Montag, 22. Juli 2013

Das ging ja schnell

War nicht anders zu erwarten: Yahoo hat die nach dem Tumblr-Kauf befürchtete Säuberungsaktion gestartet und dabei ein schönes Beispiel für Unternehmens-Neusprech geliefert. Yahoo-Chefin Marissa Mayer hatte ja nach der Tumblr-Übernahme geäußert, dass die doch erklecklichen „Inhalte für Erwachsene“ auch künftig auf Tumblr bleiben und nicht gelöscht würden. Gelöscht wurden sie auch nicht.

Stattdessen hat Yahoo eine tiefe Grube ausgehoben, die betroffenen Tumblr-Blogs hineingeworfen, alles zubetoniert und dann neuen Rasen angesät: Schlagzeilen wie „Yahoo drops the hammer on Tumblr porn“ oder „Tumblr Is Pushing Porn Into an Internet Sex Ghetto“ verschleiern dabei eher, was Yahoo tatächlich gemacht hat – Adult Tumblr blogs now removed from every form of search possible. Die Inhalte waren im Prinzip noch da, aber für niemanden innerhalb und außerhalb von Tumblr mehr auffindbar, weder über Tags, noch über Suchmaschinen.

Diese Zensurpolitik à la Giftschrank hat dabei nicht nur Blogs der expliziten Kategorie „Adult“ betroffen, sondern auch die wesentlich unschärfere und weiter gefasste Kategorie „NSFW“ (Zur grundsätzlichen Problematik eines „Not Safe For Work“-Tags gerade im auf vielen Ebenen puritanischen, US-dominierten Kontext habe ich schon länger einen Artikel geplant – wenn ich denn dazu komme.) und zusätzlich auch im politischen, nicht sexuellen Zusammenhang genutzte Begriffe wie „gay“ oder „lesbian“. Außerdem war die Sperre infektiös angelegt: Wer per Post oder Kommentar auf ein geblocktes Tumblr-Blog verlinkte, handelte sich damit automatisch die gleiche Einstufung für sein gesamtes Blog ein und machte sich damit ebenfalls komplett unsichtbar und unauffindbar.

Mit all dem hatte sich Yahoo anscheinend zu weit aus dem Fenster gelehnt und musste die neue Tumblr-Politik schnell wieder zurücknehmen: After backlash Yahoo’s Tumblr quietly restores adult, NSFW blogs. Auch wenn es aktuell so aussieht, als hätte sich Yahoo die Proteste zu Herzen genommen – es macht den Eindruck, als hätte man dort austesten wollen, wie weit man gehen kann. Ein schlechter Nachgeschmack bleibt.

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