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Donnerstag, 19. September 2013

Hart am Wind

Heute ist wieder Talk Like A Pirate Day. Ich hatte weder Zeit noch Gelegenheit, Kaperfahrten zu unternehmen, Jungfern einzuwickeln, Knoten zu knüpfen, Landratten zu erschrecken oder am richtigen Auftritt zu feilen.

Aber für ein paar Hinweise reicht es noch – als da wären: Eine Möglichkeit sein Gefährt für den Datenozean auf Lecks zu prüfen, sprachhistorische Anmerkungen zur Ausdrucksweise von Piraten, Bilder von den Feierlichkeiten in aller Welt und ein Video:

Arr!

Donnerstag, 12. September 2013

Der Nächste, bitte!

Das Fachblatt für Angst, Hass, Titten und den Wetterbericht versucht sich schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit in maximaler Empörung, um einem Politiker im Wahlkampf eine reinzuwürgen, dessen sexuelle Vorlieben nicht massenkompatibel sind. Diesmal hat es jemand von einer der etablierten Parteien getroffen: Der Landtagskandidat hatte in einer großen einschlägigen Community ein Profil und suchte dort auch Spielpartnerinnen. Bild.de (kein Link, aus Gründen) machte deshalb ein großes Fass auf und outete den Politiker und seine Frau in atemloser Hysterie gleich mit. Genüsslich wird das Profil zitiert und mit Screenshots garniert, und angesichts der vielen eingefügten Anmerkungen und Ausrufezeichen wird deutlich, wie da versucht wird, Ressentiments zu schüren.

Die Strategie ist nur zu bekannt. Abgesehen davon, dass es hier um das Privatleben geht, sich kein Bezug zum angestrebten Amt finden lässt und das Boulevard-Opfer sich offenbar bemüht hat, private Dinge privat zu halten: Wie schon öfter werden fröhlich Persönlichkeitsrechte ebenso ignoriert wie Urheberrechte. Dazu kommt, dass da eine deutsche Zeitung für ein deutsches Publikum lang und breit über eine Community berichtet, die in Deutschland auf dem Index steht und nicht beworben und verlinkt werden darf.

Hinzu kommt, dass sowohl der Politiker als auch seine Frau dort nicht mit Klarnamen unterwegs und damit nicht einfach so zu finden waren. Der Betroffene vermutet eine ehemalige Mitarbeiterin als Tippgeberin. Unter „dumm gelaufen“ fällt, dass das Profil nicht nur für Mitglieder der Community sichtbar war, sondern nach einem zusätzlichen Klick auch für Besucher von außen – und mit einem eindeutig zuzuordnenden Foto versehen war.

Auch hier gilt allerdings: Was interessiert mich das Privatleben von jemanden, solange es unter SSC-Kriterien läuft, nicht im Widerspruch zum öffentlichen Auftreten steht und keinen negativen Einfluss auf Arbeit und Amt hat? Aber Bigotterie und Heuchelei bringen ja Auflage.

Mittwoch, 11. September 2013

High Heels, High Fashion, High Fetish

Schon mehr oder minder normale Kleidung kann je nach Zeitgeschmack und kulturellem Hintergrund die Grenze zum Fetischobjekt überschreiten, und immer wieder gibt es mit einschlägigen Hintergedanken entworfenes Schuhwerk. Der niederländische Schuhdesigner Peter Popps hat hier mit den von ihm entworfenen Schuhen die Messlatte ein Stück höher gelegt.

Seine Modelle „CUBE“, „BOW“, „LACE-UP CiRCLE“ und „CiRCLE and OVAL“ verbinden Bondage- und BDSM-Elemente mit kühler Technik und retrofuturistischem Design. Tauglich nicht zum Laufen, sondern zum Bewundern – aber wenn die Herrin des Hauses beschließt, sie anzuziehen, kann sie sich ja tragen lassen.

Ein Problem herkömmlicher High Heels stellt sich bei diesen Entwürfen jedenfalls nicht: Die Belastung der Füße beim Laufen in durch die Schuhform erzwungener Haltung. Was die hohen Schuhe vor allem beim häufigen Tragen mit Knochen, Muskeln und Sehnen machen, lässt sich mittlerweile mit dem pedCAT-Scanner unter Last erfassen und der Trägerin binnen Minuten zeigen.

Montag, 9. September 2013

Billige Empörung

Eine junge Frau hat Interesse an Seilen und anderen einschlägigen Dingen. Sie besucht einen Workshop zum Thema und lässt sich nicht nur verschnüren, sondern auch fotografieren. Der Fotograf stellt die Bilder ohne großartige Rückfrage ins Netz, die Frau ist darauf unschwer identifizierbar. So weit, so dumm gelaufen. Spannend wird das Ganze dadurch, dass die Betreffende eine deutsche Landtagsabgeordnete ist: Prompt wird von interessierter Seite versucht, die Bilder und natürlich auch das Privatleben der Frau zu instrumentalisieren.

Das Ganze wird zum Lehrstück darüber, wie manche klassischen Medien immer noch mit Themen wie BDSM und Bondage umgehen. Eine auf Angst, Hass, Titten und den Wetterbericht spezialisierte Boulevard-Zeitung hat die Vorlage in bewährter Manier aufgegriffen, um sie unter Rückgriff auf das gesunde Volksempfinden, oder was die Macher dafür halten, als Munition gegen den politischen Gegner zu benutzen. In der Hoffnung, dass die Gesellschaft mittlerweile nicht mehr so verklemmt ist: Zum versuchten Skandal wurde der „Vorfall“ (sic!) ja erst durch die Zeitung mit den vier Buchstaben, die versucht hat, sich und andere zu empören – und über die Reputation der „Bild“ ist glaube ich keine Diskussion nötig. Dass ausgerechnet bild.de (kein Link, Ihr wisst schon, warum) die Fotos ins Netz hängt und gleichzeitig behauptet „die Fotos im Netz wurden inzwischen gelöscht“ spricht für sich.

Was Jasmin Maurer und ihre Bilder angeht: Das war zunächst ihre Privatsache und entweder dumm gelaufen, nicht mitgedacht oder Absicht gewesen – es gibt ja auch das hier erwähnte Beispiel von Wahlwerbung. Sie und ihre Partei sind jedenfalls in die Vorwärtsverteidigung gegangen. Zur beispielsweise in einem Forum halb ironisch gestellten Frage „Darf die das denn?“: Natürlich darf sie – zum echten Skandal würde es erst, wenn die Dame öffentlich christkatholisch gegen „die Perversen“ wettern würde und sich dann als solche erwischen lassen würde, wie es in den USA ja schon öfter bei Politikern und Predigern mit Anti-Gay-Agenda vorgekommen ist. Oder wenn sie die Kosten des Workshops als dienstliche Ausgabe abgerechnet hätte.

Ob es in Zeiten wie diesen taktisch klug ist, kommt auf die eigene Lebensplanung und Einstellung an. Erpressbar ist sie mit dieser Vorliebe jedenfalls nicht mehr. Natürlich könnte es sich bei dem Outing über Bande gerade in Wahlkampfzeiten auch um ein taktisches Manöver gehandelt haben. Ansonsten haben sich die Piraten mit ihrer „Arbeit“ (sprich: den ganzen Unfug, den diverse Amtsträger und Arbeitskreise lautstark verbrochen haben) als politischer Partei in der letzten Zeit ohnehin so nachhaltig selbst demontiert, dass das Privatleben von Mitgliedern keine große Rolle mehr spielt, jedenfalls keine wahlentscheidende.

Samstag, 31. August 2013

Realitätsabgleich

Film und Wirklichkeit haben wenig miteinander gemein. Das gilt nicht nur für explodierende Autos und unverwundbare Helden, sondern auch ganz besonders für Sex. Wer mangels Erfahrung oder wegen wilder Wunschträume versucht, aus Pornos auf die Wirklichkeit im Bett (oder in der Dusche oder auf dem Küchentisch …) zu schließen, kann sich sein Weltbild im Video Porn Sex vs Real Sex: The Differences Explained With Food korrigieren lassen:

Jetzt fehlt nur noch die BDSM-Variante.

Linkschleuder

Während ich kaum zum Bloggen kam, ist die Welt nicht stillgestanden. Um halbwegs wieder auf Stand zu kommen deshalb eine Übersicht über lesenswerte Artikel aus den vergangenen Wochen:

Zu PRISM, Überwachung & Co.

Die gar nicht mehr so fern erscheinende Vision umfassender Überwachung durch staatliche Stellen und Unternehmen: Oversight: Thank you for volunteering, citizen.

Zum Thema Zensur, Begehrlichkeiten, Filterung und Überfilterung:

„Trusted Computing“ ist auch so ein Neusprech-Wort à la Orwell, denn der Anwender kann einem Computer eben nicht mehr trauen. Informationen liefern das Interview „Trusted Computing stimmt Geheimdienste fröhlich“ und ein schon etwas älterer, aber immer noch relevanter Film zu TC:

Nützlicher Helfer: Der Guide to DRM-Free Living listet Bücher, Videos, Musik und Software ohne Einschränkungen durch „Digital Rights Management“, das aus Nutzersicht eigentlich „Digital Restriction Management“ (vulgo „Kapierschutz“ *veg*) heißen müsste, und gibt zusätzlich einen Überblick über Anbieter, die ihre Kunden am stärksten gängeln.

Elmore Leonard ist am 20. August gestorben. Ein Anlass, seine Tipps für Autoren noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Easy on the Adverbs, Exclamation Points and Especially Hooptedoodle

Mittwoch, 31. Juli 2013

Rotlicht-Einsätze

Eher ein Sommerlochfüller, doch ganz putzig: Laut CNN sorgt „Fifty Shades Of Grey“ (vermutlich samt zugehörigem Merchandising) gerade für Arbeitsspitzen bei der Londoner Feuerwehr. Die muss in letzter Zeit vermehrt Leute aus Handschellen und anderen Zwangslagen befreien.

Wenn die Leute auch immer Blechschrott statt richtiger Handschellen kaufen.

Aber …

Toaster?

Wirklich? WTF?

Morbus Kobold ist hingegen ja schon etwas länger dokumentiert. *veg*

Stein für Stein abgeschottet

Zur Zeit hechle ich den aktuellen Ereignissen wegen anderer Verpflichtungen hinterher. Dennoch ein kurzer Blick nach England und die akut gewordenen Pläne für flächendeckende Filter für Online-Pornografie und besonders „gewalthaltige Pornografie“ – und England ist da schon seit jeher eigen in der Definition. Betrachtet man das Konzept, liegt die künftige Option „Wollen Sie regierungskritische Seiten sehen?“ nahe. Die andernorts schon vor ein paar Tagen gestellte Frage „Geht es wirklich um Porno?“ lässt sich inzwischen mit einiger Sicherheit mit „Nein“ beantworten. Schon jetzt ist klar, dass neben dem nach offizieller Verlautbarung weggefiltertem Schweinkram, den ja sowieso kein aufrechter Bürger sehen will, sehr viele andere Sachen gesperrt werden. Das Ganze per Default im Vertrauen darauf, dass die meisten Nutzer diese Einstellung genausowenig ändern wie das Passwort Ihres Routers und gar nicht merken, was sie plötzlich nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Was unter die aufgezählten Kategorien fällt, liegt natürlich in der Hand dessen, der den Filter schreibt. Das ist in diesem Fall die britische Regierung in trauter Zweisamkeit mit dem Unternehmen, das für den Great Firewall of China verantwortlich ist. Topf und Deckel, Kontrollfreak und Zensur-Spezialist. Die Kompetenz der zuständigen Politiker verdeutlicht das Verhalten der Abgeordneten Claire Perry: Die Website der schärfsten Verfechterin der britischen Filter wurde gehackt – und sie beschuldigte einen bekannten Blogger, der darüber berichtete, als denjenigen, der Pornos auf Ihrer Website eingebaut hätte, und drohte damit, für seine Entlassung zu sorgen. Und auch Premierminister David Cameron hat ein seltsames Verständnis vom Netz und seinen Nutzern.

Dass technische Lösungen für soziale Probleme nicht funktionieren und Überfilterung, false positives und false negatives nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein werden, hat Gregory Ferenstein vor kurzem am eigenen Leib erfahren dürfen und in 12 Innocent Topics That Britain’s New Hyper-Censored Internet Will Probably Block geschildert. Aber warum von irgendwelchen Fakten ablenken lassen? Augen zu und durch: Noch nicht einmal ganz eingeführt, ist der „freiwillige“ Filter auf Provider-Ebene demnächst verpflichtend.

Auch wenn es vermutlich viele schon kennen – eine schöne Einführung darüber, was ein Überwachungsstaat ist, zugleich Gelegenheit zu einem kleinen Realitätsabgleich:

Passt auch, dass Google vom langjährigen Kämpfer für Netzneutralität zum Gegner des Konzepts wird, kaum dass es selbst zum Provider wird.

Freitag, 26. Juli 2013

Aus gegebenem Anlass

Gerade noch kurz vor Toresschluss: Heute ist System Administrator Appreciation Day. Da darf man aus Gründen ruhig darauf hinweisen, dass auch Edward Snowden Sysadmin ist und ganz sicher Wertschätzung verdient hat. Und außerdem zahlt es sich immer aus, seinen Admin nicht zu verärgern.

Montag, 22. Juli 2013

Das ging ja schnell

War nicht anders zu erwarten: Yahoo hat die nach dem Tumblr-Kauf befürchtete Säuberungsaktion gestartet und dabei ein schönes Beispiel für Unternehmens-Neusprech geliefert. Yahoo-Chefin Marissa Mayer hatte ja nach der Tumblr-Übernahme geäußert, dass die doch erklecklichen „Inhalte für Erwachsene“ auch künftig auf Tumblr bleiben und nicht gelöscht würden. Gelöscht wurden sie auch nicht.

Stattdessen hat Yahoo eine tiefe Grube ausgehoben, die betroffenen Tumblr-Blogs hineingeworfen, alles zubetoniert und dann neuen Rasen angesät: Schlagzeilen wie „Yahoo drops the hammer on Tumblr porn“ oder „Tumblr Is Pushing Porn Into an Internet Sex Ghetto“ verschleiern dabei eher, was Yahoo tatächlich gemacht hat – Adult Tumblr blogs now removed from every form of search possible. Die Inhalte waren im Prinzip noch da, aber für niemanden innerhalb und außerhalb von Tumblr mehr auffindbar, weder über Tags, noch über Suchmaschinen.

Diese Zensurpolitik à la Giftschrank hat dabei nicht nur Blogs der expliziten Kategorie „Adult“ betroffen, sondern auch die wesentlich unschärfere und weiter gefasste Kategorie „NSFW“ (Zur grundsätzlichen Problematik eines „Not Safe For Work“-Tags gerade im auf vielen Ebenen puritanischen, US-dominierten Kontext habe ich schon länger einen Artikel geplant – wenn ich denn dazu komme.) und zusätzlich auch im politischen, nicht sexuellen Zusammenhang genutzte Begriffe wie „gay“ oder „lesbian“. Außerdem war die Sperre infektiös angelegt: Wer per Post oder Kommentar auf ein geblocktes Tumblr-Blog verlinkte, handelte sich damit automatisch die gleiche Einstufung für sein gesamtes Blog ein und machte sich damit ebenfalls komplett unsichtbar und unauffindbar.

Mit all dem hatte sich Yahoo anscheinend zu weit aus dem Fenster gelehnt und musste die neue Tumblr-Politik schnell wieder zurücknehmen: After backlash Yahoo’s Tumblr quietly restores adult, NSFW blogs. Auch wenn es aktuell so aussieht, als hätte sich Yahoo die Proteste zu Herzen genommen – es macht den Eindruck, als hätte man dort austesten wollen, wie weit man gehen kann. Ein schlechter Nachgeschmack bleibt.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Kleidsame Seile

Von Bondage und BDSM inspirierte Modeschöpfer hatte ich hier bereits das eine oder andere Mal besprochen. Vor kurzem bin ich auf Eilish Macintosh gestoßen, die sich für ihre Herbst- und Winter-Kollektion 2013 von Shibari und den Bildern von Nobuyoshi Araki beeinflussen lassen hat. Mehr Details und viele Bilder in einem Interview sowie hier, hier, hier und hier.

Außerdem aufgefallen ist mir Sabina Kelley als klassische Damsel in Distress in Retro-Seilbondage. Schön.

Geht’s noch?

Ich habe Kopfschmerzen. Und das ständige Kopf-auf-den-Tisch-Schlagen macht es nicht leichter. Fortsetzung von gestern, immer noch keine Besserung in Sicht: Nach ministerialen Äußerungen geht Halina Wawzyniak auf die Suche nach dem Supergrundrecht – siehe auch #Supergrundrecht und #Friedrich.

Wo keine Kontrolle ist, lässt sich viel behaupten – beweist erst mal das Gegenteil:

„Der NSA hat übrigens auch 7 ausserirdische Invasionen und 2 Angriffe von Godzilla verhindert. Die Beweise sind jedoch geheim.“

Ralf Bendraths Artikel Über die Umwertung des Staates und das Grundrecht auf Sicherheit hat inzwischen 15 Jahre auf dem Buckel und passt immer noch wie die Faust aufs Auge.

Don Alphonso haut in Friedrich, Uhl, Metternich und andere Schrecken des Biedermeier Uhl und anderen ihre Ignoranz zurecht um die Ohren:

„Aber ansonsten ist die Epoche nach dem Ende der Napoleonischen Kriege auch unter einem anderen Namen bekannt: Vormärz, nach dem März 1848 und seiner Revolution. Und das ist nun wirklich keine Epoche, die man als Idyll würde ansehen wollen, sondern nach der Epoche der Erklärung der universellen Menschenrechte, auf die wir uns heute so gern berufen, eine Zeit übelster Repression, Unterdrückung, Zensur, politischem Mord, außergerichtlicher Folterkerker und personell und technisch weitestgehender Überwachung. Wenn man sich die Sache etwas genauer anschaut, verlassen wir kein Idyll des Biedermeiers, wir betreten gerade kein merkel’sches Neuland, sondern eine Neuauflage einer totalitären Schreckenszeit, die viele, denen ihr Leben und ihre Freiheit lieb war, zum Rückzug in ihr privates, unpolitisches und rechtloses ‚Idyll‘ zwang.“

Einmal mehr bestätigt sich für mich eine Ansicht:

„Wenn ein Politiker etwas sagt (oder schreibt), hat er entweder keine Ahnung, wovon er redet, oder er lügt. Trifft beides gleichzeitig zu, ist er Regierungsmitglied.“

Wie Bruce Schneier in Mission Creep: When Everything Is Terrorism zeigt, ist es eben immer eine Definitionsfrage, und das Slippery-Slope-Problem hat noch keinen Politiker aufgehalten. Willkommen im Polizeistaat.

Dienstag, 16. Juli 2013

Wer schön sein will …

Inspiration aus dem Schönheitssalon

… darf vor nichts zurückschrecken. Eine aktuelle Galerie von Schönheitsbehandlungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liefert sicher auch manchem BDSMer noch ein paar neue Ideen. Das eine oder andere Bild ist schon bei den bei Modern Mechanix aufgeführten seltsamen Verschönerungsmaßnahmen am lebenden Objekt zu finden, wo es außerdem praktische Packhilfen für willige und unwillige Begünstigte gibt.

Es wird gerade nicht besser

Seit dem letzten Mal bin ich noch nicht viel weiter mit den schönen Dingen gekommen. Dafür komme ich kaum noch der Realität nach.

Zu PRISM und Tempora gibt es inzwischen Details, exemplarisch: How Microsoft handed the NSA access to encrypted messages (deutsche Zusammenfassung).

Aber als braver Bürger hat man ja nichts zu befürchten. Buttle, Tuttle – egal:

Soll tatsächlich die Schere im Kopf das Handeln online und offline bestimmen? Jens Scholz weist darauf hin, dass Datensouveränität die bessere Alternative zum Kuschen ist.

Dass die Begründungen zur Rechtfertigung der digitalen Schleppnetzfahndung lächerlich sind – geschenkt. Dass das präventive Abgreifen und Rastern weitestgehend sinnlos ist, ist ebenfalls keine überraschend neue Erkenntnis, dennoch fordern die üblichen Verdächtigen mehr Überwachung unter anderem Namen. Sicherheit als „Supergrundrecht“ ist ja auch ein tolles Totschlagargment. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, und derartig peinlich-durchsichtige Nummern erst recht nicht. Als Merksätze:

„They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.“
Benjamin Franklin

„It is seldom that liberty of any kind is lost all at once.“
David Hume

„F × S = k (The product of Freedom and Security is a constant.)
Niven’s 4th Law

An anderen Fronten sieht es nicht rosiger aus: Hardware kommt ab Werk mit Hintertüren. Neelie Kroes will keine Netzneutralität sichern, sondern bereitet deren Beerdigung vor – sozusagen die Schrödinger-Variante der Netzneutralität. Und Netzsperren sind immer noch nicht tot, nur die Begründung wechselt.

Ach ja: Die Liste jugendgefährdender Medien bleibt geheim – natürlich zu unserem eigenen Schutz.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Touch and go

Gerade zu viel zu tun und zu wenig Zeit, deshalb nur ein paar Lesetipps auf die Schnelle:

Falls es seit dem letzten Mal schon in Vergessenheit geraten sollte, zugleich als Update: PRISM, Tempora und Co. – was bisher geschah (Heise).

Suzanne Moore bringt das grundsätzliche Problem in ihrem Guardian-Kommentar When states monitored their citizens we used to call them authoritarian. Now we think this is what keeps us safe auf den Punkt:

„When did you surrender your freedom to communicate, something that was yours and yours alone, whether an email to a lover or a picture of your child? Ask yourself, do you feel safer now you know that you have no secrets? Now, the intimacies that are of no import to anyone but you have been subject to virtual extraordinary rendition. Because, fundamentally, your government does not trust you. Why therefore should you trust it?“

Deutsche Variante dazu bei der ennomane, mit erweitertem Fokus: #Prism – ein paar Lebenslügen.

Da bleibt einem wie Andrew McCarthy nur noch Galgenhumor: PRISM – All your data, in one place (deutsche Version). Ich hätte dann gerne mein Backup von diesem schicken Startup.

Zu einem anderen Ärgernis habe ich ja schon vor längerem mein Unbehagen ausgedrückt. Marco Arment beleuchtet in Lockdown die Hintergründe, warum Google nicht nur den Google Reader eingestampft hat, sondern gleich auch noch die RSS-Variante der Google Alerts: „Google Reader is just the latest casualty of the war that Facebook started, seemingly accidentally: the battle to own everything.“. Wie so viele andere offene Standards im Netz ist RSS antimonopolistisch.

Beide oben umrissenen Probleme sollten jeden eigentlich zu mehr Datensparsamkeit einerseits und Diversifikation hinsichtlich der genutzten Dienste andererseits anregen. Ebenfalls lesenswert in diesem Zusammenhang: Tools For Treason.

Zu Seilen und anderen interessanten und gleichzeitig erfreulichen Sachen hoffentlich demnächst wieder mehr.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Natürlich habe ich etwas zu verbergen

Wer es immer noch nicht glauben will: Das Ziel lautet Totalüberwachung, unabhängig von Land und Ideologie. Und das Beispiel der Türkei zeigt gerade sehr plastisch, wie sich scheinbar harmlose und gedankenlose Äußerungen und Details zu Profilen zusammensetzen und zur Repression nutzen lassen. Wissen ist Macht, heute mehr denn je, wo sich kleinste Wissensfragmente sehr schnell – wenn auch nicht immer korrekt – zu einem großen Ganzen verweben lassen. Deshalb hier ein paar Grundlagen, Hintergründe und Argumente, warum wir alle etwas zu verbergen haben und uns darum kümmern sollten, dass wir nicht zu viel von uns preisgeben:

Food for thought.

Dienstag, 18. Juni 2013

Kaum zu fassen

Auch wenn der allumfassende Lauschangriff durch US-Dienste niemanden überrascht hat, der nicht die letzten zehn Jahre unter einem Stein verbracht hat – überraschend ist die schmerzfreie Dreistigkeit von gewohnter Stelle. Was beim Normalbürger Entsetzen auslöst, weckt andernorts nur neue Begehrlichkeiten. Kontrollettis aller Länder, vereinigt euch:

Da passt dazu, dass die Internet-Provider in England auf freiwilliger (*hust*) Basis einen „Porno-Filter“ einführen (der ganz sicher zuverlässig die Kinder schützt, nicht über- oder unterfiltert und bestimmt auch nicht auf andere Inhalte ausgeweitet wird …). Schönes Detail: Wer nachweisen kann, dass er über 18 und an Schweinkram interessiert ist, kann den Filter für seinen Online-Anschluss deaktivieren. Allerdings nicht auf Dauer, sondern nur für ein paar Stunden, dann muss er die Freischaltprozedur wiederholen, weil der Filter automatisch reaktiviert wird.

Wer durch die PRISM-Enthüllungen dazu bewegt wurde, seine Privatsphäre online etwas besser zu schützen, aber nicht weiß wie:

Aber anscheinend ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Es könnte ja mal einfach sein

Akuter Trollbefall an anderer Stelle. Eigentlich Zeit für drastischere Maßnahmen, aber der Schaden ist schon angerichtet. Erinnert sei an die bereits erwähnten Tipps gegen Trolle. Ich habe schon seit einiger Zeit einen Text über Dummdoms, Sprachverwirrte und andere Verhaltensauffällige in der Szene in der Pipeline. Sollte ich doch mal langsam angehen.

Wil Wheaton hat anlässlich eine Feueralarms eine Beobachtung zu Generationenfragen und Bedrohungsgefühl gemacht, die ich nachvollziehen kann:

„I will share one observation: I’m 40, and I’ve been dealing with this sort of thing my whole life. Fire alarms go off, and most of the time it’s a false alarm. No big deal. But when I looked around at the younger people, the teenagers and the twentysomethings, I saw a real fear in their eyes as they waited to find out what was going on. I heard lots of them talking about the bombing in Boston, and how they were genuinely afraid that there was some kind of bomb or something inside the building. It says something about the different worlds we've grown up in, that my first reaction was ‘not this again’ and theirs was ‘oh shit I hope it’s not a bomb.’“

Refuse to be Terrorized.

Als Ergänzung zu neulich:

Zwei YMMD-Tweets – der eine von Leah (@terrorhase_):

„‚Du schlägst wie ein Mädchen.’

‚Buffy Summers, River Tam oder Natasha Romanoff?’

Der andere von Anna-Siobhan Wilcox:

„Sweet dreams are made of cheese, who am I to diss a Brie. I cheddar the world and the feta cheese, everybody's looking for Stilton.“

(beide via Isabella Donnerhall – *kappelüpf* + *verbeug*)

Sonntag, 9. Juni 2013

Überraschungen, mehr oder weniger

Schön: Ein kurzfristig anberaumter Seil-Workshop und positives Feedback, Wiedersehen und Kennenlernen, nette Leute und gute Unterhaltungen, dazu einige Fotos inklusive Rumalbern und endlich Sonne und Wärme.

Weniger schön, erwartet, und doch zu früh: Iain Banks ist tot. Farewell, und ein Glas zum Gedenken.

Keine Überraschung, gut zusammengefasst. Was soll ich mehr dazu sagen?

Montag, 3. Juni 2013

Unfrisiert und unsortiert

Wenn auf etwas Verlass ist, dann, dass auf die Bahn kein Verlass ist. q. e. d., gerade mal wieder.

Abt. Früher war alles besser: Ja, die Dinge ändern sich, ja, alles ist im Fluss, ja, Bedeutungen und Begrifflichkeiten werden von jeder Generation neu interpretiert. Dann bin ich halt old school, Kategorie arroganter alter Sack bloggt, aber wenn ich aktuell manches und vor allem manches Unbedarfte im Netz lese, kann ich den „Kotzkrampf“, den Frust und die Wehmut nachvollziehen. Und Melody hat natürlich recht: Es heißt das Blog, und damit ist das ganze Ding gemeint und nicht ein einzelner Eintrag.

Passend zum Werkzeugkasten gegen esoterischen und pseudowissenschaftlichen Humbug dieser schöne Tweet von Nine Berry:

„Wenn eure Waschmaschine kaputt ist, empfehle ich neben einem Schulhandwerker noch einen alternativen Reparaturpraktiker zu konsultieren“

(via wirres.net)

Stimmungsaufheller des Tages: Die Stockente, die ihre Küken korrekt auf dem Zebrastreifen über die Straße geführt hat.