Dienstag, 24. Juni 2014

BDSM nur, wenn es laut ist?

Bei einer mehr oder weniger heftigen BDSM-Session kommt Sub/Bottom durchaus an Grenzen – und selbst, wenn diese Grenzen noch nicht erreicht werden, können Schmerzen, aber auch anregende Reize zu lautstarken Reaktionen führen. Nur: sie müssen es nicht, jedenfalls in der Realität. Dazu sind Menschen einfach zu unterschiedlich gestrickt. Während der eine bei der Bearbeitung mit der Gerte jeden Schlag mit Schmerzensschreien begleitet, seufzt die andere höchstens leise oder schließt einfach die Augen.

Anders ist es bei einschlägigen Videos. Hier wird in der Regel jegliche Aktion mit fulminanter Geräuschkulisse ausgeführt, zuweilen so überdreht, dass es ruhigeren BDSMern gegen den Strich geht. Gleichzeitig ist diese Darstellung so typisch, dass mancher Neuling glaubt, bei einer Session hätten grundsätzlich die Wände zu wackeln.

Aber das ist schlicht der Unterschied zwischen Film und Wirklichkeit. Die dramatischen Lautäußerungen in solchen Filmen haben vor allem zwei Gründe: Der Zuschauer – der im Zweifelsfall bezahlt hat – soll ja auch etwas geboten kriegen und mitbekommen, wie hart und heftig es da zur Sache geht. Stilles Leiden und innere Einkehr sind da wenig bildschirmtauglich. Außerdem ist das Ganze eine Rückversicherung der Filmemacher während des Drehs: Solange die Modelle jammern, klagen oder mit Knebel herum-mpfen, sind sie bei Bewusstsein und in der Rolle. Wären sie auf einmal still, wäre das Grund zum Abbruch, weil sie etwa bewusstlos sein könnten.

Das solchermaßen aus Videos Gewohnte verzerrt natürlich wiederum die Wahrnehmung der Wirklichkeit, und Einsteiger sowohl auf Dom- wie auf Sub-Seite meinen, das gehe real immer so, ansonsten sei es ein Fake, kein echtes BDSM und dergleichen.

Eigentlich sollte es einem Zuschauer klar sein, dass etwa ein Entführungsszenario in diesem Zusammenhang nur gespielt ist und die Beteiligten sich in den Drehpausen vermutlich köstlich amüsiert haben. Dennoch habe ich unter anderem miterlebt, wie ein Fan sein Lieblingsmodell ganz ernsthaft gefragt hat, wie es denn so sei, mit Chloroform betäubt zu werden. Wer auf dieses Gleis gerät, sollte kurz daran denken, dass im TV-Krimi auch niemand wirklich erschossen wird.

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