Freitag, 29. Februar 2008

Zeichen, Symbole und Signale

Nicht jeder mit einschlägigen Neigungen ist in der entsprechenden Szene unterwegs, sei es, weil einem das Ganze dort zu offensiv vertreten wird, weil er sich nur mit Teilaspekten identifizieren kann, oder aus anderen Gründen. Die Suche nach einem passenden Partner – fester Partner, Spielpartner oder auch nur Gesprächspartner – gestaltet sich jenseits der virtuellen Welt dadurch etwas schwieriger: Schließlich lässt sich der jeweilige Kink nicht unbedingt beim ersten Flirt abfragen, egal ob Outing ein Thema ist. Für manchen Suchenden spielt es deshalb eine große Rolle, ob und wie sich Gleichgesinnte untereinander erkennen können.

Immer noch als Erkennungszeichen gilt bei vielen der Ring der O, samt Konnotat, dass die Trageweise eine Aussage über die Ausrichtung des Trägers anzeigt. Allerdings ist der Ring inzwischen als Modeartikel so verbreitet, dass er bestenfalls noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einschlägige Interessen signalisiert. Ähnlich sieht es mit offen getragenen Halsbändern und Ledermanschetten aus. Goths und andere Gruppen nutzen sie als schlichtes Modeaccessoire, ohne dass die Träger in der Regel auf BDSM und Bondage stehen.

Das als Ersatz für den als Erkennungszeichen verbrannten Ring der O geschaffene BDSM-Emblem wiederum ist in Europa eher wenig verbreitet und leidet unter der Verwechslungsgefahr mit Neonazi-Symbolen. Bedingt durch das Verhalten seines Schöpfers ist das Emblem zudem selbst in der Szene umstritten.

Die immer wieder in Autos zu sehenden Handschellen am Rückspiegel sind ebenfalls kein zuverlässiger Hinweis. Handelt es sich um die Billig-Blechschellen, lässt sich höchstens schließen, dass der Besitzer entweder kein BDSMer ist oder keine Ahnung hat. Außerdem scheinen die Jungs und Mädels heute viel experimentierfreudiger, und Plüschschellchen liegen bei sehr vielen herum, ohne dass die ernsthaft Bondager sind.

Bleiben also eigentlich nur die kleinen Hinweise: Verräterische Spuren an den Handgelenken, die Reaktion auf gewisse Worte, Anspielungen und Witze, die über die üblichen „Peitschen und Ketten“- und „Schlag mich! Schlag mich! Gib mir Tiernamen!“-Klischees hinausgehen. Sprichwörtlich ist das „Gaydar“, die Fähigkeit, nicht offensiv auftretende Homosexuelle dennoch zu erkennen. Auch unter BDSMern und Bondagern gibt es Leute, die Gleichgesinnten ihre Neigung mit erstaunlicher Treffsicherheit an der Nasenspitze ansehen können.

Und manchmal ergibt es sich einfach, dass potenzielle Signale echt sind. Bei einem beruflichen Treffen etwa fiel mir eine der Anwesenden als Trägerin des Rings der O auf. Im Gespräch deutete einiges darauf hin, dass sie tatsächlich BDSMerin und Sub war; verifizieren ließ sich dies bei dieser Gelegenheit allerdings nicht.

3 Kommentare:

Ivy hat gesagt…

Mei, das wär nett, wenn die Szene sich endlich mal auf ein Symbol einigen könnte...

Ich weiß schon... ich bin naiv...

The Jester hat gesagt…

Das Problem dabei: Einerseits soll es ein möglichst eineindeutiges Kennzeichen sein, andererseits soll es die Umwelt nicht unbedingt gleich auf die Neigung des Trägers hinweisen.

Bleibt die Zuflucht in geheime Handzeichen à la Freimaurer und ins Gespräch eingeflochtene Passphrasen. Aber das ist in Zeiten allgemeiner Terrorhysterie vermutlich auch keine gute Idee. ;-)

jeo hat gesagt…

Das mit den Symbolen ist halt so eine Sache - der Ring der O war ja gar nicht schlecht. Allerdings sieht der halt gut aus und wurde deshalb zum Modeschmuck. Und das ist halt mit jedem anderen Symbol auch zu erwarten...

Das mit den Handzeichen wäre allerdings apart - doch, das hätte was ;)