Dienstag, 21. Oktober 2014

Wehren – aber richtig

Je nachdem, wie jemand BDSM und Bondage betreibt, kann mehr oder minder heftige Gegenwehr von Sub/Bottom, die Top/Dom brechen muss, zu einer Session gehören. Grund dafür ist vielleicht die sportliche Herausforderung, vielleicht die Fantasie des/der Unterlegenen „gegen den eigenen Willen“ etwas tun oder erdulden zu müssen – da müssen Begünstigte, die auf sich halten, sich natürlich mit aller Kraft zur Wehr setzen.

Gegenwehr als solche ist ja durchaus unterhaltsam, und im Rollenspiel mache ich das auch gerne – aber als Rigger, Top und Gelegenheitsdom wäre ich doch sehr dankbar, wenn das „Wehren mit aller Kraft“ Verhandlungssache ist, sprich: sich im abgesprochenen Rahmen bewegt und die Begünstigte beim Wehren nicht alle Bremsen herausnimmt.

Echte Gegenwehr birgt selbst bei einer freundschaftlich gestimmten Rangelei ein gewisses Verletzungsrisiko. Und es ist noch lange nicht gesagt, dass Top/Dom im Ernstfall die Oberhand behalten würde. Ich habe schon mehr als eine Kampfsportlerin mit langjährigem Training und entsprechender Qualifikation verschnürt – wenn die betreffenden Damen sich bei einer Session wirklich gewehrt hätten, bevor die Seile saßen, wäre ich binnen Sekunden platt gewesen.

Wer Kidnapping- und Rape-Games ausprobieren will, sollte mit seinem Partner vorher festlegen, wie weit es jeweils gehen darf, was nicht geht, und zumindest am Anfang mit Ampelregel spielen, bis man sich mit in diesem Zusammenhang einander sicher ist. Eine auch nur gespielte Kampfsituation kann schließlich auch beim „Opfer“ unschöne Reaktionen triggern, von echter Panik über Absturz bis zur Überreaktion, die Dom zum Arzt bringt.

Die eine große Gefahr ist dabei, dass eine wunderschön und spannend ausgemalte Fantasie in der Realität weder wunderschön noch spannend ist, sondern furchterregend und brutal, weil Körper und Psyche in der wahrgenommenen Bedrohung auf Panikprogramm schalten und dann auf die Schnelle auch nicht mehr aus der Panik herausfinden. Die andere ist, dass Top/Dom die Gegenwehr mit zu viel Kraft brechen will. Und das kann nicht nur schwere Verletzungen bedeuten, sondern durchaus auch Lebensgefahr, wenn etwa das Gegenüber die körperlichen Reaktionen bei einer bereits einsetzenden Atemnot immer noch als Gegenwehr deutet und massiv dagegen hält.

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