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Sonntag, 6. Januar 2008

Gabriel kommt

Hier nun der Abschluss meiner kleinen Serie zur Variationsbreite einer Bondage-Position als Ausgangspunkt für ein Spiel. Nach der ungeplanten , der romantischen und der heftigen Session sowie der morgendlichen Überraschung eine weitere Variante:

Wir haben schon den größten Teil des Vormittags angenehm vertrödelt. Meine Partnerin hat neue Wäsche, und ich habe bis jetzt ein paar schöne Bilder von ihr gemacht, Wohlfühlbilder ganz ohne Bondage. Aber irgendwann überkommt einen doch immer die Lust auf Einschlägiges. Nun liegt sie im Spreadeagle auf dem Bett. Ihr rosa Babydoll hebt sich leuchtend vom dunklen Laken ab. Abgeschlossene schwarze Ledermanschetten mit Ketten halten ihre Hand- und Fußgelenke an den Bettpfosten fest. Als wäre sie noch nicht straff genug aufgespannt, ist auch der Kopfharness ihres Panel Gags mit einer Schnur am Bettrahmen befestigt. Eine dicke Augenbinde hüllt sie in Dunkelheit.

Die Situation, die sich entwickelt, verlangt nach etwas härterem Spiel, als ich es in der Jester-Persona normalerweise betreibe. Aber ebenso wie meine Partnerin habe ich Erfahrung mit Rollenspielen. Also wird jetzt jemand anders die Dame besuchen. Jemand, der bei weitem nicht so nett ist.

Zur Einstimmung erzähle ich ihr, dass ich jemandem noch einen Gefallen schulde. Dieser Jemand hat den Gefallen heute eingefordert: Ein paar Stunden mit ihr. Ich betone überdeutlich, dass sie keine Angst haben muss, und lasse durchklingen, dass ich besorgt bin. Ohnehin in Spiellaune, steigt meine Partnerin in das skizzierte Szenario ein, fängt an sich zu wehren und protestiert, soweit ihr Knebel es ihr erlaubt. Bedauernd lehne ich ab, sie loszumachen. Vereinbarung ist Vereinbarung, und so verabschiede ich mich.

Kurz darauf kommt der Andere. Ich habe noch keinen Namen für ihn, orientiere mich bei seinem Auftreten an diversen Filmschurken, wobei mir Frank Booth aus Blue Velvet als erstes im Hinterkopf herumspukt. Der Andere beugt sich zu ihr herab und flüstert in ihr Ohr, was für ein Verhalten er erwartet, und was er auf keinen Fall dulden wird. Er droht nicht mit Strafen. Sein Ton allein macht deutlich, dass Zuwiderhandlungen unerfreuliche Folgen nach sich ziehen. Er lässt seine Hände wandern, schiebt ihre spärliche Kleidung zur Seite. Die ganze Zeit erzählt er, was er jetzt machen könnte, erzählt, dass er am liebsten mit dem Messer arbeitet, lässt die Klinge ganz leicht über ihren Körper tanzen. Dass das Messer keines ist, sieht sie nicht.

Sie ist erregt, aber harrt angespannt auf die nächste Berührung, den nächsten Satz, die gleichermaßen Schrecken und wohlige Schauer auslösen. Die Macht des ausgespielten Szenarios zeigt sich wenig später. Der Andere kündigt an, Elektroden auf ihrem Körper anzubringen. Nach Schilderung der Details reicht ein leichter Fingertipp auf eine Brustwarze, begleitet von einem gezischten „Bssst!“, um eine heftige Reaktion bei ihr auszulösen. Was während der gesamten Session passiert, findet im Kopf statt, intensiver als wenn es real ausgespielt würde.

Dieser Vormittag ist nicht nur ein gutes Stück entfernt von unserer normalen Art zu spielen. Er ist auch die Geburtsstunde von Gabriel. Diesen Namen erhält der hier erstmals erschienene Andere im Nachhinein. Gabriel ist businesslike, no-nonsense. Er mag keinen Widerspruch, nimmt sich was er will und hat kein Problem damit, Schmerzen zuzufügen. Er genießt die Anspannung und selbst Angst seines Gegenübers.

Die Gabriel-Rolle ist mir eher fremd; deshalb schlüpfe ich nicht oft hinein, und nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Gabriel ist bei weitem nicht so ausgeformt wie der Narr. Inzwischen ist diese Persona stärker orientiert an Tom Reagan aus Miller's Crossing und Winston Wolfe aus Pulp Fiction.

Guten Morgen!

Schon mehrfach habe ich am Beispiel des Spreadeagles gezeigt, wie unterschiedlich sich das Spiel aus ein und derselben Position entwickeln kann, je nach Ausgangssituation mal unerwartet interessant, mal sanft-romantisch, mal ziemlich heftig. Jede Session entwickelt sich nach ihrem Beginn auf ihre Weise, weicht häufig weit vom ursprünglichen Plan ab und ist gerade deswegen so spannend und unterhaltsam. Manchmal geht allerdings alles genauso, wie man es sich ausgedacht hat.

Ein wunderschöner Sonntagmorgen, die Sonne scheint aufs Bett. Mich hat die Katze schon geweckt, meine Freundin schläft noch tief und fest. Ein guter Zeitpunkt für einen Griff in die Spielzeugkiste. Ich habe meine Freundin schon öfter gefesselt, während sie schlief, so dass sie beim Aufwachen eine angenehme Überraschung erlebte. Aber da habe ich ihr meist Hand- und Fußschellen angelegt und Positionen gewählt, die ihr viel Bewegungsfreiheit ließen. Diesmal ist es anders. Es soll ein richtiger Spreadeagle werden, und die Gelegenheit ist günstig. Sie ist als habituelle Wochenend-Langschläferin noch tief in ihre Träume versunken, und ich habe viel Zeit.

Ihr linker Arm schaut unter der Decke heraus. Ich greife ihn und beginne behutsam, eine Seilmanschette um ihr Handgelenk zu wickeln. Ich beginne mit einem Ringstek, lege drei, vier Touren des doppelt genommenen Seils um ihren Arm, sichere das Ganze mit Knoten gegen Engerziehen und behalte zwei lange Enden für die Befestigung am Bettpfosten übrig. Eigentlich ganz schnell und einfach, aber ich muss langsam arbeiten, um sie nicht zu früh aufzuwecken. Ich wiederhole die Prozedur erst an ihrem linken, dann an ihrem rechten Fußknöchel, von denen ich vorsichtig die Bettdecke zurückgeschlagen habe.

Mittendrin dreht sie sich um. Ich halte inne, fürchte schon, dass sie wach wird. Doch sie schläft weiter. Nun komme ich an ihr rechtes Handgelenk und versehe es ebenfalls mit einem breiten Armreif weißen Seils. Dann heißt es Warten. Meine Geduld wird eine gute Viertelstunde später belohnt: Sie dreht sich auf den Rücken und liegt nun fast ideal weitgehend in der Mitte des Bettes.

Ihr linker Arm befindet sich am nächsten an seinem geplanten Ankerpunkt. Also ziehe ich ihr Handgelenk sanft in Richtung Bettpfosten und knote die freien Seilenden dort fest. Ein prüfender Blick – sie schläft immer noch tief und fest. Als nächstes ist ihr linkes Fußgelenk dran. Millimeter für Millimeter ziehe ich es zum Bettpfosten. Diesmal ist es nicht ganz so einfach, ich muss mehr Widerstand überwinden, aber schließlich ist auch das erste Bein sicher befestigt. Der Versuch, ihren rechte Knöchel an die andere Seite des Fußendes zu hängen, scheitert. Sie zieht immer wieder das Bein halb an, und ich darf nicht zu viel Kraft einsetzen.

Nach einigen Versuchen gebe ich es auf. So wecke ich sie nur auf. Stattdessen wende ich mich ihrem rechten Arm zu. Den wollte ich mir eigentlich für den Schluss aufheben. So wie das Bett steht, kann ich ihn nur an den Bettpfosten hängen, wenn ich selbst nach hinten auf das Bett klettere und riskiere, den Schlummer meiner Freundin zu stören. Doch hier geht alles glatt, und nicht einmal eine Minute später ist auch ihr rechtes Handgelenk sicher an einen Bettpfosten gebunden. Fehlt nur noch das rechte Bein. Ein neuer Anlauf scheitert ebenso wie der erste. Ich warte ein paar Minuten, ständig besorgt, dass sie unverhofft aufwacht, bevor ich fertig bin. Endlich streckt sie das Bein leicht. Ich ziehe es zum Ende des Bettes und knote die Seilenden hastig an den Bettpfosten. Sicher verschnürt ist sie jetzt, aber ich bin noch nicht fertig.

Viel Zeit habe ich jetzt nicht mehr. Erstaunlicherweise schläft sie immer noch fest. Aber wenn sie jetzt versucht, sich umzudrehen wird sie sehr wahrscheinlich aufwachen. Ich reiße vier Streifen Leukosilk von der Rolle und klebe sie vorsichtig über ihre Augen. Fast geschafft. Den Schlusspunkt kann ich nicht setzen, solange sie noch schläft. Ich beginne, sie mit Streicheln und Küssen aus dem Schlaf zu holen. Langsam taucht sie aus ihren Träumen auf, beginnt auf meine Avancen zu reagieren. Noch bevor sie realisiert, dass sie gefesselt ist, drücke ich den Ballknebel an ihre Lippen. Reflexhaft öffnet sie ihren Mund, und ich schiebe ihn hinein und sichere den Knebel. Jetzt ist sie wirklich wach und merkt, dass sie völlig hilflos ist. Ihr Protest endet so schnell, wie er begonnen hat, und sie beginnt die Situation zu genießen. Ich ebenso.

Montag, 31. Dezember 2007

Schöne Überraschung

Nach kurzer Sendepause zurück zum Programm, speziell zum Thema mit Variationen. Wiederum ganz anders als in den bisher geschilderten Situationen ist es bei einer dritten Gelegenheit gelaufen.

Ein Nachmittag mitten im Sommer. Wir haben für den Abend Gäste zum Essen eingeladen und beginnen zu kochen. Mittendrin stellen wir fest, dass eine entscheidende Zutat fehlt. Also fahre ich los, das Fehlende zu besorgen. Keine große Sache, allein: Es ist Samstag kurz vor Geschäftsschluss, und anscheinend müssen alle Leute in der Stadt jetzt noch dringend einkaufen. Natürlich ist die wichtige Zutat in den ersten beiden angesteuerten Läden ausverkauft, und im dritten die Schlange vor den Kassen endlos. Die Zeit wird noch nicht wirklich knapp, aber langsam wird die pünktliche Vollendung des Menüs zur sportlichen Herausforderung.

Endlich raus aus dem Laden, rein ins Auto und ab nach Hause. Was als 15-Minuten-Trip geplant war, hat sich zur Expedition mit mehr als einer Dreiviertelstunde Dauer entwickelt. Kaum aus dem Auto, noch eine Hürde – ein Nachbar will ein Schwätzchen halten. Das muss die gute Nachbarschaft wert sein, gibt genug schlechte Nachbarn in der Straße. Kostet aber nochmal runde zehn Minuten. Schließlich schaffe ich es, mich loszueisen und eile ins Haus.

In der Küche herrscht gähnende Leere, und wirklich weiter gediehen sind die Vorbereitungen für das Essen dem Augenschein nach nicht.

Der Grund erschließt sich ein Zimmer weiter. Meine Freundin hat mir eine kleine Überraschung bereitet und liegt im kurzen Kleidchen auf dem Bett, zuverlässig gegen zu frühes Aufstehen gesichert. Sehr zuverlässig sogar. Hand- und Fußgelenke an die Bettpfosten gekettet, dazu Knebel und Augenbinde; bewährt und für sich schon völlig ausreichend. Zusätzlich hat sie aber ihre Hüften mit einem Spanngurt quer über das Bett fixiert. Ein weiterer Spanngurt erklärt ihre ungewöhnliche, halb aufgerichtete Haltung: Er läuft, vom Fußende des Bettes her kommend, unter ihrem Körper zum Kopfende und dort über den oberen Querholm des Bettgestells. Sie liegt straff ausgestreckt mit dem Oberkörper in Schräglage, den Rücken nur von dem schmalen Spanngurt unter ihr gestützt.

Sie merkt, dass ich ins Zimmer gekommen bin und gibt einen fragenden Laut von sich. Natürlich nutze ich die Gelegenheit nach einem Moment stiller Bewunderung aus – ich weiß, wenn ich mich in so einer Situation nicht gentlemanlike benehmen soll.

Das Essen wird jetzt etwas später fertig. Macht nichts. Draußen scheint die Sonne, ein leichter Luftzug streicht von der Terrasse durch die Lamellen der Jalousietüren, und wir genießen den Nachmittag.

Viel schneller als es mir lieb ist, muss ich meine Liebste losbinden. Nicht nur, weil die Gäste bald kommen. Auch und vor allem, weil die von ihr selbst gewählte Position sehr anstrengend ist und sie sie schon erheblich länger aushält, als sie geplant hat. Bis zum Abend ist der Schmerz aus ihren Armen und Beinen gewichen. Als längerfristiges Andenken bleibt ihr dafür tagelang der zwei Zentimeter breite, feuerrote Streifen über die gesamte Länge ihres Rückens erhalten, in dem sich das Muster des Spanngurts eingeprägt hat.

Disclaimer: Ja, ich weiß, dass Bondage ohne Aufsicht und solche nicht abgesprochenen Spiele sehr riskant sind. Wir waren jung (zumindest jünger) und verliebt. Und die Spuren waren eine deutliche Erinnerung daran, was hätte schief gehen können, wäre ich noch länger aufgehalten worden.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weißer Nachmittag

Der Spreadeagle hat viele Gesichter. Zunächst eine offene, direkt auf Sex ausgerichtete Bondage-Position, kann sich seine Anwendung in eine ganz andere Richtung entwickeln. Abermals ein Beispiel aus eigenem Erleben: Es war ein Samstag im Herbst, wir hatten das ganze Wochenende Zeit füreinander. Draußen war es trüb und nasskalt, drinnen der Ofen angeheizt und das Zimmer schön warm. Ein idealer Zeitpunkt für eine Session, die sich dann kontinuierlich vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein zog.

Die Bondage dafür war eine Mischung aus heftig und weniger heftig: Ich hatte meine Partnerin mit Hand- und Fußschellen an die Bettpfosten angehängt, die Ketten waren jedoch lang genug, um einen gewissen Bewegungsspielraum zu gewähren. Ihre Augen hatte ich nur mit jeweils zwei Streifen Leukosilk geschlossen, dafür bestand ihr Knebel aus einem mundfüllendem, zum Ball gerollten Tuch und etlichen Pflasterstreifen über Mundpartie und Kinn. Letzteres nicht nur der Schalldämmung wegen, sondern auch um ihre Neigung zu festen Bissen im Zaum zu halten. Sie konnte nichts sehen, nichts sagen, sich nur begrenzt bewegen, aber dafür voll auf das konzentrieren, was mit ihr geschah.

Angedacht war diese Position natürlich mit eindeutiger Stoßrichtung, und wir haben währenddessen auch tatsächlich ein paar Mal miteinander geschlafen. Interessanter war, was sich in der übrigen Zeit abspielte. Streicheln und Kuscheln, Kitzeln und Zupacken, und immer wieder Phasen der Ruhe. Ich begann, ihr eine Geschichte zu erzählen, in der sie die Hauptrolle spielte, ein wildes Garn mit Piraten und Entführungen, untermalt mit passenden Berührungen. Dabei konnte ich spüren, wie sie sich in die Geschichte fallen ließ, die Ketten nicht als Anker in der Realität, sondern als Weg in die Fantasie nutzend.

Später kam ich auf Tätowierungen und Körperbemalungen zu sprechen. Dabei griff ich zum Stift und begann, angefangen bei ihren Füßen, auf ihrem ganzen Körper Muster und Figuren zu zeichnen. Natürlich mit einem wasserfesten Stift, wie ich ihr versicherte. Nach dem ersten Schreck war sie begierig zu hören, welches Motiv ich gerade in Angriff nahm. Als ich sie später losmachte, war sie ehrlich enttäuscht, dass ich sie nicht wirklich von Kopf bis Fuß bemalt, sondern nur mit einem stumpfen Buntstift und wohl gewählten Worten die Illusion davon erzeugt hatte.

Für uns war das später der „weiße Nachmittag“. Dies nicht nur, weil die minimalistische Augenbinde einen gewissen Grad an Helligkeit durchließ, sondern auch, weil meine Partnerin den Nachmittag als „weißes Fliegen“ in Erinnerung behalten hat. Während der gesamten Session glitt sie ständig in den Subspace und wieder hinaus und durchlebte die gesamte Zeit wohlig-entspannt. Bei dieser Session spielte der meditative Aspekt eine mindestens so große Rolle wie der sexuelle. Wir waren beide in einem Flow, der uns nebeneinander und miteinander durch den Nachmittag trug.

Spannende Nacht

Einem gewissen Formenkanon zum Trotz ist Bondage nichts, was stur nach Rezept angewendet werden sollte. Erst die Variation des Vertrauten gibt dem Spiel Würze. Und wie so vieles andere ist Bondage abhängig von Stimmung und Tagesform. Ein und dieselbe Position kann weich und romantisch oder gnadenlos anstrengend sein, je nachdem, wie fest die Fesseln sind, wie der Grundton des Spieles ist, und wie lange es dauert. In diesem und weiteren Artikeln will ich das am Beispiel des Spreadeagle anhand eigener Erfahrungen zeigen.

Der Spreadeagle gehört zu den klassischen Bondagepositionen; selbst „normale“ Paare kommen häufig auf ihn zurück, wenn sie zur Auflockerung ihres Liebeslebens anfangen, mit Seilen zu spielen. Hand- und Fußgelenke an die Bettpfosten gebunden sind eine sehr effektive Methode, den Partner so wehrlos wie empfänglich für Aufmerksamkeiten aller Art zu machen. Für den/die Begünstigte kann der Spreadeagle auf Dauer jedoch sehr anstrengend werden.

Eine Gelegenheit zeigte mir, dass „anstrengend“ sehr relativ ist. Ich hatte meine Partnerin eines Abends recht heftig verzurrt: Hände und Füße so kurz an die Bettpfosten, dass sie straff aufgespannt auf der Matratze lag und praktisch keinerlei Bewegungsfreiheit hatte, dazu ein dicker Tuchknebel. Das hinderte sie nicht daran, im Nachglühen des Spiels einfach einzuschlummern. Ich war hin- und hergerissen: Einerseits fand ich es großartig, dass sie sich so sehr in ihre Fesseln fallen lassen konnte und zugleich so viel Vertrauen in mich zeigte – schließlich kannten wir uns damals noch nicht lange. Andererseits wusste ich um die Gefahren angefangen bei Muskelkrämpfen bis zur Erstickungsgefahr. Losbinden wollte ich sie aber auch nicht so einfach, dazu sah es einfach zu gut aus. Zugleich war es ein Realitätscheck für eine meiner Fantasien; da wollte ich wissen, wie lange sie es so aushielt.

Es wurde eine lange und spannende Nacht, obwohl dabei nicht viel passierte. Sie schlief einfach, trotz ihrer Lage völlig entspannt, während ich die ganze Zeit daneben saß, bereit, beim ersten Anzeichen eines Problems einzugreifen. Erst nach einigen Stunden wachte sie halb auf und signalisierte, dass es genug wäre. Ich band sie los, und wir schliefen den Rest der Nacht aneinander gekuschelt. Am nächsten Tag konnte sie sich noch daran erinnern, dass sie eingeschlafen war, aber nicht mehr, dass sie irgendwann aufgewacht war. Keine negativen Folgen außer einem leichten Muskelkater, eine durchweg positive Erfahrung für sie, und für mich ein Aha-Effekt.

Montag, 19. November 2007

Ausbruchssicher oder nicht?

Sinn und Ziel von Bondage ist es, die Begünstigten hilflos zu machen: So „müssen“ die Betroffenen all die spannenden, interessanten und unterhaltsamen Dinge erdulden, die sich ihr Gegenüber ausgedacht hat. Der Knackpunkt dabei ist freilich, auf welche Weise diese Hilflosigkeit erreicht wird, und wie hilflos das arme Opfer dann tatsächlich ist.

Den einen reicht die psychologische Komponente, das Wissen, gefesselt zu sein – selbst wenn die Fesselung nur aus einem Bindfaden besteht und mit Leichtigkeit zu zerreißen wäre. Gerne spielt da die DS-Komponente die entscheidende Rolle: Die Bondage kann ruhig pro forma sein, weil die Spieler um ihre Rolle in der Session wissen und sich an die immanenten Regeln halten. Und die besagen eben, dass sich ein gefesseltes Opfer nicht einfach so aus eigener Kraft und Entschlossenheit entfesselt.

Für andere wiederum ist eine Bondage erst dann „echt“, wenn sie sich tatsächlich nicht daraus befreien können. Selbst das Sich-Fallenlassen und Fliegen klappt im Zweifelsfall nur, wenn sie von vornherein wissen oder es ausgetestet haben, dass es keinen Ausweg aus ihrer Lage gibt. Gemäßigtere Anhänger dieser Spielart können sich natürlich trotzdem in die Seile kuscheln und genießen. Aber irgendwann wird der Reiz zu groß, alle in Reichweite befindlichen Knoten aufzuknibbeln oder sich aus zu lockeren Handschellen herauszuwinden. Krawallsubbies neigen dabei durchaus dazu, wenig Rücksicht auf sich zu nehmen – Hauptsache rauskommen, auch um den Preis von Druckstellen und Abschürfungen.

Während es manchen Begünstigten einen diebischen Spaß bereitet, jede Nachlässigkeit des Riggers auszunutzen, geht es wieder anderen um das Gefühl, gefesselt zu sein. Dabei ist es ihnen egal, ob Knoten eigentlich mühelos erreichbar sind oder Ledermanschetten und Gurte nur einfache Schnallen haben. Sie wollen ja gar nicht heraus. Gleichzeitig gibt aber diese Form von Bondage auch eine gewisse Sicherheit im Wissen, dass ihnen der Notausgang jederzeit offen steht, ohne auf das Wohlwollen des Gegenübers angewiesen zu sein.

Wie ausbruchssicher eine Bondage sein muss, ist wie so vieles letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Als Rigger gehe ich da lieber auf Nummer Sicher, manchmal bis hin zum Overkill. Aber Seile, die halten, sehen nun einmal auch nach längerer Zeit immer noch gut an der Begünstigten aus, statt binnen kürzester Zeit unästhetisch rumzulabbern. Schließlich denke ich mir sehr wohl etwas dabei, wie ich meine Seile lege. Und außerdem kickt es, wenn Bondage gut aussieht und hält.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Die erste Selbstgedrehte

Als Nichtraucher habe ich es eher weniger mit Zigaretten. Dennoch komme ich auch in der Hinsicht einer Dame gerne zu Hilfe. Wenn man normalerweise immer nur Feuer anbietet, wird die Bitte nach einer frisch gedrehten Zigarette allerdings zur Herausforderung. Bei meiner ersten Selbstgedrehten blieb mir freilich nichts anderes übrig, als diese Herausforderung anzunehmen. Immerhin war ich der Grund dafür, dass die Dame an meiner Seite verhindert war.

Sie hatte zu dem Zeitpunkt bereits seit längerem nicht nur keine Hand mehr frei. Genauer: Ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, dazu die Ellbogen eng zusammengebunden, ebenso die Fußknöchel und Knie. Nur mit den Seilen am Körper lag sie neben mir auf dem Bett. In dieser Konstellation unterhielten wir uns schon eine ganze Weile, bei weitem nicht nur über Einschlägiges, obwohl derart feste Fesseln für sie immer noch Neuland waren.

Irgendwann wurde bei aller Entdeckerfreude der Drang zum Nikotin übermächtig. Losgebunden werden wollte sie aber noch nicht. Also durfte ich unter ihrer Anleitung die erste Zigarette meines Lebens zusammenbauen. Sie dann anzünden und ihr hinhalten. Es blieb nicht die einzige Zigarette an diesem Abend. Immer noch in der Kennenlernphase, sprachen wir über Gott und die Welt, uns und unsere Vorlieben und Abneigungen, tranken Wein, sie rauchte hin und wieder mit meiner Unterstützung. Erst viel später band ich sie wieder los, nicht ohne Bedauern ihrerseits.

Samstag, 11. August 2007

Bondage über Nacht

So mancher träumt davon, eine ganze Nacht in Fesseln zu verbringen, wohlverschnürt einzuschlafen und ebenso wieder aufzuwachen. Gerade Bondage-Liebhaber mit wenig praktischer Erfahrung unterschätzen dabei die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die gute Nachricht: Bondage über Nacht ist sehr wohl möglich. Die schlechte Nachricht: Es ist nicht ganz so einfach, wie es zunächst scheint.

Wer seine Fantasien mit angeblichen Erfahrungsberichten aus den Netz befeuert, sollte wenigstens hin und wieder innehalten und überlegen. Die Story von zehn Stunden im ultrakompakten Hogtie mit an die Fußgelenke gezurrtem Knebelharness mögen ja für den einen oder anderen eine anregende Vorstellung sein. Aber selbst sehr gelenkige und trainierte Begünstigte dürften ihre Probleme damit haben, das real umzusetzen. Jede ausreichend enge Bondage-Position wird nach einiger Zeit erst unangenehm und dann sehr schnell sehr unangenehm. Die Gefahren reichen von Schmerzen in den Gelenken und Muskelkrämpfen über abgeschnürte Extremitäten und eingeklemmte Nerven bis hin zur lagebedingten Asphyxie.

Eine Langzeitfesselung, in der der/die Begünstigte schläft, sollte deshalb immer noch ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit gewähren und ihm bzw. ihr innerhalb gewisser Grenzen einen Positionswechsel erlauben. Wieviel Spielraum genug ist, hängt einerseits von der gewählten Position und andererseits von Erfahrung und Tagesform des/der Gefesselten ab. Ich habe schon erlebt, dass eine Partnerin straff im Spreadeagle an die Bettpfosten gebunden und mit dickem Tuchknebel selig mehrere Stunden geschlafen hat (Disclaimer: Ich saß die ganze Zeit wach daneben und habe aufgepasst.). Im Normalfall ist allerdings selbst ein lockererer Spreadeagle nicht die ganze Nacht durchzuhalten, weil das Opfer sich nicht umdrehen und Arm- und Beinhaltung nur wenig ändern kann.

Die Hände vorne oder an den Seiten gefesselt lässt sich länger ertragen, als wenn sie auf den Rücken gebunden sind. Bondage mit etwas mehr Abstand zwischen den Gelenken macht es leichter. Und weicheres Fesselmaterial bzw. solches, dass nicht kantet oder unangenehme Druckstellen verursacht, sorgt ebenfalls für eine ungestörtere Nachtruhe.

Dies bedeutet nicht, dass für angenehme Träume nur eine Art von Bondage in Frage kommt, aus der sich der/die Begünstigte mühelos selbst befreien kann. Für die ersten Schritte in diese Richtung ist letzteres aber unter Umständen gar keine schlechte Idee und erspart es womöglich, den Rigger mitten in der Nacht zu wecken, weil es zwickt und beißt. Ledermanschetten sind im Zweifelsfall bequemer und lassen sich ja mit kleinen Vorhängeschlössern gegen freche Subbies sichern. Bewährt haben sich für mich Hand- und Fußschellen – bitte Markenware, keinen Blechschrott – mit entsprechender Verbindungskette: Da kann der/die Träger/in sich nicht nur nachts umdrehen, sondern am nächsten Morgen auch den Kaffee ans Bett bringen, ohne losgeschlossen werden zu müssen. Ebenfalls nett ist es, die Hände mit Handschellen zu verbinden und dann mit einer Kette am Kopfende des Bettes zu befestigen sowie analog die Füße mit passenden Schellen ans Fußende zu hängen – natürlich nicht zu kurz. Fester und kuscheliger zugleich ist ein Bettlaken, in das der/die Begünstige gewickelt wird. Gegen selbsttätiges Auswickeln helfen dabei Klebeband, Seil oder Gürtel.

Während eine Augenbinde oder Ohrenstöpsel für die Nacht in Bondage sehr empfehlenswert sind, will der Einsatz eines Knebels dagegen wohl überlegt sein. Bekommt die Trägerin Atemprobleme oder Würgereiz, ohne sich selbst befreien zu können, kann das Spiel fatal enden. Und selbst wenn der Partner daneben schläft, ist zweifelhaft, ob er in so einem Fall rechtzeitig aufwacht. Wie immer bei Bondage sollten Spieler sich hier nicht allein von Stimmung und Hormonen lenken und den gesunden Menschenverstand eingeschaltet lassen.

Sonntag, 5. August 2007

Favoriten

Sehr viele Bondager haben eine Lieblingsposition oder bevorzugen ein bestimmtes Fesselmaterial. Vielleicht bin ich da etwas aus der Art geschlagen – beides ist mir primär egal, Hauptsache es ist fest und sieht gut aus. Aber natürlich habe ich auch gewisse Vorlieben. So setze ich den klassischen Spreadeagle immer wieder gerne ein, ob an Bettpfosten oder an in den Boden gerammten Pflöcken. Er hat den Vorteil, Begünstigte sehr hilflos und sehr zugänglich zugleich zu machen. Da ist neben dem praktischen der psychologische Effekt nicht zu unterschätzen. Dazu nehme ich Seil oder des Tempos wegen auch Hand- und Fußschellen.

Seil in allen Varianten setze ich ohnehin mit Vorliebe ein; wenn eine gewisse Bewegungsfreiheit erwünscht ist, der Ausbruchssicherheit wegen auch Ketten. Es soll ja nicht sein, dass sich mein Opfer einfach entfesselt. Ansonsten bin ich recht flexibel und nutze alles von dünner Schnur bis zur Palettenfolie. Eine Ausnahme sind Ledermanschetten. Auch wenn die für den/die Trägerin bequem sind – ich finde, sie sehen recht martialisch aus. Natürlich habe ich trotzdem welche in der Spielzeugkiste, man weiß ja nie. Bei Knebeln setze ich schließlich auch einige heftige Varianten ein wie einen Harness Ball Gag oder einen Muzzle Gag, ohne dass ich den Anblick abschreckend finde.

Meine aktuelle Vorliebe ist japanisch inspirierte Bondage, ohne dass ich regelgerechtes Shibari betreibe. Was und womit ich fessele, ist allerdings abhängig von der Tagesform, meiner und meines Gegenübers. Manchmal findet nur ein bisschen Fesseln mit Tüchern statt, manchmal wird es ein ultrakompakter „Brezel“-Hogtie mit Verbindungsseil von den Zehen zum Knebel – nichts für Untrainierte.

Beim Fesseln kommt es mir neben dem Gefühl auch auf die Optik an. Deshalb verräume ich – speziell für Fotos – lose Seilenden, achte auf kompakte Knoten und schaue, dass die Seile schön laufen. Außerdem vermeide ich Materialmix und verwende nach Möglichkeit nur optisch und haptisch zusammenpassendes Fesselmaterial, entweder nur Metall, oder nur Seile, oder nur Gürtel. Ebenso traditionalistisch bin ich bei den Farben und bleibe im Regelfall monochrom oder Ton in Ton. Deshalb mag ich auch mehrfarbige Seile wie Bergsteigerseile nicht so besonders. Die unruhige Oberfläche stört den Gesamteindruck und lenkt den Blick vom Wesentlichen ab. Ganz selten mische ich um eines optischen Effektes willen mehrere Farben. So habe ich einmal für eine Fotosession mit dem Thema „gefesselter Clown“ (eigentlich Clownin *g*) rotes, weißes und blaues Seil zusammen verwendet. Aber ich habe genug Seil der jeweiligen Farbe, um einfarbig arbeiten zu können.

Samstag, 28. Juli 2007

Aspekte von Bondage

Was finden Leute eigentlich an Bondage? Klar – es ist geil und fühlt sich gut an. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum jemand feste Fesseln liebt. Aus eigenen Erfahrungen und zahlreichen Diskussionen haben sich eine Reihe von Motiven für diese Vorliebe herauskristallisiert. Der sexuelle Aspekt steht für viele natürlich stark betont im Vordergrund. Doch daneben treten weitere innere und äußere Aspekte, die bei den meisten Bondage-Anhängern in wechselnder Gewichtung mitschwingen.

Aus Sicht des/der Gefesselten – eine Freundin hat dafür den Begriff „Begünstigte(r)“ geprägt – spielen vielfach auch sportliche und meditative Komponenten eine Rolle. Hinzu tritt die Ästhetik der Bondage, die bei dem, der fesselt, durchaus künstlerische Befriedigung auslösen kann. All diese Aspekte lassen sich im Alltag nicht scharf trennen; häufig verbinden sich in einer Session mehrere davon.

Es ist häufig kaum zu klären, warum jemand es liebt, beim Sex gefesselt zu werden oder sein Gegenüber zu verschnüren. Doch auch wenn der Ursprung einer solchen persönlichen Vorliebe im Dunklen bleibt, ist die sexuelle Komponente eine starke Triebkraft. Macht und Hilflosigkeit spielen ebenso hinein wie die Möglichkeit, eigene Hemmungen fallen zu lassen: Man kann sich ja nicht wehren und „muss“ bei Sachen mitmachen, die man selbst begehrt, aber sich nicht zu wünschen traut.

Macht und Ohnmacht sind beim sportlichen Aspekt ebenfalls von Bedeutung. Hier geht es um die Herausforderung, den Wettstreit zwischen Kraft und Beweglichkeit des/der Begünstigten einerseits und Geschick und Können des Riggers andererseits. Ziel ist es, sich möglichst rasch (oder auch nur überhaupt) zu befreien bzw. genau dies zu verhindern. Oder aber, sich nach Kräften zu wehren, zu flüchten, gegen die Fesseln anzukämpfen. So manche(r) Krawallsubbie macht einem Fessler da richtig Arbeit, weil der sicher sein muss, jeden Knoten außer Reichweite zu platzieren, keine Seilwindung zu locker zu führen und am besten auch alles außer Reichweite zu bringen, was sich als Werkzeug nutzen lässt.

Entgegengesetzt zum sexuellen ist der meditative Aspekt. Bondage wird dabei zum Hilfsmittel, sich eine Auszeit zu nehmen. Bewegungslos verschnürt und mit verbundenen Augen lässt sich abgeschlossen von der Welt entspannen und träumen. Die Umarmung der Fesseln vermittelt eine Geborgenheit, in der man ins Fliegen kommt. Dieses meditative Fliegen ist anders als das sexuelle Fliegen, kann sich aber im Lauf einer Session daraus entwickeln. Wechselt der/die Begünstigte im Flow des Spiels in den Subspace, gewinnt diese Komponente an Kraft. Meditative Bondage hat ein gewisses therapeutisches Element. Sie lässt sich nutzen, um den Geist zu klären und Kraft zu schöpfen. Natürlich will ich diesen letzten Aspekt nicht überbewerten, Bondage auf Rezept dürfte eher unwahrscheinlich sein. Aber da ja Wellness-Angebote im Trend liegen, sollte man vielleicht mal einen VHS-Kurs „Makramee-Yoga“ andenken. Bondage-Massage gibt es ja schließlich auch schon.

Die ästhetische Komponente geht über das „sieht geil aus“ der sexuellen Bondage hinaus. Körper und Fesseln werden zu einem Kunstwerk, noch mehr, wenn das richtige Licht hinzukommt und alles in einem Foto eingefangen ist. Der Rigger kommt in seinen Flow, wenn sich die Seile richtig legen, die Knoten sitzen und das Gesamtergebnis das Auge erfreut, im Gesamtüberblick wie im Detail. Die gewählte Position, Art und Ausführung der Bondage und das Setting erzeugen eine spezifische Wirkung und Aussage. Auch auf Seiten der Begünstigten spielt die Ästhetik eine Rolle, werden Fesseln zu Schmuck- oder Kleidungsstücken, die das eigene Aussehen unterstreichen und verschönern. Sie helfen unter Umständen dadurch, den Alltag abzustreifen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Aber das ist eine andere Geschichte.