Montag, 30. Dezember 2013

Nächste Runde

Und zugleich die letzte Runde in diesem Jahr zu einem unersprießlichen Thema, auch wenn es im neuen Jahr ungebremst weiter gehen dürfte. Was sich schon Mitte des Jahres überdeutlich abgezeichnet hat, fällt immer mehr Leuten auf: Cameron’s internet filter goes far beyond porn – and that was always the plan. Für so ein Vorgehen und die in Kauf genommenen oder von Anfang an beabsichtigten Effekte existieren auch in Europa schon Präzedenzfälle. En passant lässt sich gleich noch mit der Einschränkung der Pressefreiheit drohen. Prompt gibt es mit „Go away, Cameron!“ die erste Browser-Extension zur automatischen Umgehung des britischen Netzfilters – mit dem Nachteil, dass es sich um eine Chrome-Extension handelt.

Anlässlich der Entwicklung in Großbritannien hat einer der drei Autoren mit „Blocking of Material on the Internet“ eine leicht aktualisierte Fassung eines bereits 1997 für ein Gutachten entstandenen wichtigen Artikels zu Netzsperren, Webfiltern und anderen Zensurtechnologien veröffentlicht. Nutzer sollten dabei nicht unterschätzen, dass derartig weit ausgreifende – und im Zweifelsfall im Widerspruch zum Recht auf Informationsfreiheit stehende – Filtermaßnahmen noch eine weitere Fußangel beinhalten: Natürlich können Nutzer (noch) beantragen, den Filter für ihren Online-Anschluss zu deaktivieren. Aber natürlich wird auch registriert, wer denn an „pornografischen, terroristischen, gewalthaltigen“ oder anderweitig inakzeptablen Inhalten interessiert ist. Viel Spaß, wenn dann diese Informationen eine Rolle etwa bei der Auswahl für eine Stelle, bei Gerichtsverhandlungen oder bei Sorgerechtsstreitigkeiten spielen. Auf einen weiteren Aspekt weist Patrick Breitenbach in „Verbannung und Hyperzivilisierung im Netz“ hin: Soziale Kontrolle und Zwang zur Konformität funktionieren auch aus der Masse heraus und durch die Masse.

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