Sonntag, 1. Juni 2008

Jungfernflug

Ein nettes Erlebnis bei der Boundcon: Da kommt ein junges Goth-Pärchen an die Demobühne. Die beiden haben – wie sich später im Gespräch herausstellt – beim WGT Shibari-Vorführungen gesehen und wollen sich auf Boundcon intensiver informieren. Sie haben gehört, dass sich Freiwillige auf der Bühne einwickeln lassen können. Der weibliche Teil des Duos ist begierig, das auszuprobieren, eigentlich mit einem Karada im Sinn.

Die junge Frau klettert auf die Bühne, bereit für ihre erste Profi-Bondage. Es gibt geringfügige Schwierigkeiten bei der Abstimmung, da der Rigger nur Englisch spricht, aber schnell ist klar: Er will mit ihr eine Suspension machen. Heftiger Einstieg für eine Bondage-Novizin, aber sie hat sich entschlossen. Sie vertraut ihm und macht mit. Sie zieht ihr Oberteil aus, und der Rigger legt los. Während sich mehr und mehr Seile um ihren Oberkörper schlingen, spiegeln sich ihre Emotionen auf dem Gesicht der jungen Frau. Verlegenheit ob der exponierten Position ist ebenso zu sehen wie Begeisterung über das Erlebnis und leichte Zweifel am eigenen Wagemut.

Als der Rigger sie mit einem Seil vom Brustharness zum Träger über ihr gegen Umfallen sichert, ihre Hände auf den Rücken bindet und die Fußknöchel zusammenschnürt, vergehen die Zweifel. Die Frau entspannt sich, konzentriert sich auf das Gefühl der Seile, und fängt erkennbar ein wenig an zu fliegen.

Punktgenau, denn jetzt ist sie bereit zum Abheben: Der Rigger hat bereits ein zweites Ankerseil um ihre Hüften gelegt. Nun knotet er ein weiteres Seil an die Fußfesseln, legt es über den Querträger am Bühnenrand und hebt seine Begünstigte mit einem Schwung in die Waagrechte. Die hat trotz Ansage einen Moment die Luft angehalten. Aber dann malt sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. Das ist es, Fliegen, im doppelten Sinn.

Der Rigger beginnt, mit seiner Beute zu spielen, schaukelt sie hin und her, stellt fest, ob sie kitzlig ist. Sie ist es, und wie. Von Lachen geschüttelt, windet sie sich hin und her, versucht den tanzenden Fingerspitzen zu entkommen. Der Rigger wirft sich auf den Boden, um sie besser am Bauch zu kitzeln, und verliert sein loses Kleingeld. Ein blitzartiger Einfall, und er schiebt der über ihm baumelnden Frau eine Münze zwischen die Zähne, befiehlt „Don't drop it!“ und kitzelt weiter.

Nach ein paar Minuten endet das Spiel, und der Rigger holt seine Begünstigte wieder auf den Boden zurück und löst die Seile. Viel zu schnell, wie es scheint. Die junge Frau kehrt mit leuchtenden Augen zu ihrem Freund zurück. Das Oberteil lässt sie aus: Alle sollen die Ropemarks sehen, die von ihrer Feuertaufe zeugen.

Wenig später begegnen wir uns am Stand von Baumwollseil wieder. Das Paar ist beim Seilkauf und lässt sich bei der Gelegenheit gleich noch einen Karada demonstrieren. Ein paar Sicherheitstipps gibt es als kostenlose Dreingabe, als der Verkäufer im Gespräch von früheren Bondage-Experimenten der beiden hört.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klasse! Das passiert der jungen Frau auch nicht aller Tage! Kompliment für ihre Spontanität!

Anonym hat gesagt…

hehe, das pärchen kenne ich sogar. hab sie schon darüber informiert mal schauen, vielleicht rührt sie sich ja bei dir für die nette erwähnung

Anonym hat gesagt…

Danke Penelope. Ich konnte es erst nicht glauben, aber das bin tatasächlich ich! Vor allem meine Emotionen werden sehr gut beschrieben. Aber ich würde es jederzeit wieder tun.

The Jester hat gesagt…

Hallo Yvonne, ich hätte da auch noch das eine oder andere Bild davon auf der Platte rumliegen - das mit der Mail nach der BC hat ja nicht so geklappt…