Freitag, 26. August 2016

WhatsApp, Facebook und ungewolltes Outing

Viele BDSMer sind im beruflichen und/oder privaten Umfeld nicht geoutet, weil sie Nachteile befürchten müssen. Dennoch nutzen sie natürlich gängige Kommunikationskanäle und Social Media &ndash, und sind sich dabei oft gar nicht bewusst, wie breit die Datenspur ist, die sie hinterlassen. Selbst wer vorsichtig agiert, kann allerdings ins Messer laufen, wenn bislang getrennte Daten zusammengeführt werden und so neue Rückschlüsse erlauben.

WhatsApp wird in Kürze seine Daten mit Facebook teilen, speziell die mit dem Dienst verknüpfte Handynummer. Da Facebook schon aufgrund der schieren Datenbasis sehr gut darin ist, aus den Kontaktdaten des jeweiligen Nutzers und diversen Metadaten Zusammenhänge herzustellen, kann das zu unliebsamen Überraschungen führen – und das selbst dann, wenn man selbst gar keinen Facebook-Account hat.

Liest man die entsprechenden Artikel und Kommentare, scheint Threema derzeit noch die beste Alternative zu sein:

„Damit wird die Mobilfunknummer langsam zu einer Art universal identifier, mit dem Tracking und Targeting über alle Grenzen hinweg möglich ist. Im Vergleich dazu erscheinen die bisherigen Cookies wie eine Werbetechnologie aus einer Folge der Waltons.“

Bislang waren die Datenbanken von Facebook und WhatsApp nicht direkt verknüpft. Künftig ist der direkte Durchgriff möglich und damit eine weitergehende Bestätigung von Identitäten und Verbindungen. Das ist aus Geheimdienst- wie aus Marketingperspektive das Schöne an Metadaten: Man kann Leute über viele Details zuammenbringen. Und wenn man sich bei Facebook nicht aktiv wehrt, werden bei der Anmeldung mit dem Handy Telefonbuch und E-Mail-Adressbuch an Facebook geschickt, was jede Menge Rohstoff für Data Mining liefert und sich auch auf Leute erstreckt, die weder Facebook noch WhatsApp nutzen. Dabei greift das Six-Degrees-Prinzip, nach dem sich Leute quasi über Bande miteinander verknüpfen lassen, hier eben über die gemeinsamen Kontakte. Anschauliches Beispiel dazu ist die Bacon-Zahl, zum Rumspielen beim Oracle of Bacon.

Update 31.08.2016: Wie um das Risiko zu demonstrieren, ist gerade ein Fall öffentlich geworden, in dem Facebook Patienten einer Psychiaterin anderen Patienten als mögliche Freunde vorgeschlagen hat. Wahrscheinlichster Grund: Sie hatten alle die Telefonnummer der Psychiaterin in ihren Handys.

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