Samstag, 17. März 2012

Ein Schritt vor, zwei zurück

PayPals Versuch, sich als Geschmackspolizei aufzuspielen, ist vorerst gescheitert: Nach massiven Protesten musste das Unternehmen einen Rückzieher machen. So etwas ist freilich nur ein schwacher Trost, solange Unternehmen einerseits Nutzerdaten mit dem ganz großen Staubsauger sammeln, auf Zuruf herausgeben und in puncto Datenschutz und Sicherheit erhebliche Nonchalance zeigen, andererseits ihre Nutzer nach undurchsichtigen Kriterien gängeln und bei angeblichen Verstößen kujonieren. Der gleiche Ansatz der Privatzensur wie im PayPal-Fall, nur wesentlich weitreichender.

Und auch die Bestrebungen, dem Internet Fesseln anzulegen, gehen weiter, business as usual mit den üblichen Verdächtigen. Während man auf EU-Ebene dabei ein eigenwilliges Verständnis von „Transparenz“ pflegt, verzichtet man eine Ebene tiefer gleich darauf und begründet das damit, eine offene Berichterstattung würde die öffentliche Sicherheit gefährden. Selbst nimmt man es dann mit dem Recht und vor allen den Grundrechten nicht mehr so genau. Politik und Wirtschaft schrauben schon wieder am kontrollierten Kindernet mit Extra-Winkel für Blogs.

Neueste Ausgeburt dieses Denkens ist eine ab Werk auf dem PC installierte Software, die jede Mediendatei beim Öffnen prüft und verdächtige Inhalte automatisch löscht – natürlich wieder mit dem Totschlagargument „Kinderpornographie“, bekannten Beteiligten und hanebüchenen Versprechungen; kein Wunder, dass sich Vermutungen aufdrängen:

„Da stört sich jemand daran, daß das Internet verteilt und überstaatlich ist. Will da etwa jemand zurück zum zentralisierten innerstaatlichen Datennetz wie seinerzeit BTX? Steckt das dahinter?“

Abgesehen davon, dass Hash-Kollisionen und False Positives entgegen der vollmundigen Behauptungen durchaus im Bereich des Möglichen liegen: Wer so tiefgreifende Rechte auf einem fremden System hat, kann dort jede Datei manipulieren, löschen oder auch erst ablegen: Miniwahr auf jedem Rechner. Der Kampf geht weiter.

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