Mittwoch, 3. Dezember 2014

No sex please, we’re British: England mal wieder vorne dran auf dem Weg zurück

Mit einem neuen Gesetz, das zum 1. Dezember 2014 in Kraft getreten ist, hat England die schleichende Zensur einen Schritt weiter gedreht: Die Audiovisual Media Services Regulations 2014 definieren ab sofort, was britische Online-Anbieter in Sachen Sex zeigen dürfen, und was nicht. Die lange Liste der Dinge, die künftig zu bäh für das Publikum auf der Insel sind, umfasst unter anderem Einschlägiges wie Spanking, Züchtigung mit dem Rohrstock oder Auspeitschen, sobald es jeweils nicht mehr „zart“ ist, aber auch Beschimpfungen – egal, ob in gegenseitigem Einverständnis und SSC oder nicht. Ebenfalls verboten ist Bondage, Begründung: Ein gefesseltes und geknebeltes Modell könne eine vorher erteilte Zustimmung nicht eindeutig zurücknehmen.

Interessant dabei ist, dass auf der umfangreichen Abschussliste bevorzugt Praktiken stehen, die eher Frauen als Männer befriedigen. Regisseurin Erika Lust zieht deshalb in einem Kommentar im Independent das Fazit, dass das neue Gesetz den erotischen Film in England wieder auf „langweilige, unrealistische Männerfantasien“ reduzieren wird. Bereits jetzt ist abzusehen, dass vor allem kleine Produzenten aus dem Fetischbereich am stärksten betroffen sein werden: British BDSM Enthusiasts, Say Goodbye to Your Favourite Homegrown Porn.

In letzterem Artikel weist Jerry Barnett , Gründer der Kampagne Sex and Censorship, darauf hin, dass das neue Gesetz im Hinblick auf den behaupteten Kinderschutz sinnlos ist, jedoch nur ein weiterer Schritt auf dem langsamen, stetigen Marsch hin zu einer umfangreichen Online-Zensur:

„I’m worried this will help build the case in the future for wide-scale blocking of ‘illegal’ sites. Along with panics over terrorism and pressure over copyright theft, we seem to be edging towards a more censored network.“

Als Mosaikstein passen die Audiovisual Media Services Regulations 2014 jedenfalls zu anderen umfassenden Maßnahmen, die trotz erwiesener Fehlschläge nicht nur beibehalten, sondern ausgebaut werden, um weit über die behaupteten Zwecke reichende Filter zu installieren und alles, was Regierung und Lobbyisten unliebsam ist, ausblenden zu können.

1 Kommentar:

Der Erpel hat gesagt…

Ich bin ja gespannt, wann sie auch hier auf die Idee kommen, alles was über Blümchensex hinausgeht zu zensieren. Den Artikel zur "Gewaltpornographie" gibt es ja auch schon in hiesigen Gesetzbüchern, und meines Wissens nach ist da wieder sehr viel Spielraum für Interpretationen, was denn nun als Gewalt zählt und was nicht.

Meiner Meinung nach sollte ein volljähriges Individuum der Art Homo Sapiens unterscheiden können zwischen
a) in Pornos dargestellten Handlungen und realer Sexualität
b) echter Gewalt und einvernehmlichen Handlungen im Bereich des BDSM.

Oder geht es vielleicht bei diesen und ähnlichen Gesetzen eher darum - reine Spekulation -, alles abseits des "Mainstream" zu unterdrücken und diese "schmutzigen SMler" auszugrenzen/auszublenden?

Bitte ab sofort in Pornos nur noch Missionarstellung, unter der Bettdecke und ohne Licht.