Montag, 19. November 2012

Die Schere im Netz

Sag, was Du willst, und lies, was Dir gefällt, solange es noch geht: Evgeny Morozov beschreibt in „You Can’t Say That on the Internet“, wie Facebook, Google, Apple und andere Unternehmen zunehmend die aktive und passive Meinungsfreiheit einschränken, indem sie missliebige Inhalte zunehmend wegdrücken – und „missliebig“ kann dabei alles mögliche bedeuten vom Verstoß gegen mehr oder minder rigide Moralvorstellungen bis zur Störung des Geschäftsbetriebes. Morozov weist dabei besonders auf die Gefahr durch Automatisierung dieser Beschränkungen hin, die sich immer weiter ausbreitet, auch wenn sich bislang stets gezeigt hat, dass sich soziale Probleme nicht auf technischem Wege lösen lassen.

Die Tendenz dazu ist weltweit erkennbar. So fordern Behörden und Unternehmen alleine Google mittlerweile im Durchschnitt alle drei Sekunden auf, Suchergebnisse aus seinem Index zu löschen, und auch die Daten von Nutzern werden gerne angefordert. Ebenfalls ungebremst agieren die Verfechter flächendeckender Überwachung des Datenverkehrs im Internet – und die Infrastruktur für die dazu nötige Deep Packet Inspection ist im Prinzip schon vorhanden. Der Unterschied zwischen China, dem Iran und Europa ist in dem Fall nur ein Software-Update.

Dazu passt, dass in England der Kindernet-Filter für jeden Online-Anschluss eingeführt wurde, und auch die deutschen Jugendschützer scharren schon wieder mit den Hufen.

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