziehen lassen. Wegen jener Umstände ist mir momentan zwar eher nach aggressiveren Tätigkeiten im piratigen Kontext denn nach Seemannsknoten an willigen Begünstigten. Aber um sich abzureagieren, gibt es ja die passende Kampftechnik mit einer gewissen Tradition. Wer „Insult Swordfighting“ trainieren will, kann das nun auch online mit dem Monkey Island Insult Swordfighting Game, selbstverständlich in der Originaloptik und mit allen Beleidigungen der Serie. Für irgendwas müssen die scharfen Spielsachen ja gut sein, Anleitungen und Tipps habe ich, und Üben hilft ja – auch hier.

Sonntag, 17. August 2014

Ach, wirklich?

Jetzt, wo das böse Buch verfilmt wird (und womöglich seine Fortsetzungen ebenfalls), kommen auch die Medien, die den Hype mit befeuert haben, langsam auf den Trichter: „SM-Profis ist ‚Fifty Shades of Grey’ zu hart“ betitelt aktuell woman.at einen entsprechenden Artikel. Dass das Buch eher die Geschichte eines Missbrauchs als einer SM-Beziehung darstellt, ist nicht nur in der BDSM-Szene nicht wirklich neu. Aber schließlich ist schon die Vorlage, auf der das als Twilight-Fanfic gestartete Werk basiert, hinsichtlich der Darstellung einer Beziehung eher fragwürdig. Und der Spin-off von E. L. James war zumindest anfangs Mary Sue auf Anschlag. Insofern: What else is new?

Gut, Buchserie und Medienrummel haben das Thema BDSM nach der Aufbruchsstimmung der 90er wieder einmal ins Licht der Öffentlichkeit geholt. Gleichzeitig vermittelt es so ein schiefes Bild des Ganzen, dass es eher Frischfleischjägern, Vertretern des Einzig wahren BDSM™ und anderen fragwürdigen Gestalten in die Hände spielt. Ja, natürlich sollten auch Fans Fantasie und Wirklichkeit auseinanderhalten können und mitkriegen, dass der Realitätsgehalt der Bücher ungefähr dem einer RTL2-„Reportage“ über BDSM und Bondage entspricht. Aber manche Einsteigerin redet sich dennoch damit Dinge schön, wo längst die Alarmglocken klingeln sollten, und mancher Möchtegern-Mr.-Grey versucht Dinge nachzumachen, die real nicht funktionieren oder riskanter sind, als er meint.

Donnerstag, 19. September 2013

Hart am Wind

Heute ist wieder Talk Like A Pirate Day. Ich hatte weder Zeit noch Gelegenheit, Kaperfahrten zu unternehmen, Jungfern einzuwickeln, Knoten zu knüpfen, Landratten zu erschrecken oder am richtigen Auftritt zu feilen.

Aber für ein paar Hinweise reicht es noch – als da wären: Eine Möglichkeit sein Gefährt für den Datenozean auf Lecks zu prüfen, sprachhistorische Anmerkungen zur Ausdrucksweise von Piraten, Bilder von den Feierlichkeiten in aller Welt und ein Video:

Arr!

Dienstag, 6. November 2012

Hält gut

Unverhofft konnte ich dank weggebrochener Verpflichtungen ein langes Wochenende mit der Herzdame verbringen, Halloween-Party und Hühnersuppe zur Erkältungstherapie inbegriffen. Bonus zum Bonus-Kurzurlaub: Ich konnte umsetzen, was beim letzten Mal nicht geklappt hatte – die Fortsetzung der Halloween-Bilder mit anderen Mitteln. Diesmal war das Setting eher an Leatherface, Jason Vorhees und Buffalo Bill orientiert als an den heimeligen Hexen und Monstern der „Trick or Treat“-Variante.

Dazu habe ich etwas improvisiert und in einer schnell ausgeräumten Ecke im Badezimmer mit zwei Blitzen und Pappvorsätzen Keller- und Verliesstimmung gezaubert. Die einschlägig interessierte Mitbewohnerin opferte sich und mimte mit dramatisch zerlaufenem Make-Up, weit aufgerissenen Augen und fest in Duct Tape verschnürt die nackte Damsel in Distress in Erwartung des sabbernden Axtmörders. Obwohl aus der Hüfte geschossen, gab es am Ende einige spannende Fotos. Und die Erkenntnis bei der Begünstigten (Ist der Begriff diesmal angebracht? *veg*), dass Duct Tape auf blanker Haut beim Entfernen deutlich heftiger ist als während der eigentlichen Bondage.

Mittwoch, 19. September 2012

Volle Fahrt voraus!

Selbst wenn mir den Umständen geschuldet derzeit häufiger „Argh“ auf der Zunge liegt: Heute heißt es „Arr“ – denn heute ist mal wieder (und bereits zum zehnten Mal) der Talk Like a Pirate Day, und das hat nichts mit der aktuellen politischen Lachnummer zu tun. Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt, bietet sich der Kontext natürlich für einschlägige Spiele an. Schade, dass die diversen Begünstigten inklusive Herzdame gerade an fernen Gestaden weilen oder anderweitig abgetaucht sind. Andererseits sitzt das Knotenknüpfen grundsätzlich, obwohl ich im Moment wenig zum Üben komme. Dann also von einem anderen Vorbild inspiriert an der spezifischen Kampftechnik feilen. Und auch wenn ich mich auf und unter Deck eines Seglers nicht fehl am Platze fühle, würde ich dann doch lieber passend ausgestattet in die Luft gehen. Die spätestens seit Blofeld kanonische Katze muss übrigens weder weiß noch flauschig sein.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Unfug in der Schmerzenskammer

Ja doch, ich hab’s auch schon gehört, da gibt es jetzt so ein Buch, oder eigentlich mehrere Bücher, die so echt BDSM zum Thema machen und eine tolle Liebesgeschichte erzählen und die Perversion zu Kunst machen und massentauglich und überhaupt … Dabei zeigt „Fifty Shades of Grey“ (deutsch: „Geheimes Verlangen“) nur, dass Qualität kein Erfolgskriterium ist; die Herkunft aus der Twilight-Fanfic-Ecke sollte eigentlich Warnung genug sein. Aber bekanntlich ist ja nichts so unnütz, dass es nicht als schlechtes Beispiel dienen könnte. Deshalb zur Einstimmung, was einen Leser (oder eher eine Leserin) erwartet, das Video von Gilbert Gottfrieds Lesung und ein Best-of anderer Videoparodien. Laura Antoniou trifft in „50 Shades of Sell Out“ den Ton der Vorlage aufs Trefflichste, während Psychologin Pamela Stephenson Connolly darlegt, dass die von Autorin E. L. James erdachte Geschichte BDSMer und Bondage in ein schlechtes Licht rückt.

Dass Fifty Shades of Grey eher die Geschichte eines Missbrauchs als die einer SSC-Beziehung ist, ist auch die Ansicht von Bettina „Twister“ Hammer, die in „Kabelbinder, wahre Liebe und purpurbehelmte Liebeskrieger“ und der Fortsetzung „Kabelbinder, Peitschen und Analstöpsel. Der Missbrauch hat mich gerettet …“ das Phänomen um die Serie und en passant das Problem des erotischen und/oder pornografischen Schreibens thematisiert. Kathrin Passig hat im „Focus“ (bewusst kein Zitat) Stil und Story ebenfalls nachdrücklich zerlegt.

Wer schon am Boden liegt, den soll man nicht mehr treten – aber Katrina Lumsden macht das großartig mit vielen schönen animierten GIFs, die den Tenor ihrer Rezension verdeutlichen, und als Bonus einem Word Count von E. L. James’ Lieblingsfloskeln. Großes Kino, Teil 1, Teil 2 und Teil 3.

Montag, 3. Oktober 2011

Günstige Gelegenheit

Nur ein kleiner Ausschnitt der Doppel-Bondage

Der Anlass der letzten Tour war in erster Linie nicht einschlägig: Die Mitbewohnerin der Herzdame hatte Geburtstag, und wir wollten bei der Party dabei sein. Aber wenn alle in die gleiche Richtung denken, kommt man natürlich trotzdem auf Ideen für das eine oder andere Szenario. Die beiden Damen des Hauses hatten schon bei den Vorbereitungen der Feier diskutiert, „Der Tag danach“-Fotos zu machen, bei denen sie metaphorisch und buchstäblich zugleich in den Seilen hängen wollten.

Statt anderntags die Flaschenbatterie und die anderen Cocktailzutaten nach der Party aufzuräumen, ergänzten wir sie also zunächst um einige Details, die auf eine deutlich wildere Feier hindeuteten. Anschließend warfen sich die Hauptdarstellerinnen noch einmal in Schale und verwüsteten Make-up und Frisuren angemessen. Zum darauf folgenden Verpacken hatte ich mir einige Tipps aus den neuen Büchern geholt.

Gut verschnürt posierten die beiden dann mit und ohne Glas auf dem Sofa hinter der aufgebauten Partyruine. Ich scheuchte derweil den dritten Mitbewohner als lebendes Lichtstativ mit Funkblitz in der Hand zum Ausleuchten der Szenerie herum und kam bei der Suche nach den besten Blickwinkeln und Bildkompositionen selbst gehörig ins Schwitzen. Nur bedingt kooperationsbereit war der eine Hauskater, der des Brückenschlags zum Kater wegen auch mit aufs Bild sollte. Man kann ja nicht alles haben; es sind dennoch einige schöne Bilder für die beiden Damen herausgekommen.

Ebenfalls an diesem Wochenende zeigte sich außerdem wieder einmal, dass die Neugier auf interessante Spielarten doch weiter verbreitet ist, als man manchmal glaubt.

Montag, 19. September 2011

Hunderttausend heulende Höllenhunde!

Wieder einmal ist Talk Like a Pirate Day – eigentlich ein guter Tag, sich auch einmal wieder an Seemannsknoten zu versuchen. Leider ist die Herzdame massiv indisponiert und so allenfalls metaphorisch zu umgarnen. Wohlan denn, vielleicht lässt sich ja stattdessen die Jungfer aus der Nachbarkajüte vom Wert des Übens überzeugen. Klar zum Entern!

Sonntag, 19. September 2010

Arr!

The same procedure as last year? The same procedure as every year! Es ist wieder einmal Piratentag. Die Hausaufgabe heute:

Üben – wird abgefragt, und wer sie nicht beherrscht, hat sich damit freiwillig als Demonstrationsobjekt gemeldet. Arr!

Mittwoch, 25. November 2009

Rollenspiel: Eine Session

Wachs als überzeugendes Argument im Rollenspiel

Ein Rollenspiel ist im einschlägigen Kontext eine Gelegenheit, zwanglos (pun intended) neue Ufer zu erkunden. Ich habe ja schon vor einiger Zeit beschrieben, wie sich das in die Praxis umsetzen lässt. Wie das Ganze ablaufen kann, schildert hier eine Begünstigte, auf deren Wunsch ich Gabriel von der Leine gelassen habe:

Ein Einblick in eine spontan entstandene Session: Ich wusste nicht, was genau auf mich zukommt, da ich „Gabriel“ an diesem Abend erst kennen lernen würde, J. wusste nicht genau, wer ich bin. Das ganze hatte ein wenig vom bekannten „Blind Date“ – siehe Engelke/Dietrich, nur nicht so lustig! Doch, auch lustig … Die Grundidee ist durch den Film „Millers Crossing“ entstanden.

Die Gangsterbraut Lo wartet in ihrer Wohnung auf ihren Lover Jason, den Möchtegernhehler. Sie raucht, blättert dabei in einer Modezeitschrift und ärgert sich bereits darüber, das Jason sie wie immer zum billigsten Italiener ausführen wird, den er kennt.

Es klopft, sie ruft „Herein.“ Nichts.

Einen Moment danach klopft es wieder, wieder ruft sie „Herein!“

Nichts geschieht.

Dann klopft es ein drittes Mal.

Genervt steht sie auf. „Was Jason wohl da anschleppt?“, denkt Lo bei sich und schlendert zur Tür, Zigarette in der Linken.

Sie öffnet. Vor ihr steht ein fremder Mann im Anzug, den Hut tief ins Gesicht gezogen.

Mit einem Schlag ist die Tür weit offen, er steht im Zimmer und direkt vor ihr, wirbelt sie herum und presst sie rücklings an sich, eine Hand an ihrer Kehle, mit der anderen ihre Linke mit der Zigarette fest im Griff und weggestreckt.

„Guten Abend“, schnurrt der Eindringling.

„Loslassen!“ keift sie sofort los. „Aber plötzlich! Wie können …“ Sie verstummt, als sie die Hitze der Zigarette an ihrem Gesicht spürt.

Seine Stimme ist leise, direkt an ihrem Ohr: „Ganz ruhig – ich bin gleich wieder fort, wenn ich habe, wofür ich gekommen bin.“

„Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.“

„Das ist schlecht. Ich habe nur eine einzige Frage: Wo ist es?“

Er wirft die Zigarette in den Aschenbecher und packt sie fester.

„Was immer man Ihnen zahlt … Sie können es auch von mir bekommen.“

„Das wollte ich nicht wissen“

„Ich weiß doch nicht mal, wer sie schickt!“, versucht sie es verzweifelt.

Er packt sie an den Haaren und zieht sie fester zu sich. In seiner Hand blitzt die Klinge eines Messers auf.

„Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte.“ Das Messer legt sich ihr an die Kehle. „Wo ist es?“

„Erst mal muss der Kerl von mir weg“, denkt Lo und sagt, ohne zu überlegen: „Es ist unter dem Bett.“

Sie versucht, ihre Contenance wieder zu erlangen. „Bleiben Sie ruhig. Ich hole es Ihnen sofort.“

Er lacht. „Oh nein.“ Er schubst sie auf das Sofa, und ehe sie sich versieht, ist sie mit Handschellen an die Lehne gefesselt.

Nun kann sie ihn das erste Mal betrachten.

Der Kerl ist erstaunlich ruhig. Selbstbeherrscht steht er in ihrer Wohnung und streicht über die Klinge seines Messers.

„Ich werde nun nachsehen, ob dort unter dem Bett wirklich etwas für mich ist. Wenn nicht … ist das schlecht für Dich.“ Er lächelt mit einer Freundlichkeit zu ihr hinunter, die ihr eine Gänsehaut bereitet.

„Hören Sie,“ beginnt sie, als er sich auf den Weg macht. „Sie kommen hier rein, stellen sich nicht mal vor … Sollten wir das ganze nicht bei einem Drink besprechen?“

Die Messerspitze gleitet ihren Hals entlang. „Erst, wenn ich meinen Auftrag erfüllt habe. Dann – gerne.“

Er geht zum Bett, kramt herum. Natürlich nichts.

„Das war nicht nett.“ Er ist wieder bei ihr, packt sie im Nacken. „Das Spiel hat nur eine Regel. Ich sage etwas, Du tust es. Und wenn Du Ausflüchte suchst oder mich anlügst …“

Er lacht und drückt das Messer an den Hals. „Dreißig Sekunden.“ Er hält es vor ihren Bauch, die Klinge aufwärts gerichtet, die Spitze unter ihrem Rippenbogen. „Fünf Sekunden.“

Er löst die Metallfesseln und zieht sie hoch.

„Sehen wir mal, ob Du verstanden hast. Runter mit dem Kleid!“

Sie sieht ihn entsetzt an. „Hören Sie mal … wie können …“

Die Messerspitze ist an ihrer Kehle. „Du kannst es ausziehen, oder ich kann es herunterschneiden. Deine Entscheidung. Zehn Sekunden. Neun. Acht.“

Sie dreht sich um, bemüht sich um Würde. „Können Sie mir mit dem Reißverschluss helfen?“

„Gerne doch.“ Er öffnet ihn, und sie lässt zögernd das Kleid bis zu den Hüften hinunter.

Sie sieht ihn an. „Wollen Sie das wirklich verantworten?“

„Oh ja! Weiter!“

„Das wird Ihnen noch leid tun!“

Sie wirft das Kleid ab, steht mit ihrer Korsage vor ihm, die Hände in den Hüften, den Kopf trotzig erhoben.

Seine Augen gleiten abschätzend über ihren Körper.

„Hübsch! Sehr hübsch! Hatten wir heute Abend noch etwas vor?“

„Ja, Essen gehen – mit Jason.“

„Ah! DAS muss leider ausfallen. Jason kommt heute nicht.“

„Sie bluffen! In einer halben Stunde ist Jason da, und Gnade ihnen Gott, wenn Sie dann noch hier zugange sind!“

Er schüttelt süffisant lächelnd den Kopf. „Nein. Er hat anderweitigen Besuch bekommen. Von einem Kollegen von mir. Ich habe alle Zeit der Welt. Was nicht heißt, dass ich Lust habe, mich belügen zu lassen.“ Er packt sie an der Kehle. „DANN werde ich wütend!“, erinnert er sie und wirbelt Sie herum.

„Los, zum Bett!“

Sie streckt den Rücken durch und geht ins Schlafzimmer. Er folgt ihr in aller Ruhe, die Hand mit dem Messer hängt entspannt an seiner Seite.

Ihre Chance! Sie sprintet los. Wirft sich aufs Bett, greift unter das Kopfkissen – dort liegt die kleine .32er Colt Automatik, die Jason ihr gegeben hat. Sie zieht die Pistole hervor, rutscht über das Bett und richtet die Pistole auf den Eindringling. Er steht mit gezücktem Messer da, einen Moment innehaltend.

„Fallen lassen!“, ruft Lo aus. Sie ist irritiert. Der Mann hat absolut keine Angst. „Hey! Ich habe eine Waffe und ich werde schießen! Verschwinden Sie!“

Er grinst, springt aufs Bett und ist mit einem weiteren Satz direkt vor ihr.

Sie drückt ab. Die Waffe blockiert. Sie dreht sich um, will weglaufen, da ist er bereits über ihr und wirft sie auf die Matratze.

„Loslassen!“, sagt er mit kühler Stimme. „Lass die Waffe sofort los!“

Die Messerspitze bohrt sich in ihren Hals. Sie öffnet die Hand und lässt die Pistole auf den Boden gleiten.

„Sehr schön. Das nächste Mal ans Entsichern denken!“

Sie faucht, zappelt und bekommt einen Schlag ins Gesicht.

„Ruhig bleiben. Du kennst das Spiel. Ich sage, was gemacht wird. Du tust es. Ich frage, Du antwortest.“ Der Druck der Messerspitze verschwindet.

„Die Korsage aus … jetzt!“

Sie macht sich bebend über die Häkchen am Rücken her, zögerlich, sich fragend, wie sie ihn aufhalten kann.

„Das geht schneller“, ermahnt er sie.

Flink löst sie die letzten Haken und wirft die Korsage vor sich.

Leise gleitet die Klinge über ihren Rücken.

„Hinlegen.“

Sie streckt sie sich auf dem Bett aus. Und doch muss sie sagen: „Lassen sie es. Noch ist es Zeit. Wenn Jason erst da ist …“

„Er wird nicht kommen“, wirft er ein und zieht ein paar Handschellen aus seiner Tasche.

„Natürlich wird er kommen. Sie wollen mir nur Angst einjagen.“

„Husch! Hinlegen!“

Die erste Schelle rastet um ihr linkes Handgelenk ein, dann um den Bettpfosten.

„Jason hatte einen Unfall. Schade um den schönen Wagen.“

Er geht lässig zur anderen Seite des Kopfendes, greift nach ihrem rechten Arm, fixiert ihn ebenso wie den linken.

„Nein“, sagt sie.

„Doch. Er war nicht sehr mitteilsam.“

Der rechte Fuß … der linke …

Er sieht zu ihr hinunter mit fast zärtlichem Blick, in seinen Händen einen schwarzen Schal.

„Was haben Sie vor?“

„Ich werde jetzt meine Frage stellen.“ Er beugt sich herunter zu ihr und bindet ihr den Schal über die Augen. Dann spürt sie wieder die Klinge. Sie kratzt ihren Hals hinunter, stockt an der Brustwarze, drückt sich erst zart, dann schmerzhaft hinein, um dann an den Rippen vorbei hinunterzugleiten.

„Ich frage, Du antwortest.“

„Mistkerl.“

Anstatt drauf einzugehen, fragt er ruhig: „Wo ist es?“

In diesem Augenblick realisiert sie, dass er nicht aufhören wird. Dass er dies zu sehr genießt. Dass sie wirklich sterben könnte.

„Das macht Ihnen wirklich Spaß, nicht wahr?“, fragt sie dumpf.

„Ich liebe meine Arbeit. Ein gut erledigter Job ist doch was Wunderbares.“ Finger drücken sich in ihr Fleisch.

„Mr.“, beginnt sie. „Wie darf ich Sie nennen? Mr.?“

„Gabriel.“

Hände, die grob über ihren Körper streichen, hier und dort verweilen und in ihr Fleisch kneifen.

„Mr. Gabriel, auf dem Schrank ist eine kleine Schmuckschatulle …“

Eine Hand krallt sich in ihre Brust.

„Hehlerware interessiert mich nicht!“

Sie japst.

„Es ist Bargeld drin. Und der Schlüssel zu einem Schließfach.“

Seine Hand stockt auf ihrem Venushügel.

„Schließfach? DAS klingt interessant!“

„Jasons letzte Einnahmen sind drin. Sauberes Geld!“

Sein Gewicht auf einmal über ihrem Körper. Sein Atem auf ihrem Gesicht.

Hastig redet sie weiter: „Genug, um diesen Job sausen zu lassen und in Rente zu gehen.“

Mr. Gabriel lacht. „Genug, um mich vor geprellten Auftraggebern zu verstecken? Nein, ich sagte doch, ich LIEBE meinen Job, und ich habe genug Geld.“

Finger krallen sich in ihr Fleisch.

Sie schreit auf. „Verstehen Sie denn nicht, Mr. Gabriel? Wenn ich es Ihnen gebe, bin ich so gut wie tot!“

„So gut wie? Wieviel Zukunft erhoffst Du Dir denn? Du wirst HEUTE Abend sterben, wenn Du mir nicht die richtige Antwort gibst!“

Eine Hand, die ihre Kehle für einen langen Moment zudrückt.

Sie keucht, hustet. „Bitte, Mr. Gabriel, ich habe doch gar keine Wahl …“

„… außer mir zu sagen, WO. ES. IST!“

Ohrfeigen begleiten die letzten drei Worte.

„Ich kann es doch nicht sagen“, flüstert sie. „nicht, wenn ich nicht zugeben kann, dass es mir wirklich mit Gewalt genommen wurde.“

„Das kann ich arrangieren“, haucht Gabriel. Es raschelt, er bewegt sich im Zimmer. Alles ist ruhig.

Dann plötzlich springt es sie heiß an, erst denkt sie an Wasser – aber es brennt so.

„Das sind wirklich hübsche Kerzen … so schön rot.“, hört Lo seine Stimme, und sie muss an den Dreierkerzenständer denken, der auf ihrem Wohnzimmertisch steht.

Sie jammert, bäumt sich auf, doch die Handschellen halten. Schwer atmend legt sie sich zurück in die Kissen und lauscht nach ihm. Schließlich fragt sie:

„Was ist mit Jason geschehen?“, fragt sie leise. „Müllpresse?“

„Nein, ein Lastwagen. Ganz normaler Autounfall.“

„Ich hätte mir meinen Gefährten wohl besser aussuchen sollen? Aber er gab mir ein Dach über den Kopf. Ernährte mich …“

„Wem gehört die Waffe?“, fragt er.

„Die hatte ich von Jason.“

„Vermutlich nicht sauber?“

„So wie ich Jason kenne, nicht.“, sie zögert. „Was geschieht nun mit mir? Was werden Sie tun? Wenn ich ES Ihnen gebe? Können Sie mich nicht auf einen Stuhl fesseln und mir ein blaues Auge verpassen?“

„Oh, etwas mehr sollte es schon sein.“

Wieder spürt sie die Klinge, dieses mal in ihrem Gesicht.

„Ich habe bereits eine Narbe auf der rechten Wange – reicht die nicht?“

„Ich bin für Symmetrie.“, sagt er leise.

„Bitte nicht so tief … das könnten Sie doch? Wo Sie doch so gut mit dem Messer umgehen?“

„Mm-mm – das sind Verhandlungen nach meinem Geschmack.“

„Und woher soll ich dann wissen, das Sie sich an die Abmachung halten?“, fragt sie laut.

„Das kannst Du nicht.“ Sie hört ihn, fühlt ihn, spürt seinen Mund auf ihrem.

„Keine Angst.“ Er spielt mit ihren Brustwarzen, drückt mal fest zu, schnippt an ihnen. Sie spürt Wachs abblättern.

„Keine Spuren, die lange bleiben. Aber zuerst“, verkündet er, und sie merkt, wie er sich aufsetzt, „werde ich selber auf die Suche gehen. Ich kenne ja die meisten Verstecke. Es ist doch immer der Spülkasten oder der Eisschrank.“ Seine Stimme wird leiser, sie hört ihn in der Wohnung rumoren.

Sie versucht sich an den Handschellen, die Dinger sind bei ihr sonst immer zu groß. Aber er hat seine Arbeit richtig gemacht.

Sie hört ihn hereinkommen und spürt, wie er sich aufs Bett zu ihr setzt.

Eiswürfel klimpern in einem Glas. Der Geruch von Gin in der Luft.

„So“, sagt sie. „Mr. Gabriel hat sich seinen Drink gemacht, bekomme ich denn vielleicht eine Zigarette? Die hab ich mir doch verdient, oder?“

Er lacht. „In Ordnung.“ Er geht ins Wohnzimmer, kommt zurück und etwas Kaltes legt sich auf ihren Bauch. Der Aschenbecher. Sie hört das Zündeln der Flamme, dann spürt sie den Filter an den Lippen. Keine befreiten Hände. Na toll!

Nach und nach reicht er ihr die Zigarette zum dran ziehen, er selber trinkt. Als er ihren Zigarettenrest ausdrückt, sagt er: „Jetzt kann ich wenigstens meinem Auftraggebern sagen, ich hätte eine Zigarette auf Deinem Bauch ausgedrückt.“

Komiker ist er also auch noch?

„So, nun sag mir – wo ist es? Es ist wirklich gut versteckt … aber jetzt ist Schluss.“

Sie japst auf, als bissiger Schmerz auf ihre Brustwarzen trifft. Etwas kneift sie schmerzhaft zusammen. Es sind nicht seine Finger, die streichen immer noch über ihren Körper. Irgendwelche Klemmen. Unvermittelt springt sie Kälte an. Er hat einen Eiswürfel aus seinem Drink gefischt, lässt ihn über ihre Brust gleiten, den Bauch hinunter, tiefer, noch tiefer …

„WO. IST. ES?“

„Aufhören! Bitte aufhören!“, kreischt sie.

„Sicher … so spaßig das auch aussieht, es hinterlässt leider keine Spuren.“

Etwas raschelt, denn kitzelt es auf ihrer Haut. Was es auch ist, er streichelt damit ihren Körper. Und dann … ein leises Pfeifen, etwas klatscht auf ihre rechte Brust, brennender Schmerz durchzuckt sie.

„DAS sieht schon besser aus!“

Kein Betteln und Schimpfen hilft. Schläge prasseln auf ihre Brüste, ihre Oberschenkel, ihre Scham.

„Ich sag es! Wirklich! Ich sag es … aber hören Sie auf!“, kreischt sie.

„Ja?“

„Es ist versteckt wie der Brief bei Dupin!“

„Keine Rätsel mehr! SAG ES!“, grollt er und schlägt nochmals zu.

„Im Schmuckkasten! In dem großen silbernen … zwischen all meinen Modeschmuck, die Silberkette mit dem Lapislazulikreuz!“ Sie stockt, versucht ihren Atem zu beruhigen.

„Drei Mille hat Jason gesagt.“

Mit klopfendem Herzen verfolgt sie die Geräusche in der Wohnung. Was ist, wenn es dort nicht mehr liegt? Was soll sie dann tun?

Aber Gabriel erlöst sie. Ein leises Klimpern, und schwer landet das massive Kreuz auf ihrer Brust.

„Sehr schön. Drei Mille für das Kreuz? Nur das Kreuz vielleicht, und das ist schon billig. Ich denke, die Inschrift auf dem Kreuz ist wertvoller für meinen Auftraggeber. Ich muss mal telefonieren. Wenn die Antwort gut ausfällt, dann können wir beide uns kennenlernen.“

Er entfernt sich wieder und sie versucht sich zu entspannen.

Sie lauscht, hört seine näher kommenden Schritte und verkrampft sich. Was nun wohl noch kommt?

Eine Hand legt sich auf ihren Bauch.

„Glückwunsch. Es ist das richtige! Zeit für einen gemeinsamen Drink.“

Es gluckert, und dann spürt sie abermals seine Lippen auf den ihren.

Martini fließt in ihren Mund.

Sie schluckt, holt Luft. „Danke.“

Zum Hintergrund: Wir hatten nur die grobe Ausgangssituation abgestimmt, und als wer wir auftreten wollten. Ab dem Öffnen der Tür war alles improvisiert. Und ja, das Messer war diesmal echt, die Pistole nicht.

Blick über den Zaun

Leider gerade mal wieder viel zu wenig Zeit, deshalb als kleines Intermezzo: Vom kürzlichen Treffen ein kleiner Bericht aus anderer Perspektive, ein Bericht von der Fortsetzung und das Protokoll eines kleinen Rollenspiels, bei dem ich mal wieder Gabriel von der Leine gelassen habe.

Freitag, 4. September 2009

Überraschung! Überraschung!

Alles bleibt anders: Heftige Niederschläge drohen das geplante Outdoor-Shooting davon zu spülen, zumal die Hauptbegünstigte eine gewisse Kälteempfindlichkeit signalisiert hat. Wir treffen uns dennoch, entscheiden ad hoc, was wir machen, und verlegen schlimmstenfalls die Veranstaltung nach drinnen. Mal sehen, was aus der Entführungsgeschichte wird.

Derweil kündigt sich eine andere Fotogelegenheit aus einer unerwarteten Ecke an. Eine Dame, der ich schon vor längerer Zeit meine Dienste angetragen habe, hat gestern diesbezüglich angefragt. Angedacht sind unterschiedlichste Motive, nicht nur, doch durchaus auch einschlägiger Art. Ideen haben wir jenseits von Mitternacht noch durchgehechelt, und heute Morgen kamen mir noch ein paar Einfälle, die sich hoffentlich an Ort und Stelle umsetzen lassen. Licht! Schatten! Drama!

Freitag, 19. September 2008

Klar zum Entern!

Nicht vergessen: Heute ist Talk Like a Pirate Day. Das ist natürlich eine Gelegenheit, nichtsahnende Landratten mit maritimer Terminologie mit gesetzlosen Untertönen zu erschrecken; Ol' Chumbucket & Cap'n Slappy verraten Leichtmatrosen gerne die Feinheiten der pirattitude. Aber viel wichtiger: Das Thema das Tages lässt sich wunderbar zum Anlass für ein Rollenspiel nehmen. Bei Störtebeckers Bart und Long John Silvers Holzbein, möge der wagemutige Pirat das edle Fräulein in Ketten auf sein Inselversteck schleifen!* Vielsagende Kleidung ist optional, der Rest findet sich. Arrr!

*) Je nach Orientierung gerne auch umgekehrt.

Freitag, 20. Juni 2008

Kleine Experimente

Damsel in Distress

In der Hektik der letzten Tage kam ich bisher kaum dazu, die Ergebnisse des letzten Treffens zu sichten. Auch des Anlasses wegen habe ich weniger Bilder als beim ersten Mal gemacht. Dafür habe ich mehr mit dem Licht gespielt, ein paar neue Accessoires getestet und eine kleine Fotostory geschossen. Außerdem sind eine ganze Reihe nicht einschlägiger, aber spannender Bilder entstanden. Wieder viel ausprobiert, viel gelernt, gelacht und ein wenig Kraft geschöpft.

Montag, 4. Februar 2008

Rollenspiel – die Praxis

Da die Grundlagen des Rollenspiels nun bekannt sind: Wie setzt man jetzt als unbeleckter Einsteiger so etwas in die Realität um? Genau wie bei anderen Aspekten von Bondage und BDSM ist es sinnvoll, sich Schritt für Schritt an diese Spielvariante heranzutasten.

Fürs erste sollten alle Beteiligten die Latte nicht zu hoch setzen. Es muss nicht gleich die bis ins Letzte ausgearbeitete, hochkomplexe und vom eigenen Ich möglichst weit entfernte Persona sein, die bei der Premiere an den Start geht. Viel eher eignen sich für den Anfang die einfachen, schemenhaft angelegten und sogar klischeehaften Rollen wie „Pirat und Prinzessin“ oder „Indianerin und gefangenes Bleichgesicht“. Das können und dürfen Rollen aus Kindheitserinnerungen und Tagträumen sein, inspiriert von Filmen und Romanen: Auf jeden Fall Figuren, die man gerne einmal wäre und die die eigene Fantasie ebenso anregen wie die des Gegenübers.

Gerade bei den ersten Versuchen sollte man dabei Rollen aus dem Weg gehen, die einen in angstbesetzte Situationen führen – wohliger Schrecken kann recht unverhofft in einem Absturz münden. Es ist besser, sich seine Rolle selbst zu suchen, statt nur den Wunschzettel des Partners abzuarbeiten. In eine Rolle, die einem nicht liegt, findet man sich nur schwer hinein und fällt um so schneller wieder hinaus.

Schon unter vier Augen können die ersten Rollenspiel-Versuche eine gewisse Herausforderung darstellen. Da sollte man nicht noch einen zusätzlichen Stressfaktor einbauen, indem man im öffentlichen Raum spielt. Auch wenn Ausgangssituationen wie „Zwei Fremde in der Hotelbar“ oder „Kaufhausdetektiv und Diebin“ spannende Möglichkeiten eröffnen: Ihre Umsetzung an realen Orten sollte einer Zeit vorbehalten sein, in der die Spielpartner sich in ihren Rollen und dieser Situation wohlfühlen.

Nichts ist tödlicher für ein erotisches Rollenspiel als ein minutiös ausgearbeitetes Drehbuch, mit dem womöglich nur einer der Mitspieler den Ablauf auf Basis seiner Fantasien haarklein festlegen will. Die Spielpartner können ihre individuellen Anteile nur einbringen, wenn sie den nötigen Raum dazu haben. Erst dann besteht die Chance, dass jeder neue und interessante Facetten an sich entdecken und die gewählte Rolle mit Leben erfüllen kann. Dies verringert zudem die Gefahr, dass einer der Beteiligten aus dem Spiel katapultiert wird, weil er sich zu sehr verbiegen muss, um die vorgeschriebene Rolle abzuarbeiten. Ein mit groben Strichen gezeichnetes Szenario als Startpunkt ist erheblich spannender und eröffnet mehr Möglichkeiten. Je nach Ausgangssituation müssen nicht einmal beide Partner in eine fremde Rolle schlüpfen, es kann ausreichen, dass nur einer sich verwandelt.

Wie immer in einer Session ist hier das Offenhalten eines Notausgangs wichtig: Jeder kann abbrechen, wenn er es will. Ampel und Safeword gelten uneingeschränkt, doch kann man sich gerade in einer Rollenspielsituation auch elegant aus der Affäre ziehen: Der verkörperte Charakter verabschiedet sich, geht unter Umständen tatsächlich und kehrt wenig später als der vertraute Partner zurück. Umgekehrt erlaubt eine Rolle so den nahtlosen Wiedereinstieg in die Spielsituation: Da steht etwa unverhofft der Inspektor vor der Tür und hat nur noch ein paar Fragen.

Sehr hilfreich beim Finden und Hineinschlüpfen in eine Rolle ist es, der verkörperten Figur einen Namen zu geben und sich tatsächlich so ansprechen zu lassen. Auch die zur Rolle passende Kleidung unterstützt das Spiel. So fällt es mir im dreiteiligen Anzug erheblich leichter, Gabriel zu sein, als in Jeans und T-Shirt. Das muss gar kein aufwendiges Kostüm sein, wenige Accessoires reichen aus, um eine Figur einzufangen.

Besonders am Anfang ist es sinnvoll, das im Rollenspiel Erlebte anschließend gemeinsam zu reflektieren: Wie ging es einem selbst, wie ging es dem Gegenüber, wie kam die eigene Rolle beim Partner an und umgekehrt, was waren die Highlights und wo wurde es krampfig… Dies erleichtert es, einen gemeinsamen Weg zu finden, ermöglicht eine bessere Ausarbeitung der Rollenfiguren und erhöht langfristig den Spaß an der Sache.

Sonntag, 3. Februar 2008

Rollenspiel: Einfach jemand anders sein

Wie ich schon andeutete, kann eine Session je nach Anlass und Temperament unterschiedlich stark ausgeprägte Rollenspiel-Elemente enthalten. Dabei geht es weniger um das Rollenspiel im pädagogischen und psychologischen Sinn als um die Variante in der Nachfolge von Indianerspielen aus Kindertagen oder den elaborierten Welten von Fantasy-Spielen à la „Dungeons & Dragons“. Wer solche Spiele schätzt, nutzt ihre Möglichkeiten gerne auf vielen Ebenen, um der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Nicht umsonst existiert eine stattliche Schnittmenge zwischen BDSMern und LARPern.

Schon bei der klassischen Pen & Paper-Variante haben die Spieler eine erhebliche Bandbreite in der Art des Rollenspiels. Die Spanne reicht von „Tür auf, Monster plätten, Tür zu, Erfahrungspunkte eintragen“ bis zum Aufgehen im über mehrere Kampagnen liebevoll ausgearbeiteten Charakter des goldhungrigen Zwerges, der beim Anblick des Schatzhaufens in der Höhle den darauf schlummernden Drachen glatt übersieht. Mindestens ebenso groß sind die Variationsmöglichkeiten im erotischen Kontext.

So lässt sich auch hier ein einzelnes, einfaches Szenario durchspielen, etwa „Entführung“. Da gibt es Absprachen, „Wegpunkte“ gewissermassen, was passiert, eventuell auch, wie es passiert. Die „Rollen“ beschränken sich auf die Funktionen der Beteiligten, „Entführer“ und „Opfer“. Es gibt keine große charakterliche Entwicklung, Verhaltensweisen und eventuelle Dialoge leiten sich aus dem Klischeefundus von Film und Fernsehen her. Keiner macht sich einen großen Kopf, weil es um elementare Befriedigung mit ein bisschen Deko geht: Die härtere Version des fürs Schlafzimmer ausgeliehenen Krankenschwestern-Kostümchens sozusagen.

Am anderen Ende der Skala steht ein Rollenspiel, in dem die Beteiligten tatsächlich in ihrer Rolle sind. Sie müssen sich nicht überlegen, wie der jeweilige Charakter jetzt handeln würde, weil sie vollständig in character sind. Das ist dann z. B. nicht mehr Jester, der gerade so tut, als wäre er der große Schurke – in dem Moment ist er Gabriel, der eine Schuld eintreibt und keine Probleme damit hat, dass er das auf die harte Tour machen muss. Das ist durchaus ein wenig wie method acting.

Solche Rollen sind echte Charaktere, selbst wenn sie aus einer Augenblickslaune entstanden und anfangs noch sehr schemenhaft sind: Sie entwickeln sich, bekommen Gestalt, Persönlichkeit und Hintergrund, so wie Romanfiguren beim Schreiben eines Romans ein Eigenleben entwickeln und plötzlich ganz andere Pfade einschlagen können, als es der Autor ursprünglich geplant hat.

Ein derart durchgebildeter Rollencharakter kann Dinge tun, die sein „Schöpfer“ nicht unbedingt tun würde, hat ganz eigene Vorlieben und Abneigungen. Er reagiert und interagiert auf Basis seines Hintergrundes und Charakters.

So eine Art von Rolle ist meiner Erfahrung nach nicht ganz einfach zu „spielen“. Man kann nicht immer in sie fallen, es braucht zuweilen die passenden Umstände, damit dieser Charakter an die Oberfläche kommt und das Ruder übernimmt. Ist er da, kann es für das Gegenüber sehr interessant werden, weil dann tatsächlich jemand anders als der gewohnte Partner zum Spielen da ist.

Dieser spezielle Switch kann sich sogar mitten im Spiel ereignen, er kann durch die passenden Accessoires ausgelöst werden, er kann aber auch nach Drehbuch geschehen. Unter „Drehbuch“ sollte man sich nicht unbedingt ein ausformuliertes Skript vorstellen. Manchmal ist es nicht einmal ein Treatment, sondern nur ein eine Ausgangssituation beschreibender Satz wie „Morgen abend kommt Ivy zu Besuch“. Den Rest übernehmen die Charaktere.

Ein Rollenspiel kann sich so über die aktuelle Situation hinaus erstrecken, mit offenem Ende. Es kann eine ganze Nacht oder ein ganzes Wochenende dauern, bis irgendwann einer der Beteiligten seinen Charakter wieder schlafen schickt und selbst aus dem Spiel auftaucht.

Zwischen den geschilderten Extremen gibt es viele Abstufungen, auch abhängig von der Definition von „Rolle“. Schon szeneübliches D/S und Top/Bottom ist ja eine Art von Rollenspiel („naturveranlagt“ halte ich für ein Gerücht). Auch die Persona, die Menschen online in Foren oder Chats präsentieren, dürfte sehr häufig zumindest anteilig eine Rolle sein.

Persönliches Beispiel: „Jester“ war vor mehr als zehn Jahren ein Verlegenheitsnick, weil mir auf die Schnelle nichts anderes eingefallen ist. Inzwischen ist daraus ein Charakter geworden, den ich mir bequem überstreifen kann. Natürlich hat „Jester“ viele Elemente meiner realen Persönlichkeit. Zugleich ist „Jester“ aber gerade im Chat zu einem gewissen Grad auch eine Rolle, die ich spiele. Der Hofnarr hat seine eigenen Manierismen, seine Sicht die Dinge zu betrachten, seine Art Dialoge zu führen – und die verdankt er u.a. seinem filmischen Vorbild und dessen Gegenspieler, auch wenn er in den vergangenen Jahren eine Menge eigene Züge entwickelt hat.

Eigentlich bin ich ja ganz anders, ich komme nur so selten dazu.
(Ödön von Horváth)

Sonntag, 6. Januar 2008

Gabriel kommt

Hier nun der Abschluss meiner kleinen Serie zur Variationsbreite einer Bondage-Position als Ausgangspunkt für ein Spiel. Nach der ungeplanten , der romantischen und der heftigen Session sowie der morgendlichen Überraschung eine weitere Variante:

Wir haben schon den größten Teil des Vormittags angenehm vertrödelt. Meine Partnerin hat neue Wäsche, und ich habe bis jetzt ein paar schöne Bilder von ihr gemacht, Wohlfühlbilder ganz ohne Bondage. Aber irgendwann überkommt einen doch immer die Lust auf Einschlägiges. Nun liegt sie im Spreadeagle auf dem Bett. Ihr rosa Babydoll hebt sich leuchtend vom dunklen Laken ab. Abgeschlossene schwarze Ledermanschetten mit Ketten halten ihre Hand- und Fußgelenke an den Bettpfosten fest. Als wäre sie noch nicht straff genug aufgespannt, ist auch der Kopfharness ihres Panel Gags mit einer Schnur am Bettrahmen befestigt. Eine dicke Augenbinde hüllt sie in Dunkelheit.

Die Situation, die sich entwickelt, verlangt nach etwas härterem Spiel, als ich es in der Jester-Persona normalerweise betreibe. Aber ebenso wie meine Partnerin habe ich Erfahrung mit Rollenspielen. Also wird jetzt jemand anders die Dame besuchen. Jemand, der bei weitem nicht so nett ist.

Zur Einstimmung erzähle ich ihr, dass ich jemandem noch einen Gefallen schulde. Dieser Jemand hat den Gefallen heute eingefordert: Ein paar Stunden mit ihr. Ich betone überdeutlich, dass sie keine Angst haben muss, und lasse durchklingen, dass ich besorgt bin. Ohnehin in Spiellaune, steigt meine Partnerin in das skizzierte Szenario ein, fängt an sich zu wehren und protestiert, soweit ihr Knebel es ihr erlaubt. Bedauernd lehne ich ab, sie loszumachen. Vereinbarung ist Vereinbarung, und so verabschiede ich mich.

Kurz darauf kommt der Andere. Ich habe noch keinen Namen für ihn, orientiere mich bei seinem Auftreten an diversen Filmschurken, wobei mir Frank Booth aus Blue Velvet als erstes im Hinterkopf herumspukt. Der Andere beugt sich zu ihr herab und flüstert in ihr Ohr, was für ein Verhalten er erwartet, und was er auf keinen Fall dulden wird. Er droht nicht mit Strafen. Sein Ton allein macht deutlich, dass Zuwiderhandlungen unerfreuliche Folgen nach sich ziehen. Er lässt seine Hände wandern, schiebt ihre spärliche Kleidung zur Seite. Die ganze Zeit erzählt er, was er jetzt machen könnte, erzählt, dass er am liebsten mit dem Messer arbeitet, lässt die Klinge ganz leicht über ihren Körper tanzen. Dass das Messer keines ist, sieht sie nicht.

Sie ist erregt, aber harrt angespannt auf die nächste Berührung, den nächsten Satz, die gleichermaßen Schrecken und wohlige Schauer auslösen. Die Macht des ausgespielten Szenarios zeigt sich wenig später. Der Andere kündigt an, Elektroden auf ihrem Körper anzubringen. Nach Schilderung der Details reicht ein leichter Fingertipp auf eine Brustwarze, begleitet von einem gezischten „Bssst!“, um eine heftige Reaktion bei ihr auszulösen. Was während der gesamten Session passiert, findet im Kopf statt, intensiver als wenn es real ausgespielt würde.

Dieser Vormittag ist nicht nur ein gutes Stück entfernt von unserer normalen Art zu spielen. Er ist auch die Geburtsstunde von Gabriel. Diesen Namen erhält der hier erstmals erschienene Andere im Nachhinein. Gabriel ist businesslike, no-nonsense. Er mag keinen Widerspruch, nimmt sich was er will und hat kein Problem damit, Schmerzen zuzufügen. Er genießt die Anspannung und selbst Angst seines Gegenübers.

Die Gabriel-Rolle ist mir eher fremd; deshalb schlüpfe ich nicht oft hinein, und nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Gabriel ist bei weitem nicht so ausgeformt wie der Narr. Inzwischen ist diese Persona stärker orientiert an Tom Reagan aus Miller's Crossing und Winston Wolfe aus Pulp Fiction.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weißer Nachmittag

Der Spreadeagle hat viele Gesichter. Zunächst eine offene, direkt auf Sex ausgerichtete Bondage-Position, kann sich seine Anwendung in eine ganz andere Richtung entwickeln. Abermals ein Beispiel aus eigenem Erleben: Es war ein Samstag im Herbst, wir hatten das ganze Wochenende Zeit füreinander. Draußen war es trüb und nasskalt, drinnen der Ofen angeheizt und das Zimmer schön warm. Ein idealer Zeitpunkt für eine Session, die sich dann kontinuierlich vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein zog.

Die Bondage dafür war eine Mischung aus heftig und weniger heftig: Ich hatte meine Partnerin mit Hand- und Fußschellen an die Bettpfosten angehängt, die Ketten waren jedoch lang genug, um einen gewissen Bewegungsspielraum zu gewähren. Ihre Augen hatte ich nur mit jeweils zwei Streifen Leukosilk geschlossen, dafür bestand ihr Knebel aus einem mundfüllendem, zum Ball gerollten Tuch und etlichen Pflasterstreifen über Mundpartie und Kinn. Letzteres nicht nur der Schalldämmung wegen, sondern auch um ihre Neigung zu festen Bissen im Zaum zu halten. Sie konnte nichts sehen, nichts sagen, sich nur begrenzt bewegen, aber dafür voll auf das konzentrieren, was mit ihr geschah.

Angedacht war diese Position natürlich mit eindeutiger Stoßrichtung, und wir haben währenddessen auch tatsächlich ein paar Mal miteinander geschlafen. Interessanter war, was sich in der übrigen Zeit abspielte. Streicheln und Kuscheln, Kitzeln und Zupacken, und immer wieder Phasen der Ruhe. Ich begann, ihr eine Geschichte zu erzählen, in der sie die Hauptrolle spielte, ein wildes Garn mit Piraten und Entführungen, untermalt mit passenden Berührungen. Dabei konnte ich spüren, wie sie sich in die Geschichte fallen ließ, die Ketten nicht als Anker in der Realität, sondern als Weg in die Fantasie nutzend.

Später kam ich auf Tätowierungen und Körperbemalungen zu sprechen. Dabei griff ich zum Stift und begann, angefangen bei ihren Füßen, auf ihrem ganzen Körper Muster und Figuren zu zeichnen. Natürlich mit einem wasserfesten Stift, wie ich ihr versicherte. Nach dem ersten Schreck war sie begierig zu hören, welches Motiv ich gerade in Angriff nahm. Als ich sie später losmachte, war sie ehrlich enttäuscht, dass ich sie nicht wirklich von Kopf bis Fuß bemalt, sondern nur mit einem stumpfen Buntstift und wohl gewählten Worten die Illusion davon erzeugt hatte.

Für uns war das später der „weiße Nachmittag“. Dies nicht nur, weil die minimalistische Augenbinde einen gewissen Grad an Helligkeit durchließ, sondern auch, weil meine Partnerin den Nachmittag als „weißes Fliegen“ in Erinnerung behalten hat. Während der gesamten Session glitt sie ständig in den Subspace und wieder hinaus und durchlebte die gesamte Zeit wohlig-entspannt. Bei dieser Session spielte der meditative Aspekt eine mindestens so große Rolle wie der sexuelle. Wir waren beide in einem Flow, der uns nebeneinander und miteinander durch den Nachmittag trug.