Posts mit dem Label Risiko werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Risiko werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 30. Januar 2013

Fatale Spiele mal wieder

Auch wenn es wesentlich gefährlichere Freizeitbeschäftigungen gibt: BDSM ist grundsätzlich nicht ohne Risiko und kann schlimmstenfalls tödlich enden. Aktuell zeigt das ein deutsch-schwedisches Beispiel. Bereits im vergangenen Oktober starb eine Würzburger Studentin während eines Besuchs in Schweden. Die junge Frau hatte einen Freund besucht, den sie während eines Auslandsjahres an der Universität Umeå kennengelernt hatte, und der sich nun wegen des Todes der 28-jährigen vor Gericht verantworten muss. Im Vorfeld des anstehenden Strafprozesses wurde nun bekannt, dass die Studentin bei einer BDSM-Session zu Tode kam.

Die in der unseriösen, weniger seriösen und auch seriöseren Presse (keine Links, aus Gründen) mittlerweile aufgetauchten Details zeigen dabei, dass die Umstände des Ereignisses ein Musterbeispiel dafür sind, wie man eine Session nicht durchführen sollte. Wie beim letzten Todesfall, den ich in diesem Blog behandelt habe, kamen Alkohol, Drogen und heftiges Spiel zusammen. Beide Beteiligten hatten den Berichten zufolge Ethylphenidat eingenommen, das einerseits kokainähnliche Wirkung hat, gleichzeitig aber auch die Wirkung von Alkohol bremst, so dass Nutzer in der Folge mehr trinken, als sie sollten – und Alkohol ist anscheinend der bevorzugte Weg, die Wirkung der anderen Droge zu dämpfen. Untersuchungen zeigten einigen Meldungen zufolge auch, dass beide stark betrunken waren. Während die junge Frau gefesselt und geknebelt war, schlug ihr Partner sie ausgiebig. Im Lauf der Session verlor die 28-jährige das Bewusstsein und starb schließlich im Krankenhaus, in das sie der alarmierte Rettungsdienst gebracht hatte. Im Nachhinein zeigte sich, dass sie durch Sauerstoffmangel schwere Gehirnschäden erlitten hatte.

Anhand der Medienberichte ist noch unklar, ob der Knebel oder ein Schlag auf den Hals, der den Karotis-Sinus-Reflex ausgelöst hat, ursächlich waren, und inwieweit der Einfluss größerer Mengen Alkohols auf den Atemreflex eine Rolle gespielt hat. Unklar ist auch, ob Routine oder Selbstüberschätzung bei diesem fatalen Ausgang einer Session relevant waren. Sicher ist jedoch eines: Die Sicherheitsregeln bei BDSM und Bondage sind nicht zum Spaß da, und wer gegen sie verstößt, tut das nicht nur auf eigene Gefahr, sondern ist auch für seinen Partner und dessen Schicksal verantwortlich.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Nikolausi

Argh. Nein, nicht wirklich, oder? Rote Manschetten mit Webpelz-Puscheln in China-Qualität samt Augenmaske und Mützchen? „Plüsch Handschellen-Set Xmas Be)sinnliche Weihnachten bescheren Sie mit dem Fessel-Set in Rot mit Fellbesatz. Hand- und Fußfesseln, rote Augen-Maske und sexy Santa-Mütze bilden die Grundlage für erotische Rollenspiele“. Ja, ne, is klar, da passt die Rechtschreibung zur übrigen Qualität. Immerhin lässt sich selbst sowas noch toppen mit dem „Sexy-X-Mas-Set“ mit weihnachtlicher Federboa (Don’t ask …) und Blechschrott in Weihnachtsverkleidung. *facepalm*

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Roping 101, mit Überraschungen

Damsel, frisch eingefangen

Gegenwehr zögert das Ergebnis allenfalls hinaus

Ein Messer befreit – wenn auch nicht von den Seilen

Schon etwas luftiger

Gut verpackt und maximal frei

Statt Kränze zu flechten, habe ich am ersten Adventswochenende lieber Knoten geknüpft – ich hatte mal wieder Besuch: Jene Bekannte, die von ihren ersten Bondage-Erfahrungen aufs Heftigste begeistert war, schaute zum weiteren Erkunden der Faszination von Seilen und anderen Mitteln zur Einschränkung ihrer Bewegungsmöglichkeiten bei mir vorbei, Beweisfotos inklusive. Wie sich schon bei den ersten tastenden Schritten abzeichnete, schwebte über einem Teil des Fotoshootings ein Hauch von Wildem Westen. Die Dame hatte neben Karl May auch andere Quellen im Kopf und war begierig, eine kleine Kopfkino-Anregung in Bilder umzusetzen.

Für den Auftritt der Western-Lady als Damsel in Distress hatte sie ein passendes Outfit zum Opfern mitgebracht: Hut, Chaps und Stiefel waren tabu, doch der Rest durfte in der Tonne enden. So habe ich denn die Begünstigte für eine längere Fotoserie erst fest verschnürt und dann Zug um Zug entkleidet, ohne die Seile zu lösen – praktisch, wenn man ein Messer zur Hand hat. Während sich Flanellhemd, Jeans und andere Kleidungsstücke nach und nach in Fetzen auflösten, gab die Trägerin für die Kamera das so hilflose wie wütende Opfer mit einem Enthusiasmus, von dem später einige blaue Flecken zeugten. Es blieb nicht bei diesen Bildern. Neben weiteren mehr oder weniger elaborierten Fotogelegenheiten nutzten wir die Zeit ebenso für das Antesten unterschiedlicher Fesselmaterialien und Positionen, um die Neugier der Dame zu befriedigen, wie für ausführliche Gespräche zu den Hintergründen unserer gemeinsamen Vorlieben.

Gerade bei den sportlicheren Teilen des Treffens zeigte sich, dass Enthusiasmus hier außer zu leichten körperlichen Spuren auch zu schmerzhafteren Verwerfungen führen kann – und das nicht nur, weil ich mit scharfer Klinge direkt am Körper meines „Opfers“ hantiert habe. Der Schritt vom Workshop und Shooting zur Session ist manchmal kürzer, als es auf den ersten Blick aussieht, und im Spiel mit der Gefahr lauern Gefühl und Nähe.

Was bleibt, außer vielen Fotos und einem Armvoll geschredderter Klamotten: Die Bremsen haben funktioniert, uns blieben beiden Abstürze und andere Bruchlandungen erspart. Wir haben bei dieser Gelegenheit an einigen Grenzen gekratzt, doch sorgfältig darauf geachtet, sie nicht zu überschreiten. Besser so. Aber ein neuer Aspekt, den ich im Blick behalten sollte.

Montag, 26. November 2012

Praktischer Helfer

Leatherman Raptor geöffnet – Quelle: Leatherman

Leatherman Raptor zusammengeklappt – Quelle: Leatherman

Wer als Bondager Begünstigte einwickelt, sollte immer ein Schneidwerkzeug parat haben, sei es, weil man im Notfall sein Gegenüber schnell, aber sicher aus den Seilen holen muss, sei es, weil man es am Ende einer Session mühelos und ohne Verletzungsrisiko aus gut haftenden Materialien wie Folie und Klebeband schälen will. Die unterschiedlichen Anforderungen der eingesetzten Fesselmaterialien erfordern dabei unterschiedliche Schnittarten, Klingenformen und Hebel. Entsprechend häuft sich bei engagierteren Akteuren mit der Zeit ein Sammelsurium an Werkzeugen an, von Messern mit glattem und Wellenschliff über Foliencutter bis zu Arbeitsscheren und Seitenschneidern. Das ist im Köfferchen noch ganz transportabel, doch wer das alles bei Party und Performance am Mann oder an der Frau haben will, scheppert entweder beim Laufen oder sollte sich einen Gerätegürtel à la Batman zulegen.

Eine praktische Alternative dazu hat demnächst Leatherman im Angebot: Das eigentlich für Rettungsdienste entwickelte Raptor Tool vereint die wichtigsten Werkzeuge, die Bondager und BDSMer benötigen, wenn es ans Öffnen fester Fesseln geht. Der Ventilschlüssel für Sauerstoffflaschen ist dabei vermutlich verzichtbar. Doch die stabile Schere mit abgerundeten Spitzen macht mit Seil, Leder und auch Stoff kurzen Prozess, der Gurtschneider öffnet Folie und Tape gleichermaßen schnell, und der Ringschneider beißt sich im Zweifelsfall auch durch dünnere Ketten. Das Ganze lässt sich Leatherman-typisch zu einem kompakten Päckchen zusammenfalten und in der Jacken- oder Hosentasche verstauen oder an den Gürtel klipsen. Einziges Problem ist die Lieferbarkeit – die Markteinführung ist für Mai 2013 angekündigt. Und ach ja: Billig dürfte das Teil nicht werden; aber dafür spricht es das Spielkind im Perversen an.

Disclosure: Ich habe beim Spielen wie beim Fotografieren seit ewigen Zeiten ein Super Tool in Reichweite, das mir schon oft gute Dienste geleistet hat.

Montag, 19. November 2012

Tödliche Routine

Wie viele andere Beschäftigungen sind BDSM und Bondage nicht ohne Gefahren. Selbst auf den ersten Blick leichte und einfache Praktiken können erhebliche Risiken bergen, und jeder Einsteiger tut gut daran, sich auf diesem Gebiet langsam vorzutasten. Doch wachsende Erfahrung hilft nicht nur, Risiken zu erkennen und besser einzuschätzen. Routine und Selbstsicherheit können selbst zur Gefahrenquelle werden, denn sie machen leichtsinnig – oder verführen dazu, sich zu überschätzen.

Ein fatales Beispiel dafür ist Matt „Mad Scientist“, der kreative Kopf hinter der vor einiger Zeit im Blog vorgestellten „Portal 2“-Hommage in Latex. Wie ich erst vor kurzem mitbekommen habe, ist er bereits am 23. Mai bei einem Versuch mit einem Vakuumbett gestorben. Wie seine Partnerin Archean schreibt: „He thought he had figured out the safety issues and created another layer of safety; he was wrong and it cost him his life.“

Egal, wie viele Jahre Erfahrung man unter dem Gürtel hat: Es ist nie so einfach, wie es aussieht, und Murphy spielt immer mit.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Alles Verhandlungssache?

Auf den ersten Blick scheinen BDSMer deutlich entspannter in Beziehungsdingen zu sein als der sprichwörtliche Vanilla: „Fremdspielen“ und „Spielbeziehung“ sind gängige Begriffe. Ob auf Partys oder unter Freunden Subs verliehen werden oder Doms anderer Herren und Ladys Untergebene bespielen dürfen, scheint allenfalls Verhandlungssache zu sein. Ansonsten präsentiert sich die BDSM-Szene als ähnlich vergnügungsorientiert promiskuitiv wie die Swinger- oder Schwulenszene. Doch wie auch dort täuscht der erste Eindruck zuweilen.

Zugleich führt schon dieser erste Blick von außen ins Chaos der Begrifflichkeiten. „Session“, „Spiel“, „Spielbeziehung“ – was ist was, und wie scharf lässt sich das Ganze von einer herkömmlichen Beziehung scheiden? Nur, weil BDSMer in Beziehungsdingen aus schierer Notwendigkeit häufiger dazu neigen, miteinander zu reden, heißt das noch nicht, dass das Thema einfacher ist. So vielfältig wie die Möglichkeiten sind auch die Beweggründe.

Einer der häufigsten Anlässe, Erfüllung außerhalb einer Beziehung zu suchen – und dabei nicht selten der Anfang vom Ende ebendieser – ist das Entdecken der Neigung zu BDSM: Plötzlich ist man sich über ein wesentliches Element seiner Sexualität im Klaren, will es ausleben, und muss feststellen, dass der Partner so gar nichts mit Fesseln und Gefesseltwerden, Hauen und Gehauenwerden oder Beherrschen und Sich-Unterwerfen am Hut hat. Vielleicht macht er oder sie ab und zu mit, aber dann eher um des lieben Friedens willen; aber bitte nicht zu hart oder zu abseitig. Irgendwann kommt dann der Gedanke, diese Aspekte mit jemandem anderen auszuloten. Nun wird es spannend, denn egal ob Spiel- oder Fremdbeziehung, Macht und Vertrauen spielen immer eine große Rolle.

Eine Frage des Vertrauens

Ein Weg ist der, der viele Männer zu Professionellen gehen lässt: Was meine Partnerin nicht weiß, macht sie nicht heiß, also am besten gar nichts sagen. Jenseits des Problems, dass gerade Bottoms eventuell Spuren verstecken oder wegerklären müssen, ist das freilich ein erheblicher Vertrauensbruch. Derartige Heimlichkeit in so elementaren Dingen bringt eine Beziehung an ihre Grenzen schon bevor solche Ausflüge auffliegen, denn sie beeinflusst das alltägliche Miteinander. Ein anderer Weg bricht nicht Vertrauen, sondern setzt es in hohem Maß voraus: Man erfüllt sein BDSM-Verlangen mit anderen, aber mit dem Wissen des Partners. Die Varianten hier sind vielfältig vom „Mach es, damit Du glücklich bist, aber ich will nicht wissen, was Ihr treibt“ bis zu genau geregelten Abkommen, was mit dem oder der anderen erlaubt ist und was nicht.

Die Bandbreite dieser zweiten Variante ist auch in der Szene zu finden, aus unterschiedlichsten Gründen. Sei es, dass der eine Partner in der Beziehung Switcher ist, aber nur eine seiner beiden Seiten mit dem Partner ausleben kann, und so Dom seine Sub-Seite nur mit anderen austesten oder gelegentlich toppende Sub jeden dominieren darf, aber auf keinen Fall den eigenen Dom. Ein weiterer Anlass kann sein, dass trotz vieler Gemeinsamkeiten Spielarten und Praktiken, die einen Partner kicken, für den anderen langweilig oder sogar No-Go sind. Das müssen nicht einmal extreme Sachen sein – nicht jeder Top ist Sadist, nicht jeder Masochist will mit Psychospielchen dominiert werden, nicht jede Sub will eine Klinge auf der Haut spüren.

Die Vielfalt dessen, was der Begriff „BDSM“ umfasst, erfordert den häufigen Austausch nicht nur bei potenziellen Partnern, sondern auch innerhalb einer stabilen Beziehung: Neugier auf Neues, Grenzen erkennen, definieren, austesten und überwinden, eigene Vorlieben mit denen des Gegenübers vergleichen und abstimmen und was der Dinge mehr sind. Hinzu kommt der Charakter der BDSM-Szene als bei aller Uneinheitlichkeit immer noch überschaubare und vom Mainstream getrennte Gruppierung. Unabhängig, ob ihre Mitglieder sich als Elite oder als ins Ghetto gedrängt empfinden, dieser Aspekt fördert den Zusammenhalt und senkt Schwellen unter Gleichgesinnten.

So sind einschlägige Partys für viele Gelegenheit, sich einmal nicht verstecken zu müssen, sich unbelastet auszutauschen, sich inspirieren zu lassen und neue Erfahrungen zu sammeln. Man ist unter sich, teilt Leidenschaft und Vorlieben und ist zudem dank Umgebung und Losgelöstheit vom Alltag offener. Da BDSM nun einmal eine hochgradig sexualisierte Beschäftigung ist, wird gespielt, es finden Szenen und Sessions in unterschiedlichsten Konstellationen statt.

Dies ist – wie eingangs in der Analogie zu Swinger- und Schwulenszene erwähnt – Ausweis szenetypischer Gepflogenheiten und demonstrierten Gemeinschaftsgefühls. Zugleich zeigt es die Schwierigkeit, das Thema zu fassen, betrachtet man die Spielvarianten auf so einer Party als Beispiele. Hier treffen sich Menschen, die in einer wie auch immer gearteten festen Beziehung leben und auch bei solchen Gelegenheiten nur miteinander zugange sind. Andere kommen mit einem Spielpartner, mit dem sie sich eben nur zu solchen Gelegenheiten treffen. Wieder andere kommen mit regulären Partner, spielen aber an diesem Abend mit anderen. Die einen spielen allein mit Ritualen im Auftritt auf der Party, andere legen mit Seil und Gerte heftig Hand an, für andere wiederum gehört vollendeter Geschlechtsverkehr dazu. Alles ist nur ein Spiel? Wo fängt Fremdspielen an? Wo fängt Sex an? Beim Kopfkino während der Session? Beim Anfassen? Beim Austausch von Körperflüssigkeiten?

Sollbruchstelle Eifersucht?

Im Kleinen demonstriert eine Party, dass neben Macht und Vertrauen Eifersucht als dritter Punkt eine Rolle spielt. Jeder der Beteiligten hat die Beziehung in der Hand und muss mit dieser Macht umgehen. Jeder der Beteiligten muss Vertrauen zu den anderen und zugleich das Vertrauen der anderen haben. Und dann muss die Eifersucht im Zaum gehalten werden, auch wenn sie nicht immer unberechtigt ist. Gerade beim BDSMigen Spiel macht Gelegenheit nicht nur Hiebe, sondern gelegentlich Liebe. Vertrauen und Eifersucht sind auch an anderer Stelle von Bedeutung: Aufgrund der doch recht individuellen Vorlieben und der Schwierigkeit, genau passende Partner zu finden, sind BDSM-Beziehungen relativ häufig Fernbeziehungen. Lange Durststrecken zwischen den kurzen gemeinsamen Momenten verführen mitunter dazu, sich gelegentlich anderweitig zu betätigen - was auch im gegenseitigen Einverständnis problematisch werden kann.

Nicht allein deswegen, weil gemeinsam festgelegte Grenzen einseitig überschritten werden, dass ein Partner ständig und vielfältig mit anderen spielt, während der andere mangels Zeit. Lust und Gelegenheit zurücksteckt, aber dann doch eifersüchtig wird, oder sich schließlich Liebe jenseits der Beziehung entwickelt. Vor allem auch, weil selbst eine „just for fun“ veranstaltete Session sehr intensiv und emotional werden kann. Die Achterbahnfahrt der Gefühle zwischen Lust und Schmerz, die anschließende Nähe beim – durchaus gegenseitigen – Auffangen erzeugen im Zweifelsfall eine größere Intimität als ein unverbindlicher One-Night-Stand.

Noch intimer wird es, wenn ein Paar seine Beziehung um gemeinsame Spielpartner erweitert, denn nun holt es mit dem Objekt der Begierde den potenziellen Trennungsgrund in die eigene Schutzzone. Was als Ausleben spannender Fantasien und über die Beziehungsgrenzen hinausreichender Träume beginnt, kann so eine Beziehung wesentlich schneller und tiefgreifender erschüttern als das gelegentliche Spielen etwa auf einer Party. Polyamorie ist in der Theorie ein so elegantes wie rationales Konzept, in der Praxis jedoch in den seltensten Fällen realistisch. Dies nicht zuletzt, weil alle Beteiligten ihre Zeit und ihre Gefühle auf mehr Häupter verteilen müssen und das jeder Beziehung immanente Konfliktpotenzial ebenso mit der Teilnehmerzahl wächst.

Chancen wahrnehmen

Sind also Spielbeziehungen und selbst vereinzelte Sessions mit anderen als dem gegenwärtigen Lebensabschnittsgefährten viel zu riskant, als dass man sie wagen sollte? Angesichts der möglichen Stolpersteine drängt sich dieser Eindruck auf. Doch es zeigt sich an vielen realen Beispielen, dass Fremdspielen und Spielbeziehungen sehr wohl mit einer Beziehung zusammengehen und dauerhaft funktionieren. Das klappt allerdings nur, wenn die Begleitumstände passen. Kommunikation, Respekt und Vertrauen sind die Grundsteine einer solchen Konstellation. Und sie wollen mehr als in einer traditionellen Non-BDSM-Beziehung aufgebaut und gepflegt werden.

Der Vorteil, den BDSMer dabei haben: Sie neigen in der Regel eher als der Durchschnitt dazu, neue Erfahrungen zu suchen und starke und unvorhersehbare Reize auszukosten. Dieser Hunger auf Neues trägt dazu bei, sich leichter auf mehr Partner, mehr Spielarten und mehr Zusatzelemente bei Session und Sex einzulassen. Zugleich sind diese Charakterzüge durchaus typisch für Menschen, die sich ihrer Liebe und der Liebe anderer sicher sind. Von dieser Basis aus lässt sich leichter etwas wagen, als wenn man ständig über die Schulter blickt, um zu prüfen, was der andere Part der Partnerschaft gerade tut oder denkt. Ob eine Spielbeziehung ein Prüfstein oder eine Bereicherung ist, hängt davon ab, ob man sich der Risiken bewusst ist und bereit ist, sich ihnen zu stellen.

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Alles Verhandlungssache? Fremdspielen, Spielbeziehungen und die Liebe“ in der Ausgabe Juli 2012 des Online-Magazins „Macht-Spiele“

Donnerstag, 19. Juli 2012

Unfug in der Schmerzenskammer

Ja doch, ich hab’s auch schon gehört, da gibt es jetzt so ein Buch, oder eigentlich mehrere Bücher, die so echt BDSM zum Thema machen und eine tolle Liebesgeschichte erzählen und die Perversion zu Kunst machen und massentauglich und überhaupt … Dabei zeigt „Fifty Shades of Grey“ (deutsch: „Geheimes Verlangen“) nur, dass Qualität kein Erfolgskriterium ist; die Herkunft aus der Twilight-Fanfic-Ecke sollte eigentlich Warnung genug sein. Aber bekanntlich ist ja nichts so unnütz, dass es nicht als schlechtes Beispiel dienen könnte. Deshalb zur Einstimmung, was einen Leser (oder eher eine Leserin) erwartet, das Video von Gilbert Gottfrieds Lesung und ein Best-of anderer Videoparodien. Laura Antoniou trifft in „50 Shades of Sell Out“ den Ton der Vorlage aufs Trefflichste, während Psychologin Pamela Stephenson Connolly darlegt, dass die von Autorin E. L. James erdachte Geschichte BDSMer und Bondage in ein schlechtes Licht rückt.

Dass Fifty Shades of Grey eher die Geschichte eines Missbrauchs als die einer SSC-Beziehung ist, ist auch die Ansicht von Bettina „Twister“ Hammer, die in „Kabelbinder, wahre Liebe und purpurbehelmte Liebeskrieger“ und der Fortsetzung „Kabelbinder, Peitschen und Analstöpsel. Der Missbrauch hat mich gerettet …“ das Phänomen um die Serie und en passant das Problem des erotischen und/oder pornografischen Schreibens thematisiert. Kathrin Passig hat im „Focus“ (bewusst kein Zitat) Stil und Story ebenfalls nachdrücklich zerlegt.

Wer schon am Boden liegt, den soll man nicht mehr treten – aber Katrina Lumsden macht das großartig mit vielen schönen animierten GIFs, die den Tenor ihrer Rezension verdeutlichen, und als Bonus einem Word Count von E. L. James’ Lieblingsfloskeln. Großes Kino, Teil 1, Teil 2 und Teil 3.

Samstag, 10. März 2012

Schalldämpfer, oral

Keine Widerrede: Knebel sorgen für Ruhe

Geht es um Bondage und BDSM, spielen Knebel eine wichtige Rolle: Wie bei der Beschränkung von Sehsinn und Gehör geht es zum einen um Machtausübung und Isolation, zum anderen um Fallenlassen und die Aufgabe von Kontrolle. Sowohl für Tops wie für Bottoms ist ein Knebel häufig das I-Tüpfelchen, das eine Bondage erst vollständig macht. Bei härter angelegten Sessions bietet ein Knebel zudem die Möglichkeit für Sub/Bottom, sich gehen zu lassen und zugleich einen Anker, um die Zähne zusammenzubeißen und Zumutungen besser auszuhalten. Ganz pragmatisch schließlich dient ein Knebel der Schalldämmung und erlaubt so heftigere Spiele auch in hellhörigen Wohnungen, ohne die Nachbarn zu verschrecken. Dabei gibt es für jede Vorliebe improvisierte, selbstgebaute und kaufbare Varianten.

Die einzelnen Typen unterscheiden sich nicht nur in der Optik, sondern auch in Wirkung und Tragekomfort. Den Einstieg markiert der „Detective Gag“, so benannt nach seinem überwiegenden Auftauchen in prägenden Krimiserien und Kinofilmen. Der klassische Krimi-Knebel besteht nur aus einem mehr oder weniger fest über die Mundpartie gebundenem Tuch und ist damit allenfalls dekorativ, aber nicht wirkungsvoll. Nicht selten muss die Dame in Bedrängnis beim Agieren aufpassen, dass der Pseudo-Knebel nicht durch eine unvorsichtige Bewegung einfach abfällt. Sprechen ist damit praktisch ohne Einschränkung möglich.

Schon etwas wirkungsvoller ist der „Cleave Gag“, bei dem das zu einem Streifen gerollte oder gefaltete Tuch zwischen die Zähne des/der Begünstigten geschoben wird. Ja nach Festigkeit der Bindung und Dicke des Tuchs lässt sich das Artikulationsvermögen schon recht spürbar beeinträchtigen, vor allem wenn ein dicker Knoten im Tuch oder ein separates, zum Knäuel gerolltes Tuch o. ä. den Mund zusätzlich füllt. Trotz begrenzter Verständlichkeit können Träger von Cleave Gags allerdings immer noch recht laut werden.

Jenseits der klassischen Optik ist ein Stoffknebel nicht jedermanns Geschmack. Zum einen saugt sich der Stoff mit der Zeit mit Speichel voll und verändert so Konsistenz und Tragegefühl, zum anderen können lose Stoffzipfel im Rachen einen Würgereiz auslösen.

Ähnlich beliebt in Film und Fernsehen ist der Tape Gag, also ein Knebel aus Klebeband. Haftkraft und Wirksamkeit hängen hier nicht nur von Art und Menge des gewählten Materials ab. Glätte der Haut, Schweißentwicklung oder Kosmetik haben ebenfalls erheblichen Einfluss. Auch hier gibt es die Deko-Variante in Form eines minimalistisch über die Lippen drapierten Klebebandstückchens, ebenso aber auch sehr wirkungsvolle Ausführungen.

Die effektiveren Vertreter ihrer Art entfernen allerdings beim Abziehen unter Umständen Haarwuchs auf den von ihnen bedeckten Flächen. Wer davon dann noch keine Hautreizung hat, hat die nächste Chance beim Entfernen hartnäckiger Klebstoffreste mit unterschiedlichen Lösungsmitteln. Geringer ist das Risiko, wenn man sich das Knebelmaterial nicht im Baumarkt, sondern im Sanitätsfachhandel besorgt – und auch da ist der Unterschied etwa zwischen Leukosilk und Leukoplast in mehr als einer Hinsicht spürbar.

Geradezu das BDSM-Klischee ist der – bevorzugt rote – Ballknebel. Auch in guter Qualität erschwinglich, relativ pflegeleicht und einigermaßen narrensicher in der Anwendung (no pun intended), dürfte er wohl zu den verbreitetsten Spielzeugen von Bondagern und BDSMern gehören. Wichtig ist es hier, die Ballgröße auf Mundvolumen und -größe des bzw. der Begünstigten abzustimmen. Zu klein ist wirkungslos, zu groß sorgt schneller als nötig für Schmerzen und Muskelkater. Ein gut passender Ballknebel kann dagegen erstaunlich effektiv sein.

Beim klassischen Design läuft ein Lederriemen mitten durch den Ball. Ein gewisser Nachteil dieser Bauform ist, dass der Riemen bei einem fest zugezogenen Ballknebel in die Mundwinkel der Trägerin einschneidet. Fest sitzen sollte er aber, damit ihn die Begünstigte nicht einfach mit der Zunge aus dem Mund drücken kann. Aufgrund dieser Anforderungen entstanden aus dem selbstbau-freundlichen Basismodell etliche Varianten. Statt ihn einfach durch den Halteriemen zu fädeln, lässt sich etwa der Ball an einer Frontplatte befestigen, was den Tragekomfort deutlich erhöht und zugleich festes Anlegen ermöglicht. Bei Harness Gags erhöhen zusätzliche Riemen die Wahrscheinlichkeit, dass der oder die Begünstigte den Knebel auch solange im Mund behält, wie Top es will, egal ob mit oder ohne Frontplatte.

Die Hauptkomponente eines solchen Knebels muss nicht immer Ballform haben. Die Bandbreite reicht von unterschiedlich geformten Lederkissen bis hin zu anatomisch mehr oder weniger korrekt nachgebildeten Plugs. Weiche Kissenknebel wie auf dem Bild unten links sind auch für Untrainierte länger tragbar, während aufblasbare Knebel vor allem in der Butterfly-Variante alles andere als stressfrei sind, dafür jedoch zu den wirkungsvollsten Knebeltypen gehören. Nicht nur beim Pony Play sind Stangen- und Trensenknebel nützlich, machen Sie Begünstigte doch nicht nur lenkbar, sondern halten auch bissige Subbies im Zaum. Abhängig vom Durchmesser aller beteiligten Elemente bieten Ringknebel besondere Spielmöglichkeiten, können doch Begünstigte damit den Mund nicht schließen. Die Hardcore-Version davon sind Spider Gags, die ihren Namen von den über die Wangen reichenden, an Spinnenbeine erinnernden Metallklauen haben, und aus dem medizinischen Bereich stammende Kiefersperren.

Wesentliches Element eines wirksamen Knebels ist die Mundfüllung: Entgegen gängiger Fantasien ist dabei Lautlosigkeit nicht zu erreichen. Was ein Knebel kann, ist den Resonanzraum der Mundhöhle zu verkleinern und damit die Lautstärke zu verringern sowie die Artikulationsmöglichkeiten beschränken. Beides ist nicht ohne Nebenwirkungen möglich: Ein direktes Risiko ist das Verlegen der Atemwege durch den Knebel, ein indirektes das Auslösen eines Würgereizes oder eines Panikanfalls mit jeweils fatalen Folgen. Besonders der im japanischen Bondagestil häufige „over the nose gag“, bei dem das abschließende Tuch nicht nur die Mundpartie, sondern auch die Nase abdeckt, kann atemtechnisch problematisch werden. Auch wer Knebel gerne in mehreren Schichten aufbaut, sollte daran denken, dass ein Knebel im Notfall dann mit beherztem Werkzeugeinsatz entfernt werden muss.

Weniger offensichtliche Risiken ergeben sich aus dem verwendeten Knebelmaterial. So können etwa von den immer wieder als Knebelbällen zu findenden lackierten Holzkugeln nicht nur Farbsplitter abspringen. Ebenso wie bei ungepolsterten Metallringknebeln kann hier auch das Gebiss in Mitleidenschaft gezogen werden – und eine Zahnbehandlung steht im Normalfall selbst bei erklärten Masochisten nicht sehr weit oben auf der Session-Wunschliste. Andere Materialien sind auch nicht ohne; so hatte ich in meinem Bestand einen Harness Gag, der durch massiv ausgasende Weichmacher des Knebelballes relativ schnell untragbar wurde. Beim Kauf lohnt es sich deshalb, auf Qualität zu achten. In die Kategorie „Geschenkt ist noch zu teuer“ fallen etwa mit den Blechhandschellen mit und ohne Plüschüberzug vergleichbare Billig-Ballknebel, die aus einer Hartplastikkugel und Latexband mit Klettverschluss bestehen.

Etwas abseits von klassischen Knebeln sind andere Möglichkeiten, Stille zu erzwingen. Während Active Noise Cancelling in dieser Hinsicht noch nicht wirklich einsatzbereit ist, spielt mancher in der Szene mit dem Gedanken, Elektroschock-Halsbänder einzusetzen, die eigentlich dazu gedacht sind, Hunden das Bellen abzugewöhnen. Aber da empfiehlt sich dann schon eher der Befehl an Subbie, ein rohes Ei im Mund zu behalten, ohne es zu zerbrechen.

Ein Aspekt vor allem von Ball-, Ring- und Stangenknebeln ist der von ihnen verursachte ungebremste Speichelfluss. „Drooling“ bedeutet für manche zusätzliche Demütigung und entsprechenden Kick, für andere wiederum ist es ein No-Go – hier gilt es nach persönlichen Vorlieben auszuwählen, primär natürlich nach denen des Riggers, Tops oder Doms. *veg*

Montag, 9. Januar 2012

Sicher ist sicher

Im vergangenen Jahr sorgte der tödliche Ausgang einer Bondage-Session für erhebliches Aufsehen. Dieses Ereignis zeigte wieder einmal, dass BDSM und Bondage grundsätzlich riskante Beschäftigungen sind, und auch die Wahrheit des Ausspruchs „More experienced people than you have died“: Egal, ob man Experte oder zumindest auf gutem Weg dorthin ist, und egal, wie viel man geübt hat – es kann immer etwas passieren.

Wer schon einen gewissen Erfahrungsschatz besitzt, verfällt nur zu leicht in eine Routine, bei der zu große Selbstsicherheit zu Nachlässigkeiten führt. Man weiß ja, was man tut, hat es schon zigmal gemacht, weiß, dass noch nie etwas passiert ist, also kann man bei den Sicherheitsvorkehrungen auch einmal fünfe gerade sein lassen. Diese Einstellung kann allerdings fatale Folgen haben, unabhängig davon, ob man mit der Kettensäge im Wald hantiert oder mit Seilen an einer vertrauensvollen Begünstigten. Ebenfalls eine Rolle spielt eine Form des Dunning-Kruger-Effekts – man kann als Einsteiger vielfach gar nicht wissen, was alles schief gehen kann; und angesichts der Vielfalt der möglichen Spielarten ist man aktiv wie passiv irgendwo immer Einsteiger.

Beim eingangs genannten Fall kam hinzu, dass die Beteiligten alles andere als nüchtern waren. Bei einer Session erhöht jede Art von Drogen das Risiko eines unschönen Verlaufs mit eventuell tödlichem Ausgang, und das auf mehr als eine Weise. Für die Einstimmung in einen romantischen Abend (und nein, Romantik und BDSM sind kein Widerspruch) kann der Wein zum Essen dazu gehören. Andere Stimulanzien wie die durch ihre entspannende und gefäßerweiternde Wirkung beliebten Poppers oder Lokalanästhetika, die manche extremere Spielart erst erträglich machen, fallen ebenfalls in diese Kategorie, aber auch Medikamente durch ihre möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen.

Enthemmung, verringertes Steuerungsvermögen, reduzierte Aufmerksamkeit und langsamere Reflexe lassen selbst bei aufeinander eingespielten Partnern die Gefahr steigen. Ein gedämpftes Schmerzempfinden kann dazu verführen, sich in der Euphorie des Spiels Dauerschäden einzuhandeln. Daneben treten weitere Probleme, etwa dass ein Stimulans zu Schock oder Herzrasen führt, dass zu viel Alkohol den Top zu müde macht, auf sein Gegenüber aufzupassen, oder dass einer angeschickerten Begünstigten auf einmal übel wird: Letzteres ist im Normalfall allenfalls peinlich, wird jedoch lebensgefährlich, wenn ein Knebel im Spiel ist.

Natürlich ist es einfach zu sagen, dass eine einschlägige Session nur nüchtern ablaufen sollte. Doch wie beim Alkohol am Steuer ist die Realität eine andere. Alle Beteiligten sollten überlegen, welches Risiko sie bereit sind einzugehen, sowohl für sich als auch für ihre Partner.

Auch unabhängig von solchen Störeinflüssen gibt es genügend Wege, sich und anderen zu schaden. Wer BDSM und Bondage betreiben will, muss um die damit einhergehenden Gefahren wissen und getreu der Pfadfindermaxime allzeit bereit sein, Notfallmaßnahmen zu ergreifen. Das schließt beim Thema Fesslung ein, dass man Problemstellen des Körpers kennt, an denen Nervenschäden oder Zirkulationsprobleme drohen, aber auch, dass man ein Messer in Reichweite hat und sich nicht scheut, es zu benutzen. Bei einem befreundeten Paar gab es einmal so eine Situation: Die Begünstigte stand wohlverschnürt an einem Pfosten fixiert, als sie ohnmächtig wurde. Ihr Partner fing nun nicht an, die Seile aufzudröseln, sondern befreite sie mit einem langen Schnitt aus ihrer Position, auch wenn er dabei gute hundert Meter Seil in unbrauchbare Stückchen zerlegte – Seil ist ersetzbar.

Bei Schlagwerkzeugen ist es unabdingbar, die Gefahrenpunkte zu kennen, die nicht getroffen werden dürfen. Der Anwender muss mit Rohrstock, Gerte oder Flogger umgehen können, das anvisierte Ziel treffen und auch wissen, wann er aufhören muss, selbst wenn sein Gegenüber noch mehr will. Wer lieber mit Wachs spielen will, muss wissen, welchen Einfluss Wachsart und Zusatzstoffe, Tropfhöhen oder Mengen haben, damit es beim anregenden Reiz bleibt, statt Verbrennungen zu verursachen.

Die Basisregeln für Bondage sind überschaubar: Achte als Rigger darauf, dass Arme und Beine Deiner Begünstigten nicht kalt werden oder blau anlaufen. Lass sie immer wieder selbst demonstrieren, dass sie noch Gefühl in ihren Gliedmaßen haben und sie bewegen können. Eine gute Bondage muss nicht gnadenlos festgezurrt sein, um zu halten, und eingeschlafene Finger oder taube Füße sind einer anregenden Session eher abträglich. Sei mit Seilen in Halsnähe besonders vorsichtig. Sie müssen gar nicht die Luft abschnüren, schon Druck auf die Halsschlagadern kann zur Bewusstlosigkeit führen. Knebel beeinträchtigen nicht nur das Sprachvermögen und damit die Kommunikation während einer Session, sondern auch die Atmung und können, wie erwähnt, bei Übelkeit fatal sein.

Das erzwungene Verharren in einer Position kann sich auf den Kreislauf auswirken und besonders bei Bondage im Stehen oder mit über den Kopf gefesselten Armen einen Schwächeanfall oder Bewusstlosigkeit verursachen. Sei Dir nicht nur dieses Risikos grundsätzlich bewusst, sondern sorge dafür, dass Du Dein Gegenüber schnell, sicher und problemlos aus dieser Lage und in die Horizontale bringen kannst. Wenn Du Begünstigte irgendwo festbindest: Achte darauf, dass der Ankerpunkt stabil ist und bei Befreiungsversuchen oder allfälligem Herumzappeln nicht nachgibt und nicht zusammenbricht, mitsamt befestigter Begünstigter umfällt und dergleichen. Denke auch immer daran, dass jemand, den Du gefesselt hast, hilflos und auf Dich angewiesen ist. Es ist das eine, für Kopfkino und Atmosphäre so zu tun, jemanden alleine zu lassen. Aber es ist etwas anderes, wirklich die Wohnung zu verlassen, in der Dein Partner festgebunden ist.

Verantwortung und Vertrauen

Ebenfalls zum Thema Session-Sicherheit gehören Verantwortung und Vertrauen. Das „alles kann, nichts muss“, dass längst schon Eingang in Mainstream-Kontaktanzeigen gefunden hat, ist irreführend: Weil eben nicht alles kann, jeder hat seine individuellen Grenzen. Deshalb ist es für Top und Bottom schon im Vorfeld wichtig, Warnsignale zu erkennen und sich auch auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen. Ein Absturz muss nicht sein, Verletzungen und Dauerschäden erst recht nicht. Vor, während und nach einer Session ist Kommunikation – verbal und nonverbal – wichtig. Dies gilt erst recht, wenn man mit seinem Partner noch nicht so vertraut ist; etwas, was bei diesem Lebensstil häufiger vorkommt, weil viele auf der Suche nach Mr. oder Mrs. Right sind, (noch) keinen festen Partner haben und in der Zwischenzeit herumprobieren. Dazu gehört auch, sich nicht zu Dingen drängen zu lassen, die man nicht will, schon gar nicht mit dem Hinweis, das müsse so sein.

Für alle Beteiligten gilt gerade beim Erkunden neuer Gebiete: Macht Euch kundig, hört Euch auch um, wie der prospektive Partner drauf ist. Ein Dom, der ein Safeword ignoriert, ist für körperliche Unversehrtheit, Nervenkostüm und den eigenen Ruf genauso schädlich wie ein Sub, der nach der Session „Körperverletzung“ schreit oder Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Safeword, Covern oder ein Kontrollanruf sichern nur zu einem gewissen Grad ab. Wenn es hart auf hart kommt, ist man allein. Stellt Euch deshalb die Frage: Wollt Ihr diesem Partner oder Spielgefährten so weit vertrauen, wie es bei einer Session der Fall ist?

Dementsprechend haben bei diesem Tanz, für den „Spielen“ oft eine verharmlosende Bezeichnung ist, beide Seiten gewisse Pflichten. Top/Dom trägt die Verantwortung für das Wohlergehen von Bottom/Sub, im Guten wie im Bösen. Er bzw. sie muss sich darum kümmern, dass es innerhalb der vereinbarten Grenzen spannend und unterhaltsam genug zu beiderseitigem Amusement wird, ohne zu kippen. Umgekehrt muss Bottom/Sub rechtzeitig Bescheid geben, bevor es zu heftig wird – und bestimmte Grenzen, negative Trigger oder eventuelle Traumata vorab und klar kommunizieren. Hinzu kommen für beide Seiten die Sicherheitsmaßnahmen, die auch jenseits eines BDSM-Kontextes in Zeiten von AIDS und anderen unangenehmen Dingen gelten, inklusive des Selbstschutzes bei Blind Dates.

An der Grenze

Ein besonderes Thema sind die physisch und psychologisch riskanteren Spielarten, die unter „Edge Play“ laufen. Sie spielen sich an der Grenze der eigenen Grenzen ab, aber aber auch an der von Sicherheit und SSC – und wirken (und reizen) gerade deswegen so stark. Das Problem ist hier nicht nur, dass im Fall der Fälle bei Schmerzensgeldforderungen die Haftpflichtversicherung nicht zahlt. Wenn es wirklich gefährlich wird, an und über Grenzen geht, muss der aktive Partner sich im Klaren sein, welche Verantwortung er trägt, und bereit sein, die Konsequenzen zu tragen für das, was er riskiert, und ebenso erkennen, wann es Zeit ist abzubrechen, für das Wohl des Gegenübers wie für das eigene. Umgekehrt muss sich Sub/Bottom sowohl des eigenen Risikos bewusst sein wie der Last, die er oder sie dem Spielpartner aufbürdet. Nicht ohne Grund sind tiefes gegenseitiges Vertrauen und idealerweise lange Bekanntschaft, besser noch Freundschaft bzw. Partnerschaft gute Voraussetzungen, wenn man sich in diese tiefen Gewässer wagt.

„Edge Play“ besitzt viele Ausprägungen. Gängige Beispiele sind Vergewaltigungsszenarien, das Spiel mit Einsatz von Klingen, Nadeln oder Strom oder Atemkontrolle. „Rape Play“ ist in dieser Hinsicht geradezu prototypisch: Bei einer Vergewaltigung geht es primär nicht um Sex, sondern um Macht, und wohl keine Frau und kein Mann wünschen sich, das Opfer einer echten Vergewaltigung zu werden. Gleichzeitig gehört ein solches Szenario mit zu den häufigsten sexuellen Fantasien überhaupt, bis weit in jene Kreise, die jegliche BDSM-Affinität entrüstet von sich weisen würden. Der entscheidende Unterschied: Bei Rape Play geht es um das „So tun als ob“. Das „Opfer“ kann sich der Fantasie hingeben, überwältigt und benutzt zu werden und all das erdulden zu müssen, was es sich vorstellt. Gleichzeitig kann es sich sicher sein, dass sich alles im vereinbarten Rahmen abspielt, bei aller Theatralik keine echte Gefahr besteht, und sich das Szenario jederzeit abbrechen lässt. Allerdings kann die Umsetzung einer solchen Fantasie allein durch ihre Intensität ins Negative kippen und auch einen Absturz auslösen. Durch die implizierte Aufforderung zur Gegenwehr gehört Rape Play auch zu den verletzungsträchtigeren Varianten des Rollenspiels.

Weitere Gefahren bei Edge Play sind das Triggern bestehender Phobien, aber auch das oft unterschätzte Risiko von Dauerschäden, sei es durch die Bildung von Narbengewebe bei heftigeren Spielarten von Hauen, Stechen und Schneiden, sei es durch die Gefahr von Infektionen. Gerade wer von den Möglichkeiten scharfer Klingen fasziniert ist, sollte bedenken, dass es bei einer Session nicht immer nötig ist, tatsächlich Blut zu ziehen. Mit einer Augenbinde und dem Aufbau der richtigen Atmosphäre kann selbst ein Lineal oder eine Bleistiftspitze wie ein Messer wirken.

Mit zum Thema Session-Sicherheit gehören auch Auswahl und Pflege des eingesetzten Spielzeugs. Es sollte sich von selbst verstehen, dass man etwa für Bondagezwecke keine Blechschellchen einsetzt und auch keine Materialien, die sich so zuziehen, dass Knoten nicht mehr aufgehen. Je nach Einsatzart sollten alle Gerätschaften nach dem Spiel gewaschen oder desinfiziert werden. Was für den einmaligen Gebrauch gedacht ist, sollte auch nicht wiederverwendet, sondern sachgerecht entsorgt werden. Und selbst das beste Material will mit Verstand eingesetzt werden. Zudem sollte man nie vergessen, dass Murphy immer im Hintergrund lauert. Ein Notfallkit mit Schneidwerkzeugen, Ersatzschlüsseln, Erste-Hilfe-Ausstattung, Taschenlampe etc. und mehrfacher Redundanz ist grundsätzlich keine schlechte Idee, egal ob man in den eigenen vier Wänden oder im Party-Dungeon spielt.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Eine Session, ein Todesfall und aufgeregte Medien

Schon in der ersten Septemberhälfte war in einem Forum, in dem ich unterwegs bin, eine Bondage-Session mit tödlichem Ausgang Thema. Derzeit zieht der Fall etwas größere Kreise, deshalb auch hier ein paar Anmerkungen dazu. Auslöser des Forenthreads war eine Meldung vom 10.09.2011 bei welt.de: „‚Shibari‘ – Italienerin stirbt bei erotischer Fesselung“. Das typisch unpassende Symbolbild (Seil und Haut drauf? Reicht …) gibt schon einen Vorgeschmack darauf, was den kundigen Leser erwartet.

Wie gehabt wird hier auf Krawall gebürstete Ahnungslosigkeit serviert: „Extremfesselung“, „starkes Abschnüren mit Seilen“, dazu David Carradine als Bonus-Leiche. Die zu diesem Zeitpunkt dünne Faktenlage wird statt mit Recherche mit Wikipedia-Wiederkäuen, empörtem Geraune und demonstrativ skandalisierenden Anführungszeichen aufgepolstert. Immerhin weist der kurze Artikel in einem Satz darauf hin, dass der Rigger und seine beiden Partnerinnen alles andere als nüchtern waren, als sie loslegten.

Gerade dieser Punkt ließ mich schon in der ersten Diskussion Parallelen zu den typischen Wochenend-Disco-Unfällen ziehen: Ob jemand zu einem rotzbesoffenen Fahranfänger ins Auge steigt, der seinen Breiter-Tiefer-Lauter-Golf mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit um einen Baum wickelt oder in den Gegenverkehr schießt, oder ob jemand nach ausgiebigem Alkohol- und Drogenkonsum aller Beteiligten andere grundsätzlich gefährliche Aktivitäten ausübt, bleibt sich prinzipiell gleich. Da sind SSC und RACK schon lange kein Thema mehr, da geht es um grundsätzliches Urteilsvermögen und dessen Trübung. Damit sind die eigentlichen Unfall- und Todesursachen nicht unbedingt szene-spezifisch für BDSM, Bondage etc., sondern haben eher mit jugendlicher Unbekümmertheit, dem Glauben an die eigene Unsterblichkeit und auf Seiten des Riggers mit zuviel Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu tun – und vor allem mit dem eingeschränktem Steuerungsvermögen durch bewusstseinsverändernde Substanzen jeglicher Art.

Bei den Medien, für die welt.de nur ein Beispiel ist, ist jedoch die künstliche Aufgeregheit über die „Perversen“ viel wichtiger als diese Tatsache. Zur medialen Rezeption des Vorfalls hat Thomas Roche bei violet blue unter dem Titel Shibari, »Extreme Sex,“ and Anti-Sex Prejudice einen umfangreichen Artikel geschrieben.

Sein mit ausführlichen Beispielen belegtes Fazit: Ob in Italien oder den USA, die Medien gruseln sich lautstark vor den sich gegenseitig fesselnden und schlagenden Typen (eh’ alles potenzielle Kinderschänder, wie so mancher Artikel impliziert …) und meist auch gleich vor sämtlichen vom sexuellen Mainstream abweichenden Spielarten (da werden dann Statistiken passend zum Artikel-Tenor zurechtgebogen). Dafür unterschlagen sie weitgehend, dass da drei Leute erst massiv gebechert und gekifft und dann jegliche Sicherheitsmaßnahmen bei einem riskanten Vorhaben unterlassen haben.

Ich merke gerade: Zum Thema Sicherheit bei einer Session ist mal wieder ein Artikel fällig.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Spielverderber

Kaum weise ich auf die einschlägigen Einsatzmöglichkeiten von Jawbreakers hin, stoße ich auf eine Warnung des deutschen Bundesamtes für Risikobewertung zur Erstickungsgefahr durch Hartzuckerbälle. Während die Ursprungsmeldung dabei in erster Linie auf die Risiken für Kinder hinweist, befasst sich die ausführliche Stellungnahme auch mit den anatomischen Unterschieden von Mund- und Rachenraum zwischen Kindern und Erwachsenen und schildert die Gefahren, die sich selbst für Erwachsene beim Verschlucken eines auf passende Größe geleckten Jawbreakers ergeben. Nicht berücksichtigt dabei ist allerdings die Verwendung eines durch den Ball gezogenen Sicherungsriemens – da zeigt sich wohl, dass Freunde von BDSM und Bondage eher auf der sicheren Seite spielen …

Dienstag, 13. Oktober 2009

Wir sind Mainstream

Oder so. Jedenfalls hat „Shape“, das Magazin für die fitness- und diätverliebte Frau mit esoterischen Anwandlungen, unter dem Titel „Manche mögen’s heiß“ eine zehnteilige Klickstrecke mit „Sexspielen für Fortgeschrittene“ aus dem Bereich BDSM online gestellt. Autorin Wiebke Lorenz lässt den kurzerhand zu „Deutschlands führendem SM-Experten“ erklärten Arne Hoffmann im Schweinsgalopp durch eine breite Palette im BDSM-Umfeld gängiger Spielarten jagen, garniert mit ein paar Zitaten aus dem kürzlich als Taschenbuch erschienenen Werk „Von zart bis hart. Sextipps für Erwachsene“ der amerikanisch-australischen Sexualtherapeutin Dr. Gabrielle Morrissey.

Das Ganze kommt shape-typisch im großäugig-reißerischen Tonfall – „Langeweile ade! Mit diesen prickelnden Sex-Tipps lässt sich Ihre Lust ins Unermessliche steigern“ – daher und kann offenbar auch nicht auf Geschwurbel à la „(…) schwarz gekleidete Menschen, die sich am Hundehalsband durch die Gegend zerren und in dunklen Kellern Dinge treiben, die wir uns nicht mal vorstellen möchten“ verzichten. Immerhin ist der Informationsgehalt des den Anzeigenkunden zum Wohle häppchenweise servierten Artikels solider als die Aufmachung vermuten lässt. Die ausführlichen Hoffmann-Zitate können dabei durchaus nicht aus einem Interview, sondern aus dessen aktuellem Buch „Sex für Fortgeschrittene: Faszinierende neue Tipps zur Steigerung der Lust“ stammen; kann das jemand ad hoc verifizieren?

Interessierte Leserinnen, die BDSM & Co. mal als schicke Abwechslung du jour ausprobieren wollen finden hier wohl ebenso einen Einstieg wie die, denen bewusst wird, dass sie sich mit eigenen Spielen und Fantasien längst in diesem Bereich bewegen. Was in der Kompaktheit der Aufbereitung notgedrungen auf der Strecke bleibt, sind die physischen und psychischen Risiken, die sich aus der unbedachten Umsetzung dieser Anregungen ergeben. Insofern ist die quotensteigernde Warnung „Probieren auf eigene Gefahr!“ nicht ganz unberechtigt.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Zielaufklärung

Wenn es im Laufe einer Session mehr als ein paar spielerische Klapse sein sollen, gilt es gewisse Sicherheitsregeln zu beachten. Manche Körperregionen sind wegen der Gefahr nachhaltiger Schäden tabu, bei anderen ist Fingerspitzengefühl gefragt. The Poubelle Twins zeigen in Le Slap Booth *Chaud*: Anatomical Class, wo man ungestraft strafen darf, und wo man seine Hände besser bei sich behält. Wer neugierig ist: Die beiden Damen bedienen auch andere Fetische.

Samstag, 13. Juni 2009

Little Brother

xkcd liefert eine weitere Begründung*, warum jeder seine Datenspur im Auge behalten sollte.

Ich weiß, was Du heute getan hast. Und gestern. Und vorgestern.

Sonntag, 7. Juni 2009

Gratwanderung

Der nach bisherigen Informationen wohl einschlägige Tod David Carradines und der Prozess um den Tod einer 20jährigen bei einem Foto-Shooting mit SM-Hintergrund (ausführlicher Bericht hier) sollten Experimentierfreudige an eins erinnern: „More experienced people than you have died“ – BDSM ist häufig eine Wanderung auf einem schmalen Grat, und Atemkontrolle ganz besonders. Für ausführlichere Information empfehlen sich Jay Wisemans Aufsätze, in denen er auch auf die Gefahr kumulativer Hirnschädigung hinweist.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Outdoor-Outing

Abt. Dumm gelaufen: Einen Großeinsatz der Polizei löste gestern ein junges Paar aus Dortmund mit fesselnden Fotos aus. Die beiden hatten sich nächtens einen Feldweg am Waldrand für ihre Aufnahmen ausgesucht. Keine besondere Beachtung schenkten sie dabei der knapp 50 Meter weiter verlaufenden A 1 – die Autofahrer, die dort unterwegs waren, jedoch dem sich ihnen bietenden Anblick um so mehr.

Ab 20:40 Uhr gingen deshalb bei der Polizei mehrere Notrufe wegen einer gefesselten nackten Frau mit verbundenen Augen an der Autobahn bei Bergkamen ein. Die setzte daraufhin nicht nur mehrere Streifenwagen, sondern auch einen Hubschrauber in Marsch. Am Tatort angekommen, stellten die Beamten fest, dass die 20jährige Frau mitnichten eine Jungfer in Nöten war, sondern für ihren Freund und das gemeinsame Fotoalbum posierte.

Die Pressemeldung der Polizei Dortmund lobt die Aufmerksamkeit der Autofahrer, enthält aber leider keines der Bilder, die Auslöser der Polizeiaktion waren.

Update 21.05.2009: Wie mir inzwischen zugetragen wurde, sind einige Bilder der Aktion in der Sklavenzentrale zu besichtigen, drei davon derzeit noch öffentlich. Den Titeln und dem Beschreibungstext zufolge war das Ganze wohl in erster Linie als öffentliche Vorführung der Sklavin gedacht, die Tageszeit mit ausreichender Helligkeit ebenso bedacht gewählt wie die Position in unmittelbarer Nähe der Autobahn. Der dabei nicht eingeplante Polizeieinsatz fiel etwas größer aus, weil der Standort im Zuständigkeitsbereich mehrerer Dienststellen lag, die alle von unterschiedlichen Autofahrern alarmiert wurden.

Donnerstag, 30. April 2009

Zeichen an der Wand

Nun habe ich mich doch aufgerafft. Die Blogpause der letzten Tage war nicht allein dem Zeitmangel geschuldet, sondern auch dem Frust ob der hanebüchenen Politik landauf, landab. In England etwa müssen Fetischparty-Besucher vor Betreten eines Londoner Clubs eine Fülle persönlicher Daten abgeben – eine Auflage der Polizei auf Basis eines neuen Sicherheitsgesetzes, weil es in der Umgebung eine Schießerei gegeben hat. Die Daten werden gespeichert und verarbeitet von einem Privatunternehmen, das den sicheren (*ahem*) Umgang mit Personendaten bereits ähnlich eindrucksvoll bewiesen hat, wie es staatliche britische Stellen seit Jahren tun.

In Deutschland soll eine Zensurinfrastruktur à la chinoise etabliert werden mit fadenscheinigen Argumenten und einer Vehemenz, dass man schon nicht mehr die von Politikern mittlerweile gewohnte Mischung aus Arroganz, Ignoranz und Inkompetenz vermutet, sondern schlicht Methode – und Vergleichbares droht europaweit. Der Gedanke an einen neuen Kampf der Kulturen liegt nicht mehr fern.

Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich mir ein Stoppschild verdiene. Auswandern wäre auch eine Idee – fragt sich nur, in welches Sonnensystem.

Sonntag, 22. März 2009

Risiko, Vertrauen und Selbstvertrauen

Das Treffen vor kurzem wurde vom ersten Gespräch gleich zur Bondage-Einführung. Dies hat mich wieder einmal dazu gebracht, mich mit dem dafür nötigen Vertrauen auf beiden Seiten zu befassen. Aber gerade sehe ich: Clu hat bereits einen sehr lesenswerten Artikel zu diesem Thema geschrieben.

Sonntag, 21. September 2008

Spiele am Strand

Neulich wurde ich an eine Outdoor-Session erinnert, die sich vor ein paar Jahren spontan im Urlaub ergeben hatte. Meine damalige Partnerin und ich waren in Kroatien unterwegs. Für eine Übernachtung hatten wir das Wohnmobil am Strand auf dem Gelände eines verfallenen Sportboothafens geparkt. Abends saßen wir noch draußen und sahen bei einem Glas Wein der Sonne beim Untergehen zu. Eins ergab das andere, und irgendwann trug die Dame Hand- und Fußschellen samt Verbindungskette.

Nach einiger Zeit – es war längst dunkel geworden – holte ich eine neue Flasche Wein aus dem Wohnmobil. Als ich wieder nach draußen kam, war die Begünstigte unter leisem Kettenklirren Richtung Meer entschwunden. Ich mit dem Wein unter dem Arm und hauptsächlich nach Gehör navigierend hinterher, bis ich sie an der Wasserlinie einholte. Dort haben wir uns niedergelassen und Sterne geguckt, Wein getrunken und dergleichen.

Irgendwann rumpelte in einiger Entfernung ein Auto von der Straße zum Strand, blieb stehen, Motor und Scheinwerfer gingen aus. Soweit kein Anlass zur Besorgnis. Dann kamen allerdings nach und nach immer mehr Autos, und uns wurde langsam klar, dass der Strand nächtens der Knutschtreff der Dorfjugend war. Immer öfter strichen Scheinwerferkegel der mit eingeschaltetem Fernlicht manövrierenden Wagen auch über uns. Wir positionierten uns währenddessen so, dass die Ketten der Dame zufälligen Blicken entgingen. Es hat dann ein Weilchen gedauert, bis wir unauffällig wieder zurück zum Wohnmobil gekommen sind.

Sonntag, 7. September 2008

Mission accomplished

Die Vorbereitungen waren nicht vergebens, auch wenn der Workshop-Aspekt zugunsten der Bilder zurückgetreten ist. Es war ein sehr netter Nachmittag, und das nicht nur wegen der mitgebrachten Erdbeercroissants. Das für Knoten und Fotos vorbeigekommene Paar ist – was sich schon beim Vorabtreffen zeigte – auf meiner Wellenlänge, sieht speziell BDSM und Bondage mit dem nötigen Unernst und harmoniert auch vor der Kamera wunderbar miteinander. Die Dame ist in Seilen & Co. extrem fotogen, weil authentisch, und ich habe einige im Kopf schon durchgespielte interessante Bondages ohne große Verluste in die Realität umsetzen können. Spannende Bilder, und die neuen Blitze und sonstigen Ergänzungen haben ihre Feuerprobe bestanden. Das schreit nach Fortsetzung.