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Sonntag, 2. Juni 2013

Alles ganz normal

Nicht, dass wir es nicht schon gewusst hätten, aber es jetzt ist es wieder einmal amtlich (Ja, ich bin da nicht ganz neutral …): Wer BDSM und Bondage betreibt, darf nicht nur mit vielen interessanten Sachen spielen, sondern profitiert auch außerhalb des Schlafzimmers. Die neue Studie Psychological Characteristics of BDSM Practitioners bescheinigt BDSMern, die ihre Neigung ausleben, im Vergleich zu Non-BDSMern ein subjektiv größeres Wohlbefinden in Beziehungen und im Alltag.

Die beiden niederländischen Wissenschaftler Dr. Andreas A.J. Wismeijer und Dr. Marcel A.L.M. van Assen kommen als Autoren der im „Journal of Sexual Medicine“ veröffentlichten Untersuchung zu dem Schluss, dass BDSM-Anhänger sowohl in psychologischer Hinsicht als auch in Beziehungsdingen stärker und autonomer agieren. Sie registrierten, dass BDSMer verglichen mit Vanillas insgesamt weniger neurotisch, extrovertierter, offener gegenüber neuen Erfahrungen, weniger empfindlich gegenüber Ablehnungen und gewissenhafter sind. Als Gründe für das positive Ergebnis machten Sie aus, dass BDSM in der Praxis viel Überlegung, Aufmerksamkeit und Kommunikation erfordert – alles Faktoren, die zu einem besseren Umgang mit Mitmenschen beitragen. Deshalb ordnen Sie BDSM auch unter „entspannte Freizeitgestaltung“ und nicht als Krankheitsbild ein.

Die Studie basiert auf rund 1.400 ausgewerteten Fragebögen (902 BDSMer und 434 Vanilla-Teilnehmer als Kontrollgruppe) und ist insofern vermutlich nicht für endgültige Aussagen zu gebrauchen, zudem sind die Unterschiede zur Kontrollgruppe auffällig, aber nicht weltbewegend. Doch der Trend weist in die gleiche Richtung wie einige andere Studien, die ich in den vergangenen Jahren hier im Blog schon erwähnt habe.

Übrigens: Der Eintrag bei boingboing, über den ich auf die Studie aufmerksam geworden bin, ist mit einem schönen Foto von Timothy „Capt. Tim“ Wells illustriert, dessen Photostream einige spannende und inspirierende Bilder mit einschlägigen Untertönen enthält.

Update 03.06.2013: Der Artikel ist bei einem der beiden Autoren als Volltext-PDF frei abrufbar.

Freitag, 24. Mai 2013

Yahooligans

Schwer beschäftigt, deshalb verspätet, dennoch: Yahoo hat Tumblr gekauft? Und verspricht, den Dienst erfolgreich, eigenständig und ohne große Änderungen weiterzuführen? Öhm, Geocities? Flickr? Jens Scholz’ Tweet trifft es vermutlich:

„#Tumblr ist an #yahoo verkauft? Dann muss sich jetzt eine ganze Szene eine andere Plattform suchen bevor deren Inhalte rausgeblockt werden.“

Und das gilt für mehr als eine Szene, nicht nur die ganzen Fandoms.

Sonntag, 5. Mai 2013

Komm auf die dunkle Seite

Star-Wars-Flogger (Quelle: Geek Kink)

Volles Sortiment (Quelle: Geek Kink)

Nein, nicht wegen der Kekse. Viel besser: Nicht nur das Imperium schlägt zurück, auch dessen Repräsentanten, und selbst Lichtgestalten wie Mace Windu werden unter Umständen handgreiflich. Dieser Eindruck drängt sich zumindest beim Stöbern durch den Etsy-Shop von Geek Kink auf, auf den ich via Laughing Squid gestoßen bin. Da gibt es schlagkräftige Spielsachen für angehende Jedis mit BDSM-Tendenzen, die ihre Fertigkeiten mit dem Laserschwert bruchlos auf Flogger und Rohrstöcke übertragen können.

Auch andere Fandoms werden bedient, so finden sich etwa die Tardis oder Daleks als Paddle – und für die ganz Harten gibt es sogar von „Hello Kitty“ inspirierte Designs. Natürlich existiert bei dem Thema auch wieder eine Verbindung zum Kochen. Der Kitchen Overlord sammelt Rezepte und Koch- und Küchentipps für und von Superschurken, Superhelden, Horror- und Science-Fiction-Charakteren. Zum Beginn der Grillsaison passt in diesem Universum das hier. Und ja, dieser Post ist absichtlich heute veröffentlicht worden. *g*

Ups

Es gibt ja unterschiedliche Wege, sich versehentlich zu outen, aber einen Rucksack voller einschlägiger Spielsachen im Mathematik-Kurs zu entleeren dürfte zu denen gehören, mit denen sich die größte Breitenwirkung im persönlichen Umfeld erreichen lässt. Dumm gelaufen:

Last weekend I went to visit my girlfriend of about 4 years. We've spent the last year getting pretty into bondage, so when I went I brought a few of our toys from my place in my school backpack. When I left on Sunday I took all of our combined toys back with me (at least the portable ones) because she didn't want her roommate to find them at any point.

… as I’m walking in front of the class to take my seat, my backpack’s zipper finally snaps and out flies everything, and I mean everything. Within three seconds I turn around to see a trail of my perverted inventory. Here's what I, and the rest of my class including my professor sees strewn about the floor:

A ballgag, a spider gag (keeps the mouth open), handcuffs, blindfolds, leather lingerie and chaps, two buttplugs, a collar and a leash, a corset, and a small red dildo.

What made it even worse was that is wasnt all condensed in one area, it was a line about 4 feet long of our toys. I had to pick them up piece by piece and scramble to my desk. When I got to my desk, the girl who sits next to me says ‘you forgot something,’ and I have to stand back up to go pick up the spider gag.“

Immerhin sind da die Fronten geklärt, und eventuell kommt ja die eine oder andere interessierte Anfrage.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Gefesselt angerichtet

Ich neige ja dazu, Kochen und Bondage zu verbinden. Gestern wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass man sich dabei nicht mit dem Verschnüren des Personals begnügen muss. Das Ganze lässt sich eine Ebene weiter treiben, wenn man die passenden Gerichte zubereitet. Anders als bei den einschlägigen Cocktails beschränkt sich der Bondage-Aspekt dabei nicht auf den Namen; hier gibt es tatsächlich Verwicklungen auf dem Teller.

Bei der Bondaged Currywurst sind schon der verquere Name und die Hauptzutat nicht unbedingt mein Fall – aber Geschmäcker sind ja verschieden. Die Zucchini an Lachs gefesselt und das Rinderfilet gefesselt lesen sich dagegen durchaus interessant.

Im Zweifelsfall bleibe ich in Sachen Essenverschnüren allerdings doch bei Krautwickeln, Rouladen und Rollbraten und lasse lieber Köchin oder Küchenhilfe mit beschränkter Bewegungsfreiheit arbeiten.

Mehr Zeugs

Ungewohnte Erfahrung: Reparaturband eignet sich nicht nur zum Einwickeln von Begünstigten, man kann damit tatsächlich auch Dinge reparieren. Gut, wenn man ein wenig davon auf Vorrat hat.

Aus gegebenem Anlass ein paar Hinweise, wie man esoterischen Unfug erkennt, Pseudowissenschaft von Wissenschaft unterscheidet und Sensationsmeldungen auf Plausibilität abklopft:

Hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Übersicht über logische Fehlschlüsse.

Sonntag, 28. April 2013

Denkt denn niemand an die Kinder?

Jugendschutz ist ein gerne genommenes Argument, um Themen und Inhalte unter den Teppich zu kehren, die im jeweiligen sozialen und kulturellen Klima eventuell als anstößig empfunden werden könnten – besonders bei Berufsbetroffenen jeder Couleur. Aus den gesammelten Stellungnahmen von Hütern der öffentlichen Moral hat Rechtsanwalt Marko Dörre jetzt ein Jugendschutzsprech-Buzzword-Bingo destilliert.

Derweil deutet eine aktuelle Studie darauf hin, dass Pornos das sexuelle Verhalten gerade von Jugendlichen kaum beeinflussen und persönliche Vorlieben auch in diesem Alter eine wesentlich größere Rolle spielen als die Medien. Das hindert freilich interessierte Kreise und Personen nicht daran, erotische Inhalte nach eigenem Gusto und der „Ich erkenne es, wenn ich es sehe“-Methode in „guten“ und „bösen“ Porno zu trennen und das subjektiv „Böse“ verfolgen, verbieten und wegsperren zu wollen. Die Hölle, das sind die anderen. Besonders, wenn sie es gut meinen.

Dienstag, 23. April 2013

Digitale Steinzeit, Salamitaktik, Abzocker und ein Todesfall

Mal wieder mehr Wut und Trauer statt Shock & Awe in diesem Kurzüberblick: Nach längerer vorbereitender Lobbyarbeit reitet die Deutsche Telekom mit der Drosselung ihrer Flatrates und selektiver Bevorzugung und Benachteiligung die erste konkrete Attacke gegen die Netzneutralität. Wer nicht weiß, was Netzneutralität ist oder denkt, dass ihn das nicht betrifft: Der Leitfaden für ein Offenes Internet beantwortet schnell und übersichtlich die beiden Fragen „Was ist Netzneutralität?“ und „Warum ist sie für mich wichtig?“. Der Schritt läutet nach Ansicht vieler Leute mit Ahnung vom Thema den Rückfall in die digitale Steinzeit ein; Kommentare dazu hat Netzpolitik gesammelt. Die Chuzpe des Konzerns lässt sich allenfalls mit Galgenhumor ertragen. Beispiele:

Natürlich ist die Telekom nicht der einzige, sondern nur der erste Anbieter, der austestet, wie weit er gehen kann.

Unschönes auch andernorts – Google beginnt, mit Chrome ein eigenes Süppchen zu kochen, jetzt wo der Marktanteil hoch genug ist: A Short Translation from Bullshit to English of Selected Portions of the Google Chrome Blink Developer FAQ. Da sehe ich die euphorische Ankündigung, dass Blogger-/Blogspot-Blogs jetzt ein Kommentarsystem auf Google+-Basis integrieren können, aus bekannten Gründen mit sehr wenig Begeisterung. Hier gehe ich mit Volker Weber konform: Google, stop pushing me.

Nach Iain Banks der nächste Einschlag: Christina Amphlett, Sängerin der Divinyls, ist tot.

Angesichts all dieser Hiobsbotschaften bedarf es keinen geistlichen, aber hochgeistigen Beistands. Zum Glück hat Highland Park mit dem neuesten Zugang seiner „Valhalla Collection“ das passende Getränk für den Narren.

Highland Park „Loki“ (Quelle: Highland Park)

Abgesehen davon, dass ich auch andere Produkte dieser Brennerei schätze – der nach Loki benannte Whisky ist in seiner Komposition an die Trickster-Persona angelehnt:

„(…) this time it mirrors the unpredictable, shape-shifting LOKI character and as with the trickster god of fire himself, all is not as it seems (…)“

Die Verkostungsnotizen lesen sich spannend, allein der Preis ist prohibitiv.

Mittwoch, 17. April 2013

Ich gebe es zu

Ich bin alt und mag seltsame Sachen.

Sonntag, 7. April 2013

Stauraum

So manches Möbelstück lässt sich auch als Spielgerät nutzen. Besonders Betten sind in extravagant-eindeutiger Ausführung lieferbar, und gerade bei Varianten mit Metallgestell gibt es die passenden Requisiten als Maßnahme zur Kundenbindung gerne mal dazu. Weitgehend vernachlässigt wurde dagegen bislang der Nachttisch – und das, obwohl mittlerweile bei sehr vielen Frauen mindestens ein Vibrator dort aufbewahrt wird und auch Handschellen mit Fellüberzug dort keine Seltenheit mehr sind.

Nun geht der amerikanische Möbelhersteller Blu Dot in die Offensive und bewirbt sein Nachttisch-Modell „Modu-licious“ mit dem Claim „Fits ten T-9 ball gags, a box of tissues, and six issues of Arch Digest.“ Auch wenn ich mich frage, warum ich so viele gleiche Knebel griffbereit halten sollte (bei zehn Begünstigten wird selbst im großzügigsten Bett recht eng, egal wie kompakt man sie verschnürt): Das ist mal ein Argument. Und statt der Architectural-Digest-Hefte lässt sich sicher auch noch etwas Praktischeres unterbringen.

Mist

If you’re kinky and you know it – clap your hands! (Quelle: Historic LOLs)

Schon doof, wenn man sich outen will und nicht kann: But I Am Kinky and I DO Know It! Aber das können wir ja trotzdem gelten lassen.

Auf die Schnelle

Eine neue Kategorie Zeugs für die Dinge, die sich nebenbei ergeben; Reanimation des Zettelkastens als Behältnis für Kleinkram.

Facepalm zum Auftakt: Ob BDSM-Szene oder Feminismus, es gibt immer ein paar völlig Schmerz- und Merkfreie, die es mühelos schaffen, nicht nur sich selbst komplett lächerlich zu machen, sondern auch Thema und Sache in toto zu desavouieren, weil Außenstehende nur noch das Getröte wahrnehmen und sich ein entsprechendes Bild machen. Die einem in den Sinn kommende Bezeichnung „Kindergarten“ ist eine Beleidigung für diese Institution. Aktuelles Genderia-Beispiel hier und hier, am Schnittpunkt von Gesellschaft, Sexualität und Lebensentwürfen „Die Wiederkehr des Anstandswauwaus als schlecht gekleidete Feministin“ und Kitty Koma zu Political Correctness und sprachlicher Verschleierung. Hilfreich in diesem Zusammenhang sind auch Jens Scholz’ Fünf Tips zum Umgang mit Trollen.

Der Schoß ist fruchtbar noch – die von Rechtsanwalt Marko Dörre anlässlich des Todes von Jess Franco ausgegrabene Indizierungsbegründung könnte auch ein Vierteljahrhundert später noch in einem Antrag stehen, selbst wenn sie damals schon Unfug war:

„Die Wissenschaft hat längst dargelegt, daß es bei Sexualhandlungen des sadomasochistischen Formenkreises um krankhafte deviante und perverse Abbildungen der Sexualität handelt.“

Auch Quatsch lässt sich einordnen, noch besser mit dem neuen Venn Diagram of Irrational Nonsense.

Einen Laphroaig auf Iain Banks, aus so wichtigem wie traurigen Anlass. Geht noch immer nahe. Deshalb noch einen.

Und zu etwas Erfreulicherem: Ich bin vor ein paar Tagen über ein schönes und gerade hier passendes Zitat von Robert Fulghum gestoßen:

„We’re all a little weird. And life is weird. And when we find someone whose weirdness is compatible with ours, we join up with them and fall into mutually satisfying weirdness – and call it love – true love.“

Obiger Ausspruch wird übrigens oft fälschlich Dr.  Seuss zugeschrieben. Von dem stammen dafür ein paar andere Zitate, die sich auch einschlägig Interessierte zu Herzen nehmen sollten:

„I like nonsense, it wakes up the brain cells. Fantasy is a necessary ingredient in living. It’s a way of looking at life through the wrong end of a telescope, which is what I do, and that enables you to laugh at life’s realities.“

und

„If you never did
You should.
These things are fun.
and Fun is good.“

Wie schon erwähnt, gehe ich inzwischen ins Fitnessstudio. Fazit nach den ersten Wochen: Ich schaffe es tatsächlich, regelmäßig hinzugehen. Noch keine Gewichtsabnahme, aber dafür auch keine Rückenschmerzen mehr. Und es lenkt etwas ab.

Tipp am Rande: Teure Massagekerzen lassen sich problemlos durch günstige Haushaltskerzen ersetzen. Man muss dann die Begünstigten nur gut verankern und ggf. die Massage mit geeigneten Hilfsmitteln unterstützen. Es ist eh interessant, dass viele Online-Shops mit entsprechendem Sortiment Massagekerzen und andere Wellness-Artikel meist nicht weit von einschlägigeren Spielsachen anbieten.

Auch wegen der einen oder anderen Anfrage wäre ein Shooting draußen mal wieder angesagt. Allein, es ist immer noch viel zu frisch, selbst wenn sich die Sonne mittlerweile wenigstens ab und zu einmal hinter den Wolken hervor wagt.

Sonntag, 24. März 2013

Synergien. Und Katzen.

Der einen oder anderen Untersuchung zum Trotz ist ja immer noch nicht klar, welche der beiden Behauptungen „The internet is for cats“ und „The internet is for porn“ den größeren Wahrheitsgehalt hat. Fifty Shades of My Cat tut das Naheliegende, verbindet beides und bekämpft dabei gleich noch groben Unfug mit Lächerlichkeit.

Merkbefreiung reloaded

Aus mehreren Gründen hat Kristian Köhntopp, auf den ich vor allem zu netzpolitischen Themen immer wieder gerne verwiesen habe, seine Website und damit viele interessante Artikel aus den vergangenen Jahrzehnten aus dem Netz genommen. Aufgrund der Ursachen für diese Entscheidung möchte ich denjenigen, die letztlich die Auslöser dafür waren, noch einmal ein Exemplar der „einzig echten Merkbefreiung“ überreichen, die Köhntopp am 28. August 1995 in der Newsgroup de.talk.bizarre gepostet hat:


Die nachstehend eindeutig identifizierte Lebensform

Name: ____________________
Vorname: ____________________
Geburtsdatum: __________
Geburtsort: ____________________
Personalausweisnummer: ____________________

ist hiermit für den Zeitraum von

[_] 6 Monaten
[_] 12 Monaten
[_] 24 Monaten
[_] unbefristet

davon befreit, etwas zu merken, d. h. wesentliche
Verhaltensänderungen bei der Interaktion mit denkenden
Wesen zu zeigen. Die Einstufung der o. a. Person
nach dem amtlichen Index für Merkbefreiungen liegt bei
dem Äquivalent von

[_] einem Mensaessen vom Vortag
[_] drei Hartkeksen in löslichem Kaffee
[_] einer Kiste Schwarzbrot in Dosen
[_] einem Quadratmeterstück Torfmoos während einer
sechswöchigen Sommerdürre
[_] einem Container erodiertem
Sandstein (Streusandqualität)

Die ausgesprochene Merkbefreiung erlischt
mit dem Ablauf des

[_] __.__.19__
[_] __.__.20__
[_] der vollständigen Erosion der körperlichen
Bestandteile der o. a. Lebensform

und gilt, sofern die o. a. Lebensform durch das
nachstehende Kennzeichen als merkbefreit zu
identifizieren ist:

[_] eine rote Plastiknase
[_] olives Stoffstück mit weißem Rand,
auf der Schulter zu tragen
[_] die Lebensform ist durch den Gesichtsausdruck
zweifelsfrei als unbefristet merkbefreit
zu erkennen.

Die o. a. Lebensform ist durch den Erwerb dieses
Merkbefreiungsscheins automatisch für die
folgenden Tätigkeiten qualifiziert:

[_] Markierungshütchen bei Abmarkierungsarbeiten
auf Bundesautobahnen
[_] Garderobenständer und Regenschirmständer in
Restaurants bis zu, aber nicht eingeschlossen,
3 Sterne
[_] Regelstab in Schwerwasserreaktoren
[_] Markierungsstab für das Fahrwasser im
Nationalpark Wattenmeer
[_] Landschaftsmerkmal/Orientierungshilfe in
der Wüste Gobi

Die Merkbefreiung für die o. a. Lebensform wurde
in einem öffentlichen Merkbefreiungsverfahren
ausgesprochen und ist nach Ablauf der Einspruchsfrist
von 17 Sekunden rechtskräftig.

Datum Unterschrift Dienstsiegel

 

Stirnabdruck des Merkbefreiten

 

Diese Merkfreiung wurde elektronisch erstellt und ist
deswegen nicht unterschrieben.


Danke für den Fisch.

Mittwoch, 20. März 2013

Anschwellendes Unbehagen

Das Ende des Google Readers betrifft mich zunächst nicht direkt, für Feeds nutze ich ein anderes Tool. Doch mittelbar und auch aufgrund einiger Begleitumstände wird mir angesichts dieser Nachricht etwas unwohl. Ich habe mich 2007 aus mehreren Gründen dafür entschieden, meine Zelte bei Blogspot aufzuschlagen. Neben der einfachen Bedienung war auch die mögliche Anonymität mit entscheidend dafür, dass ich das Blog hier eingerichtet habe – mit den hier behandelten Themen ist leider nach wie vor das Risiko beruflicher und privater Stigmatisierung verbunden, nicht nur für mich, sondern auch mein Umfeld.

Die Reader-Abschaltung wirkt auf mich wie ein weiterer Anlauf nach dem „Und bist Du nicht willig“-Prinzip, Nutzer zu Google+ zu zwingen, das einfach nicht abheben will. Und Google+ lässt sich nicht anonym nutzen. Und es gibt noch ein weiteres Problem; Michael Schmalenstroer bringt es auf den Punkt:

„Weiterhin stellt sich natürlich für diverse andere Google-Produkte die Frage nach der Zukunft. Feedburner ist ebenfalls schon lange angezählt und wird die nächste Säuberungswelle wohl auch nicht mehr überleben. Wer seine Feeds darüber laufen lässt, sollte sich jetzt langsam Gedanken über eine Exitstrategie machen. Auch als Blogger auf Blogspot würde ich mich nach einer Alternative umsehen bzw. schon mal vorsorglich eine eigene Domain verknüpfen. Indem Google jetzt auch wichtige Kernprodukte killt, erschüttert es auch das Vertrauen in die Langzeitverfügbarkeit seiner Dienste. Buzz, Wave & Co hatten nie eine größere Userzahl, der Reader schon. Was sagt das über Gmail, Drive, Docs, Calendar & Co? Wird Google auch diese Dienste irgendwann killen? Was ist mit Google Books? Wenn die Querelen mit den Verlagen zu groß werden und sich die Bücher im Play Store eh besser verkaufen lassen, wird der Dienst dann auch eingestellt? Die Reader-Einstellung zerstört viel Vertrauen.“

Hinzu kommt das Risiko der Monokultur, dass sich durch die umfassende Verknüpfung früher getrennter Angebote über Google+ noch verschärft. GIGA-Autor Jens Herforth hat den Alptraum jedes Nutzers gerade am eigenen Leib erfahren:

„Nun passiert ausgerechnet mir das Unfassbare: Mein Google Account wurde nicht einfach nur gesperrt, sondern deaktiviert. Das beinhaltet auch gleich alle Dienste, die damit verbunden sind. Google+ und meine verwalteten Seiten, G-Drive, Telefon-Kontakte, Kalender, geteilte Dokumente, Musik, meine bezahlten Apps aus dem Store, Bücher, Musik und eben Filme. Kein Youtube mehr, der Google Reader und sonstige Tools sind einfach nicht mehr aufrufbar. Wenn alles an einem Account hängt, ist man ziemlich abhängig von ihm.“

Bei der Suche nach Hilfe machte er die gleichen Erfahrungen, die Jeffrey Zeldman gerade erlebt hat:

„And Gmail doesn’t care. Because Gmail isn’t real, not even in the David Sleight sense. It’s a set of equations programmed by fallible human beings, and it controls my life and yours.

There is no one to talk to at Google about my service problem because there is no one there. The services I pay for are delivered by robot magic in the cloud. When something goes wrong, it just goes wrong.

( …)

My friend wears a shirt that says ‘The Cloud Is A Lie,’ but that isn’t quite the truth. More like, the cloud is a customer service problem. One I just found myself on the wrong end of.“

Auch wenn ich Marcel Weiß in seiner Einschätzung von Google+ als besserem Nachfolger für andere Google-Dienste aufgrund meiner Vorbehalte gegen den Klarnamenszwang nicht zustimmen kann, hat er meiner Ansicht nach in einem Recht:

„Paradoxerweise wird das Ende des beliebten Google Readers damit zum Win-Win: Nicht nur kommt endlich wieder Bewegung und damit hoffentlich Innovation zurück zu RSS. Sondern nun wird auch den letzten langjährigen Beobachtern klar, dass Google ein relativ normales Unternehmen geworden ist, das außerdem dem Wahn verfallen ist, seine Zukunft läge darin eine Art Frankensteinmonster aus Apple 2.0 und Facebook 2.0 zu werden.“

Ich hänge an diesem Blog an diesem Ort, weil ich mich hier auskenne, Arbeit und Herzblut investiert und mir auch eine gewisse Leserschaft erarbeitet habe. Nach wie vor gilt für mich:

Derzeit sieht es noch so aus, als ob Blogger-/Blogspot-Nutzer sich nicht mit Google+ zwangsbeglücken lassen müssen – noch, denn so etwas kann sich ja schnell ändern. Und dann kann es passieren, dass ich meine Zelte hier abbrechen und an anderer Stelle neu anfangen muss. Auch wenn das bedeutet, hier verbrannte Erde zu hinterlassen, weil Leute, die alten Links auf meine Texte folgen, dann ins Leere laufen.

Die Einschläge kommen näher.

Donnerstag, 14. März 2013

Baumeln am Baum

Roter Baum im Zauberwald – Bild: Garth Knight

Suspensions sind ein elementarer Bestandteil gerade der japanischen Bondage, und beim Outdoor-Shibari dient auch gerne ein Baum als Anker für das freischwingende Modell. Man kann sich allerdings den Weg vor die Tür ebenso sparen wie die Suche nach einem passenden Baum: Über einen Ausstellungshinweis bin ich auf Garth Knight gestoßen. Für seine aktuelle Serie Enchanted Forest hat der Künstler aus Sydney die Bäume gleich selbst aus Seil geknüpft und ein oder mehrere Begünstige in das Netzwerk eingewoben.

Die Bilder sind zumindest für mich als Rigger und Fotografen gleichermaßen inspirierend und bei aller Heftigkeit zugleich für Non-BDSMer ästhetisch ansprechend. Auch der Hintergrund Knights und seiner Arbeit macht neugierig: Ingenieur, Fotograf, Installationskünstler, Bondager, der traditionelles Kinbaku mit Zen-Konzepten und heidnischer Mythologie, Penjing (Chinesisches Bonsai, Gartenarchitektur en miniature) und Fraktaltheorie mischt und die Harmonie des Chaos ebenso thematisiert wie den meditativen Aspekt von Bondage.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Egal – es wird gekauft

Immer wenn man denkt, dümmer geht’s nimmer, kommt prompt jemand und tritt den Gegenbeweis an. Ist schon der Erfolg von „Fifty Shades of Grey“ allenfalls nach dem „Millionen Fliegen können nicht irren“-Prinzip zu begreifen, ist längst die nächste Stufe gezündet. Nein, nicht die angedrohte Verfilmung, egal welche Schauspieler sich darin blamieren dürfen. Ich meine das einschlägige Merchandising – Sexspielzeug mit dem aufgedruckten Buchtitel und dem Plazet der ja qua Fanbase ausgewiesenen Fachfrau (*irrekicher*).

Ein schneller Blick in „The Official Pleasure Collection“, egal ob da oder dort, zeigt, dass das Zeug durchaus zum Buch passt und ebenso auf die Ahnungslosigkeit der Kundschaft setzt. Da gibt es etwa unter dem szenig-dominanten Namen You.Are.Mine. „Handschellen aus Metall“ (Sic! Aus was denn sonst, aus Zucker?). Und natürlich sind das wieder die gruseligen und gefährlichen Blechschellchen zu einem Preis, zu dem es längst vernünftige Handschellen gibt. Man darf ja anscheinend schon dankbar sein, dass keine Kabelbinder „approved by E. L. James“ im Sortiment sind.

Der Rest ist ähnlich: Für ein wenig Silber-Schwarz-Optik und ein gelegentliches Stoffsäckchen mit Werbeaufdruck darf der Käufer (oder vermutlich eher die Käuferin) noch mehr Geld für Ware von bisweilen fragwürdiger Qualität hinblättern, als es beim branchenüblichen Perversenzuschlag ohnehin der Fall ist. Schönes Beispiel ist die Gerte „Sweet Sting“ für knapp 40 Euro. Eine in Abmessungen und Wirkung vergleichbare Springgerte gibt es im Reitsporthandel schon für einen knappen Fünfer. 50SOG ist nun mal für echte Masochisten, und Barnum hatte recht.

Montag, 10. Dezember 2012

Besser gut erlebt als schlecht erfunden

Dem ersten Eindruck nach könnte es gerade recht zum Weihnachtsfest eine interessantere Alternative zu „50 Shades of Grey“ zum Verschenken oder Selberlesen geben: In „Gesundgevögelt“ schildert die Münchner Autorin Susanne Wendel, wie sie durch Erfahrungen als BDSMerin und Swingerin ein entspanntes Verhältnis zu ihrer Sexualität gefunden hat. Das vor kurzem erschienene Buch, in dem sich Wendel auch geoutet hat, gerät gerade ins Visier der klassischen Medien (keine Links, aus Gründen) und gewinnt damit auch an Bekanntheit in der durch 50SOG sensibilisierten Zielgruppe. Im Interview plädiert die Autorin ebenfalls für einen unverkrampfteren Umgang mit der eigenen Sexualität und der der anderen, befasst sich mit den Hintergründen der Neigung zu BDSM und Bondage, reißt das Spannungsfeld Spiel, Beziehung und Spielbeziehung an und betont wie schon andere, dass BDSMer sich außer in Sachen Neugier und Experimentierfreude kaum von den sogenannten „Normalen“ unterscheiden. Vielleicht hilft’s ja.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Nikolausi

Argh. Nein, nicht wirklich, oder? Rote Manschetten mit Webpelz-Puscheln in China-Qualität samt Augenmaske und Mützchen? „Plüsch Handschellen-Set Xmas Be)sinnliche Weihnachten bescheren Sie mit dem Fessel-Set in Rot mit Fellbesatz. Hand- und Fußfesseln, rote Augen-Maske und sexy Santa-Mütze bilden die Grundlage für erotische Rollenspiele“. Ja, ne, is klar, da passt die Rechtschreibung zur übrigen Qualität. Immerhin lässt sich selbst sowas noch toppen mit dem „Sexy-X-Mas-Set“ mit weihnachtlicher Federboa (Don’t ask …) und Blechschrott in Weihnachtsverkleidung. *facepalm*

Donnerstag, 29. November 2012

Anstrengend ist gar kein Ausdruck

Vanillas wissen gar nicht, wie gut sie es haben. Pervers zu sein, bedeutet richtig Arbeit. Nach Shiniez hat das auch Ferrett Steinmetz ganz richtig erkannt. „Why I Can’t Rape My Wife“ schildert die Tücken des Alltags, mit denen sich wir armen Bondager und BDSMer ständig herumschlagen müssen – und der Autor trifft es auf den Punkt:

Anyway, there’s your problem: Kinky sex is extra effort.

Now shall we get into the various difficulties in specific? I believe we can.

Bondage. There’s three types of bondage: Cheap, moderate, and fucking scary.

Cheap Bondage doesn’t work, and Nike Velcro shoes prove it.

(…)

Moderate Bondage is where you finally take the leap and purchase professional equipment – manacles, leather gags, whips, and the like. This provides approximately three hours of fun and two years of terror.

(…)

And if you forget to take ’em off and have small children wandering amuck … Well, let’s just put it this way. My wife once had to explain that the four sets of chains on the bed were to punish our new puppy, who had taken to wandering about the house at night.

Thank God the kid bought it.

Lesen. Wer sich nicht wiedererkennt, betreibt es noch nicht lange genug. ;-)