Dienstag, 24. Juni 2014

Safeword, Ampel oder was?

In einem Forum, in dem ich unterwegs bin, kam vor kurzem die Frage auf, ob denn die Teilnehmer mit oder ohne Netz spielen, also in einer BDSM- oder Bondage-Session ein Safeword vereinbaren, mit Ampelregel spielen oder einfach loslegen im Vertrauen darauf, dass es den Beteiligten rechtzeitig auffällt, wenn das jeweilige Gegenüber an seine Grenzen stößt.

Ich spiele grundsätzlich mit Ampelregel und/oder Safeword, wobei ich diese Sicherheitsmechanismen eher gleitend nutze, sprich: Hauptwerkzeug ist die Ampel, wobei die Skala von Grün nach Gelb nach Rot je nach Anlass, Gegenüber und Spielsituation noch Zwischenstufen haben kann. Rot bzw. „Dunkelrot“ ist dann wirklich Stop der Session und im Nachgang Analyse des Unfallhergangs, was warum schief gegangen ist, um es beim nächsten Mal vermeiden zu können.

Je nach Grad der Vertrautheit – wie reagiert der andere, wie gut kennt man seine Grenzen, wo sind Tabus oder Trigger – rücken Ampel und Safeword auch mal in den Hintergrund, sind aber dennoch immer noch präsent. Nur weil ich etwas seit Jahren nicht gebraucht habe, muss das nicht heißen, dass ich es nicht plötzlich heute Abend doch noch ganz dringend benötige.

Ampel und Safeword funktionieren für beide Seiten, weil auch Dom mal überfordert sein kann. Und der Abruf der Ampelphasen ist nicht allein Sache von Sub/Bottom. Gerade bei Expeditionen in Grenzbereiche hat meines Erachtens auch Dom/Top gefälligst nachzufragen, wo der Partner bzw. die Partnerin gerade ist. Das kann ein ganz offenes „Alles grün?“ sein, das können aber auch tiefer ins Spiel integrierte Phrasen sein wie die Erwähnung einer Farbe im Dialog, bestimmte Gesten o. ä.

Genauso muss die jeweilige Ampelphase kein artikuliertes „Gelb“ und „Rot“ sein. Es können unterschiedliche Melodien sein, die sich auch mit Knebel summen lassen, ein Glöckchen in der Hand, das geschüttelt oder fallengelassen wird – es gibt da viele Möglichkeiten.

Nichts des bisher Erwähnten enthebt Top/Dom davon, auf Wohlergehen und Wohlbefinden seines Gegenübers zu achten. Nur weil mit Safeword gespielt wird, ist das kein Freifahrtschein, ohne Rücksicht auf Verluste loszulegen: Schließlich kann Sub ja unter Umständen psychisch oder physisch nicht mehr in der Lage sein, abzubrechen – entweder, weil es zu schnell zu weit ging, oder weil die eigene Euphorie für das Risiko blind gemacht hat.

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