Dienstag, 9. Dezember 2014

Weihnachtliches Päckchenpacken

Spannendes Päckchen: Was der Weihnachtsmann wohl da gebracht hat?

Das Schöne an Geschenken ist die Spannung beim Auswickeln – aber dafür muss man sie natürlich vorher einwickeln. Als Fingerübung und zur Einstimmung auf Weihnachten habe ich deshalb am zweiten Adventswochenende keine Kerzen angezündet, sondern stattdessen einige Päckchen gepackt. Dem Anhänger zum Trotz habe ich die Begünstigte dann auch wieder ausgepackt, selbst wenn es bis zum Weihnachtsabend noch etwas hin ist: Die Folienmumie war während des Fotografierens sportlich genug für die Dame, denn an Bondage mit komplett eingepacktem Kopf tastet sie sich gerade erst langsam heran.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

No sex please, we’re British: England mal wieder vorne dran auf dem Weg zurück

Mit einem neuen Gesetz, das zum 1. Dezember 2014 in Kraft getreten ist, hat England die schleichende Zensur einen Schritt weiter gedreht: Die Audiovisual Media Services Regulations 2014 definieren ab sofort, was britische Online-Anbieter in Sachen Sex zeigen dürfen, und was nicht. Die lange Liste der Dinge, die künftig zu bäh für das Publikum auf der Insel sind, umfasst unter anderem Einschlägiges wie Spanking, Züchtigung mit dem Rohrstock oder Auspeitschen, sobald es jeweils nicht mehr „zart“ ist, aber auch Beschimpfungen – egal, ob in gegenseitigem Einverständnis und SSC oder nicht. Ebenfalls verboten ist Bondage, Begründung: Ein gefesseltes und geknebeltes Modell könne eine vorher erteilte Zustimmung nicht eindeutig zurücknehmen.

Interessant dabei ist, dass auf der umfangreichen Abschussliste bevorzugt Praktiken stehen, die eher Frauen als Männer befriedigen. Regisseurin Erika Lust zieht deshalb in einem Kommentar im Independent das Fazit, dass das neue Gesetz den erotischen Film in England wieder auf „langweilige, unrealistische Männerfantasien“ reduzieren wird. Bereits jetzt ist abzusehen, dass vor allem kleine Produzenten aus dem Fetischbereich am stärksten betroffen sein werden: British BDSM Enthusiasts, Say Goodbye to Your Favourite Homegrown Porn.

In letzterem Artikel weist Jerry Barnett , Gründer der Kampagne Sex and Censorship, darauf hin, dass das neue Gesetz im Hinblick auf den behaupteten Kinderschutz sinnlos ist, jedoch nur ein weiterer Schritt auf dem langsamen, stetigen Marsch hin zu einer umfangreichen Online-Zensur:

„I’m worried this will help build the case in the future for wide-scale blocking of ‘illegal’ sites. Along with panics over terrorism and pressure over copyright theft, we seem to be edging towards a more censored network.“

Als Mosaikstein passen die Audiovisual Media Services Regulations 2014 jedenfalls zu anderen umfassenden Maßnahmen, die trotz erwiesener Fehlschläge nicht nur beibehalten, sondern ausgebaut werden, um weit über die behaupteten Zwecke reichende Filter zu installieren und alles, was Regierung und Lobbyisten unliebsam ist, ausblenden zu können.

Dienstag, 2. Dezember 2014

De Sade – aktueller denn je

Heute jährt sich zum 200. Mal der Todestag von Donatien Alphonse François de Sade – jenes Mannes, der für einen Teil des Spektrums von BDSM posthumer Namensgeber geworden ist. Die Interpretation und Vereinnahmung de Sades nicht nur dafür ist ebenso wie seine Dämonisierung gleichermaßen zeit- und ideologieabhängig. Doch egal, ob man die „120 Tage von Sodom“ die „Juliette“ und andere Werke als Vorlage für Kopfkino und niedere Regungen liest, als Gedankenexperiment, als kranke Phantasien eines skrupellosen Monsters, als philosophische Diskurse oder als Kampfschriften wider gesellschaftliche Konventionen: De Sade war Libertin nicht nur im Sinne sexueller Freiheit sondern auch in der Freiheit des Denkens, in seiner Radikalität gegenüber der zeitgenössischen Moral ein Moralist mit amoralischem Gestus und so ein Wegbereiter der Moderne.

Wer sich mit dem „göttlichen Marquis“, wie ihn Apollinaire betitelte (selbst mit seinem Werk einschlägig), näher beschäftigen will, sollte Volker Reinhardts aktuelle Biographie De Sade oder Die Vermessung des Bösen (Leseprobe, alternativ hier; Inhaltsverzeichnis) lesen.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Shibari-Fashion

Mal wieder Bondage in der Modefotografie: Für das Bambi Magazine #18 hat Nicolas Guérin Sheri Chiu in einer Fotoserie mit Fred Zara wohlverschnürt im Shibari-Stil abgelichtet. Die Bilder sind auch im Online-Magazin Gloutir (ex Touchpuppet) zu sehen. Wer bei Bambi blättert, stößt auf das eine oder andere Bild mit Seilen.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Wehren – aber richtig

Je nachdem, wie jemand BDSM und Bondage betreibt, kann mehr oder minder heftige Gegenwehr von Sub/Bottom, die Top/Dom brechen muss, zu einer Session gehören. Grund dafür ist vielleicht die sportliche Herausforderung, vielleicht die Fantasie des/der Unterlegenen „gegen den eigenen Willen“ etwas tun oder erdulden zu müssen – da müssen Begünstigte, die auf sich halten, sich natürlich mit aller Kraft zur Wehr setzen.

Gegenwehr als solche ist ja durchaus unterhaltsam, und im Rollenspiel mache ich das auch gerne – aber als Rigger, Top und Gelegenheitsdom wäre ich doch sehr dankbar, wenn das „Wehren mit aller Kraft“ Verhandlungssache ist, sprich: sich im abgesprochenen Rahmen bewegt und die Begünstigte beim Wehren nicht alle Bremsen herausnimmt.

Echte Gegenwehr birgt selbst bei einer freundschaftlich gestimmten Rangelei ein gewisses Verletzungsrisiko. Und es ist noch lange nicht gesagt, dass Top/Dom im Ernstfall die Oberhand behalten würde. Ich habe schon mehr als eine Kampfsportlerin mit langjährigem Training und entsprechender Qualifikation verschnürt – wenn die betreffenden Damen sich bei einer Session wirklich gewehrt hätten, bevor die Seile saßen, wäre ich binnen Sekunden platt gewesen.

Wer Kidnapping- und Rape-Games ausprobieren will, sollte mit seinem Partner vorher festlegen, wie weit es jeweils gehen darf, was nicht geht, und zumindest am Anfang mit Ampelregel spielen, bis man sich mit in diesem Zusammenhang einander sicher ist. Eine auch nur gespielte Kampfsituation kann schließlich auch beim „Opfer“ unschöne Reaktionen triggern, von echter Panik über Absturz bis zur Überreaktion, die Dom zum Arzt bringt.

Die eine große Gefahr ist dabei, dass eine wunderschön und spannend ausgemalte Fantasie in der Realität weder wunderschön noch spannend ist, sondern furchterregend und brutal, weil Körper und Psyche in der wahrgenommenen Bedrohung auf Panikprogramm schalten und dann auf die Schnelle auch nicht mehr aus der Panik herausfinden. Die andere ist, dass Top/Dom die Gegenwehr mit zu viel Kraft brechen will. Und das kann nicht nur schwere Verletzungen bedeuten, sondern durchaus auch Lebensgefahr, wenn etwa das Gegenüber die körperlichen Reaktionen bei einer bereits einsetzenden Atemnot immer noch als Gegenwehr deutet und massiv dagegen hält.

Freitag, 10. Oktober 2014

Vom Umgang mit Menschen

Eigentlich sollte dieser Beitrag an einer anderen Stelle erscheinen. Dort wurde die entsprechende Diskussion allerdings par ordre du mufti beendet, kaum dass sie begonnen hatte. Mir ist das Thema wichtig genug, dass ich es nun hier anspreche. Auslöser war mit ein Grund, warum ich in der letzten Zeit auch wenig Lust hatte, mich online zu betätigen: Die Diskussionskultur, oder was manche dafür halten.

Ich bin alt genug und lange genug im Internet unterwegs, um Usenet und IRC vor dem ewigen September aktiv miterlebt zu haben, und ich fand die grundsätzlich dort vorherrschende Einstellung sehr sinnvoll. Ich sehe es gern, wenn eventuelle Probleme in einer wie auch immer definierten Gruppe 1. bevorzugt öffentlich statt hintenherum und 2. auf sachlicher Ebene ausgetragen werden. Zudem wäre es sehr sinnvoll, wenn Themen nicht immer gleich zur Staatsaffäre gemacht würden, sondern die Beteiligten zunächst einmal auf direktem Weg versuchten, das miteinander zu klären.

Eine gute Faustregel ist das, was Jon Postel in einem der Grundlagentexte des Internets geschrieben hat, und was sich von den technischen Aspekten weg auch zu einer Maxime der elektronischen Kommunikation entwickelt hat: „Be liberal in what you accept, and conservative in what you send.“

Das Problem der Kommentarkultur ist nicht neu. Und ebenfalls nicht neu ist das damit eng verknüpfte Problem, dass die, die qua Funktion mäßigend wirken sollten, gelegentlich nicht objektiv beobachten und steuern, sondern sich selbst ins Getümmel stürzen. Dabei zeigt sich immer wieder, dass dies Atmosphäre und Umgangston nicht guttut und außerdem noch mehr Arbeit verursacht. Eine recht wirksame Strategie ist dagegen das Prinzip der deeskalierenden Faulheit.

Grundsätzlich ist meines Erachtens für alle Teilnehmer einer Diskussion die sinnvolle Reihenfolge für das Reagieren auf Beiträge:

  1. Lesen
  2. Verstehen
  3. Nachdenken
  4. Antworten

Sprich: Vor einer Eskalation noch einmal genau lesen, was da steht, überlegen, wie es denn gemeint sein könnte, und dann erst antworten.

Und was das erwähnte „konservativ“ angeht: Menschen haben nun einmal verschiedene Meinungen. Eine Diskussion kann auch einmal emotionaler werden. Auf der Sachebene zu bleiben bedeutet nicht, dass man sich nicht heftig streiten könnte – aber eben um Sachverhalte, nicht um Befindlichkeiten. Das sollte aber nicht Anlass sein für Blutfehden, weil Meinungen differieren. Im Normalfall lässt sich immer eine gemeinsame Grundlage finden, wenn die Gemüter sich beruhigt haben.

Zuweilen wird in Online-Diskussionen sehr aus der Hüfte geschossen, weil jemand einen Post missverstanden hat (oder wohl manchmal auch missverstehen will) und in hyperventilierender Empörung losgaloppiert. Wird dann vor lauter Mimimi nicht die direkte Auseinandersetzung gesucht, sondern sich insgeheim an übergeordneter Stelle beschwert, ufern auch eigentlich leicht aufzuklärende Missverständnisse schnell in massive Konflikte aus.

BTW: Ad-hominem-Anwürfe sollten grundsätzlich vermieden werden, egal ob öffentlich oder per E-Mail: Ein „Du Arschloch“ oder, ein wenig differenzierter „Ich halte Dich für ein Arschloch“ trägt ebenso wenig zu einer Diskussion bei wie ein „Halt den Mund, Du hast doch keine Ahnung“.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Tee und Tüdeln

Kompakter Hogtie: Trotz ein paar loser Seilenden sehr effektiv.

Krankheitsbedingt entschuldigt: Die Kleider blieben an, zur Enttäuschung der Betroffenen

Ganz entspannt in die Seile fallen: Das war das Motto am Wochenende, als beim September-Stammtisch verabredeter Besuch bei mir einfiel. Angekündigt hatten sich zunächst eine, dann drei Damen, die aus unterschiedlichen Gründen Lust auf Verwicklungen hatten. Die Begünstigten in spe brachten frischen Apfelkuchen mit, die Herzdame und ich sorgten für Kaffee, Tee und ausreichend Seil.

Recht schnell ging es dann zur Sache. Die Initiatorin hat gerade ihre dominante Seite entdeckt und wollte ein paar Tipps haben, wie sie ihre willigen Opfer schnell und wirksam einwickeln kann. Bei so etwas bin ich natürlich gerne behilflich – aber zunächst durfte die Dame selbst die Seile erkunden. Schließlich wollte sie auch selbst wissen, wie sich eine etwas aufwendigere Bondage anfühlt. Ein paar Minuten und ein paar Meter Seil später wusste sie es: Fest, aber nicht unbequem – und ausbruchssicher. Der pragmatische Hogtie war inspirierend genug, dass die Begünstigte anschließend die eigene Fingerfertigkeit mit Seil und Knoten an ihrer Spielgefährtin ausprobieren wollte. Jene hatte sich beim ersten Treffen nicht und beim zweiten immerhin ein bisschen getraut, aber zwischenzeitlich bei einer Party intensivere Erfahrungen mit Bondage im japanischen Stil gesammelt – und Blut geleckt. Also warf sie sich trotz angeschlagener Gesundheit als Versuchskaninchen in die Seile. Mit ein wenig Handreichung hatte die frischgebackenen Teilzeit-Domina ihr williges Opfer schnell verpackt und auch schon gleich ein Abschluss-Schleifchen als Markenzeichen auserkoren.

Währenddessen testete die Dritte im Bunde – eine Jungfrau in einschlägigen Dingen – ihre erste Bondage. Von der Initiatorin des Mini-Workshops freiwillig gemeldet, war sie anfangs ein wenig zaghaft, doch zunehmend begeistert. Wie eine andere Novizin erlebte sie den meditativen Aspekt von Bondage gleichermaßen überraschend wie positiv.

Im Lauf des Nachmittags und Abends kugelten stets eine oder mehrere Begünstigte wohlverschnürt auf dem Teppich oder saßen ebenso auf dem Sofa, während die übrigen Anwesenden mit gezücktem Handy Erinnerungen sammelten und sich alle gut unterhielten. Ein wenig skurrile Situationen inbegriffen: So saß die Jungfer gut verpackt auf dem Sofa, die Spielgefährtin trug gerade Ketten, ich war dabei, die Initiatorin umfassend à la japonais zu verschnüren (der Karada war nur der Anfang), als die Mutter der Herzdame anrief. Auf die Frage, was wir gerade machen, kam natürlich unisono der Antwortvorschlag „Spieleabend“. Nun ja, Siedler, Junta und Diplomacy hätte ich als Beweisstücke parat gehabt … ;-) Gut, dass beim abschließenden Abendessen beim Italiener die Geräuschkulisse die Unterhaltung für die Nachbartische unverständlich machte.