Sonntag, 19. Januar 2014

War ja klar.

Natürlich geht es im neuen Jahr so weiter, wie das vergangene Jahr aufgehört hat. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Stell Dir vor es kommt schlimmer als ACTA und Zensursula … – in der EU wird gerade die Verordnung zum „Telecom Single Market“ gearbeitet, und dabei stehen Netzsperren ebenso auf dem Programm wie die Abschaffung der Netzneutralität.
  • Außerdem hat die EU-Kommission Empfehlungen für den Anti-Terrorkampf veröffentlicht, der mit wolkigem Gewaber um die Gefahren von Online-Propaganda stärkere Überwachungsmaßnahmen befürwortet.
  • Als eine Gegenreaktion haben Bürgerrechtsorganisationen in ganz Europa die Kampagne SaveTheInternet.eu gestartet, um für ein freies, offenes und neutrales Netz zu kämpfen.
  • In den USA haben dagegen die Kämpfer für die Netzneutralität eine Schlappe erlitten. Das lässt nichts Gutes erwarten, auch in Europa.
  • Nicht, dass es in den USA anders zugehen würde als in den europäischen Staaten oder auf EU-Ebene: Das Office of the United States Trade Representative (USTR) versucht, das Trans-Pacific Partnership Agreement (TPP) mit Lügen und schmutzigen Tricks durch den Kongress zu boxen; und dieses Vertragswerk hat es in sich. Wer es genau wissen will: Hier ist der konsolidierte Text des Secret Trans-Pacific Partnership Agreement (TPP).
  • Interessant auch die Entwicklung in England, wo gerade ein Gesetz in Arbeit ist, mit dem sich künftig jegliches Verhalten von jedermann bestrafen lässt: Die bereits seit einigen Jahren eingeführten Sanktionsmaßnahmen gegen „antisoziales Verhalten“ (Antisocial Behaviour Orders – ASBOS) sollen durch sogenante „Injunctions to Prevent Nuisance And Annoyance (IPNAS)“ ergänzt werden, also „Verfügungen, um Störungen und Belästigungen zu verhindern“. Damit lassen sich nicht nur Bürgerproteste oder ganz alltägliche Verhaltensweisen bestrafen, für den Erlass ist nicht nur kein Verfahren erforderlich, sondern Strafen und andere Sanktionen können ohne zeitliche Begrenzung verhängt werden.
  • Und die Masse der Bevölkerung? Die schläft. Friedmann Kahrig hat das Desinteresse samt der üblichen „Argumente“ – nichts zu befürchten, nichts zu verbergen, betrifft mich doch nicht – aufgeschlüsselt und fordert neue Narrative, um der Öffentlichkeit klar zu machen, dass das Thema jeden angeht.

Konstantin Klein hat Recht:

„Damen und Herren, was Sie hier sehen, ist ein Wettrüsten im Kampf um Privatsphäre und Anonymität. Geben Sie nicht auf, Damen und Herren, kämpfen Sie mit!“

Auf geht’s. Ach ja, Google, was haste Dir verändert: Google never, ever used to get angry, paranoid folk-culture responses like this.

Montag, 6. Januar 2014

Spannendes Jahr

Nach 2012, 2011, 2010, 2009 und 2008 hier zum sechsten Mal eine kurze Rückschau auf das vergangene Jahr:

Wordle-Wortwolke – Klick zum Vergrößern

Wie gehabt mit Wordle und damit ein Schnappschuss aus den Inhalten der letzten Einträge, doch als Themenquerschnitt nicht allzu weit von dem, was mich 2013 bewegt hat. Wie schon Anfang des letzten Jahres befürchtet, waren Netzpolitik und Grundrechte wieder ein Dauerthema, sogar weitaus stärker als gedacht. Nicht nur in dieser Hinsicht war 2013 ein Jahr enttäuschter Hoffnungen und ein Abschied von manchen Plänen und Erwartungen.

Dennoch gab es viel Positives, nicht zuletzt, weil ich in einigen vernachlässigten Bereichen aktiver geworden bin. Ich habe mich stärker von einigen Dingen abgegrenzt und mir deutlich mehr Zeit für mich genommen als in den Jahren davor.

„Einen Schritt nach dem andern. Nicht stehenbleiben.“ – dieses private Motto für 2013 habe ich tatsächlich durchgehalten. Der Weg war alles andere als geradlinig, und manche Abzweigung kam recht unverhofft. Dafür entschädigten einige Etappenziele auf der Strecke. So hatte ich auf einigen Treffen – und nicht nur dort – Gelegenheit zu Bondage und Bildern. Jenseits einschlägiger Vorhaben gab es ebenfalls einige Anlässe zur Freude. Ich kam wieder mehr unter die Leute, war in so vielen Konzerten wie noch nie und auch ansonsten häufiger zum eigenen Vergnügen unterwegs. Insgesamt: Ein ereignisreiches Jahr mit vielen Überraschungen.

Zum Jahresende hin wurde es noch einmal heftig, und mein Körper hat mir recht nachdrücklich signalisiert, dass es immer noch Zeit ist, etwas kürzer zu treten. Deshalb sind die Postings in diesem Blog gerade etwas sporadisch und auch der Jahresrückblick ein wenig spät. Im Moment setze ich einige Prioritäten neu; mal sehen, wie es in diesem Jahr weiter geht.

Montag, 30. Dezember 2013

Fesseln im Film

Wie viele andere habe auch ich mir die ersten einschlägigen Kicks aus Film und Fernsehen geholt. Hollywood Bound: The History Of Movie Bondage (Slideshow ausgewählter Motive) zeigt zweierlei: Die Filmindustrie hat von Anfang an auf die anregende und reichweitensteigernde Wirkung gefesselter Frauen (und auch Männer) gesetzt. Und nur sehr selten war die Bondage dabei wirkungsvoll ausgeführt, zumeist reichten ein paar dekorative Seilwindungen und der sprichwörtliche Detective Gag als Signal.

Nächste Runde

Und zugleich die letzte Runde in diesem Jahr zu einem unersprießlichen Thema, auch wenn es im neuen Jahr ungebremst weiter gehen dürfte. Was sich schon Mitte des Jahres überdeutlich abgezeichnet hat, fällt immer mehr Leuten auf: Cameron’s internet filter goes far beyond porn – and that was always the plan. Für so ein Vorgehen und die in Kauf genommenen oder von Anfang an beabsichtigten Effekte existieren auch in Europa schon Präzedenzfälle. En passant lässt sich gleich noch mit der Einschränkung der Pressefreiheit drohen. Prompt gibt es mit „Go away, Cameron!“ die erste Browser-Extension zur automatischen Umgehung des britischen Netzfilters – mit dem Nachteil, dass es sich um eine Chrome-Extension handelt.

Anlässlich der Entwicklung in Großbritannien hat einer der drei Autoren mit „Blocking of Material on the Internet“ eine leicht aktualisierte Fassung eines bereits 1997 für ein Gutachten entstandenen wichtigen Artikels zu Netzsperren, Webfiltern und anderen Zensurtechnologien veröffentlicht. Nutzer sollten dabei nicht unterschätzen, dass derartig weit ausgreifende – und im Zweifelsfall im Widerspruch zum Recht auf Informationsfreiheit stehende – Filtermaßnahmen noch eine weitere Fußangel beinhalten: Natürlich können Nutzer (noch) beantragen, den Filter für ihren Online-Anschluss zu deaktivieren. Aber natürlich wird auch registriert, wer denn an „pornografischen, terroristischen, gewalthaltigen“ oder anderweitig inakzeptablen Inhalten interessiert ist. Viel Spaß, wenn dann diese Informationen eine Rolle etwa bei der Auswahl für eine Stelle, bei Gerichtsverhandlungen oder bei Sorgerechtsstreitigkeiten spielen. Auf einen weiteren Aspekt weist Patrick Breitenbach in „Verbannung und Hyperzivilisierung im Netz“ hin: Soziale Kontrolle und Zwang zur Konformität funktionieren auch aus der Masse heraus und durch die Masse.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Hoch am Himmel

Aus Zeitgründen dieses Jahr keine Weihnachtsbilder. Stattdessen einige Videos; nicht einschlägig, doch eine kleine Erinnerung daran, manche Dinge nicht aus den Augen zu verlieren.

Earthrise:

Space Oddity, Commander Chris Hadfield an Bord der International Space Station:

Carl Sagan, The Pale Blue Dot:

Ach, eine Weihnachtskarte habe ich doch noch. Frohes Fest.

Montag, 23. Dezember 2013

Was gibt es zu Weihnachten?

Für alle, die sich noch nicht entschieden haben, ein paar Geschenketipps auf den letzten Drücker:

  • Für den schlagfreudigen Dom einen Rutenplaner,
  • für tabulose Masochisten einen 50SOG-Vorlesekreis (Der Vorleser darf einen Gehörschutz tragen),
  • für den musikalischen Rigger eine Seiltrommel,
  • für den Latexfreund einen Gummibaum und
  • für die Dame des Hauses den passenden Wein.

Feiertagsmuffel können derweil Weihnachten und Silvester in einem Aufwasch erledigen:

TannenBOOM.

Danäergeschenke

Weihnachten ist nahe, doch es empfiehlt sich, nicht alles zu öffnen, was schön verpackt ist: Da gibt es etwa das Transatlantische Freihandelsabkommen, das Urheber auf wieder eine neue Art enteignet und demokratische Mechanismen und Institutionen über institutionalisierten Lobbyismus und Geheimverhandlungen aushebelt (deutsche Übersicht).

Wie befürchtet, sind in Großbritannien die „Pornofilter“ – obwohl von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt – eingeführt worden, und natürlich funktionieren sie nicht: Zu den ersten Kollateralschäden gehören Websites für Sexualaufklärung und Hilfeseiten für Missbrauchsopfer. Aber das mag nicht nur ein weiterer Beleg dafür sein, dass das Scunthorpe-Problem immer noch ungelöst ist, sondern lässt auch eine Strategie vermuten, soziale Kontrolle zu instrumentalisieren.

Andernorts sieht es nicht besser aus. In Deutschland wird eine erklärte Gegnerin des Datenschutzes die neue oberste Datenschützerin, während auch andere Böcke zu Gärtnern gemacht werden. Überhaupt ist es interessant zu sehen, welcher Lobbyist wo an den Hebeln sitzt. Italien reiht sich mit einem neuen Gesetz zur Internet-Zensur in den Reigen ein.

Das Problem der Überfilterung illustrieren einige aktuelle Fälle. So reichen ein Umlaut und ein Computerfehler, zwei Schweizer Comic-Autoren zu Terrorverdächtigen zu machen, und auch ein Name mit einer verdächtigen Silbe reicht für eine Netzsperre. Nichts Neues unter der Sonne.

Ach ja: Google ist abermals einen Schritt näher an Skynet.