Dienstag, 24. Juni 2014

Bondage-Picknick

Wer am Wochenende nichts Besseres vorhat und das schöne Wetter nutzen will, kann für den Sonntag einen kleinen Ausflug mit Freunden, Seilen und einem Picknickkorb organisieren. Anlass ist das „Bondage Picnic around the World 2014“ am 29. Juni. Ihren Anfang nahm diese Veranstaltung 2009 in Barcelona. Schon damals als jährlich wiederkehrendes Event geplant, blieb das Picknick zunächst einmalig. Doch 2012 und 2013 gab es Neuauflagen, und dieses Jahr beteiligen sich Gruppen aus mehr als 50 Ländern daran. Häufig haben dabei Stammtische in ihren Städten die Organisation übernommen.

Ziel des Ganzen sind Spiel und Spaß für alle Beteiligten, und das eben nicht im finsteren Keller, sondern in der Sonne und an der frischen Luft. Da manches lokale Picknick nicht im Privatgarten, sondern im öffentlichen Raum stattfindet, gelten gewisse Höflichkeitsregeln, etwa, Begünstigte nur im bekleideten Zustand zu verschnüren. Schließlich soll man ja keine Vanillas und anderen Zivilisten erschrecken.

Hier ein Werbespot von Shibari-Freunden aus Mexiko:

Und hier eine Demonstration, was ablaufen könnte:

Viel Vergnügen!

Safeword, Ampel oder was?

In einem Forum, in dem ich unterwegs bin, kam vor kurzem die Frage auf, ob denn die Teilnehmer mit oder ohne Netz spielen, also in einer BDSM- oder Bondage-Session ein Safeword vereinbaren, mit Ampelregel spielen oder einfach loslegen im Vertrauen darauf, dass es den Beteiligten rechtzeitig auffällt, wenn das jeweilige Gegenüber an seine Grenzen stößt.

Ich spiele grundsätzlich mit Ampelregel und/oder Safeword, wobei ich diese Sicherheitsmechanismen eher gleitend nutze, sprich: Hauptwerkzeug ist die Ampel, wobei die Skala von Grün nach Gelb nach Rot je nach Anlass, Gegenüber und Spielsituation noch Zwischenstufen haben kann. Rot bzw. „Dunkelrot“ ist dann wirklich Stop der Session und im Nachgang Analyse des Unfallhergangs, was warum schief gegangen ist, um es beim nächsten Mal vermeiden zu können.

Je nach Grad der Vertrautheit – wie reagiert der andere, wie gut kennt man seine Grenzen, wo sind Tabus oder Trigger – rücken Ampel und Safeword auch mal in den Hintergrund, sind aber dennoch immer noch präsent. Nur weil ich etwas seit Jahren nicht gebraucht habe, muss das nicht heißen, dass ich es nicht plötzlich heute Abend doch noch ganz dringend benötige.

Ampel und Safeword funktionieren für beide Seiten, weil auch Dom mal überfordert sein kann. Und der Abruf der Ampelphasen ist nicht allein Sache von Sub/Bottom. Gerade bei Expeditionen in Grenzbereiche hat meines Erachtens auch Dom/Top gefälligst nachzufragen, wo der Partner bzw. die Partnerin gerade ist. Das kann ein ganz offenes „Alles grün?“ sein, das können aber auch tiefer ins Spiel integrierte Phrasen sein wie die Erwähnung einer Farbe im Dialog, bestimmte Gesten o. ä.

Genauso muss die jeweilige Ampelphase kein artikuliertes „Gelb“ und „Rot“ sein. Es können unterschiedliche Melodien sein, die sich auch mit Knebel summen lassen, ein Glöckchen in der Hand, das geschüttelt oder fallengelassen wird – es gibt da viele Möglichkeiten.

Nichts des bisher Erwähnten enthebt Top/Dom davon, auf Wohlergehen und Wohlbefinden seines Gegenübers zu achten. Nur weil mit Safeword gespielt wird, ist das kein Freifahrtschein, ohne Rücksicht auf Verluste loszulegen: Schließlich kann Sub ja unter Umständen psychisch oder physisch nicht mehr in der Lage sein, abzubrechen – entweder, weil es zu schnell zu weit ging, oder weil die eigene Euphorie für das Risiko blind gemacht hat.

BDSM nur, wenn es laut ist?

Bei einer mehr oder weniger heftigen BDSM-Session kommt Sub/Bottom durchaus an Grenzen – und selbst, wenn diese Grenzen noch nicht erreicht werden, können Schmerzen, aber auch anregende Reize zu lautstarken Reaktionen führen. Nur: sie müssen es nicht, jedenfalls in der Realität. Dazu sind Menschen einfach zu unterschiedlich gestrickt. Während der eine bei der Bearbeitung mit der Gerte jeden Schlag mit Schmerzensschreien begleitet, seufzt die andere höchstens leise oder schließt einfach die Augen.

Anders ist es bei einschlägigen Videos. Hier wird in der Regel jegliche Aktion mit fulminanter Geräuschkulisse ausgeführt, zuweilen so überdreht, dass es ruhigeren BDSMern gegen den Strich geht. Gleichzeitig ist diese Darstellung so typisch, dass mancher Neuling glaubt, bei einer Session hätten grundsätzlich die Wände zu wackeln.

Aber das ist schlicht der Unterschied zwischen Film und Wirklichkeit. Die dramatischen Lautäußerungen in solchen Filmen haben vor allem zwei Gründe: Der Zuschauer – der im Zweifelsfall bezahlt hat – soll ja auch etwas geboten kriegen und mitbekommen, wie hart und heftig es da zur Sache geht. Stilles Leiden und innere Einkehr sind da wenig bildschirmtauglich. Außerdem ist das Ganze eine Rückversicherung der Filmemacher während des Drehs: Solange die Modelle jammern, klagen oder mit Knebel herum-mpfen, sind sie bei Bewusstsein und in der Rolle. Wären sie auf einmal still, wäre das Grund zum Abbruch, weil sie etwa bewusstlos sein könnten.

Das solchermaßen aus Videos Gewohnte verzerrt natürlich wiederum die Wahrnehmung der Wirklichkeit, und Einsteiger sowohl auf Dom- wie auf Sub-Seite meinen, das gehe real immer so, ansonsten sei es ein Fake, kein echtes BDSM und dergleichen.

Eigentlich sollte es einem Zuschauer klar sein, dass etwa ein Entführungsszenario in diesem Zusammenhang nur gespielt ist und die Beteiligten sich in den Drehpausen vermutlich köstlich amüsiert haben. Dennoch habe ich unter anderem miterlebt, wie ein Fan sein Lieblingsmodell ganz ernsthaft gefragt hat, wie es denn so sei, mit Chloroform betäubt zu werden. Wer auf dieses Gleis gerät, sollte kurz daran denken, dass im TV-Krimi auch niemand wirklich erschossen wird.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Boundcon 2014: Familiärer Ausflug

Zwangsjacke für BDSMer mit folkloristischen Anwandlungen, zum Spielen auf dem Jodlerbalkon – oder als besondere Demütigung für Träger?

Buntes Hanfseil – es gab noch mehr Farben zur Auswahl

Kleine Stärkung zwischendurch mit Schokolade aus dem Norden

Im Vorbeigehen erwischt, deshalb etwas unscharf: Rosa Halsband mit Strass

Hiatts-Handschellen mit lila Einbrennlackierung

Ein paar neue Spielzeuge habe ich mir dann doch zugelegt.

Vergangenes Wochenende stand wieder einmal die Boundcon an, und wie schon im vergangenen Jahr war die Messe abermals vor allem Sause mit Freunden und Bekannten. Zu den üblichen Verdächtigen hatten sich einige Neulinge gesellt, und wir sind gemeinsam über die Messe gebummelt. Durch unterschiedliche Vorlieben und Erfahrungen entspannen sich dabei interessante Diskussionen zu Auswahl und Einsatz mancher Spielzeuge – teils gleich begleitet von Demonstrationen und praktischer Erprobung. Ich habe ein wenig Seilberatung für Einsteiger betrieben und festgestellt, dass ich mit heftigeren Schlagwerkzeugen ebenso herzlich wenig anfangen kann wie mit Nadeln und Piercings.

Auffällig war in diesem Jahr, dass der Spruch „BDSM ist bunt“ sich langsam auch bei Herstellern durchsetzt – jedenfalls was die Fesselutensilien angeht. An den Ständen gab es nicht nur wie früher schon Seile in allen Farben und Handschellen mit Beschichtungen und Lackierungen zwischen pink und lila, sondern auch jede Menge anderes Spielzeug wahlweise in bunt oder ganz bunt. Eine Zwangsjacke in weiß-blauem Rautenmuster war bei weitem nicht das seltsamste Angebot.

Bei den Bühnenshows hat mir Boris Mosafir (Videos) sehr gefallen. Mosafir hat mit fliegendem Wechsel zwischen Shibari-Positionen nicht nur als Rigger beeindruckt. Seine Performance war auch im Zusammenspiel mit seinem Modell intensiv und wirkte sehr authentisch.

Und natürlich habe ich doch auch wieder einige fesselnde Kleinigkeiten mitgenommen, unter anderem bei Harry Tasker und Baumwollseil. Nichts, was ich angesichts des vorhandenen Bestandes unbedingt benötigt hätte, doch die Angebote waren zu verlockend, und Einsatzmöglichkeiten für die neuen Knebelvarianten, Handfesseln, Halsreif und Klammern finden sich mit Sicherheit.

Vom Messestress haben wir uns abends im KVR bei Steaks und interessanten Desserts erholt. Wie bei der Premiere letztes Jahr war die bunt gemischte Runde wieder der passende Ausklang eines so langen wie unterhaltsamen Tages.

Sonntag, 25. Mai 2014

Handtücher – nicht nur für Anhalter

Heute ist mal wieder Handtuchtag. Trotz einschlägiger Einsatzmöglichkeiten dient mein Handtuch heute angesichts von Hitze und erhöhter Luftfeuchtigkeit eher traditionellen Zwecken, zumal weder Plapperkäfer noch Killerkaninchen auf dem Balkon lauern. Anders als bei der Boundcon 2013 fiel der Towel Day diesmal nicht mit meinem Besuch auf der Bondage-Messe zusammen. Außerdem habe ich da einige andere Spielzeuge mitgenommen – aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.

Wer den Tag angemessen begehen und – sofern alt genug – in Nostalgie schwelgen will, sollte auf der Website der BBC vorbeischauen. Zum 30-jährigen Jubiläum hat der Sender eine neue Version des Spiels „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ aufgelegt. Nach wie vor lassen sich auch die beiden ebenfalls auf dem Infocom-Textadventure aus dem Jahr 1984 basierenden Versionen zum 20-jährigen Jubiläum von „Per Anhalter durch die Galaxis“ online spielen (Version 1 von Rod Lord und Nolan Worthington, Version 2 von Rod Lord und Andrew Wyld). Dazu gibt es Informationen zur Geschichte des Spiels.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Wechselhaft mit Aufheiterung

Proteste zwecklos, die Klammern kommen mit aufs Bild

Heftiger Hogtie zum Wohlgefallen von Modell und Fotograf

PVC-Klebeband verhindert wirkungslos Entfesselungsversuche

Jedes gelöste Problem wird momentan sofort durch zwei neue ersetzt; entspannt ist anders. Doch es gibt auch Lichtblicke, nicht zuletzt durch einige Begegnungen in der nahen und näheren Zukunft. Außerdem ergab sich dank Lücken in beider Terminkalender kurzfristig – gewissermaßen als Vorbereitung und Einstimmung auf die Boundcon am kommenden Wochenende – ein kleiner Fototermin.

Das Shooting war doppelt erfolgreich: Ich konnte ein paar neue Variationen im Spiel von Licht und Schatten ausprobieren, die abgelichtete und zuvor natürlich wohlverschnürte Dame ihre Erfahrungen mit Seilen und anderen Fesselmaterialien jenseits der szenetypischen Ledermanschetten vertiefen. Obwohl sie bei dieser Gelegenheit solche Verwicklungen wegen der geplanten Bildmotive und der eigenen Disposition durchaus von der sportlichen Seite gesehen hat, weiß sie mittlerweile auch den meditativen Aspekt von Bondage zu schätzen und wird wohl in diese Richtung weiter experimentieren. Zumindest konnte ich ihr ein paar Empfehlungen für den Seilkauf geben, zumal sie das militärische Seil recht praktisch fand.

Trotz beengten Raums und der Kürze der Zeit waren am Ende des Abends etliche interessante Fotos entstanden. Neben Seil kam das bewährte PVC-Tape zum Einsatz, wenn auch nicht so umfassend wie an anderen Freiwilligen. Die Begünstigte weiß jedenfalls schon, wem sie die Bilder zeigen will. Die hier gezeigten Fotos sind naturgemäß nur eine Kostprobe, nicht zuletzt, um die Anonymität der Dame zu wahren.

Zwischendrin ist der neue Pfosten fertig geworden. Dessen Bewährungsprobe steht noch bevor, aber das wird wohl nach der Boundcon passieren. Und dann komme ich hoffentlich auch dazu, einige Dinge abzuarbeiten, die in der letzten Zeit aufgelaufen sind, einschließlich einiger Artikel für dieses Blog.

Montag, 12. Mai 2014

Nachricht aus der Werkstatt

Die Themen stapeln sich, allein den Kopf nicht frei genug, sie abzuarbeiten. Dafür habe ich mich aufgerafft und betätige mich zur Abwechslung (und Ablenkung) mal wieder handwerklich. Neulich habe ich die Version 2.0 des bereits bewährten Pfostens in Angriff genommen. Wie sich schon beim Bau des Vorgängers andeutete, war das ursprüngliche Modell massiver geraten als nötig. Der neue Pfosten wird leichter, kompakter und transportabler. Bonus: Wenn er fertig ist ist, habe ich zwei Pfosten parat und kann so gleich zwei Begünstigte bondagetechnisch versorgen – oder auch mehr, an so einem Pfahl hat schließlich nicht nur eine Dame Platz.