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Mittwoch, 10. Juli 2013

Touch and go

Gerade zu viel zu tun und zu wenig Zeit, deshalb nur ein paar Lesetipps auf die Schnelle:

Falls es seit dem letzten Mal schon in Vergessenheit geraten sollte, zugleich als Update: PRISM, Tempora und Co. – was bisher geschah (Heise).

Suzanne Moore bringt das grundsätzliche Problem in ihrem Guardian-Kommentar When states monitored their citizens we used to call them authoritarian. Now we think this is what keeps us safe auf den Punkt:

„When did you surrender your freedom to communicate, something that was yours and yours alone, whether an email to a lover or a picture of your child? Ask yourself, do you feel safer now you know that you have no secrets? Now, the intimacies that are of no import to anyone but you have been subject to virtual extraordinary rendition. Because, fundamentally, your government does not trust you. Why therefore should you trust it?“

Deutsche Variante dazu bei der ennomane, mit erweitertem Fokus: #Prism – ein paar Lebenslügen.

Da bleibt einem wie Andrew McCarthy nur noch Galgenhumor: PRISM – All your data, in one place (deutsche Version). Ich hätte dann gerne mein Backup von diesem schicken Startup.

Zu einem anderen Ärgernis habe ich ja schon vor längerem mein Unbehagen ausgedrückt. Marco Arment beleuchtet in Lockdown die Hintergründe, warum Google nicht nur den Google Reader eingestampft hat, sondern gleich auch noch die RSS-Variante der Google Alerts: „Google Reader is just the latest casualty of the war that Facebook started, seemingly accidentally: the battle to own everything.“. Wie so viele andere offene Standards im Netz ist RSS antimonopolistisch.

Beide oben umrissenen Probleme sollten jeden eigentlich zu mehr Datensparsamkeit einerseits und Diversifikation hinsichtlich der genutzten Dienste andererseits anregen. Ebenfalls lesenswert in diesem Zusammenhang: Tools For Treason.

Zu Seilen und anderen interessanten und gleichzeitig erfreulichen Sachen hoffentlich demnächst wieder mehr.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Natürlich habe ich etwas zu verbergen

Wer es immer noch nicht glauben will: Das Ziel lautet Totalüberwachung, unabhängig von Land und Ideologie. Und das Beispiel der Türkei zeigt gerade sehr plastisch, wie sich scheinbar harmlose und gedankenlose Äußerungen und Details zu Profilen zusammensetzen und zur Repression nutzen lassen. Wissen ist Macht, heute mehr denn je, wo sich kleinste Wissensfragmente sehr schnell – wenn auch nicht immer korrekt – zu einem großen Ganzen verweben lassen. Deshalb hier ein paar Grundlagen, Hintergründe und Argumente, warum wir alle etwas zu verbergen haben und uns darum kümmern sollten, dass wir nicht zu viel von uns preisgeben:

Food for thought.

Dienstag, 18. Juni 2013

Kaum zu fassen

Auch wenn der allumfassende Lauschangriff durch US-Dienste niemanden überrascht hat, der nicht die letzten zehn Jahre unter einem Stein verbracht hat – überraschend ist die schmerzfreie Dreistigkeit von gewohnter Stelle. Was beim Normalbürger Entsetzen auslöst, weckt andernorts nur neue Begehrlichkeiten. Kontrollettis aller Länder, vereinigt euch:

Da passt dazu, dass die Internet-Provider in England auf freiwilliger (*hust*) Basis einen „Porno-Filter“ einführen (der ganz sicher zuverlässig die Kinder schützt, nicht über- oder unterfiltert und bestimmt auch nicht auf andere Inhalte ausgeweitet wird …). Schönes Detail: Wer nachweisen kann, dass er über 18 und an Schweinkram interessiert ist, kann den Filter für seinen Online-Anschluss deaktivieren. Allerdings nicht auf Dauer, sondern nur für ein paar Stunden, dann muss er die Freischaltprozedur wiederholen, weil der Filter automatisch reaktiviert wird.

Wer durch die PRISM-Enthüllungen dazu bewegt wurde, seine Privatsphäre online etwas besser zu schützen, aber nicht weiß wie:

Aber anscheinend ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Es könnte ja mal einfach sein

Akuter Trollbefall an anderer Stelle. Eigentlich Zeit für drastischere Maßnahmen, aber der Schaden ist schon angerichtet. Erinnert sei an die bereits erwähnten Tipps gegen Trolle. Ich habe schon seit einiger Zeit einen Text über Dummdoms, Sprachverwirrte und andere Verhaltensauffällige in der Szene in der Pipeline. Sollte ich doch mal langsam angehen.

Wil Wheaton hat anlässlich eine Feueralarms eine Beobachtung zu Generationenfragen und Bedrohungsgefühl gemacht, die ich nachvollziehen kann:

„I will share one observation: I’m 40, and I’ve been dealing with this sort of thing my whole life. Fire alarms go off, and most of the time it’s a false alarm. No big deal. But when I looked around at the younger people, the teenagers and the twentysomethings, I saw a real fear in their eyes as they waited to find out what was going on. I heard lots of them talking about the bombing in Boston, and how they were genuinely afraid that there was some kind of bomb or something inside the building. It says something about the different worlds we've grown up in, that my first reaction was ‘not this again’ and theirs was ‘oh shit I hope it’s not a bomb.’“

Refuse to be Terrorized.

Als Ergänzung zu neulich:

Zwei YMMD-Tweets – der eine von Leah (@terrorhase_):

„‚Du schlägst wie ein Mädchen.’

‚Buffy Summers, River Tam oder Natasha Romanoff?’

Der andere von Anna-Siobhan Wilcox:

„Sweet dreams are made of cheese, who am I to diss a Brie. I cheddar the world and the feta cheese, everybody's looking for Stilton.“

(beide via Isabella Donnerhall – *kappelüpf* + *verbeug*)

Sonntag, 9. Juni 2013

Überraschungen, mehr oder weniger

Schön: Ein kurzfristig anberaumter Seil-Workshop und positives Feedback, Wiedersehen und Kennenlernen, nette Leute und gute Unterhaltungen, dazu einige Fotos inklusive Rumalbern und endlich Sonne und Wärme.

Weniger schön, erwartet, und doch zu früh: Iain Banks ist tot. Farewell, und ein Glas zum Gedenken.

Keine Überraschung, gut zusammengefasst. Was soll ich mehr dazu sagen?

Sonntag, 28. April 2013

Denkt denn niemand an die Kinder?

Jugendschutz ist ein gerne genommenes Argument, um Themen und Inhalte unter den Teppich zu kehren, die im jeweiligen sozialen und kulturellen Klima eventuell als anstößig empfunden werden könnten – besonders bei Berufsbetroffenen jeder Couleur. Aus den gesammelten Stellungnahmen von Hütern der öffentlichen Moral hat Rechtsanwalt Marko Dörre jetzt ein Jugendschutzsprech-Buzzword-Bingo destilliert.

Derweil deutet eine aktuelle Studie darauf hin, dass Pornos das sexuelle Verhalten gerade von Jugendlichen kaum beeinflussen und persönliche Vorlieben auch in diesem Alter eine wesentlich größere Rolle spielen als die Medien. Das hindert freilich interessierte Kreise und Personen nicht daran, erotische Inhalte nach eigenem Gusto und der „Ich erkenne es, wenn ich es sehe“-Methode in „guten“ und „bösen“ Porno zu trennen und das subjektiv „Böse“ verfolgen, verbieten und wegsperren zu wollen. Die Hölle, das sind die anderen. Besonders, wenn sie es gut meinen.

Dienstag, 23. April 2013

Digitale Steinzeit, Salamitaktik, Abzocker und ein Todesfall

Mal wieder mehr Wut und Trauer statt Shock & Awe in diesem Kurzüberblick: Nach längerer vorbereitender Lobbyarbeit reitet die Deutsche Telekom mit der Drosselung ihrer Flatrates und selektiver Bevorzugung und Benachteiligung die erste konkrete Attacke gegen die Netzneutralität. Wer nicht weiß, was Netzneutralität ist oder denkt, dass ihn das nicht betrifft: Der Leitfaden für ein Offenes Internet beantwortet schnell und übersichtlich die beiden Fragen „Was ist Netzneutralität?“ und „Warum ist sie für mich wichtig?“. Der Schritt läutet nach Ansicht vieler Leute mit Ahnung vom Thema den Rückfall in die digitale Steinzeit ein; Kommentare dazu hat Netzpolitik gesammelt. Die Chuzpe des Konzerns lässt sich allenfalls mit Galgenhumor ertragen. Beispiele:

Natürlich ist die Telekom nicht der einzige, sondern nur der erste Anbieter, der austestet, wie weit er gehen kann.

Unschönes auch andernorts – Google beginnt, mit Chrome ein eigenes Süppchen zu kochen, jetzt wo der Marktanteil hoch genug ist: A Short Translation from Bullshit to English of Selected Portions of the Google Chrome Blink Developer FAQ. Da sehe ich die euphorische Ankündigung, dass Blogger-/Blogspot-Blogs jetzt ein Kommentarsystem auf Google+-Basis integrieren können, aus bekannten Gründen mit sehr wenig Begeisterung. Hier gehe ich mit Volker Weber konform: Google, stop pushing me.

Nach Iain Banks der nächste Einschlag: Christina Amphlett, Sängerin der Divinyls, ist tot.

Angesichts all dieser Hiobsbotschaften bedarf es keinen geistlichen, aber hochgeistigen Beistands. Zum Glück hat Highland Park mit dem neuesten Zugang seiner „Valhalla Collection“ das passende Getränk für den Narren.

Highland Park „Loki“ (Quelle: Highland Park)

Abgesehen davon, dass ich auch andere Produkte dieser Brennerei schätze – der nach Loki benannte Whisky ist in seiner Komposition an die Trickster-Persona angelehnt:

„(…) this time it mirrors the unpredictable, shape-shifting LOKI character and as with the trickster god of fire himself, all is not as it seems (…)“

Die Verkostungsnotizen lesen sich spannend, allein der Preis ist prohibitiv.

Sonntag, 7. April 2013

Auf die Schnelle

Eine neue Kategorie Zeugs für die Dinge, die sich nebenbei ergeben; Reanimation des Zettelkastens als Behältnis für Kleinkram.

Facepalm zum Auftakt: Ob BDSM-Szene oder Feminismus, es gibt immer ein paar völlig Schmerz- und Merkfreie, die es mühelos schaffen, nicht nur sich selbst komplett lächerlich zu machen, sondern auch Thema und Sache in toto zu desavouieren, weil Außenstehende nur noch das Getröte wahrnehmen und sich ein entsprechendes Bild machen. Die einem in den Sinn kommende Bezeichnung „Kindergarten“ ist eine Beleidigung für diese Institution. Aktuelles Genderia-Beispiel hier und hier, am Schnittpunkt von Gesellschaft, Sexualität und Lebensentwürfen „Die Wiederkehr des Anstandswauwaus als schlecht gekleidete Feministin“ und Kitty Koma zu Political Correctness und sprachlicher Verschleierung. Hilfreich in diesem Zusammenhang sind auch Jens Scholz’ Fünf Tips zum Umgang mit Trollen.

Der Schoß ist fruchtbar noch – die von Rechtsanwalt Marko Dörre anlässlich des Todes von Jess Franco ausgegrabene Indizierungsbegründung könnte auch ein Vierteljahrhundert später noch in einem Antrag stehen, selbst wenn sie damals schon Unfug war:

„Die Wissenschaft hat längst dargelegt, daß es bei Sexualhandlungen des sadomasochistischen Formenkreises um krankhafte deviante und perverse Abbildungen der Sexualität handelt.“

Auch Quatsch lässt sich einordnen, noch besser mit dem neuen Venn Diagram of Irrational Nonsense.

Einen Laphroaig auf Iain Banks, aus so wichtigem wie traurigen Anlass. Geht noch immer nahe. Deshalb noch einen.

Und zu etwas Erfreulicherem: Ich bin vor ein paar Tagen über ein schönes und gerade hier passendes Zitat von Robert Fulghum gestoßen:

„We’re all a little weird. And life is weird. And when we find someone whose weirdness is compatible with ours, we join up with them and fall into mutually satisfying weirdness – and call it love – true love.“

Obiger Ausspruch wird übrigens oft fälschlich Dr.  Seuss zugeschrieben. Von dem stammen dafür ein paar andere Zitate, die sich auch einschlägig Interessierte zu Herzen nehmen sollten:

„I like nonsense, it wakes up the brain cells. Fantasy is a necessary ingredient in living. It’s a way of looking at life through the wrong end of a telescope, which is what I do, and that enables you to laugh at life’s realities.“

und

„If you never did
You should.
These things are fun.
and Fun is good.“

Wie schon erwähnt, gehe ich inzwischen ins Fitnessstudio. Fazit nach den ersten Wochen: Ich schaffe es tatsächlich, regelmäßig hinzugehen. Noch keine Gewichtsabnahme, aber dafür auch keine Rückenschmerzen mehr. Und es lenkt etwas ab.

Tipp am Rande: Teure Massagekerzen lassen sich problemlos durch günstige Haushaltskerzen ersetzen. Man muss dann die Begünstigten nur gut verankern und ggf. die Massage mit geeigneten Hilfsmitteln unterstützen. Es ist eh interessant, dass viele Online-Shops mit entsprechendem Sortiment Massagekerzen und andere Wellness-Artikel meist nicht weit von einschlägigeren Spielsachen anbieten.

Auch wegen der einen oder anderen Anfrage wäre ein Shooting draußen mal wieder angesagt. Allein, es ist immer noch viel zu frisch, selbst wenn sich die Sonne mittlerweile wenigstens ab und zu einmal hinter den Wolken hervor wagt.

Sonntag, 24. März 2013

Merkbefreiung reloaded

Aus mehreren Gründen hat Kristian Köhntopp, auf den ich vor allem zu netzpolitischen Themen immer wieder gerne verwiesen habe, seine Website und damit viele interessante Artikel aus den vergangenen Jahrzehnten aus dem Netz genommen. Aufgrund der Ursachen für diese Entscheidung möchte ich denjenigen, die letztlich die Auslöser dafür waren, noch einmal ein Exemplar der „einzig echten Merkbefreiung“ überreichen, die Köhntopp am 28. August 1995 in der Newsgroup de.talk.bizarre gepostet hat:


Die nachstehend eindeutig identifizierte Lebensform

Name: ____________________
Vorname: ____________________
Geburtsdatum: __________
Geburtsort: ____________________
Personalausweisnummer: ____________________

ist hiermit für den Zeitraum von

[_] 6 Monaten
[_] 12 Monaten
[_] 24 Monaten
[_] unbefristet

davon befreit, etwas zu merken, d. h. wesentliche
Verhaltensänderungen bei der Interaktion mit denkenden
Wesen zu zeigen. Die Einstufung der o. a. Person
nach dem amtlichen Index für Merkbefreiungen liegt bei
dem Äquivalent von

[_] einem Mensaessen vom Vortag
[_] drei Hartkeksen in löslichem Kaffee
[_] einer Kiste Schwarzbrot in Dosen
[_] einem Quadratmeterstück Torfmoos während einer
sechswöchigen Sommerdürre
[_] einem Container erodiertem
Sandstein (Streusandqualität)

Die ausgesprochene Merkbefreiung erlischt
mit dem Ablauf des

[_] __.__.19__
[_] __.__.20__
[_] der vollständigen Erosion der körperlichen
Bestandteile der o. a. Lebensform

und gilt, sofern die o. a. Lebensform durch das
nachstehende Kennzeichen als merkbefreit zu
identifizieren ist:

[_] eine rote Plastiknase
[_] olives Stoffstück mit weißem Rand,
auf der Schulter zu tragen
[_] die Lebensform ist durch den Gesichtsausdruck
zweifelsfrei als unbefristet merkbefreit
zu erkennen.

Die o. a. Lebensform ist durch den Erwerb dieses
Merkbefreiungsscheins automatisch für die
folgenden Tätigkeiten qualifiziert:

[_] Markierungshütchen bei Abmarkierungsarbeiten
auf Bundesautobahnen
[_] Garderobenständer und Regenschirmständer in
Restaurants bis zu, aber nicht eingeschlossen,
3 Sterne
[_] Regelstab in Schwerwasserreaktoren
[_] Markierungsstab für das Fahrwasser im
Nationalpark Wattenmeer
[_] Landschaftsmerkmal/Orientierungshilfe in
der Wüste Gobi

Die Merkbefreiung für die o. a. Lebensform wurde
in einem öffentlichen Merkbefreiungsverfahren
ausgesprochen und ist nach Ablauf der Einspruchsfrist
von 17 Sekunden rechtskräftig.

Datum Unterschrift Dienstsiegel

 

Stirnabdruck des Merkbefreiten

 

Diese Merkfreiung wurde elektronisch erstellt und ist
deswegen nicht unterschrieben.


Danke für den Fisch.

Mittwoch, 20. März 2013

Anschwellendes Unbehagen

Das Ende des Google Readers betrifft mich zunächst nicht direkt, für Feeds nutze ich ein anderes Tool. Doch mittelbar und auch aufgrund einiger Begleitumstände wird mir angesichts dieser Nachricht etwas unwohl. Ich habe mich 2007 aus mehreren Gründen dafür entschieden, meine Zelte bei Blogspot aufzuschlagen. Neben der einfachen Bedienung war auch die mögliche Anonymität mit entscheidend dafür, dass ich das Blog hier eingerichtet habe – mit den hier behandelten Themen ist leider nach wie vor das Risiko beruflicher und privater Stigmatisierung verbunden, nicht nur für mich, sondern auch mein Umfeld.

Die Reader-Abschaltung wirkt auf mich wie ein weiterer Anlauf nach dem „Und bist Du nicht willig“-Prinzip, Nutzer zu Google+ zu zwingen, das einfach nicht abheben will. Und Google+ lässt sich nicht anonym nutzen. Und es gibt noch ein weiteres Problem; Michael Schmalenstroer bringt es auf den Punkt:

„Weiterhin stellt sich natürlich für diverse andere Google-Produkte die Frage nach der Zukunft. Feedburner ist ebenfalls schon lange angezählt und wird die nächste Säuberungswelle wohl auch nicht mehr überleben. Wer seine Feeds darüber laufen lässt, sollte sich jetzt langsam Gedanken über eine Exitstrategie machen. Auch als Blogger auf Blogspot würde ich mich nach einer Alternative umsehen bzw. schon mal vorsorglich eine eigene Domain verknüpfen. Indem Google jetzt auch wichtige Kernprodukte killt, erschüttert es auch das Vertrauen in die Langzeitverfügbarkeit seiner Dienste. Buzz, Wave & Co hatten nie eine größere Userzahl, der Reader schon. Was sagt das über Gmail, Drive, Docs, Calendar & Co? Wird Google auch diese Dienste irgendwann killen? Was ist mit Google Books? Wenn die Querelen mit den Verlagen zu groß werden und sich die Bücher im Play Store eh besser verkaufen lassen, wird der Dienst dann auch eingestellt? Die Reader-Einstellung zerstört viel Vertrauen.“

Hinzu kommt das Risiko der Monokultur, dass sich durch die umfassende Verknüpfung früher getrennter Angebote über Google+ noch verschärft. GIGA-Autor Jens Herforth hat den Alptraum jedes Nutzers gerade am eigenen Leib erfahren:

„Nun passiert ausgerechnet mir das Unfassbare: Mein Google Account wurde nicht einfach nur gesperrt, sondern deaktiviert. Das beinhaltet auch gleich alle Dienste, die damit verbunden sind. Google+ und meine verwalteten Seiten, G-Drive, Telefon-Kontakte, Kalender, geteilte Dokumente, Musik, meine bezahlten Apps aus dem Store, Bücher, Musik und eben Filme. Kein Youtube mehr, der Google Reader und sonstige Tools sind einfach nicht mehr aufrufbar. Wenn alles an einem Account hängt, ist man ziemlich abhängig von ihm.“

Bei der Suche nach Hilfe machte er die gleichen Erfahrungen, die Jeffrey Zeldman gerade erlebt hat:

„And Gmail doesn’t care. Because Gmail isn’t real, not even in the David Sleight sense. It’s a set of equations programmed by fallible human beings, and it controls my life and yours.

There is no one to talk to at Google about my service problem because there is no one there. The services I pay for are delivered by robot magic in the cloud. When something goes wrong, it just goes wrong.

( …)

My friend wears a shirt that says ‘The Cloud Is A Lie,’ but that isn’t quite the truth. More like, the cloud is a customer service problem. One I just found myself on the wrong end of.“

Auch wenn ich Marcel Weiß in seiner Einschätzung von Google+ als besserem Nachfolger für andere Google-Dienste aufgrund meiner Vorbehalte gegen den Klarnamenszwang nicht zustimmen kann, hat er meiner Ansicht nach in einem Recht:

„Paradoxerweise wird das Ende des beliebten Google Readers damit zum Win-Win: Nicht nur kommt endlich wieder Bewegung und damit hoffentlich Innovation zurück zu RSS. Sondern nun wird auch den letzten langjährigen Beobachtern klar, dass Google ein relativ normales Unternehmen geworden ist, das außerdem dem Wahn verfallen ist, seine Zukunft läge darin eine Art Frankensteinmonster aus Apple 2.0 und Facebook 2.0 zu werden.“

Ich hänge an diesem Blog an diesem Ort, weil ich mich hier auskenne, Arbeit und Herzblut investiert und mir auch eine gewisse Leserschaft erarbeitet habe. Nach wie vor gilt für mich:

Derzeit sieht es noch so aus, als ob Blogger-/Blogspot-Nutzer sich nicht mit Google+ zwangsbeglücken lassen müssen – noch, denn so etwas kann sich ja schnell ändern. Und dann kann es passieren, dass ich meine Zelte hier abbrechen und an anderer Stelle neu anfangen muss. Auch wenn das bedeutet, hier verbrannte Erde zu hinterlassen, weil Leute, die alten Links auf meine Texte folgen, dann ins Leere laufen.

Die Einschläge kommen näher.

Montag, 10. Dezember 2012

Besser gut erlebt als schlecht erfunden

Dem ersten Eindruck nach könnte es gerade recht zum Weihnachtsfest eine interessantere Alternative zu „50 Shades of Grey“ zum Verschenken oder Selberlesen geben: In „Gesundgevögelt“ schildert die Münchner Autorin Susanne Wendel, wie sie durch Erfahrungen als BDSMerin und Swingerin ein entspanntes Verhältnis zu ihrer Sexualität gefunden hat. Das vor kurzem erschienene Buch, in dem sich Wendel auch geoutet hat, gerät gerade ins Visier der klassischen Medien (keine Links, aus Gründen) und gewinnt damit auch an Bekanntheit in der durch 50SOG sensibilisierten Zielgruppe. Im Interview plädiert die Autorin ebenfalls für einen unverkrampfteren Umgang mit der eigenen Sexualität und der der anderen, befasst sich mit den Hintergründen der Neigung zu BDSM und Bondage, reißt das Spannungsfeld Spiel, Beziehung und Spielbeziehung an und betont wie schon andere, dass BDSMer sich außer in Sachen Neugier und Experimentierfreude kaum von den sogenannten „Normalen“ unterscheiden. Vielleicht hilft’s ja.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Roping 101, mit Überraschungen

Damsel, frisch eingefangen

Gegenwehr zögert das Ergebnis allenfalls hinaus

Ein Messer befreit – wenn auch nicht von den Seilen

Schon etwas luftiger

Gut verpackt und maximal frei

Statt Kränze zu flechten, habe ich am ersten Adventswochenende lieber Knoten geknüpft – ich hatte mal wieder Besuch: Jene Bekannte, die von ihren ersten Bondage-Erfahrungen aufs Heftigste begeistert war, schaute zum weiteren Erkunden der Faszination von Seilen und anderen Mitteln zur Einschränkung ihrer Bewegungsmöglichkeiten bei mir vorbei, Beweisfotos inklusive. Wie sich schon bei den ersten tastenden Schritten abzeichnete, schwebte über einem Teil des Fotoshootings ein Hauch von Wildem Westen. Die Dame hatte neben Karl May auch andere Quellen im Kopf und war begierig, eine kleine Kopfkino-Anregung in Bilder umzusetzen.

Für den Auftritt der Western-Lady als Damsel in Distress hatte sie ein passendes Outfit zum Opfern mitgebracht: Hut, Chaps und Stiefel waren tabu, doch der Rest durfte in der Tonne enden. So habe ich denn die Begünstigte für eine längere Fotoserie erst fest verschnürt und dann Zug um Zug entkleidet, ohne die Seile zu lösen – praktisch, wenn man ein Messer zur Hand hat. Während sich Flanellhemd, Jeans und andere Kleidungsstücke nach und nach in Fetzen auflösten, gab die Trägerin für die Kamera das so hilflose wie wütende Opfer mit einem Enthusiasmus, von dem später einige blaue Flecken zeugten. Es blieb nicht bei diesen Bildern. Neben weiteren mehr oder weniger elaborierten Fotogelegenheiten nutzten wir die Zeit ebenso für das Antesten unterschiedlicher Fesselmaterialien und Positionen, um die Neugier der Dame zu befriedigen, wie für ausführliche Gespräche zu den Hintergründen unserer gemeinsamen Vorlieben.

Gerade bei den sportlicheren Teilen des Treffens zeigte sich, dass Enthusiasmus hier außer zu leichten körperlichen Spuren auch zu schmerzhafteren Verwerfungen führen kann – und das nicht nur, weil ich mit scharfer Klinge direkt am Körper meines „Opfers“ hantiert habe. Der Schritt vom Workshop und Shooting zur Session ist manchmal kürzer, als es auf den ersten Blick aussieht, und im Spiel mit der Gefahr lauern Gefühl und Nähe.

Was bleibt, außer vielen Fotos und einem Armvoll geschredderter Klamotten: Die Bremsen haben funktioniert, uns blieben beiden Abstürze und andere Bruchlandungen erspart. Wir haben bei dieser Gelegenheit an einigen Grenzen gekratzt, doch sorgfältig darauf geachtet, sie nicht zu überschreiten. Besser so. Aber ein neuer Aspekt, den ich im Blick behalten sollte.

Montag, 19. November 2012

Die Schere im Netz

Sag, was Du willst, und lies, was Dir gefällt, solange es noch geht: Evgeny Morozov beschreibt in „You Can’t Say That on the Internet“, wie Facebook, Google, Apple und andere Unternehmen zunehmend die aktive und passive Meinungsfreiheit einschränken, indem sie missliebige Inhalte zunehmend wegdrücken – und „missliebig“ kann dabei alles mögliche bedeuten vom Verstoß gegen mehr oder minder rigide Moralvorstellungen bis zur Störung des Geschäftsbetriebes. Morozov weist dabei besonders auf die Gefahr durch Automatisierung dieser Beschränkungen hin, die sich immer weiter ausbreitet, auch wenn sich bislang stets gezeigt hat, dass sich soziale Probleme nicht auf technischem Wege lösen lassen.

Die Tendenz dazu ist weltweit erkennbar. So fordern Behörden und Unternehmen alleine Google mittlerweile im Durchschnitt alle drei Sekunden auf, Suchergebnisse aus seinem Index zu löschen, und auch die Daten von Nutzern werden gerne angefordert. Ebenfalls ungebremst agieren die Verfechter flächendeckender Überwachung des Datenverkehrs im Internet – und die Infrastruktur für die dazu nötige Deep Packet Inspection ist im Prinzip schon vorhanden. Der Unterschied zwischen China, dem Iran und Europa ist in dem Fall nur ein Software-Update.

Dazu passt, dass in England der Kindernet-Filter für jeden Online-Anschluss eingeführt wurde, und auch die deutschen Jugendschützer scharren schon wieder mit den Hufen.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Warum ich keine E-Books kaufe

Mein grundsätzliches Problem mit elektronischen Büchern der üblichen Anbieter hat Joanna Cabot in An Open Letter to E-Book Retailers: Let’s have a return to common sense sehr schön zusammengefasst. Warum sollte ich zum vollen Preis einer gedruckten Ausgabe oder auch nur unwesentlich günstiger ein Buch in elektronischer Form eben nicht kaufen, sondern nur eine Leselizenz dafür erwerben, die mir der Verkäufer jederzeit, entschädigungslos und ohne Möglichkeit zur Gegenwehr entziehen kann? Warum soll ich mir vorschreiben lassen, wann, wo und auf welchem Gerät ich etwas lesen darf, das ich mir nach dem Schönsprech der Anbieter „gekauft“ habe?

Dagegen verblasst selbst die viel zu oft nachlässige Aufmachung – was war gleich nochmal Lektorat? Auch wenn Papier vor allem in größeren Mengen schwer und unhandlich wird, bleibe ich vorläufig doch lieber dabei.

Nur mal so als Anmerkung eines Bücherliebhabers und Viellesers. (Nein, es geht nicht um „Fifty Shades of Grey“. Da wäre selbst geschenkt noch zu teuer.)

Montag, 15. Oktober 2012

Die Antwort würde mich auch interessieren

Aus gegebenem Anlass will Rechtsanwalt Marko Dörre wissen, ab wann es deviant wird:

„Für mich und meine Mandanten stellt sich seit jeher die Frage: Was sind gewöhnliche und außergewöhnliche Sexualpraktiken? Wie viele Personen welchen Geschlechts dürfen beteiligt sein? Welche Gegenstände, Stellungen und Körperöffnungen? Was ist mit sexuellen Dienstleistungen? Oder bleibt letztlich nur ehelicher Geschlechtsverkehr im Dunkeln und mit Fortpflanzungsabsicht?“

Normalität ist eben immer eine Frage der Perspektive, und der kleinste gemeinsame Nenner würde die Taliban als gefährliche Liberale einsortieren, egal ob es sich um die muslimische oder die christkatholische Variante handelt.

Sonntag, 30. September 2012

Kurzer Hinweis

An alle, die meinen, soziale Probleme ließen sich durch technische Lösungen beheben:

Caution: This machine has no brain. Use Your own.

Montag, 24. September 2012

Nicht lernfähig

Die Lobbyisten und Politiker geben einfach nicht auf: Schon wieder einmal nehmen sie Anlauf, um der Freiheit im Netz und anderswo niederzuringen – nur zu unserem Besten natürlich. Gerade wurden der aktuelle Planungsstand des von der EU-Kommission betriebenen „Clean IT“-Projekts öffentlich. Den Inhalt des Dokuments hat Erich Moechel in „CleanIT: Sauberes Internet wie im Iran“ zusammengefasst. Es geht wie schon mehrfach in der letzten Zeit abermals um die großflächige, undemokratische Überwachung jeglicher Kommunikation (deutsche Übersetzung).

Es ist entlarvend, wie erneut unter der Flagge der Terrorismusbekämpfung und unter Umgehung rechtsstaatlicher Prinzipien Zensurmöglichkeiten auf allen Ebenen und Deep Packet Inspektion eingeführt und diese lästige Anonymität beseitigt werden sollen: Ruhe mal wieder die erste Bürgerpflicht, und nicht einmal die Gedanken sind mehr frei, wenn sich Handlungsmuster und Einstellungen eines Menschen aus der Summe aller Äußerungen und dem individuellen Beziehungsnetzwerk zusammenpuzzeln lassen. Mission creep im Sinne von Lobby-Interessen ist angesichts mancher Gummiformulierung ohnehin einkalkuliert, und die Beschlüsse des 69. Deutschen Juristentages passen ins Bild.

Mittwoch, 19. September 2012

Volle Fahrt voraus!

Selbst wenn mir den Umständen geschuldet derzeit häufiger „Argh“ auf der Zunge liegt: Heute heißt es „Arr“ – denn heute ist mal wieder (und bereits zum zehnten Mal) der Talk Like a Pirate Day, und das hat nichts mit der aktuellen politischen Lachnummer zu tun. Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt, bietet sich der Kontext natürlich für einschlägige Spiele an. Schade, dass die diversen Begünstigten inklusive Herzdame gerade an fernen Gestaden weilen oder anderweitig abgetaucht sind. Andererseits sitzt das Knotenknüpfen grundsätzlich, obwohl ich im Moment wenig zum Üben komme. Dann also von einem anderen Vorbild inspiriert an der spezifischen Kampftechnik feilen. Und auch wenn ich mich auf und unter Deck eines Seglers nicht fehl am Platze fühle, würde ich dann doch lieber passend ausgestattet in die Luft gehen. Die spätestens seit Blofeld kanonische Katze muss übrigens weder weiß noch flauschig sein.

Donnerstag, 13. September 2012

Fehlt was?

Neulich kam in kleiner Runde das Gespräch darauf, was das persönlich Faszinierende an BDSM und Bondage ist – und wie wichtig Variationen dieses Themas im Rahmen einer Beziehung oder auch schlicht beim Sex sind. Ich habe ja schon vor einiger Zeit erwähnt, dass ich mir über meine Neigung recht frühzeitig im Klaren war, und dass ich deshalb eine herkömmlich-„normale“ Beziehung kaum in Erwägung gezogen habe. Mittlerweile kann ich sagen: Das, was unter „Vanilla-Sex“ fällt, ist bisweilen anregend, schön, erfüllend – doch auf längere Sicht begrenzt spannend. Um im realen Erleben und auch im Kopfkino die Regler auf Anschlag zu bringen, bedarf es etwas mehr. Nicht im Sinne stets gesteigerter Reize, um zunehmende Abstumpfung zu bekämpfen. Sondern um dem Miteinander jene Würze zu geben, die das Ganze abrundet.

An der szeneüblichen Metapher orientiert: Vanille pur ist lecker, ob als Eis oder als Pudding. Interessanter wird sie jedoch mit Früchten, Schokolade oder anderen Zutaten. Dabei gilt nicht „mehr ist mehr“. So wie eine Prise Salz im Filter den Kaffee wohlschmeckender macht, können schon einzelne Elemente, Andeutungen oder Symbole das Vergnügen steigern. Nichts gegen eine umfängliche Shibari-Session oder ein Rollenspiel-Wochenende der einschlägigen Art. Doch schon ein Seidenschal oder ein fester Griff können die Lust spürbar anfachen.

Bei alledem ist die Variationsbreite bereits aufgrund der unterschiedlichen Antriebe und situationsabhängigen Elemente erheblich, und Vorfreude spielt ebenso eine Rolle wie Nachglühen und sinnliche Erinnerung. Wenn ich Seile und anderes ins Spiel bringe, kann es ums Herumprobieren und das Entdecken neuer Wege gehen, aber auch um beiderseitiges Fallenlassen in Vertrautes und Bewährtes. Ich weiß, wie ich ticke, was mir Spaß macht, womit ich Lust finden und bereiten will. Der Möglichkeiten dazu sind so viele wie es Zutaten gibt. Aber ganz ohne? Doch, da fehlt dann was.

Freitag, 31. August 2012

Outing, Relevanz und Toleranz

Das innere Outing ist die eine Seite beim Erkunden der eigenen Vorlieben für BDSM und Bondage. Die andere ist das Outing nach außen und die damit verbundenen Risiken. Selbst wenn man der Ansicht ist, dass die persönlichen sexuellen Präferenzen privat sind und es bleiben sollten, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie in kleinerem oder größeren Kreis öffentlich werden. In anderem Zusammenhang befasst sich SF-Autor Charles Stross mit diesem Thema. In “The Internet is for Porn”: Blackmail in 2033 geht er der Frage nach, inwieweit Kandidaten für politische Ämter noch erpressbar sind, die von Kindheit an ihr ganzes Leben quasi-öffentlich im Web und spezifisch in sozialen Netzwerken verbracht haben. Dabei geht er auch auf sexuelle Normen und Abweichungen davon ein, die er in seinen Romanen und Kurzgeschichten ebenfalls immer wieder thematisiert.

Grundsätzlich ist er dabei optimistisch aufgrund der Tatsache, dass das WWW den Beweis für die Richtigkeit von Ugol’s Law einfacher gemacht hat: Im globalen Dorf finden sich Gleichgesinnte schneller und problemloser als in prädigitalen Zeiten. Seine These: Durch diese Möglichkeit der Vernetzung lassen sich Abweichler von herkömmlichen gesellschaftlichen Normen nicht mehr so einfach an den Rand drängen, weil ihre tatsächliche Zahl und der entsprechende Prozentsatz an der Gesamtbevölkerung offenbar wird. Zugleich erfährt die breite Öffentlichkeit mehr über die Variationsbreite sexueller Spielarten und ist dadurch auch eher bereit, sie zu akzeptieren:

„Familiarity frequently breeds tolerance (at least, when the subject matter is consensual and, within its own framework, non-transgressive): and so, stuff that would formerly have been considered blackmail material is now simply a collection of home videos posted on YouTube.“

Die Diskussion in den Kommentaren zeigt den Zwiespalt der Teilnehmer. Die einen hoffen ähnlich wie Stross auf eine Normalisierung, durch die es keine große Sache mehr ist, wie jemand sich in sexueller Hinsicht definiert – so wie sich mittlerweile die Erkenntnis durchsetzt, dass Ehe und in der Folge Familie sich auch in anderen Modellen realisieren lassen als in der Verbindung zweier Personen unterschiedlichen Geschlechts. Die anderen dagegen sind skeptisch und befürchten einen Rollback zu rigideren Moralvorstellungen mit entsprechendem sozialen Druck unter der Flagge eines neuen Puritanismus. Selbst bei wachsender Toleranz gegenüber ungewöhnlichen Lebensentwürfen vermute ich ja, dass neben konservativen Rückfällen eine elitäre „Quod licet Iovi, non licet bovi“-Haltung als Bremse ins Spiel kommen kann.