Sonntag, 2. Juni 2013

Alles ganz normal

Nicht, dass wir es nicht schon gewusst hätten, aber es jetzt ist es wieder einmal amtlich (Ja, ich bin da nicht ganz neutral …): Wer BDSM und Bondage betreibt, darf nicht nur mit vielen interessanten Sachen spielen, sondern profitiert auch außerhalb des Schlafzimmers. Die neue Studie Psychological Characteristics of BDSM Practitioners bescheinigt BDSMern, die ihre Neigung ausleben, im Vergleich zu Non-BDSMern ein subjektiv größeres Wohlbefinden in Beziehungen und im Alltag.

Die beiden niederländischen Wissenschaftler Dr. Andreas A.J. Wismeijer und Dr. Marcel A.L.M. van Assen kommen als Autoren der im „Journal of Sexual Medicine“ veröffentlichten Untersuchung zu dem Schluss, dass BDSM-Anhänger sowohl in psychologischer Hinsicht als auch in Beziehungsdingen stärker und autonomer agieren. Sie registrierten, dass BDSMer verglichen mit Vanillas insgesamt weniger neurotisch, extrovertierter, offener gegenüber neuen Erfahrungen, weniger empfindlich gegenüber Ablehnungen und gewissenhafter sind. Als Gründe für das positive Ergebnis machten Sie aus, dass BDSM in der Praxis viel Überlegung, Aufmerksamkeit und Kommunikation erfordert – alles Faktoren, die zu einem besseren Umgang mit Mitmenschen beitragen. Deshalb ordnen Sie BDSM auch unter „entspannte Freizeitgestaltung“ und nicht als Krankheitsbild ein.

Die Studie basiert auf rund 1.400 ausgewerteten Fragebögen (902 BDSMer und 434 Vanilla-Teilnehmer als Kontrollgruppe) und ist insofern vermutlich nicht für endgültige Aussagen zu gebrauchen, zudem sind die Unterschiede zur Kontrollgruppe auffällig, aber nicht weltbewegend. Doch der Trend weist in die gleiche Richtung wie einige andere Studien, die ich in den vergangenen Jahren hier im Blog schon erwähnt habe.

Übrigens: Der Eintrag bei boingboing, über den ich auf die Studie aufmerksam geworden bin, ist mit einem schönen Foto von Timothy „Capt. Tim“ Wells illustriert, dessen Photostream einige spannende und inspirierende Bilder mit einschlägigen Untertönen enthält.

Update 03.06.2013: Der Artikel ist bei einem der beiden Autoren als Volltext-PDF frei abrufbar.

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