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Montag, 27. Mai 2013

Boundcon 2013 – voll im Einsatz

Blechschrott und schlechte Prosa – da findet zusammen, was zusammen gehört

Langzeit-Begünstigte und Werbeträgerin

Sieht von vorne harmloser aus als es war – Reverse Prayer mit Zusatzseilen

Auch Metall-Fans wurden bedient

Dekorative Neuzugänge: Kreuzfesseln in zwei Größen

Der Handtuchtag war dieses Jahr einmal etwas anders, denn er fiel auf das Boundcon-Wochenende. Das Handtuch wäre diesmal im Gegensatz zum Vorjahr vor allem als Schutz gegen Kälte und Nässe zum Einsatz gekommen. Vorteil des nasskalten Wetters war, dass diesmal in der Messehalle erträgliche Temperaturen herrschten. Wer zum Luftschnappen oder Rauchen nach draußen wollte, musste allerdings gerade bei knappem Outfit eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen. Drinnen war manches anders, die Hallenbelegung war neu sortiert, und manchen Aussteller habe ich vermisst.

Unterhaltsam war es dennoch, auch wenn ich für einige Vorführungen weniger Zeit als in den vergangenen Jahren hatte. Der Grund dafür war zum einen, dass sich diesmal eine größere Gruppe Freunde und Bekannter – überwiegend aus einem Forum – zusammengefunden hatte, um die Messe gemeinsam unsicher zu machen. Zum anderen war ich selbst stärker gefordert, weil ich im Verlauf des Tages eine Handvoll Damen verschnüren und ablichten durfte. Eine der Begünstigten ließ sich dabei fest à la Shibari verpacken, um anschließend zusammen mit ihrem Mann für mehrere Stunden zum Messebummel zu entschwinden, nachdem sie zunächst gleich als Werbeträgerin mit Flyern bestückt worden war. In der Zwischenzeit habe ich nebenbei einige Begleiterinnen und Begleiter beim Einkauf beraten, bei Anproben von Armreifen bis Zwangsjacke assistiert und die Ergebnisse dokumentiert.

Selbst konnte ich ebenfalls nicht widerstehen und habe mir bei Harry Tasker, Cuffsland und Baumwollseil neben Ersatz für Verschleißteile und einem neuen Knebel auch die schon länger beäugten Kreuzfesseln bzw. Orbital Cuffs zugelegt – gleich in doppelter Ausfertigung, da eines der Teile ein Sonderangebot war. Ähnlich wie andere Eisenwaren in meinen Beständen sind die neuen Armreifen sehr dekorativ, ohne an Praxistauglichkeit einzubüßen. Durch die zwei Größen bin ich auf unterschiedliche Begünstigte eingestellt, und die ersten Versuche an Freiwilligen vor Ort bewiesen, dass Tragekomfort und Restriktivität sich nicht ausschließen müssen.

Wie im vergangenen Jahr war auch heuer wieder im Messeumfeld eher Deplatziertes im Angebot. Nicht nur am von einer Begleiterin passend betitelten „Fremdschämstand“ gab es aufgehübschten Murks. Dank des Erfolgs von „50 Shades of Grey“ war natürlich die Palette der mal gruseligen, mal nur überteuerten (Extra Perversenzuschlag für angefixte Frischlinge, das ist mal eine Idee …) Merchandising-Produkte öfter zu finden. Auch jenseits des Bestseller-Melkens gab es Anlass zum Lästern. So mag es ja vielleicht wirklich sein, dass ein Aufpumpen der Oberweite auf Basketball-Dimensionen die Verdienstchancen für Bondage- und Fetisch-Modelle erhöht. Dann sollten aber die Spuren der Schönheitsoperation nicht so ausgeprägt sein, dass die Brüste vom Narbenbild her ebenfalls an das Vergleichsobjekt erinnern. Aber was weiß ich schon, ich neige ja zu natürlichen Formen bei Begünstigten. Bin ich nun ein devianter Perverser?

Unabhängig vom hohen Quotienten der üblichen Verdächtigen schien nicht allein mir die diesjährige Boundcon entspannter und familiärer als manche vorhergehende Ausgabe. Auch die Fraktion der schlecht gekleideten und frisierten Herren mit bleichem Teint und stierem Blick – auf der Boundcon nach Auskunft diverser Bekannter ohnehin grundsätzlich weniger stark als auf anderen Erotikmessen – war diesmal vernachlässigbar.

Familiär ging es im Anschluss an die Messe weiter: Statt auf eine der einschlägigen Partys zu gehen, traf ich mich lieber im kleinen Kreis zum Abendessen beim Italiener. Das wegen das Champions-League-Finales wie ausgestorben daliegende München gab dem Ganzen einen etwas eigenartigen Touch, der Stimmung tat es keinen Abbruch. Mich würde interessieren, was Wirt und Ober von der mehrsprachig parlierenden Truppe mit den seltsamen Themen hielten – immerhin waren wir die einzigen Gäste im Lokal und entsprechend auffällig.

Sonntag, 5. Mai 2013

Komm auf die dunkle Seite

Star-Wars-Flogger (Quelle: Geek Kink)

Volles Sortiment (Quelle: Geek Kink)

Nein, nicht wegen der Kekse. Viel besser: Nicht nur das Imperium schlägt zurück, auch dessen Repräsentanten, und selbst Lichtgestalten wie Mace Windu werden unter Umständen handgreiflich. Dieser Eindruck drängt sich zumindest beim Stöbern durch den Etsy-Shop von Geek Kink auf, auf den ich via Laughing Squid gestoßen bin. Da gibt es schlagkräftige Spielsachen für angehende Jedis mit BDSM-Tendenzen, die ihre Fertigkeiten mit dem Laserschwert bruchlos auf Flogger und Rohrstöcke übertragen können.

Auch andere Fandoms werden bedient, so finden sich etwa die Tardis oder Daleks als Paddle – und für die ganz Harten gibt es sogar von „Hello Kitty“ inspirierte Designs. Natürlich existiert bei dem Thema auch wieder eine Verbindung zum Kochen. Der Kitchen Overlord sammelt Rezepte und Koch- und Küchentipps für und von Superschurken, Superhelden, Horror- und Science-Fiction-Charakteren. Zum Beginn der Grillsaison passt in diesem Universum das hier. Und ja, dieser Post ist absichtlich heute veröffentlicht worden. *g*

Donnerstag, 14. März 2013

Baumeln am Baum

Roter Baum im Zauberwald – Bild: Garth Knight

Suspensions sind ein elementarer Bestandteil gerade der japanischen Bondage, und beim Outdoor-Shibari dient auch gerne ein Baum als Anker für das freischwingende Modell. Man kann sich allerdings den Weg vor die Tür ebenso sparen wie die Suche nach einem passenden Baum: Über einen Ausstellungshinweis bin ich auf Garth Knight gestoßen. Für seine aktuelle Serie Enchanted Forest hat der Künstler aus Sydney die Bäume gleich selbst aus Seil geknüpft und ein oder mehrere Begünstige in das Netzwerk eingewoben.

Die Bilder sind zumindest für mich als Rigger und Fotografen gleichermaßen inspirierend und bei aller Heftigkeit zugleich für Non-BDSMer ästhetisch ansprechend. Auch der Hintergrund Knights und seiner Arbeit macht neugierig: Ingenieur, Fotograf, Installationskünstler, Bondager, der traditionelles Kinbaku mit Zen-Konzepten und heidnischer Mythologie, Penjing (Chinesisches Bonsai, Gartenarchitektur en miniature) und Fraktaltheorie mischt und die Harmonie des Chaos ebenso thematisiert wie den meditativen Aspekt von Bondage.

Dienstag, 22. Januar 2013

Mehr als ein Laster: Die Faszination von Bondage und Bildern

Was passiert, wenn man Bondage mag und gerne fotografiert? Irgendwann bringt man diese beiden Vorlieben zusammen und fangt an, Bondagefotos zu machen. Die Hintergründe sind vielfältig, von der Faszination an Bildermachen und den Bildern selbst bis hin zur Möglichkeit, die eigenen Fertigkeiten mit Seil und anderen Fesselmaterialien an willigen und freiwilligen Begünstigten zu erproben. Subjektiv gesehen kommen hier meine Liebe zum Detail und die Lust am Experimentieren wunderbar zusammen. Und wenn man schon mehrere Laster hat, kann man ihnen auch gleichzeitig frönen.

Wie an anderer Stelle schon erläutert, sehe ich drei Hauptaspekte von Bondage: den sexuellen, den ästhetischen und den sportlichen. Der sexuelle Aspekt soll hier nicht im Vordergrund stehen, obwohl er natürlich implizit vorhanden ist – auch, weil es beim Bild zuweilen darum geht, das eigene Kopfkino oder das der Abgebildeten außerhalb von Spiel und Session real werden zu lassen.

Bei Bondagefotos liegt für mich das Gewicht ganz klar auf dem ästhetischen Aspekt. Die Geometrie von Seilführung und Knoten, die Strukturen der eingefangenen Gliedmaßen, das Spiel von Licht und Schatten machen für mich die Essenz eines gelungenen Bildes aus. Die Seile zeichnen die Konturen des Körpers nach, aber legen auch neue Muster und erzählen damit eine Geschichte – eine, die über den im Bild eingefangenen Moment hinausgeht.

Nicht zuletzt deshalb sind Ropemarks für mich ein eigenes Fotomotiv. Die Spuren auf der Haut spiegeln den Lauf der Seile und den Sitz der Knoten wieder. Sie rufen die zurückliegende Bondage ebenso zurück ins Gedächtnis wie die Gefühle, die sie begleiteten, beim Modell wie beim Rigger.

Realisiertes Kopfkino

Ein wichtiger Teil einer einschlägigen Fotosession ist für mich, Vorstellungen und Bilder in die Realität möglichst erfolgreich umzusetzen, die die Beteiligten im Kopf haben. Und selbst wenn ich bei einer Gelegenheit primär eigene Fantasien als Grundlage für Motive und Positionen nutze, sollen die Abgebildeten Bilder bekommen, die ihnen auch gefallen.

Das bedeutet beim Vorbereiten und beim Durchführen eines Shootings Planung ebenso wie Improvisation. So kann es darum gehen, ein Set und Setting oder eine spezifische Bondageposition vorab durchzudenken, aufzubauen oder mit geringen Mitteln umzusetzen. Planung umfasst Dinge wie: Ist eine gewünschte Location zugänglich, aber zum Zeitpunkt des Shootings nicht von Vanillas und anderen Zivilisten überlaufen? Brauche ich einen Assistenten für Licht, Wind und Nebel, oder um das Modell schnell und sicher in Position und wieder auf den Boden zu bekommen? Muss ich bei einem Outdoor-Shooting eine bestimmte Jahres- oder Tageszeit für die Lichtsituation abpassen, oder lässt sich tricksen?

Im Normalfall ist allerdings selbst bei optimaler Planung die Improvisation nicht zu vernachlässigen – und das macht mit den Reiz des Ganzen aus: Sei es, dass man wegen Wetterbedingungen oder anderer Unwägbarkeiten ausweichen muss, sei es, dass Effekte oder Requisiten vor Ort nicht so wirken oder funktionieren, wie man sich das dachte: Dann macht man eben etwas anderes, und im Zusammenspiel mit den Modellen ergeben sich dabei oft besonders interessante Bilder.

Ob geplant oder improvisiert: Wichtig ist mir oft, dass ein Bild auch eine Geschichte erzählt. Das muss nicht für jeden Betrachter die selbe Geschichte sein – aber es darf schon mehr sein als „Ey, Frau in Fesseln, geil!“. Aufgrund meiner kulturellen Vorlieben lasse ich mich dabei gerne von Klassikern des Film Noir oder literarischen Vorbildern inspirieren, von den „Damsel in Distress“-Szenarien nicht nur Hollywoods oder von den großen Riggern und Fotografen der Szene. Und wenn das Modell eine eigene Geschichte erzählen will – um so besser.

Übrigens: So wie es beim Shibari eine Variante des gewollt schlampig erscheinenden Fesselns gibt, die erhebliche Übung erfordert, so machen beim Fotografieren gerade die dem Betrachter improvisiert erscheinenden Motive oft die größte Mühe; besonders, wenn der eigene Hang zum Perfektionismus im Weg ist. Umgekehrt lassen sich hier ganz ohne Photoshop oft extrem wirkungsvolle Effekte mit einfachsten Mitteln realisieren.

Seilerei und Spaß dabei

Einen Teil der Faszination von Bondagefotos macht die direkte Vorbereitung am Modell aus, die so wie der Lichtaufbau Kreativität und Handwerk verbindet – die Bondage selbst. Als Rigger will ich Neues ausprobieren und Bewährtes gut und schnell umsetzen. Gleichzeitig muss ich auf Figur und Fitness des Modells Rücksicht nehmen. Nicht jede Begünstigte bringt die Ellbogen hinter dem Rücken zusammen oder hält einen Hogtie länger als fünf Minuten aus. Hinzu kommt, dass ich bei einem Fotoshooting die Seile in der Regel fester schnüren muss als im Spiel, weil es sonst auf den Bildern zu locker aussieht. Hier spielt die Freude am „Hack“ im ursprünglichen Sinn eine Rolle – das Finden einer eleganten Lösung für ein Problem.

Ebenfalls relevant ist der sportliche Aspekt, in mehr als einer Hinsicht. Der Anspruch ans eigene Können und die Routine ist, dass die Bondage gut aussehen soll, nicht ohne Absicht schmerzen, aber dennoch halten und nicht nur Seildeko sein soll, und: ihre Ausführung soll nicht zu lange dauern. Letzteres spielt durchaus eine Rolle, wenn das Modell für typisch mitteleuropäische Temperaturen zu leicht bekleidet ist oder sich für das Bild in anstrengende Positionen begeben muss.

Es gehört dazu, dass dennoch die eine oder andere Fesselung oder Location eine gewisse Zumutung für ein Modell darstellen kann; darauf muss es sich einlassen. Deshalb fotografiere ich bevorzugt mit Modellen, die selbst an Seilen & Co. interessiert sind und wissen, was auf sie zukommt. Auf Bildern wird sehr deutlich, ob da jemand mit Spaß an der Sache ist oder einen Routinejob runterreißt. Wenn allerdings eine potenzielle Begünstigte sich enthusiastisch in Positur wirft und sogar schon eine Handvoll Ideen in petto hat, schmeiße ich für gute Bilder gerne die Ausrüstung ins Auto und nehme auch eine längere Anreise in Kauf: Have rope, will travel.

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Mehr als nur ein Laster. Die Faszination von Bondage und Bildern“ in der Ausgabe Dezember 2012 des Online-Magazins „Macht-Spiele“

Sonntag, 28. Oktober 2012

Vielversprechend

Alison Brie und Gillian Jacobs drehen das „Tease“ in „Striptease“ etwas weiter – nicht einschlägig, doch sehenswert:

Das vor kurzem aufgetauchte Video ist Nebenprodukt eines letztjährigen Foto-Shootings für GQ im Stil von Irving Klaw, bei dem auch ein wenig geknotet wurde, wie dieser “Making-of“-Teaser belegt.

Sonntag, 9. September 2012

Fliegende Bauten

Interessantes Netzfundstück: Das bei Tumblr gehostete Rope Bomb! ist anscheinend das Projekt einer kleinen Truppe von Shibari- und Suspension-Anhängern, die seit ein paar Monaten Minnesota unsicher machen und ihre Ausflüge im Bild festhalten. Das Rezept – draußen eine stabile Struktur suchen oder ein eigenes Dreibein aufbauen, eine oder mehrere Begünstigte dranhängen, ein paar Bilder schießen – ist einfach, die Ergebnisse unterhaltsam. Angenehm entspannt und improvisiert.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Schönes Making of

Gerade wenig Zeit, aber zwischendrin ein interessantes Video, gedreht während eines Fotoshoots von Dave Naz mit Mei Mara als Begünstigter und Damon Pierce als Rigger:

Mei Mara (2012) from Dave Naz.

*kappelüpf* gen Violet Blue; weitere Making ofs hat Dave Naz in seinem Blog. Als Rigger und Fotograf in Personalunion bin ich im Studio ja meist zu beschäftigt, um auch noch das Werkeln auf dem Weg zum Bild zu filmen, und nur selten ist noch jemand dabei, der Bilder oder Videos vom Bildermachen macht. Am Rande merke ich dabei, dass ich aufpassen muss, mich nicht zu wiederholen.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Allen Jones: Kunst und Fetisch

Wer zwischen 16. Juni und 16. September nach Tübingen kommt, sollte sich Zeit für einen Besuch der Kunsthalle nehmen: Dort ist anlässlich des 75. Geburtstags des britischen Pop-Art-Künstlers die bislang umfangreichste Allen-Jones-Retrospektive zu sehen. Jones, der unter anderem Kostüme und Kulissen für die Korova-Milchbar in Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“ entwarf, hat in seinen Arbeiten immer wieder Elemente der BDSM- und Fetisch-Szene aufgegriffen. Zu seinen berühmtesten Werken in dieser Hinsicht gehören der „Chair“ von 1969 und die dazu passenden Tische und Hutständer. Allen Jones zeigte sich damit als Vertreter der auch unter einschlägigen Aspekten beliebten Forniphilie (engl. forniphilia – s. a. human furniture), deren wohl bekanntester Vertreter aktuell Jeff Gord ist.

Montag, 14. Mai 2012

Boundcon – das war 2012

Echte Schellen: S & W M 110 und M1900, dazu einstellbare Brustklammern

Blechschrott auf der Boundcon

Kurzfassung: Auf der Boundcon gewesen, gut unterhalten, viele Bilder gemacht, eingekauft und nun wieder daheim. Oder etwas ausführlicher: Wie immer war die Boundcon natürlich eine gute Gelegenheit, einschlägig Bekannte zu treffen, die man sonst aufgrund der Entfernung selten real sieht. In der Hinsicht hat die diesjährige Boundcon nicht enttäuscht, die ersten Begegnungen haben sich schon vor dem Eingang ergeben. Einige angekündigte Treffen natürlich, einige erfreuliche Überraschungen, und auch der eine oder die andere, die einem dann doch nicht über den Weg laufen. Die Herzdame war leider ebenfalls wieder arbeitstechnisch verhindert; zum Ablästern und Fachsimpeln waren dafür einige Begünstigte samt Anhang da.

Seil- und knotentechnisch habe ich mir einige neue Ideen holen können, gerade was den Umgang mit ausbruchswilligen Subbies angeht. Zudem macht es Spaß, Riggern zuzusehen, die erkennbar öfter zum Üben kommen als man selbst und die Seile mit einer mühelosen Leichtigkeit wirbeln lassen, die ihren Ursprung in jahrelangem, kontinuierlichen Training hat.

Ganz mit leeren Händen bin ich auch nicht heimgekommen. Bei Cuffsland und Baumwollseil habe ich mich mit einigen größeren Spielzeugen und kleinen Gemeinheiten eingedeckt, die ich schon seit einer Weile auf der Liste hatte: Zum einen Fußkettchen mit elliptischen Schellen – Smith & Wesson Modell 110 und Modell 1900 – für mehr Tragekomfort, damit Begünstigte es nicht zu unbequem haben, wenn sie sich in den Fesseln winden oder sogar arbeiten müssen. Zum anderen regulierbare Klemmen, um es besagten Begünstigten etwas unbequemer zu machen, wenn sie es verdient haben. Oder wenn ich Lust dazu habe.

Trotz des Einfalls der Eisheiligen war die Veranstaltungshalle aufgrund der großen Hitze des Vortags schweißtreibend schwülwarm wie immer. Im Vergleich zu den Vorjahren erschien mir die Messe etwas reduzierter. Zumindest habe ich doch auch einige Aussteller und Performer vermisst, die ich von vergangenen Veranstaltungen in angenehmer Erinnerung habe. Der Publikumsandrang verlief schubweise, und gegen Abend zeigte sich, dass BDSMer und Bondager abseits ihrer spezifischen Vorlieben ganz normal und durchschnittlich sind: Das Pokal-Endspiel Bayern gegen Dortmund lockte offenbar manchen Besucher frühzeitig in Richtung des heimischen Sofas, und auch auf dem einen oder anderen Stand lief die Fußballübertragung statt der eigenen Bondagevideos auf den Monitoren.

Beim gemeinsamen Bummel über die Messe löste ein großer Stand in Resterampen-Optik kollektives Prusten aus. Nicht wegen der Dildos im Grabbelkorb, sondern weil ein anderer Teil des Sortiments ein Zeichen entweder von Dreistigkeit oder von Merkbefreiung im Endstadium war: Ausgerechnet auf einer Bondage-Messe einen ganzen Tisch voll überteuerten Billigst-Blechschrotts zu präsentieren in der Hoffnung, dass Besucher diese Dinger trotz direkter Vergleichsmöglichkeit an den Nachbarständen für echte Handschellen und womöglich sogar für fesseltauglich halten, war nicht nur für mich nahezu unfassbar. Dass das eine Blechschellchen-Modell den Slogan „Serious Bondage Attitude“ auf der Verpackung trug, fiel dann schon unter Realsatire. Andererseits – auch Gerten, die es als Reitsportzubehör für ein Zehntel des hier geforderten Preises zu kaufen gibt, fanden zahlungskräftige Abnehmer. Der Unterschied zwischen Perversenzuschlag und „nicht billig, aber preiswert“ scheint manchen nicht ganz klar zu sein. Und von letzterem gibt es auf der Boundcon auch einiges. Das eine oder andere habe ich mir für die Zukunft mal vorgemerkt, da ist dann allerdings die Herzdame zur Anprobe gefordert.

Ganz nebenbei konnte mich außerdem eine Begünstigte zur Mitarbeit an einem gerade gestarteten Online-Magazin überzeugen.

Montag, 16. April 2012

Füllhorn voll Ideen

Besser gut geklaut als schlecht erfunden: Beim Flanieren durchs Web bin ich auf The Geeky Kink Event gestoßen und finde da einige Inspirationen für Belustigungen in kleinerem und größeren Rahmen, etwa für Gesellschaftsspiele wie Shibari Hangman, wo falsch ratende Mitspieler buchstäblich, jedoch nicht terminal aufgeknüpft werden. Manche Tanzveranstaltung könnte durch Ballroom Bondage gewinnen – Begründung des Initiators: „Wenn Tanzen ein Analogon zu Sex ist, warum sollte man dann nicht eine gehörige Dosis BDSM zugeben?“

Außerdem im Programm nicht nur für Rollenspieler interessensnahe Vorträge und Workshops wie Geek & Fandomsexuality oder Roleplay & Fetish Dressing on the Cheap, Quick and Easy sowie eindrucksvolle Requisiten/Spielgeräte wie ein TARDIS Bondage Device oder ein Tentacle Bondage Chair (Squid instead of Squick – SCNR). Zusatzbonus: Ich wurde auf Shibari-Rigger und Fotograf Murphy Blue aufmerksam.

Sonntag, 26. Februar 2012

Ich bin alt …

… oder zumindest nicht mehr in Kansas. Wenn ich mir die Kommentare zu diesem Bild ansehe, frage ich mich, wie es mit dem Wissen um die übrigen Klassiker bestellt ist. Dabei ist dieses Motiv ja noch dicht an der Bildsprache der kanonischen Verfilmung. Immerhin war ja auch schon eine modernisierte Fassung angedacht, mit einer wohlverschnürten Dorothy im Korsett und mit Augenbinde (Detailliertes Bild erreichbar über diesen Artikel). Leider blieb es bei den Figuren, der in diese Richtung gehende Film bleibt wohl eine interessante Idee.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Träume in Leder

Der in diesem Blog schon einmal erwähnte Christopher, seines Zeichens Fetish Leathercrafter, war fleißig und hat die Künstlerin Karen Hsiao mit einigen interessanten Requisiten aus seiner Werkstatt ausgestattet. Einige der daraufhin entstandenen Fotos sind in beider Blogs zu besichtigen und zeigen die handwerkliche Perfektion von Ausstatter und Fotografin ebenso wie die Begeisterung, die wohl beide antreibt. Wer sich für schöne Frauen und fesselndes Leder interessiert, ist mit den Hooded Beauties mit Masken und Monohandschuhen, den Butterfly girls, weiteren Hauben-Varianten und der Dame im F-suit gut bedient.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Mumien en miniature

Recht viele, die sich als Erwachsene in den Bereichen Bondage und BDSM betätigen, haben schon in Kindertagen ihre ersten Schritte in diese Richtung unternommen. Neben den gängigen Indianerspielen haben erstaunlich viele spätere einschlägig Interessierte ihre Fesselfertigkeiten an eigenen oder der Schwester gehörenden Puppen geübt. Auch in der modernen Kunst sind wohlverschnürte Puppen immer wieder Teil von Projekten – nicht immer zur Freude der Hersteller. So wehrte sich Mattel vor einigen Jahren mit der großen juristischen Keule gegen die „Bondage Barbie“-Fotoserie. Von diesem Schicksal ist E. V. Day bislang verschont geblieben, obwohl die Brooklyner Künstlerin schon seit 1994 Barbie-Puppen in mehr oder weniger glamuröse Mumien verwandelt. Der Kontext bleibt natürlich auch den Kritikern nicht verborgen. Die gut gewickelten Mini-Mumien würden sich als inspirierende Dekoration ebenfalls nicht schlecht machen.

Update 10.12.2011: Link aktualisiert.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Designer-Spielmöbel

Wie der hier schon erwähnte Doug Foster spielt auch Natalie Hirsch in künstlerischem Zusammenhang mit Elementen von BDSM und Bondage. Hirsch ist Absolventin des Studiengangs Möbeldesign an der Rhode Island School of Design, und das wird in ihren Arbeiten deutlich. Die einschlägigen Aspekte sind mal mehr, mal weniger offensichtlich. „Strap Chair“, „Spank Me“ und „Stockade“ sind auf den ersten Blick der Szene zuzuordnen, auch wenn das Arme-Sünder-Bänkchen vom Material her nicht unbedingt fürs finstere Dungeon gedacht ist. Beim Hocker „Reverse Cowgirl“ dagegen fallen die Nutzungsmöglichkeiten nicht sofort ins Auge – jedenfalls solange man nicht ohnehin ständig im Blick hat, wie sich für Spaß und Spiel Alltagsgegenstände zweckentfremden lassen. Der „Cube“ bietet – womit der Bogen wieder zu Foster zurück geschlagen ist – Interaktionsmöglichkeiten, die je nach Disposition erschreckend oder erregend sein können. Neben den größeren Stücken hat Natalie Hirsch unter anderem Schmuck mit einer gewissen Signalwirkung entworfen.

Donnerstag, 15. September 2011

Eine Frage der Position

David Cronenberg, Spezialist fürs Abseitige, befasst sich in seinem neuen Film „A Dangerous Method“ mit der Beziehung zwischen C. G. Jung und Siegmund Freud. Keira Knightley – immer noch zu dünn – hat in der weiblichen Hauptrolle als Jungs Patientin und Muse Sabina Spielrein eine Szene (im offiziellen Trailer erahnbar zwischen 1:00 und 1:04), in der sie sich von Jung (Michael Fassbender) auf eigenen Wunsch ans Bett fesseln und schlagen lässt. Die Szene selbst ist ziemlich zahm; da gibt Cronenbergs „Dead Ringers“ von 1988 mehr her, in dem Geneviève Bujold mit Schläuchen und Klemmen ans Bettgitter gebunden wird, und „Videodrome“ ist ebenfalls um einiges expliziter.

Dafür entschädigt das Video-Interview, das Scott Feinberg während des Toronto International Film Festival mit Keira Knightley geführt hat, mit einem schönen Wortwechsel der Hauptdarsteller hinter den Kulissen bei ebenjener Szene:

„I did actually say to Michael before one of the scenes – I was like, ‘I've got a security guard outside. You touch me and he's gonna break your legs!’ And he was like, ‘Keira, you're tied to a bed. You're not really in a position to say that.’ I said, ‘I guess you're right.’„

Genau. Abgesehen von der trockenen Antwort Michael Fassbenders auch apart, dass Knightley die Rolle wegen der Spanking-Szenen beinahe abgelehnt hätte. Sie sagte erst zu, als Cronenberg betonte, sie nicht zu erotisch zu inszenieren:

„Okay, well I can understand that. As long as it's clinical and it's not some, sort of, weird sexy spanking thing.“

Ihre Begründung:

„… because it's the age of the Internet; it's gonna be everywhere; I don't want that out there.“

Ahem.

Sonntag, 28. August 2011

Guter Aufhänger

Suspension-Spezialist Lew Rubens, dessen spezifischer Bondage-Stil längst mit „Lewbari“ einen eigenen Namen erhalten hat, bietet einige seiner interessantesten Werke seit kurzem in einem eigenen Print Shop bei Zenfolio an. Die teils im Studio, teils unter freiem Himmel entstandenen Fotos zeigen, dass Rubens nicht nur den Umgang mit Seil, sondern auch mit anderen Materialien wie Folie beherrscht und ein gutes Auge für Bildwirkung, Proportion und Perspektive besitzt. Die Motive lassen sich als großformatige Abzüge, aber auch aufgedruckt auf Mousepads, Tassen und T-Shirts bestellen.

(via VioletBlue)

Sonntag, 7. August 2011

Tribut an die Königin

Dokumentation der „Queen of PinUps“ Bettie Page als kulturelle Ikone: Auf Bettie Page Is All The Rage sammelt ein begeisterter Fan Fotos, Videos, Zitate und Nachrichten en masse. Neben Cheesecake- und Burlesque-Aufnahmen oder den Bunny-Yeager-Serien, die mithalfen, Bettie Page berühmt zu machen, finden sich hier natürlich auch etliche Bilder aus der Irving-Klaw-Phase, die Bettie als überlebensgroßes Fetisch- und Bondage-Modell unsterblich werden ließen.

Dienstag, 24. Mai 2011

Wonder Woman: Bondage

Den Comic hätte ich gerne gesehen: Ausgerechnet Frank Miller und Bill Sienkiewicz hatten 2005 eine Wiederbelebung von Wonder Woman geplant, bei der die Künstler die von Anfang an ausgeprägten Bondage- und BDSM-Aspekte der Superheldin mit Seilproblem nachhaltig wieder aufgreifen wollten. Die Graphic Novel mit dem Arbeitstitel „Wonder Woman: Bondage“ wurde zwar nie Realität, aber Sienkiewicz hatte im Vorfeld einige Skizzen gemacht, von denen eine vor kurzem aufgetaucht ist – laut Bill Sienkiewicz übrigens eine der harmloseren:

„The fact that her creator William Marston also created the precursor to the lie detector and was into bondage lent a weird kinky vibe and made the idea of mucking with her and her origin a potentially fun trip.

The image was done by me to visually test the water, so to speak and my own comfort level, if not everyone else’s, about how far it could be pushed. I did some others that were far more extreme, no one has seen those, this one was relatively tame by comparison. Still it was perhaps a bit over the top, but I think Frank and I invited that.“

(via Violet Blue)

Sonntag, 15. Mai 2011

Kleine Auszeit: Boundcon 2011

Trotz allem war ich dieses Jahr auf der Boundcon – auch, um mich ein wenig abzulenken. Wie üblich habe ich dabei einige Bekanntschaften aufgefrischt und Leute, denen ich sonst das ganze Jahr nur virtuell begegne, wieder einmal von Angesicht zu Angesicht getroffen. Leider fielen einige Begegnungen aus, weil die Betreffenden entweder überraschend oder mit Ansage nicht auf der Boundcon erschienen. Dafür sind mir unvermutet ein paar andere Bekannte über den Weg gelaufen, und ich habe interessante neue Leute kennengelernt.

Was die Messe selbst angeht: Business as usual, und viele interessante Spielsachen an den Ständen. Beim Rundgang habe ich allerdings gemerkt, dass inzwischen selbst optisch und technisch interessante Neuheiten wie Irish Eights mit vom historischen Original abweichenden separaten Schlössern für jeden Armreif oder Variationen der Orbital Cuffs bzw. Kreuzfesseln eher in die Kategorie „Nice to have“ als die der dringlichen Anschaffungen fallen. Natürlich ist die Boundcon für Bondager wie mich das Äquivalent zum Spielwarenladen für Kinder. Aber mit Rücksicht auf die ohnehin schon erheblichen Spielzeugbestände daheim reicht dort manchmal gucken, auch wenn man sich das eine oder andere Teil für eine eventuelle spätere Bestellung im Hinterkopf behält.

Zu gucken gab es wie gewohnt viel: Sowohl die Vorführungen auf den Bühnen wie manche Demonstration auf den Ständen boten spannende Inszenierungen und die eine oder andere Inspiration zum Nachkochen. Nicht zuletzt nutzten etliche Besucher die Gelegenheit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre individuellen Varianten von BDSM und Bondage im größeren Rahmen auszuleben.

Die Auszeit war nur kurz; heute stand wieder Regelung des Nachlasses auf dem Programm, mit Papierkrieg, Sichten, Auflösen und Verteilen des Hausstandes und dergleichen – das wird mich noch eine Weile beschäftigen, nicht nur im Sinne von Arbeit.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Schicke Ketten

Für sein Promofoto für die neue Staffel der TV-Serie „Weeds“ hat Fotograf Mark Seliger (Achtung, nervige Flashhölle) Hauptdarstellerin Mary-Louise Parker sehr dekorativ in Ketten gepackt und edel ausgeleuchtet. Das ist zwar eher an mancher Kreation für den Laufsteg als an wirksamer Bondage orientiert, beschwört aber mit strategisch drapierten überschweren Ketten, noch schwereren Vorhängeschlössern, dem Überseekoffer und dem goldbetressten grünen Samtvorhang Vaudeville-Traditionen im Gefolge Harry Houdinis und seiner Zeitgenossen herauf. Falls die Originalquelle nicht mehr greifbar sein sollte: Das Bild ist unter anderem auch hier, hier und hier zu finden.