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Samstag, 13. Juni 2009

Little Brother

xkcd liefert eine weitere Begründung*, warum jeder seine Datenspur im Auge behalten sollte.

Ich weiß, was Du heute getan hast. Und gestern. Und vorgestern.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Wolke 7

In aller Kürze: Ich hatte erneut Besuch, und diesmal hatte die Dame sich etwas mehr Zeit genommen. So war neben dem Knotenknüpfen Zeit zum Kochen (mit der Küchenhilfe in Ketten), zum Klönen (mit und ohne Seile) und zum Klettern in Ruinen (ausnahmsweise ganz ohne bewegungshemmende Accessoires).

Abermals gab es eine Flugstunde, diesmal allerdings nicht in der Horizontalen, sondern mit verbundenen Augen senkrecht im Frogtie pendelnd. Während meine Besucherin in den Seilen hing, deutete ihr seliges Grinsen auf einen Abstecher auf Wolke 7 hin. Ansonsten haben wir an diesen Tagen eine erhebliche Bandbreite ausgetestet von schlicht, aber effektiv – Irish Eights um Hände und Füße – bis ziemlich heftig.

Eher unter heftig fiel etwa der Balltie mit Hanfseil: Stress einerseits aufgrund der körperlichen Anstrengung und der reduzierten Atmung durch die Zwangshaltung, andererseits aufgrund des psychologischen Faktors, dass diese Position außer Fingerwackeln keine Aktivitäten mehr erlaubt. Augenbinde und in die Seile eingeknüpfter Ballknebelharness trugen zur Verstärkung dieses zweiten Faktors bei. Kurz danach erfuhr meine Besucherin, dass es sich auch aufwendiger gefesselt sehr gut entspannen und sogar schlafen lässt.

Unerwartet umfangreich durfte ich mein Faible für Klebeband und Folie ausleben. Die Dame erduldete eine so dramatische wie restriktive Bondage mit PVC-Tape ebenso wie eine Folienmumie, die sie trotz anfänglicher Bedenken ziemlich genoss. Die Kombination einer willigen Begünstigen mit transparentem Packband und einem Armlehnstuhl eröffnete einige Möglichkeiten und zeigte, dass ich doch ein wenig Dom in mir habe, solange es meinem Gegenüber dabei gut geht. Jedenfalls stieß mein Experimentieren mit Klammern und Klatsche durchaus auf Gegenliebe.

Bilder? Ja, gibt es, sogar ziemlich viele eingedenk der Tatsache, dass das Treffen in erster Linie nicht als Fotoshooting geplant war. Mal sehen, welche ich zeigen darf.

Sonntag, 8. März 2009

Echter als die Realität

Erst neulich entdeckt: Bereits 2006 hat der in London lebende Designer Björn Franke mit Traces of an Imaginary Affair einen Werkzeugkoffer entworfen, mit dem sich Spuren einer heißen Affäre simulieren lassen. Inspiriert wurde Franke durch Menschen, die Missbrauch oder Krankheiten erfinden, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten und solche, die ihre Partner zur Eifersucht anstacheln, um die Stabilität ihrer Beziehung zu testen.

Viele BDSMer haben ja eine Schwäche für gut gestaltete und verarbeitete Spielwaren, und der Inhalt der Holzkassette passt ideal zu dieser Vorliebe. Die in passgenauen Vertiefungen ruhenden Werkzeuge ermöglichen es, sich mit Biss- und Fesselspuren, Kratzern, Abschürfungen und Knutschflecken zu verzieren. Für das passende Gesamtbild gibt es Parfüm, Lippenstift und Haare zum Auftragen auf Haut und Kleidung. Die Geräte würden sich auch sehr gut in die eine oder andere Session einbauen lassen.

Das Affären-Set ist nicht die einzige einschlägig konnotierte Arbeit Frankes. Freunde von Atemkontrolle könnten am Pace Maker Gefallen finden, und wer auf Psychospiele steht, darf die Panic Box testen.

Update 09.01.2012: Links aktualisiert.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Faschings-Nachlese

Wenn sich beim Biss in einen Krapfen der Muskelkater im Kiefer der Begünstigten massiv meldet, hat das einen Grund.

Sonntag, 25. Januar 2009

Unter Hochspannung

Vor kurzem habe ich ein verlängertes Wochenende für ein einschlägiges Treffen eingelegt und dabei einiges neues Spielzeug eingekauft, viel gegessen, viele Katzenbilder gemacht und die Dame des Hauses unter Strom gesetzt. *veg* Es hat allen Spaß gemacht, sogar den Katzen, die jedes Mal gemeint haben, wir würden die Seile nur für sie auspacken. Ich habe jedenfalls wieder einmal neue Erfahrungen für und über mich mit nach Hause genommen.

Natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, das neue Seil ein wenig weichzuspielen. Obwohl ich diverse bewährte Utensilien eingepackt hatte, habe ich an Ort und Stelle außerdem noch paar neue Spielsachen gekauft und dann im Rahmen des Wochenendes gleich getestet.

Absolut kein Fehlkauf war den ersten Praxistests zufolge der MagicWand-Nachfolger. Der kann anscheinend nur von SMern verwendet werden, weil ohne Fesseln und Knebel Gefahr für Leib und Leben des Gegenübers und die Trommelfelle der Nachbarn besteht. ;-) Da die Begünstigte kein großer Knebelfan ist, war es ganz praktisch, dass ich unter anderem einen tragefreundlichen Kissenknebel gekauft hatte. Obwohl der an den Tagen die erste Wahl war, kam dennoch auch das anderweitig besorgte Knebelgeschirr zum Einsatz.

Spannend im doppelten Wortsinn war der erste Test meines TENS-Gerätes unter Ernstfallbedingungen. Das lag schon ein gutes Dreivierteljahr bei mir herum, ohne auch nur einmal im Guten wie im Bösen eingesetzt worden zu sein. Die Stromschläge, die das Gerät zur Muskel- und Nervenstimulation aussendet, lassen sich ja nicht nur medizinisch, sondern auch just for fun einsetzen. Die Spanne reicht von sanftem Prickeln über wohltuende Massage bis zu bösem Zwiebeln, wenn man ganz aufdreht.

Je nachdem, wo man die Elektroden anlegt, kann das recht fies sein. Angetestet habe ich es auf dem Hinterteil meiner Gastgeberin. Da erwies es sich je nach eingestelltem Programm sogar als recht passabler Gertenersatz, praktisch für faule Doms. ;-) Mit den Elektroden auf den Fußsohlen strahlt es auf den Körper aus. Versuchsweise habe ich die Elektroden auch einmal an empfindlicheren Stellen angesetzt, da wird es schnell ziemlich heftig.
(Disclaimer: Ja, ich weiß um die Risiken und habe mich u. a. bei Uncle Abdul kundig gemacht.)

Wesentlich dramatischer und nachhaltiger als das TENS-Gerät empfand meine Spielpartnerin allerdings den bereits erwähnten MagicVibrator. Dazu hatte ich die Dame gut am Bett fixiert, den Vibrator so befestigt, dass sie ihm nicht entkommen konnte, und dann lange auf höchster Stufe laufen lassen. Mit der Zeit wurde das richtig gemein, sie war hin- und hergerissen zwischen Höhenflug und „nicht mehr auszuhalten“. Und auch wenn ich es als Mann vermutlich nicht nachvollziehen kann: Das Ding muss sich zu einem handelsüblichen Vibrator verhalten wie ein Zehntonner zu einem Trabi.

Interessanterweise habe ich die ganzen Tage kein einziges einschlägiges Bild gemacht. Ich hatte die Kamera schon für entsprechende Fotos dabei, aber dann lieber einfach weitergespielt, statt ein Shooting draus zu machen. Dafür habe ich deutlich SM-lastiger gespielt, als ich es bisher getrieben habe. Ich bin wohl doch dabei, den Dom in mir herauszukitzeln. Dabei habe ich festgestellt, dass ich beim nächsten Mal ruhig weniger zaghaft sein darf, die Begünstigte sah ihre Grenzen jedenfalls bei weitem nicht erreicht.

Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich aufpassen muss. Einmal bin ich haarscharf am eigenen Absturz vorbeigeschrammt, weil ich mal – wohl auch, um zu beweisen, dass ich es kann – den harten (ahem…) Dom gegeben habe und mir dabei unwohl wurde. Ich habe dann abgebrochen und eine Verschnaufpause gebraucht.

Insgesamt haben wir in diesen Tagen über viele Dinge unterhalten, und ich habe einiges gelernt über meine Dom-Seite, den Einsatz der mehr oder weniger neuen Spielzeuge, über Dos & Don'ts, Signale sowie Wünsche und den Mut, sie zu äußern.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Vor der Kamera

Dieser Blogpost ist eine kleine Premiere. Bisher habe ich hier Erfahrungen und Erlebnisse rund um Bondage ausschließlich aus meiner Perspektive geschildert. Dabei finde ich es auch interessant, wie die Situation von meinem Gegenüber wahrgenommen wird. Deshalb kam ich nach dem letzten größeren Shooting auf die Idee, die betreffende Dame an dieser Stelle zu Wort kommen zu lassen. Aufgrund der Weihnachtszeit und anderer Umstände haben Abstimmung und Umsetzung ein wenig gedauert, aber hier nun der erste (und bei Gefallen nicht der letzte) Gastbeitrag in meinem Blog:

„Auf Anfrage des hiesigen Hausherrn ein Bericht über ein Fotoshooting mit demselben.

Da trifft man sich in einem einschlägigen Chat, kommt ins Gespräch und wird neugierig. Ein Bondage-Fotoshooting? Naja, eher nicht, oder vielleicht doch. Ich hatte nachgedacht, die Neugier siegen lassen und zugesagt, und dann bekannte Personen ausgequetscht, was der Jester denn nun für ein Mensch ist. Unabhängig aller positiven Berichte über und fröhlichen Chaterlebnissen mit dem Menschen war ich furchtbar aufgeregt. Fesseln lassen von einem Fremden? Oh Schreck! Dann auch noch fotografieren lassen … bin doch wirklich kein Modeltyp und sowieso total unfotogen. Mit allen Selbstzweifeln und einer ganzen Menge Nervosität bin ich erst über meinen Schatten und dann ins Auto gesprungen. Mein erstes Fotoshooting überhaupt, und dann noch einschlägig.

Ich kam an und fühlte mich wohl. Am Anfang, bei mehreren Kaffees, hätten wir uns fast verquatscht. So kurz die erste Kennenlernphase auch war, Jester schaffte es sehr schnell, mein Vertrauen zu gewinnen und meine Ängste vor einem Shooting mit Fesseln zu zerstreuen. Erst einmal wurden meine Outfits gesichtet, und ich bewunderte sein Sammelsurium an unterschiedlichen Seilen, Ketten, Handschellen und anderen netten Kleinigkeiten, die in mehreren Koffern verstaut waren. Ich war sehr neugierig darauf, das alles auszuprobieren und freute mich auf das gefesselt sein. Nach ein paar Portraitfotos, diversen Lichttests und zwei Gläsern Wein kam ich auch auf den Geschmack von Modeln und Posen.

Wer mir eine Gerte in die Hand gibt, muss damit rechnen, dass ich sie ausprobiere. ;-) Die schlagfertigen Wortgefechte waren kurz mal handfest, auf beiden Seiten … nur er saß am längeren Hebel. Kurz gesagt: wir hatten viel Spaß beim Schwätzen, Fesseln, Kaffeetrinken und natürlich beim Fotografieren. Nach kalten Ketten in bequemen Posen im Abendkleid folgten Seile in unbequemen Haltungen im Kimono, Folienbondage mit vollkommener Bewegungslosigkeit und Tape auf nackter Haut. Dazu kamen Experimente mit verschiedenen farbigen Seilen und einem Netz. Zwischendurch gab es Kaffee, eingenommen nackt und in Ketten. Was sonst. ;-)

Über die Freude am Shooting und Fesseln hatten wir das Einkaufen und Kochen ganz vergessen und beschlossen spontan essen zu gehen. Es hat etwas ganz eigenes, für sich in der Öffentlichkeit einen Karada unter der Kleidung zu tragen. Es bringt zusätzliche Spannung und Erregung in ein ganz normales Abendessen und schreit nach Wiederholung.

Der nächste Tag startete mit einem Loch in der Decke. Da hatte ich das Katana ein bisschen zu heftig geschwungen, und das Fotostudio litt ein wenig. Danach durfte ich im Bauchtanzkostüm Gefangene auf einem Sklavenmarkt darstellen. Es zeigte sich, dass ich auf Kommando sehr böse gucken kann. Die Hängebondage scheiterte leider an einem prophylaktisch besorgten Flaschenzug und verschaffte Jester Erfahrungen darin, was nicht geht. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Insgesamt war es ein sehr schönes, spannendes, diskussionsintensives und experimentierfreudiges Wochenende mit einem liebenswerten, schlagfertigen und charmanten Menschen, das wie im Rausch zu schnell verging. Ich freue mich auf ein nächstes Mal. Nur Jesters Vorliebe für Knebel, und dass ich für ihn damit besonders sympathisch bin, kann ich beileibe nicht nachvollziehen. ;-)

Nasuada“

Anm. d. Hausherrn: Bei so viel Lob werde ich ganz verlegen. Deshalb großes Pfadfinderehrenwort: Ich habe Nasuada einfach um eine kurze Schilderung aus ihrer Perspektive gebeten, ohne inhaltliche Vorgaben, und ich habe den Text ohne redaktionelle Eingriffe veröffentlicht. Auch von meiner Seite: Ich freue mich auf ein nächstes Mal.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Auch 'ne Idee…

… für etwas Selbstgebasteltes zu Weihnachten: Das Custom Spanking Paddle, inspiriert von diesem Vorbild, kostengünstig und mit ein wenig Kreativität selbst jetzt noch rechtzeitig zu fertigen. Mehr Geschick erfordert wohl der Einsatz, soll das Motiv anschließend einwandfrei zu erkennen sein. Entweder haut man nur zweimal zu, aber so, dass jeder Schlag zählt. Oder man trifft mit jedem Schlag die selbe Stelle – das erfordert dann etwas Übungsaufwand und strapazierfähige Begünstigte. Die sollten dann auch gut festgezurrt sein, damit sie das Bild nicht verwackeln. Ein Trost für die Be- und Getroffenen: Immerhin ist das Ganze weniger nachhaltig als ein Brandzeichen. Bliebe nur noch die Wahl des Motivs. Es muss ja nicht unbedingt ein Apfel oder ein Pinguin sein.

Sonntag, 23. November 2008

Gut verpackt

Wie bereits erwähnt, hatte ich vor kurzem Gelegenheit, angesichts der Saison naheliegende Packshots zu machen – und mehr: Mein Gast hatte sich das ganze Wochenende Zeit genommen und war begierig auf Bilder ebenso wie auf Bondage. So verbrachte die Dame einen guten Teil ihres Besuchs mit reduzierter Bewegungsfreiheit und kehrte um einige Erfahrungen und rund 900 – nicht nur einschlägige – Bilder reicher nach Hause zurück.

Seil- und spielzeugtechnisch war die Besucherin vielseitig interessiert und experimentierfreudig. Nur am Abbau ihrer Abneigung gegen Knebel muss ich wohl noch arbeiten. Dafür absolvierte die Dame sogar das Abendessen beim Chinesen mit Karada unter der Kleidung. Insgesamt war das Wochenende in mehrfacher Hinsicht sehr lehrreich; wir sind uns beide im Laufe der Diskussionen und Shootings nicht nur unsere Neigung betreffend über einige Dinge klarer geworden.

Licht und Schatten gab es in Sachen Technik. Die neuen Funkauslöser geben mir erheblich mehr Freiheit beim Bildermachen, was man etlichen Fotos ansieht. Dafür habe ich es im Eifer des Gefechts geschafft, einen Hintergrund herunterzureißen und so einige Quadratmeter Müll zu produzieren. Etwas bleibendere Erinnerungen verdanke ich dem prophylaktisch besorgten Flaschenzug, mit dessen Zugseil ich mir die Haut von den Fingern gerissen habe.

Trinken geht noch!
Zur Einstimmung kamen die Armreifen zum Zuge.

Etwas eingeschränkter
Fußschellen ergänzten bald das Ensemble

Japanisch inspirierte Bondage
Passend zum Kimono habe ich das Hanfseil ausgepackt.

Keine Meerjungfrau
Ins Netz gegangen

Jungfer, leidend: Klassisches Sujet seit Jahrhunderten
Damsel in Distress meets Heiligenbild – klassische Pose mit Schleifchen drum.

Ausbruchssicher verpackt
Heftig, aber haltbar: PVC-Klebeband direkt auf der Haut.

Dienstag, 30. September 2008

Fest und fester

Lockere Seile und so lose angelegte Handschellen, dass der/die Begünstigte einfach herausschlüpfen kann, sind mir ein Greuel. Bondage soll nicht nur gut aussehen, sondern auch halten. Insofern ist „fest“ eine unverzichtbare Eigenschaft, so ich denn einmal loswickle. Dennoch mache ich Unterschiede, je nachdem ich Fesseln zum Spielen oder für Fotos einsetze. Wer nun denkt, dass ich es bei privaten Anlässen seiltechnisch heftiger treibe, liegt allerdings falsch: Klar muss da die Bondage so fest sein, dass sie sich nicht einfach von selbst auflöst. Aber sie soll auch länger auszuhalten sein, und da darf nicht alles auf Anschlag zugeknallt sein. Werden die Hände blau, bevor der letzte Knoten geknüpft ist, ist das kein gutes Vorzeichen für eine ausgedehnte Session.

Für gute Fotos muss ich dagegen zuweilen fester zuziehen, als ich es ansonsten tun würde. Die Seile sollen schließlich für die geplante Bildwirkung optimal liegen und das auch tun, wenn das Modell unterdessen die Position wechselt. Außerdem sehen Fesseln, die etwas einschneiden, dramatischer aus. Ein wenig lockerer gebunden, erfüllen sie im Ernstfall den selben Zweck und sorgen auch nach einiger Tragedauer nicht für taube Finger – aber auf Bildern wirkt es unter Umständen, als passte noch ein zweites Modell in die Schlingen. Um gut auszusehen, muss Bondage also im Zweifelsfall mehr als nur halten. Da der Zeitraum überschaubar ist, in dem die Fotos entstehen, hält sich das Risiko hier in Grenzen; und anders als beim Spiel zu zweit steht häufig ein Helfer zum schnellen Auswickeln nach dem letzten Bild bereit.

Montag, 15. September 2008

Auf Spurensuche

Vielsagende Spuren

Ich habe schon vor einiger Zeit auf die Bedeutung von Ropemarks hingewiesen. Anlässlich des Workshops vor kurzem bin ich wieder einmal auf das Thema gekommen. Die Begünstigte konnte nach den einzelnen Positionen und Bondages jeweils eindrucksvolle Abdrücke auf ihrem Körper vorweisen, teils von ihrem Korsett, teils von den Seilen, die sie umfangen hatten. Dies waren nicht nur Spuren der physischen Herausforderung, des Verharrens in einer erzwungenen Position.

Bei der Betroffenen machten sie sich direkt und eben auch indirekt – etwa beim Blick in den Spiegel – emotional bemerkbar, zum Glück nur auf angenehme Weise. Bei mir riefen die Ropemarks die vorhergehende Bondage und den Weg dorthin ins Gedächtnis zurück. Der Lauf der Seile, der Sitz der Knoten war hier in Form von Vertiefungen in die Haut geschrieben. Zugleich waren die Spuren mehr als eine Chronik des vorhergehenden Geschehens. Sie entfalteten eine eigene Bildwirkung, über das grafische Element des Seilmusters auf dem Körper hinaus.

Sonntag, 6. Juli 2008

Campingfreuden

Der Webcomic xkcd hat eine wunderbare Begründung* dafür, warum auch Bondagern und BDSMern grundlegende Biologiekenntnisse oder alternativ die Orientierung am Pfadfindermotto „Allzeit bereit!“ nicht schaden. Details verraten alt- und title-Attribut der Episode.

Know Your Vines

Sonntag, 1. Juni 2008

Jungfernflug

Ein nettes Erlebnis bei der Boundcon: Da kommt ein junges Goth-Pärchen an die Demobühne. Die beiden haben – wie sich später im Gespräch herausstellt – beim WGT Shibari-Vorführungen gesehen und wollen sich auf Boundcon intensiver informieren. Sie haben gehört, dass sich Freiwillige auf der Bühne einwickeln lassen können. Der weibliche Teil des Duos ist begierig, das auszuprobieren, eigentlich mit einem Karada im Sinn.

Die junge Frau klettert auf die Bühne, bereit für ihre erste Profi-Bondage. Es gibt geringfügige Schwierigkeiten bei der Abstimmung, da der Rigger nur Englisch spricht, aber schnell ist klar: Er will mit ihr eine Suspension machen. Heftiger Einstieg für eine Bondage-Novizin, aber sie hat sich entschlossen. Sie vertraut ihm und macht mit. Sie zieht ihr Oberteil aus, und der Rigger legt los. Während sich mehr und mehr Seile um ihren Oberkörper schlingen, spiegeln sich ihre Emotionen auf dem Gesicht der jungen Frau. Verlegenheit ob der exponierten Position ist ebenso zu sehen wie Begeisterung über das Erlebnis und leichte Zweifel am eigenen Wagemut.

Als der Rigger sie mit einem Seil vom Brustharness zum Träger über ihr gegen Umfallen sichert, ihre Hände auf den Rücken bindet und die Fußknöchel zusammenschnürt, vergehen die Zweifel. Die Frau entspannt sich, konzentriert sich auf das Gefühl der Seile, und fängt erkennbar ein wenig an zu fliegen.

Punktgenau, denn jetzt ist sie bereit zum Abheben: Der Rigger hat bereits ein zweites Ankerseil um ihre Hüften gelegt. Nun knotet er ein weiteres Seil an die Fußfesseln, legt es über den Querträger am Bühnenrand und hebt seine Begünstigte mit einem Schwung in die Waagrechte. Die hat trotz Ansage einen Moment die Luft angehalten. Aber dann malt sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. Das ist es, Fliegen, im doppelten Sinn.

Der Rigger beginnt, mit seiner Beute zu spielen, schaukelt sie hin und her, stellt fest, ob sie kitzlig ist. Sie ist es, und wie. Von Lachen geschüttelt, windet sie sich hin und her, versucht den tanzenden Fingerspitzen zu entkommen. Der Rigger wirft sich auf den Boden, um sie besser am Bauch zu kitzeln, und verliert sein loses Kleingeld. Ein blitzartiger Einfall, und er schiebt der über ihm baumelnden Frau eine Münze zwischen die Zähne, befiehlt „Don't drop it!“ und kitzelt weiter.

Nach ein paar Minuten endet das Spiel, und der Rigger holt seine Begünstigte wieder auf den Boden zurück und löst die Seile. Viel zu schnell, wie es scheint. Die junge Frau kehrt mit leuchtenden Augen zu ihrem Freund zurück. Das Oberteil lässt sie aus: Alle sollen die Ropemarks sehen, die von ihrer Feuertaufe zeugen.

Wenig später begegnen wir uns am Stand von Baumwollseil wieder. Das Paar ist beim Seilkauf und lässt sich bei der Gelegenheit gleich noch einen Karada demonstrieren. Ein paar Sicherheitstipps gibt es als kostenlose Dreingabe, als der Verkäufer im Gespräch von früheren Bondage-Experimenten der beiden hört.

Sonntag, 4. Mai 2008

Inspiration aus der Vergangenheit

Wer einschlägig interessiert ist, holt sich seine Anregungen von überall her und testet (nicht nur) im Kopf ganz alltägliche Gegenstände auf ihre Spieltauglichkeit ab. Im Netz lauert die Inspiration zuweilen an unerwarteten Orten. Einer davon ist Modern Mechanix, das interessante und schräge Artikel aus Technikmagazinen des letzten Jahrhunderts im Faksimile online stellt. Was vor 60, 70 oder 80 Jahren die Spitze des Fortschritts oder scheinbar die endgültige Lösung eines brennenden Problems markierte, gehört nach heutiger Sicht meist ins Kuriositätenkabinett. Doch ab und zu entdeckt man eine Erfindung, die sich eindeutig jenseits des vorgeschlagenen Zwecks einsetzen lässt.

Die für kriminalistischen Gebrauch entwickelte Wahrheitskammer bietet sich für einschlägige Spiele geradezu an. Und dieser Rahmen mag ja speziell für Operationen konstruiert worden sein. Aber ein von allen Seiten zugänglicher Patient mit festgeschnallten Händen und Füßen verführt dazu, sich andere Anwendungsmöglichkeiten für das Gestell auszudenken. Für Selfbondage, äh Rückentraining gedacht ist der Mechanical Chiropractor. Die vom Nutzer angetriebene Streck- und Massagefunktion soll zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen.

Vielfältige Spielmöglichkeiten beschwört das drehbare Sandwich-Bett herauf. Auch das Rettungsgerät für Taucher und seine Sparversion lassen die Herzen von Bondage-Anhängern höher schlagen: Ein aufblasbarer Sack mit Ketten drumherum für einen mehrstündigen Aufenthalt, alternativ einfach genügend Seil um den ebenfalls aufgepumpten Taucheranzug – wer da nicht auf Ideen kommt…

Ein Labsal für den Top mit ermatteter Schlaghand ist diese Maschine. Dann ist da ein Gerät, das eindeutig eine Frühform des Violet Wand darstellt, auch wenn seine Anwendung angeblich „absolutely shockless and painless“ ist. Kaum verwunderlich, dass diesem Teil ähnlich umfassende Heilwirkung zugeschrieben wird wie den zeitgenössischen Vibratoren.

Die alten Magazine liefern außerdem nützliche Tipps, um Sub zu kennzeichnen, wahlweise per Marke am Oberschenkel oder gleich direkt auf der Haut. Freunde extravaganter Kleidung werden ebenfalls fündig, etwa bei diesem Ballkleid aus Gummi oder diesem schicken transparenten Regenanzug für Golferinnen.

Nett sind die Argumente, warum das Tragen von High Heels gesund für Frauen ist: Hochhackige Schuhe fördern demnach eine gerade Haltung, verbessern die Atmung und vergrößern die Oberweite. Leicht seitwärts von einschlägigen Informationen kann der Leser zudem interessante Freizeitbeschäftigungen und seltsame Schönheitsprodukte kennenlernen.

Samstag, 1. März 2008

Robuste Requisiten sind von Vorteil

Beim Spielen sollten nicht nur die Seile stabil sein, damit der/die Begünstigte sich nicht losreißen kann. Auch die übrigen eingesetzten Materialien sollten eine gewisse Festigkeit aufweisen, damit es keine unangenehmen Überraschungen gibt. Eine mittlerweile ein paar Jahre zurückliegende Erfahrung illustriert dies sehr deutlich.

Meine damalige Freundin liegt wohlverpackt im Hogtie auf dem Bett. Sehr fest, sehr straff, sehr viel Seil. Wer mich kennt: Wirklich viel Seil. Aber die Geräusche, die unter ihrem Knebel hervordringen, lassen nur eine einzige Interpretation zu: Fester! Leichter gesagt als getan…

Da kommt mir blitzartig eine Idee. Ich greife mir einen Stift vom Schreibtisch, schiebe ihn zwischen die Verbindungsseile zwischen Händen und Füßen und fange an zu drehen. Bereits wenige Umdrehungen später zeigt sich der Erfolg, der Hogtie wird spürbar fester. Also weiterdrehen. Und weiter. Und noch ein bisschen mehr.

Mit einem Schlag rächt sich der eine kleine Fehler, den ich bei der Auswahl meines Werkzeugs gemacht habe: Beim blinden Griff auf den Schreibtisch habe ich keinen stabilen Bleistift erwischt, sondern eine Nachfüllmine für einen Edding. Deren Kunststoffkörper gibt plötzlich dem Druck der Seile nach, und ihr Inhalt verteilt sich als Sprühnebel über uns.

Meine Freundin, ich, das Bett und die Wand sind plötzlich mit jeder Menge schwarzer Punkte verziert. Und natürlich habe ich mit traumwandlerischer Sicherheit die wasserfeste Ausführung gegriffen.

Zum Glück erstreckt sich die neue Bemalung überwiegend auf Körperteile, die im Alltag unter der Kleidung verborgen sind. Aber es braucht doch einige Zeit und Arbeit, bis alle Schäden beseitigt und alle betroffenen Textilien (darunter eines meiner Lieblingshemden!) wieder tragbar sind.

Freitag, 29. Februar 2008

Zeichen, Symbole und Signale

Nicht jeder mit einschlägigen Neigungen ist in der entsprechenden Szene unterwegs, sei es, weil einem das Ganze dort zu offensiv vertreten wird, weil er sich nur mit Teilaspekten identifizieren kann, oder aus anderen Gründen. Die Suche nach einem passenden Partner – fester Partner, Spielpartner oder auch nur Gesprächspartner – gestaltet sich jenseits der virtuellen Welt dadurch etwas schwieriger: Schließlich lässt sich der jeweilige Kink nicht unbedingt beim ersten Flirt abfragen, egal ob Outing ein Thema ist. Für manchen Suchenden spielt es deshalb eine große Rolle, ob und wie sich Gleichgesinnte untereinander erkennen können.

Immer noch als Erkennungszeichen gilt bei vielen der Ring der O, samt Konnotat, dass die Trageweise eine Aussage über die Ausrichtung des Trägers anzeigt. Allerdings ist der Ring inzwischen als Modeartikel so verbreitet, dass er bestenfalls noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einschlägige Interessen signalisiert. Ähnlich sieht es mit offen getragenen Halsbändern und Ledermanschetten aus. Goths und andere Gruppen nutzen sie als schlichtes Modeaccessoire, ohne dass die Träger in der Regel auf BDSM und Bondage stehen.

Das als Ersatz für den als Erkennungszeichen verbrannten Ring der O geschaffene BDSM-Emblem wiederum ist in Europa eher wenig verbreitet und leidet unter der Verwechslungsgefahr mit Neonazi-Symbolen. Bedingt durch das Verhalten seines Schöpfers ist das Emblem zudem selbst in der Szene umstritten.

Die immer wieder in Autos zu sehenden Handschellen am Rückspiegel sind ebenfalls kein zuverlässiger Hinweis. Handelt es sich um die Billig-Blechschellen, lässt sich höchstens schließen, dass der Besitzer entweder kein BDSMer ist oder keine Ahnung hat. Außerdem scheinen die Jungs und Mädels heute viel experimentierfreudiger, und Plüschschellchen liegen bei sehr vielen herum, ohne dass die ernsthaft Bondager sind.

Bleiben also eigentlich nur die kleinen Hinweise: Verräterische Spuren an den Handgelenken, die Reaktion auf gewisse Worte, Anspielungen und Witze, die über die üblichen „Peitschen und Ketten“- und „Schlag mich! Schlag mich! Gib mir Tiernamen!“-Klischees hinausgehen. Sprichwörtlich ist das „Gaydar“, die Fähigkeit, nicht offensiv auftretende Homosexuelle dennoch zu erkennen. Auch unter BDSMern und Bondagern gibt es Leute, die Gleichgesinnten ihre Neigung mit erstaunlicher Treffsicherheit an der Nasenspitze ansehen können.

Und manchmal ergibt es sich einfach, dass potenzielle Signale echt sind. Bei einem beruflichen Treffen etwa fiel mir eine der Anwesenden als Trägerin des Rings der O auf. Im Gespräch deutete einiges darauf hin, dass sie tatsächlich BDSMerin und Sub war; verifizieren ließ sich dies bei dieser Gelegenheit allerdings nicht.

Sonntag, 6. Januar 2008

Gabriel kommt

Hier nun der Abschluss meiner kleinen Serie zur Variationsbreite einer Bondage-Position als Ausgangspunkt für ein Spiel. Nach der ungeplanten , der romantischen und der heftigen Session sowie der morgendlichen Überraschung eine weitere Variante:

Wir haben schon den größten Teil des Vormittags angenehm vertrödelt. Meine Partnerin hat neue Wäsche, und ich habe bis jetzt ein paar schöne Bilder von ihr gemacht, Wohlfühlbilder ganz ohne Bondage. Aber irgendwann überkommt einen doch immer die Lust auf Einschlägiges. Nun liegt sie im Spreadeagle auf dem Bett. Ihr rosa Babydoll hebt sich leuchtend vom dunklen Laken ab. Abgeschlossene schwarze Ledermanschetten mit Ketten halten ihre Hand- und Fußgelenke an den Bettpfosten fest. Als wäre sie noch nicht straff genug aufgespannt, ist auch der Kopfharness ihres Panel Gags mit einer Schnur am Bettrahmen befestigt. Eine dicke Augenbinde hüllt sie in Dunkelheit.

Die Situation, die sich entwickelt, verlangt nach etwas härterem Spiel, als ich es in der Jester-Persona normalerweise betreibe. Aber ebenso wie meine Partnerin habe ich Erfahrung mit Rollenspielen. Also wird jetzt jemand anders die Dame besuchen. Jemand, der bei weitem nicht so nett ist.

Zur Einstimmung erzähle ich ihr, dass ich jemandem noch einen Gefallen schulde. Dieser Jemand hat den Gefallen heute eingefordert: Ein paar Stunden mit ihr. Ich betone überdeutlich, dass sie keine Angst haben muss, und lasse durchklingen, dass ich besorgt bin. Ohnehin in Spiellaune, steigt meine Partnerin in das skizzierte Szenario ein, fängt an sich zu wehren und protestiert, soweit ihr Knebel es ihr erlaubt. Bedauernd lehne ich ab, sie loszumachen. Vereinbarung ist Vereinbarung, und so verabschiede ich mich.

Kurz darauf kommt der Andere. Ich habe noch keinen Namen für ihn, orientiere mich bei seinem Auftreten an diversen Filmschurken, wobei mir Frank Booth aus Blue Velvet als erstes im Hinterkopf herumspukt. Der Andere beugt sich zu ihr herab und flüstert in ihr Ohr, was für ein Verhalten er erwartet, und was er auf keinen Fall dulden wird. Er droht nicht mit Strafen. Sein Ton allein macht deutlich, dass Zuwiderhandlungen unerfreuliche Folgen nach sich ziehen. Er lässt seine Hände wandern, schiebt ihre spärliche Kleidung zur Seite. Die ganze Zeit erzählt er, was er jetzt machen könnte, erzählt, dass er am liebsten mit dem Messer arbeitet, lässt die Klinge ganz leicht über ihren Körper tanzen. Dass das Messer keines ist, sieht sie nicht.

Sie ist erregt, aber harrt angespannt auf die nächste Berührung, den nächsten Satz, die gleichermaßen Schrecken und wohlige Schauer auslösen. Die Macht des ausgespielten Szenarios zeigt sich wenig später. Der Andere kündigt an, Elektroden auf ihrem Körper anzubringen. Nach Schilderung der Details reicht ein leichter Fingertipp auf eine Brustwarze, begleitet von einem gezischten „Bssst!“, um eine heftige Reaktion bei ihr auszulösen. Was während der gesamten Session passiert, findet im Kopf statt, intensiver als wenn es real ausgespielt würde.

Dieser Vormittag ist nicht nur ein gutes Stück entfernt von unserer normalen Art zu spielen. Er ist auch die Geburtsstunde von Gabriel. Diesen Namen erhält der hier erstmals erschienene Andere im Nachhinein. Gabriel ist businesslike, no-nonsense. Er mag keinen Widerspruch, nimmt sich was er will und hat kein Problem damit, Schmerzen zuzufügen. Er genießt die Anspannung und selbst Angst seines Gegenübers.

Die Gabriel-Rolle ist mir eher fremd; deshalb schlüpfe ich nicht oft hinein, und nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Gabriel ist bei weitem nicht so ausgeformt wie der Narr. Inzwischen ist diese Persona stärker orientiert an Tom Reagan aus Miller's Crossing und Winston Wolfe aus Pulp Fiction.

Montag, 31. Dezember 2007

Schöne Überraschung

Nach kurzer Sendepause zurück zum Programm, speziell zum Thema mit Variationen. Wiederum ganz anders als in den bisher geschilderten Situationen ist es bei einer dritten Gelegenheit gelaufen.

Ein Nachmittag mitten im Sommer. Wir haben für den Abend Gäste zum Essen eingeladen und beginnen zu kochen. Mittendrin stellen wir fest, dass eine entscheidende Zutat fehlt. Also fahre ich los, das Fehlende zu besorgen. Keine große Sache, allein: Es ist Samstag kurz vor Geschäftsschluss, und anscheinend müssen alle Leute in der Stadt jetzt noch dringend einkaufen. Natürlich ist die wichtige Zutat in den ersten beiden angesteuerten Läden ausverkauft, und im dritten die Schlange vor den Kassen endlos. Die Zeit wird noch nicht wirklich knapp, aber langsam wird die pünktliche Vollendung des Menüs zur sportlichen Herausforderung.

Endlich raus aus dem Laden, rein ins Auto und ab nach Hause. Was als 15-Minuten-Trip geplant war, hat sich zur Expedition mit mehr als einer Dreiviertelstunde Dauer entwickelt. Kaum aus dem Auto, noch eine Hürde – ein Nachbar will ein Schwätzchen halten. Das muss die gute Nachbarschaft wert sein, gibt genug schlechte Nachbarn in der Straße. Kostet aber nochmal runde zehn Minuten. Schließlich schaffe ich es, mich loszueisen und eile ins Haus.

In der Küche herrscht gähnende Leere, und wirklich weiter gediehen sind die Vorbereitungen für das Essen dem Augenschein nach nicht.

Der Grund erschließt sich ein Zimmer weiter. Meine Freundin hat mir eine kleine Überraschung bereitet und liegt im kurzen Kleidchen auf dem Bett, zuverlässig gegen zu frühes Aufstehen gesichert. Sehr zuverlässig sogar. Hand- und Fußgelenke an die Bettpfosten gekettet, dazu Knebel und Augenbinde; bewährt und für sich schon völlig ausreichend. Zusätzlich hat sie aber ihre Hüften mit einem Spanngurt quer über das Bett fixiert. Ein weiterer Spanngurt erklärt ihre ungewöhnliche, halb aufgerichtete Haltung: Er läuft, vom Fußende des Bettes her kommend, unter ihrem Körper zum Kopfende und dort über den oberen Querholm des Bettgestells. Sie liegt straff ausgestreckt mit dem Oberkörper in Schräglage, den Rücken nur von dem schmalen Spanngurt unter ihr gestützt.

Sie merkt, dass ich ins Zimmer gekommen bin und gibt einen fragenden Laut von sich. Natürlich nutze ich die Gelegenheit nach einem Moment stiller Bewunderung aus – ich weiß, wenn ich mich in so einer Situation nicht gentlemanlike benehmen soll.

Das Essen wird jetzt etwas später fertig. Macht nichts. Draußen scheint die Sonne, ein leichter Luftzug streicht von der Terrasse durch die Lamellen der Jalousietüren, und wir genießen den Nachmittag.

Viel schneller als es mir lieb ist, muss ich meine Liebste losbinden. Nicht nur, weil die Gäste bald kommen. Auch und vor allem, weil die von ihr selbst gewählte Position sehr anstrengend ist und sie sie schon erheblich länger aushält, als sie geplant hat. Bis zum Abend ist der Schmerz aus ihren Armen und Beinen gewichen. Als längerfristiges Andenken bleibt ihr dafür tagelang der zwei Zentimeter breite, feuerrote Streifen über die gesamte Länge ihres Rückens erhalten, in dem sich das Muster des Spanngurts eingeprägt hat.

Disclaimer: Ja, ich weiß, dass Bondage ohne Aufsicht und solche nicht abgesprochenen Spiele sehr riskant sind. Wir waren jung (zumindest jünger) und verliebt. Und die Spuren waren eine deutliche Erinnerung daran, was hätte schief gehen können, wäre ich noch länger aufgehalten worden.

Montag, 19. November 2007

Ausbruchssicher oder nicht?

Sinn und Ziel von Bondage ist es, die Begünstigten hilflos zu machen: So „müssen“ die Betroffenen all die spannenden, interessanten und unterhaltsamen Dinge erdulden, die sich ihr Gegenüber ausgedacht hat. Der Knackpunkt dabei ist freilich, auf welche Weise diese Hilflosigkeit erreicht wird, und wie hilflos das arme Opfer dann tatsächlich ist.

Den einen reicht die psychologische Komponente, das Wissen, gefesselt zu sein – selbst wenn die Fesselung nur aus einem Bindfaden besteht und mit Leichtigkeit zu zerreißen wäre. Gerne spielt da die DS-Komponente die entscheidende Rolle: Die Bondage kann ruhig pro forma sein, weil die Spieler um ihre Rolle in der Session wissen und sich an die immanenten Regeln halten. Und die besagen eben, dass sich ein gefesseltes Opfer nicht einfach so aus eigener Kraft und Entschlossenheit entfesselt.

Für andere wiederum ist eine Bondage erst dann „echt“, wenn sie sich tatsächlich nicht daraus befreien können. Selbst das Sich-Fallenlassen und Fliegen klappt im Zweifelsfall nur, wenn sie von vornherein wissen oder es ausgetestet haben, dass es keinen Ausweg aus ihrer Lage gibt. Gemäßigtere Anhänger dieser Spielart können sich natürlich trotzdem in die Seile kuscheln und genießen. Aber irgendwann wird der Reiz zu groß, alle in Reichweite befindlichen Knoten aufzuknibbeln oder sich aus zu lockeren Handschellen herauszuwinden. Krawallsubbies neigen dabei durchaus dazu, wenig Rücksicht auf sich zu nehmen – Hauptsache rauskommen, auch um den Preis von Druckstellen und Abschürfungen.

Während es manchen Begünstigten einen diebischen Spaß bereitet, jede Nachlässigkeit des Riggers auszunutzen, geht es wieder anderen um das Gefühl, gefesselt zu sein. Dabei ist es ihnen egal, ob Knoten eigentlich mühelos erreichbar sind oder Ledermanschetten und Gurte nur einfache Schnallen haben. Sie wollen ja gar nicht heraus. Gleichzeitig gibt aber diese Form von Bondage auch eine gewisse Sicherheit im Wissen, dass ihnen der Notausgang jederzeit offen steht, ohne auf das Wohlwollen des Gegenübers angewiesen zu sein.

Wie ausbruchssicher eine Bondage sein muss, ist wie so vieles letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Als Rigger gehe ich da lieber auf Nummer Sicher, manchmal bis hin zum Overkill. Aber Seile, die halten, sehen nun einmal auch nach längerer Zeit immer noch gut an der Begünstigten aus, statt binnen kürzester Zeit unästhetisch rumzulabbern. Schließlich denke ich mir sehr wohl etwas dabei, wie ich meine Seile lege. Und außerdem kickt es, wenn Bondage gut aussieht und hält.

Freitag, 13. Juli 2007

Ropemarks

Seile zieren einen Körper nicht nur in angelegtem Zustand. Wenn sie fallen, erinnern die Spuren, die sie hinterlassen, an ihre Umarmung. Ropemarks zeichnen die Windungen um Gelenke und andere Körperpartien nach, halten die Bondage im Gedächtnis, die einen gerade freigegeben hat. Nicht schmerzhaft, nicht in Form von Abschürfungen, wunden Stellen und blauen Flecken. Einfach als temporäres Negativ der Seilwicklungen, je nach Intensität ein Nachglühen für ein paar Minuten oder Stunden. Und jeder Blick darauf lässt die Fesselung und die damit verbundenen Gefühle wieder lebendig werden, egal, ob der Betrachter die Seile getragen oder angelegt hat. Gefällt mir. Und so sehr ich ansonsten geflochtene Seile als Fesselmaterial schätze: Geschlagene Seile machen einfach die schöneren Ropemarks.