Mittwoch, 1. Februar 2012

Niemand hat die Absicht …

Heute muss ich schon wieder an den 15. Juni 1961 denken, statt mich erfreulicheren Dingen zu widmen. Gerade erst habe ich mein Unbehagen über die neuesten Änderungen bei Google ausgedrückt, da kommt die nächste beunruhigende Nachricht: Nach Twitter will auch Blogger seine Inhalte (präziser: die von Blog-Autoren aus aller Welt dort eingestellten Inhalte) abhängig von der Herkunft des Besuchers ausliefern. Dazu werden Besucher auf eine blogspot-Domain umgeleitet, die der Top Level Domain ihres anhand der IP-Adresse ermittelten Standortes entspricht (deutschsprachige Meldung dazu) – mit dem Effekt, dass manche Blogs in manchen Ländern nicht mehr gelesen werden können. Free speech zones, anyone? Diese neue, inzwischen durch den Support bestätigte Politik wird mit an Neusprech gemahnenden Formulierungen erklärt:

„Migrating to localized domains will allow us to continue promoting free expression and responsible publishing while providing greater flexibility in complying with valid removal requests pursuant to local law. By utilizing ccTLDs, content removals can be managed on a per country basis, which will limit their impact to the smallest number of readers. Content removed due to a specific country’s law will only be removed from the relevant ccTLD.“

Dieses „content removals can be managed on a per country basis“ erweckt wie bei den Erklärungen von Twitter zu dessen neu eingeführten Blockierungsregeln den Eindruck, dies sei die Reduzierung von Beschränkungen auf ein Minimalmaß. Aber schon Twitters Argumente sind recht dünn: Die Begründung lautet, die länderbezogene Sperre von Tweets sei besser als die weltweite Sperrung. Dabei fällt unter den Tisch, dass Twitter vor der Einführung der länderspezifischen Zensur gerade keine Tweets gesperrt hat, weil es eben ein globaler Eingriff gewesen wäre.

Immerhin erlaubt Blogger dann noch den Zugriff auf ein gesperrtes Blog durch das Hinzufügen von „/ncr“ hinter der Blogadresse, wenn man denn weiß, dass das Blog existiert – auch hier gilt die Einschränkung „noch“. In Anlehnung an Julius Enderts Rant Facebooks Anmaßung und Googles Zumutung„Wir werden uns die Drangsalierung solange gefallen lassen, solange der Gesamtnutzen durch Google und Facebook (jeweils) größer ist als das Gesamtärgernis.“ – werde ich versuchen, hier solange wie möglich die Stellung zu halten. Dennoch drängen sich die Fragen in den Vordergrund. Wie geht es weiter? Hat jemand Ideen?

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