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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Seile, Subs und Semmelknödel

Nach der kleinen Vorabmeldung nun aber ein etwas ausführlicherer Post zum kürzlichen Treffen. Für eine Mitreisende aus dem hohen Norden und mich begann das Wochenende schon einen Tag früher: Es ergab sich, dass wir Zeit und Gelegenheit für ein ganztägiges Fotoshooting zur Einstimmung hatten – doch dazu später mehr.

Der Ort des Treffens lag nicht nur in idyllischer Landschaft, sondern war auch mit Profi-Küche und spieltauglichem Mobiliar vom stationär installierten Suspension-Gestell bis zum verhörtauglich aufgewerteten Holzstuhl bestens auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt. Beim kulinarischen Teil der Veranstaltung spornte der Gastgeber am ersten Abend den hauseigenen Koch mit dem angekündigten Besuch eines Restaurantkritikers (als der dann ich vorgestellt wurde …) zu Höchstleistungen an. An den folgenden Tagen waren wir Selbstversorger: Mit Schweinsbraten, Kaiserschmarrn und Krautwickeln, regionalem Bier und Wein gab es eine Neuauflage des Koch- und Knotenstudios. Dabei stimmten wohl Gespräche, Spielgelegenheit und Kochkunst den Hausherrn milde – die anwesenden Begünstigten beiderlei Geschlechts durften den Küchendienst ohne die zunächst angedrohten Ketten absolvieren. Aber vielleicht war es auch nur der Hunger, der den Ausschlag für die zeitsparende fesselfreie Variante gab.

Als Überraschungsgast fand sich die ursprünglich anderweitig verplante Flugschülerin ein, die sich kurzfristig freimachen konnte für ein Wochenende mit wenig Bewegungsfreiheit. Bereits im Lauf des ersten Abends bewies sie Experimentierfreude und Mut zu Extremen. Dem Abheben an der Papageienschaukel folgte die ihrerseits schon länger angedachte Suspension im Spagat. In der Begegnung mit dem Gastgeber erwies sie sich als veritable Krawallsubbie, die eine kurze, aber spannende Nacht mit Seil und kleinen Gemeinheiten erleben durfte und anderntags im an der Sockenfrage ausgelösten Kampf Grenzen auslotete. Dazwischen konnte ich sie für eine von einem gewissen Sweet-Gwendoline-Motiv inspirierte Fotoserie gewinnen und schnürte sie als Dame in Schwarz mit gelbem Seil an einen Pfosten.

Auch ansonsten blieben die Balken des Suspension-Gestells selten unbenutzt. Besagte Teilnehmerin war noch ein weiteres Mal stehend am Pfahl gelandet, diesmal durch diverse Schellen und Ketten an zu heftigen Bewegungen gehindert. Eine weitere Dame verdiente sich ihre Abzeichen als Fluglehrerin, indem sie ihren Partner erstmals in Eigenregie unter der Decke schweben ließ.

Meine Reisegefährtin schloss ebenfalls eingehend Bekanntschaft mit dem Gestell. Am ersten Abend verhalf ihr unser Gastgeber zu ihrem Jungfernflug und strickte sie anschließend mit einem umfänglichen Karada von Kopf bis Fuß an einen der Tragbalken. Wegen offener Widerborstigkeit der Dame musste ich sie bei einer Gelegenheit ebenfalls kurzfristig an einen Pfahl anbauen, was sie natürlich nur fürchterlich leidend erduldete. Zu guter letzt hing sie freischwebend im kompletten Folienkokon ein Stück über dem Boden an den Mast gepinnt, flächendeckend gehalten von weiteren Folienlagen.

Insgesamt war das Treffen, obwohl oder vielleicht gerade weil kleiner als vorab angedacht, sehr unterhaltsam, fröhlich, spannend und entspannend. Ich habe die viel zu kurze Zeit unter gleichgesinnten Freunden zwischen Gesprächen, Damenverschnüren und Bildermachen aufgeteilt. Dennoch bin ich sogar ziemlich intensiv zum Spielen gekommen dank einer enthusiastischen Begleiterin, die sich als Muse und Modell ebenso eingeprägt hat wie als wilde Damsel in Distress und geduldig auf dem Stuhl wartend, während ich mit dem Gastgeber auf der Expedition in Küche und Bar ein paar Probleme wälzte. Bleibenden Eindruck dürfte sie auch bei den Nachbarn hinterlassen haben, dämpfte doch selbst ein Knebel ihre Lautäußerungen im Spiel nur unwesentlich. Fazit: Rundherum zufriedenstellend und auf jeden Fall der Wiederholung wert, dort oder an anderem Ort.

Ach ja – seit dem Wochenende bin ich stolzer Besitzer eines Edelstahlrings, der künftige Flugstunden deutlich erleichtert.

Der Braten ist bald fertig.
Appetitanregendes Ergebnis

Letzter Schliff für den Kaiserschmarrn
Süße Sachen gehen immer

Immer noch keinen Hunger?
Es gibt noch andere Laster außer Seilen

Jungfernflug
Viel Vergnügen beim ersten Flug.

Tragfähige Verschnürung
Nicht nur ausbruchssicher, sondern auch absturzsicher

Kampfsubbie kaltgestellt
Herausforderung in Hanf

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Für ein paar Bilder mehr

Schnappschuss mit Fesseln

Der kleine Ausflug nach Norden hat sich beiderseits gelohnt und zeigte wieder einmal, dass jedes Treffen seine eigene Atmosphäre hat. Bondage stand diesmal nicht im Vordergrund, doch auch dazu ergab sich die Gelegenheit. Dass äußere Einflüsse manchen ursprünglichen Plan umwarfen, hatte im Nachhinein betrachtet sein Gutes: Beim improvisierten Shooting unter beengten Verhältnissen entstanden einige der spannendsten Bilder, die ich in letzter Zeit gemacht habe.

Nach längerer Anfahrt war ich am Nachmittag bei der interessierten Dame eingetroffen. Im Anschluss an das gemeinsame Verfrachten von Ausrüstung und Zubehör ins oberste Stockwerk haben wir uns erst einmal über Kaffee beschnuppert und unsere Vorstellungen diskutiert. Ich habe die Wunsch-Outfits meiner Gastgeberin und weitere potenziell fototaugliche Stücke aus deren Kleiderschrank begutachtet und im Gegenzug die Instrumente gezeigt. Dann schoss ich schon die ersten Probeaufnahmen, während die Dame und ihre Mitbewohnerin ein paar Seile und Armreifen anprobierten. Wenig später ging es dann ernsthaft zur Sache mit einer bunten Mischung aus Portraits, romantischen Bildern und Fotos in Kostümen und Bondage.

Hier entstanden einige Reminiszenzen an „Secretary“ und John Willie mit der Dame im Business-Outfit aus weißer Bluse, kurzem Rock, dunklen Halterlosen und Lackpumps sowie Accessoires von Aktenordner und Hornbrille bis zur Gerte oder sich in Ketten auf dem tiefroten Teppich räkelnd. Klassische Klaw-Motive im Hinterkopf, machte ich auch einige DiD-Bilder mit der Dame in schwarzer Wäsche und weißem Seil. Mit Umdekorieren in der Wohnung, Schminken, Umziehen und Unterhaltung dazwischen war der Tag erst nachts um zwei zu Ende.

Dennoch waren wir am nächsten Morgen schon wieder früh zugange. Das Wetter war so schlecht, dass das geplante Außenshooting ins Wasser fiel, auch wenn wir ein paar geeignete Orte auskundschafteten. Dafür machte ich in der Wohnung jede Menge Aufnahmen der Dame im Asia-Outfit ohne und mit Hanfseil, für ihren Freund ein paar Kajira-Bilder und ein Überraschungsmotiv, dann sowohl verspielte als auch dramatische Fotos, nachdem sich meine Gastgeberin in ein Goth-Outfit mit Plateaustiefeln, Tüllrock und lila Korsett geworfen hatte. Erschöpft vom Marathon am Vortag brachen wir diesmal etwas früher ab.

Am Montag klarte das Wetter endlich etwas auf. Deshalb schlüpfte die Dame ins Mittelalterkleid, ich packte den Fotorucksack um, und wir zogen hinaus in ein benachbartes Grüngebiet. Da hier die Kulisse allerdings wenig berauschend war, fuhren wir kurzentschlossen in den nahegelegenen Schlosspark. Dort entstanden in einer Allee hinter dem Schloss und in einem Waldstück noch einige interessante Bilder, bevor einsetzender Regen und die fortgeschrittene Zeit uns zum Abbruch zwangen.

Fazit des verlängerten Wochenendes: Ein bunt gemischtes Portfolio – die geplante Handvoll Bilder wuchs auf mehr als tausend Stück. Die Dame ist nicht unbedingt Bondage-Fan geworden, dazu spielt sie einschlägig zu sehr in eine andere Richtung. Doch sie ist durchaus interessiert am Thema und freut sich auf eine Fortsetzung. Als Nebeneffekt hat sie einen neuen Blick auf sich selbst gewonnen, das Hadern mit dem eigenen Aussehen etwas entschärft, die Angst vor etwas dramatischerem Make-Up verloren und ist in diese Richtung experimentierfreudiger geworden.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Wolke 7

In aller Kürze: Ich hatte erneut Besuch, und diesmal hatte die Dame sich etwas mehr Zeit genommen. So war neben dem Knotenknüpfen Zeit zum Kochen (mit der Küchenhilfe in Ketten), zum Klönen (mit und ohne Seile) und zum Klettern in Ruinen (ausnahmsweise ganz ohne bewegungshemmende Accessoires).

Abermals gab es eine Flugstunde, diesmal allerdings nicht in der Horizontalen, sondern mit verbundenen Augen senkrecht im Frogtie pendelnd. Während meine Besucherin in den Seilen hing, deutete ihr seliges Grinsen auf einen Abstecher auf Wolke 7 hin. Ansonsten haben wir an diesen Tagen eine erhebliche Bandbreite ausgetestet von schlicht, aber effektiv – Irish Eights um Hände und Füße – bis ziemlich heftig.

Eher unter heftig fiel etwa der Balltie mit Hanfseil: Stress einerseits aufgrund der körperlichen Anstrengung und der reduzierten Atmung durch die Zwangshaltung, andererseits aufgrund des psychologischen Faktors, dass diese Position außer Fingerwackeln keine Aktivitäten mehr erlaubt. Augenbinde und in die Seile eingeknüpfter Ballknebelharness trugen zur Verstärkung dieses zweiten Faktors bei. Kurz danach erfuhr meine Besucherin, dass es sich auch aufwendiger gefesselt sehr gut entspannen und sogar schlafen lässt.

Unerwartet umfangreich durfte ich mein Faible für Klebeband und Folie ausleben. Die Dame erduldete eine so dramatische wie restriktive Bondage mit PVC-Tape ebenso wie eine Folienmumie, die sie trotz anfänglicher Bedenken ziemlich genoss. Die Kombination einer willigen Begünstigen mit transparentem Packband und einem Armlehnstuhl eröffnete einige Möglichkeiten und zeigte, dass ich doch ein wenig Dom in mir habe, solange es meinem Gegenüber dabei gut geht. Jedenfalls stieß mein Experimentieren mit Klammern und Klatsche durchaus auf Gegenliebe.

Bilder? Ja, gibt es, sogar ziemlich viele eingedenk der Tatsache, dass das Treffen in erster Linie nicht als Fotoshooting geplant war. Mal sehen, welche ich zeigen darf.

Samstag, 11. April 2009

Flugstunde

Jungfernflug: Suspension im Hogtie

Mein neugieriger Besuch war wieder da und hatte Lust auf mehr. Neben diversen anderen und nicht unbedingt stressfreien Positionen vom Reverse Prayer bis zum Hogtie mit eingearbeiteter Bambusstange sollte es diesmal auch unbedingt eine Runde unter der Decke sein. Ergebnis: Einmal schwebende Jungfrau, ohne Netz und doppelten Boden, aber dafür mit einigen Sicherungsseilen.

Sonntag, 15. März 2009

Kleine Starthilfe

Ungeplant entwickelte sich heute ein unverbindliches Vorabtreffen dank Zeit, Lust und Vertrauen auf beiden Seiten zum Privatissimum mit einer Novizin. Die Dame hatte bislang keine Bondage-Erfahrung, doch große Neugier, wie es sich anfühlt, in den Seilen zu hängen, und wie weit Vorstellungen und Realität sich decken. In einigen – viel zu kurzen – Stunden durfte ich ihr einen ersten Eindruck vermitteln.

Nach einer kleinen Demonstration von Seil und Knoten an den Handgelenken mit ihren Händen parallel und gekreuzt vor dem Bauch ging ich in die Vollen. Aus Händen auf dem Rücken und einer Shinju-Variation ergab sich ein Ushiro Takate Kote. Nach kurzer Pause kam ein Karada als Grundlage, an den ich erst die Hände der Begünstigten sicherte, um dann einen Ebi darauf aufzubauen. Die westliche Schule repräsentierte ein klassischer Hogtie ebenso wie John Willies berühmter G-String-Tie. Nebenbei fand sich Zeit für Spielereien wie den Handcuff Knot und einige Gespräche zu Erfahrungen in der Szene, Auseinandersetzung mit der eigenen Neigung und nicht zuletzt den Gefühlen in der Umarmung der Seile.

Es war faszinierend und schön zu sehen, wie sie an die Bondage hinspürte, genoss, sich freute und erfreute und immer wieder in breites Grinsen oder glückliches Lachen ausbrach. Ebenso großer Lohn war das Vertrauen, das sich jedes Mal in ihrem „Mach mal“ äußerte, wenn ich fragte, ob sie dieses oder jenes ausprobieren wolle.

Da wir das Thema ob der Kürze der Zeit nur anreißen konnten, bin ich gespannt auf eine Fortsetzung – und zuversichtlich, dass die Dame einer Vertiefung der Eindrücke nicht abgeneigt ist.

Sonntag, 1. Februar 2009

Haben-Will-Lektüre

Cover The Beauty of KinbakuSchon wieder etwas für die Wunschliste: Unter dem Titel „The Beauty of Kinbaku“ hat Master „K“ sein Wissen über japanische Bondage zusammengefasst, basierend auf mehr als 30 Jahren Shibari-Praxis und vierjähriger Recherche. Das Buch könnte aufgrund seines umfassenden Ansatzes zur Bibel für alle einschlägig Interessierten werden, getreu des Werbespruchs: „Alles, was Sie schon immer über japanische erotische Fesselung wissen wollten, als Ihnen schlagartig klar wurde, dass Sie kein Japanisch sprechen.“

„The Beauty of Kinbaku“ zeichnet die Entwicklungsgeschichte des Shibari von seinen Anfängen als Kampfkunst, Polizei- und Foltertechnik bis zum erotischen Zeitvertreib und ästhetischen Konzept nach. Ein biographischer Abschnitt widmet sich Personen, die als Nawashis oder Illustratoren das moderne Shibari maßgeblich geformt haben. Seine eigenen Fertigkeiten ebenso wie die einiger Mitstreiter aus aller Welt präsentiert Master „K“ im umfangreichen Farbbildteil des Buches. An Anwender richten sich das Glossar, das alle gängigen Positionen erläutert, und ein Anleitungsteil, der die wichtigsten Basisfiguren Schritt für Schritt erklärt. Eine Bibliographie zu Praxis und Geschichte des Shibari rundet das Buch ab.

Die How-To-Bilder sind, soweit ich das aus der Website zum Buch sehe, eher nutzwertorientiert, wenn auch nicht so gruselig wie in Grimmes Bondage-Handbuch. Dafür rechtfertigen die großformatigen Farbfotos allein schon fast die Anschaffung (Beispielgalerie auf der Website, leider auf Windows Media Player ausgelegt).

Aktuell ist das Buch nur direkt über die Website zu ordern und kostet stolze 90 Dollar. Dazu kämen dann noch Versand, Zoll und Steuern – und dass als Bezahlmöglichkeit nur Paypal angeboten wird, ist für mich eher ein Grund, dort nicht zu bestellen. Falls jemand eine Bezugsquelle in Europa kennt: Bitte melden!

Donnerstag, 8. Januar 2009

Vor der Kamera

Dieser Blogpost ist eine kleine Premiere. Bisher habe ich hier Erfahrungen und Erlebnisse rund um Bondage ausschließlich aus meiner Perspektive geschildert. Dabei finde ich es auch interessant, wie die Situation von meinem Gegenüber wahrgenommen wird. Deshalb kam ich nach dem letzten größeren Shooting auf die Idee, die betreffende Dame an dieser Stelle zu Wort kommen zu lassen. Aufgrund der Weihnachtszeit und anderer Umstände haben Abstimmung und Umsetzung ein wenig gedauert, aber hier nun der erste (und bei Gefallen nicht der letzte) Gastbeitrag in meinem Blog:

„Auf Anfrage des hiesigen Hausherrn ein Bericht über ein Fotoshooting mit demselben.

Da trifft man sich in einem einschlägigen Chat, kommt ins Gespräch und wird neugierig. Ein Bondage-Fotoshooting? Naja, eher nicht, oder vielleicht doch. Ich hatte nachgedacht, die Neugier siegen lassen und zugesagt, und dann bekannte Personen ausgequetscht, was der Jester denn nun für ein Mensch ist. Unabhängig aller positiven Berichte über und fröhlichen Chaterlebnissen mit dem Menschen war ich furchtbar aufgeregt. Fesseln lassen von einem Fremden? Oh Schreck! Dann auch noch fotografieren lassen … bin doch wirklich kein Modeltyp und sowieso total unfotogen. Mit allen Selbstzweifeln und einer ganzen Menge Nervosität bin ich erst über meinen Schatten und dann ins Auto gesprungen. Mein erstes Fotoshooting überhaupt, und dann noch einschlägig.

Ich kam an und fühlte mich wohl. Am Anfang, bei mehreren Kaffees, hätten wir uns fast verquatscht. So kurz die erste Kennenlernphase auch war, Jester schaffte es sehr schnell, mein Vertrauen zu gewinnen und meine Ängste vor einem Shooting mit Fesseln zu zerstreuen. Erst einmal wurden meine Outfits gesichtet, und ich bewunderte sein Sammelsurium an unterschiedlichen Seilen, Ketten, Handschellen und anderen netten Kleinigkeiten, die in mehreren Koffern verstaut waren. Ich war sehr neugierig darauf, das alles auszuprobieren und freute mich auf das gefesselt sein. Nach ein paar Portraitfotos, diversen Lichttests und zwei Gläsern Wein kam ich auch auf den Geschmack von Modeln und Posen.

Wer mir eine Gerte in die Hand gibt, muss damit rechnen, dass ich sie ausprobiere. ;-) Die schlagfertigen Wortgefechte waren kurz mal handfest, auf beiden Seiten … nur er saß am längeren Hebel. Kurz gesagt: wir hatten viel Spaß beim Schwätzen, Fesseln, Kaffeetrinken und natürlich beim Fotografieren. Nach kalten Ketten in bequemen Posen im Abendkleid folgten Seile in unbequemen Haltungen im Kimono, Folienbondage mit vollkommener Bewegungslosigkeit und Tape auf nackter Haut. Dazu kamen Experimente mit verschiedenen farbigen Seilen und einem Netz. Zwischendurch gab es Kaffee, eingenommen nackt und in Ketten. Was sonst. ;-)

Über die Freude am Shooting und Fesseln hatten wir das Einkaufen und Kochen ganz vergessen und beschlossen spontan essen zu gehen. Es hat etwas ganz eigenes, für sich in der Öffentlichkeit einen Karada unter der Kleidung zu tragen. Es bringt zusätzliche Spannung und Erregung in ein ganz normales Abendessen und schreit nach Wiederholung.

Der nächste Tag startete mit einem Loch in der Decke. Da hatte ich das Katana ein bisschen zu heftig geschwungen, und das Fotostudio litt ein wenig. Danach durfte ich im Bauchtanzkostüm Gefangene auf einem Sklavenmarkt darstellen. Es zeigte sich, dass ich auf Kommando sehr böse gucken kann. Die Hängebondage scheiterte leider an einem prophylaktisch besorgten Flaschenzug und verschaffte Jester Erfahrungen darin, was nicht geht. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Insgesamt war es ein sehr schönes, spannendes, diskussionsintensives und experimentierfreudiges Wochenende mit einem liebenswerten, schlagfertigen und charmanten Menschen, das wie im Rausch zu schnell verging. Ich freue mich auf ein nächstes Mal. Nur Jesters Vorliebe für Knebel, und dass ich für ihn damit besonders sympathisch bin, kann ich beileibe nicht nachvollziehen. ;-)

Nasuada“

Anm. d. Hausherrn: Bei so viel Lob werde ich ganz verlegen. Deshalb großes Pfadfinderehrenwort: Ich habe Nasuada einfach um eine kurze Schilderung aus ihrer Perspektive gebeten, ohne inhaltliche Vorgaben, und ich habe den Text ohne redaktionelle Eingriffe veröffentlicht. Auch von meiner Seite: Ich freue mich auf ein nächstes Mal.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Weil es Spaß macht

Auch Monk hat die Frage nach dem Warum gestellt und gestellt bekommen. Die Antworten ähneln sehr denen, die ich vor einiger Zeit gesammelt habe. Letztendlich liegt allen Beweggründen der Spaß an der Sache zugrunde, und der kann, muss aber nicht immer sexuell aufgeladen sein.

Sonntag, 23. November 2008

Gut verpackt

Wie bereits erwähnt, hatte ich vor kurzem Gelegenheit, angesichts der Saison naheliegende Packshots zu machen – und mehr: Mein Gast hatte sich das ganze Wochenende Zeit genommen und war begierig auf Bilder ebenso wie auf Bondage. So verbrachte die Dame einen guten Teil ihres Besuchs mit reduzierter Bewegungsfreiheit und kehrte um einige Erfahrungen und rund 900 – nicht nur einschlägige – Bilder reicher nach Hause zurück.

Seil- und spielzeugtechnisch war die Besucherin vielseitig interessiert und experimentierfreudig. Nur am Abbau ihrer Abneigung gegen Knebel muss ich wohl noch arbeiten. Dafür absolvierte die Dame sogar das Abendessen beim Chinesen mit Karada unter der Kleidung. Insgesamt war das Wochenende in mehrfacher Hinsicht sehr lehrreich; wir sind uns beide im Laufe der Diskussionen und Shootings nicht nur unsere Neigung betreffend über einige Dinge klarer geworden.

Licht und Schatten gab es in Sachen Technik. Die neuen Funkauslöser geben mir erheblich mehr Freiheit beim Bildermachen, was man etlichen Fotos ansieht. Dafür habe ich es im Eifer des Gefechts geschafft, einen Hintergrund herunterzureißen und so einige Quadratmeter Müll zu produzieren. Etwas bleibendere Erinnerungen verdanke ich dem prophylaktisch besorgten Flaschenzug, mit dessen Zugseil ich mir die Haut von den Fingern gerissen habe.

Trinken geht noch!
Zur Einstimmung kamen die Armreifen zum Zuge.

Etwas eingeschränkter
Fußschellen ergänzten bald das Ensemble

Japanisch inspirierte Bondage
Passend zum Kimono habe ich das Hanfseil ausgepackt.

Keine Meerjungfrau
Ins Netz gegangen

Jungfer, leidend: Klassisches Sujet seit Jahrhunderten
Damsel in Distress meets Heiligenbild – klassische Pose mit Schleifchen drum.

Ausbruchssicher verpackt
Heftig, aber haltbar: PVC-Klebeband direkt auf der Haut.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Päckchen packen

Herbstgebäck wie Lebkuchen, Printen und Spekulatius steht schon seit einem guten Monat in den Supermarktregalen, und auch Frau Hölle fühlt sich schon entsprechend inspiriert. Da sollte ich vielleicht ebenfalls langsam an Weihnachten denken und Begünstigte dem saisonalen Anlass angemessen einpacken. Ein Outfit in tiefem, leuchtenden Rot mit weißen Akzenten wäre schon einmal ein guter Einstieg. Dazu muss ich mir wohl doch noch dunkelgrünes Seil besorgen, am besten ausreichend für einen Kranz aus vier Jungfern mit Lichtlein oben drauf. Und Halloween steht ja auch noch an – das schreit geradezu nach einer Begünstigten in Orange, von schwarzem Seil umfangen, oder in Schwarz und mit orangefarbenem Klebeband gesichert.

Positionsbestimmung I

XKCD hat einen Führer zu numerischen Sex-Positionen veröffentlicht. Mehr als nur 69.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Gelungener Versuch

Die besagte Dame war da und fand Gefallen sowohl an den Verwicklungen als auch an den Bildern. Der Fototermin war wegen anderweitiger Verpflichtungen etwas kurz, doch bondage- ebenso wie fototechnisch heftig – aber wie schon der letzte sehr lustig. Ich fand das Ganze spannend, nicht nur des ausdrucksstarken Modells wegen. Die Dame brachte hinsichtlich ihrer Kleidungsvorlieben eine interessante neue Facette in die Fotosession. Zwei Bilder als Appetitanreger:

Starke Farben

Schönes Paket

Dienstag, 30. September 2008

Auf ein Neues

Die letzten Bilder haben offensichtlich auch anderweitig Gefallen gefunden: Ob der in der SZ gezeigten Ergebnisse hat sich für das Wochenende eine interessierte Dame angesagt, die Knoten testen und von den Versuchen Bilder haben will. Ich bin gespannt.

Sonntag, 14. September 2008

Erfreuliche Verwicklungen

Ich bin noch nicht dazu gekommen, alle Bilder zu sortieren, die beim letzten Workshop entstanden sind. Aber das eine oder andere ist schon präsentabel und auch hinreichend anonym, um hier gezeigt werden zu können:

Zeigt her eure Füßchen...

Hogtie in Metall

Immerhin: Ein Sitzplatz

Sonntag, 7. September 2008

Mission accomplished

Die Vorbereitungen waren nicht vergebens, auch wenn der Workshop-Aspekt zugunsten der Bilder zurückgetreten ist. Es war ein sehr netter Nachmittag, und das nicht nur wegen der mitgebrachten Erdbeercroissants. Das für Knoten und Fotos vorbeigekommene Paar ist – was sich schon beim Vorabtreffen zeigte – auf meiner Wellenlänge, sieht speziell BDSM und Bondage mit dem nötigen Unernst und harmoniert auch vor der Kamera wunderbar miteinander. Die Dame ist in Seilen & Co. extrem fotogen, weil authentisch, und ich habe einige im Kopf schon durchgespielte interessante Bondages ohne große Verluste in die Realität umsetzen können. Spannende Bilder, und die neuen Blitze und sonstigen Ergänzungen haben ihre Feuerprobe bestanden. Das schreit nach Fortsetzung.

Samstag, 6. September 2008

Vorbereitungen

Knotenkunde mit Bildern als erwünschter Nebenwirkung: Ausnahmsweise findet der kleine Workshop in der Heimatbasis statt. Also heute schnell durchgekehrt, Getränke besorgt und schon mal das Licht aufgebaut. Morgen geht es dann auf mit Sack und Pack ins Studio, um zwei interessierten Einsteigern die Grundlagen von Kreuzknoten & Co. im Zusammenhang mit erotischen Verwicklungen nahe zu bringen und die Ergebnisse gleich fotografisch festzuhalten.

Dienstag, 19. August 2008

Koch- und Knotenstudio

Das Wochenende war lang, unterhaltsam und in mehr als einer Hinsicht von erheblichem Nährwert. Speziell der Knotenkunde-Workshop zeitigte ob einiger Überraschungsgäste unerwartete Weiterungen einschließlich eines spontanen Jungfernflugs.

Die seit längerem ausgesprochene Einladung zum Krautwickel-Essen wuchs sich zum lukullischen Marathon mit Sauerbraten, Parmaschinken und Schafskäse, italienischem Wein und schottischem Whisky aus. Dennoch fand sich in den vier Tagen genug Zeit, nicht nur Krautrouladen zu wickeln. Die seil- und knotentechnischen Übungen am lebenden Objekt fanden auch jenseits der Linse statt, dennoch sind wieder einmal einige hundert Bilder entstanden. Dabei standen nicht allein die Gastgeberin und ihr Freund Modell.

Am Sonntagnachmittag schneite die Freundin des ältesten Sohnes der Gastgeberin herein, und angesichts des aufgebauten Fotostudios – die einschlägigen Spielsachen waren weitgehend verräumt – wollte der Nachwuchs die Gelegenheit zu romantischen Bildern nutzen. Dabei blieb es dann allerdings nicht. Das junge Paar hat selbst schon ein wenig mit Bondage experimentiert und weiß recht gut über Mamas Vorlieben Bescheid. Die war ja schließlich aus den richtigen Gründen entsetzt, als sie eines Tages Blechhandschellen bei ihrem Sohnemann entdeckte. Prompt verehrte sie ihm bei nächster Gelegenheit vernünftige Armreifen, damit beim Spielen nichts schief geht.

Die junge Dame wollte dann auch einmal eine Seilbondage ausprobieren. Den Anfang machte ein Karada, nach dem Verankern der Hände um einen Shinju ergänzt. Dann entwickelte sich das Ganze zu einem recht heftigen Hogtie. Die unverhofft Begünstigte fand das sehr spannend und unterhaltsam, auch wenn sie merkte, dass sich so verschnürt nur schlecht ausweichen lässt – und sie ist sehr kitzlig. Als ich sie schließlich für eine andere Fotoperspektive herumgehoben habe, wünschte sie sich, richtig zu fliegen.

So einen Wunsch konnte ich schlecht abschlagen. Der Flaschenzug lag noch herum, und die Dame des Hauses hat einen sehr schönen Haken im Giebelbalken des Wohnzimmers. Also habe ich das Mädchen mit Unterstützung ihres Freundes hochgezogen, sehr zu ihrem Amüsement. Am Tag darauf meinte sie dann noch, als nächstes wolle sie Folie ausprobieren. Die fertigen Bilder hat sie auch ihrer Mutter gezeigt, die fand sie ebenfalls „cool“. Wenn das so weitergeht, kann die Gastgeberin bei einem eventuellen nächsten Treffen gleich ein Karussell unter die Decke bauen.

Stilleben mit Klatsche
Stilleben mit Klatsche: Das kleine Schwarze im Vordergrund ist ja laut Tchibo gegen Fliegen gedacht. Nur hat das niemand in meinem Bekanntenkreis geglaubt, der das Ding im Laden gesehen hat.

Der Wein zur Session
Der Wein hat es in sich, auch wenn die Domina ganz harmlos ist.

Krautwickel im Topf
Die Krautwickel gab es nicht nur deshalb, weil sie zum Kochen so schön verschnürt werden.

Lecker Essen
Sie sind schlicht sehr lecker.

S & W M300
Für die Bilder habe ich auch wieder einmal die seltener genutzten Teile der Spielwarensammlung ausgepackt.

Karada
Aus dem anfänglichen Karada erwuchsen schnell umfangreichere Verwicklungen.

Hogtie
Der Hogtie war heftig, aber bei weitem noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Sonntag, 1. Juni 2008

Jungfernflug

Ein nettes Erlebnis bei der Boundcon: Da kommt ein junges Goth-Pärchen an die Demobühne. Die beiden haben – wie sich später im Gespräch herausstellt – beim WGT Shibari-Vorführungen gesehen und wollen sich auf Boundcon intensiver informieren. Sie haben gehört, dass sich Freiwillige auf der Bühne einwickeln lassen können. Der weibliche Teil des Duos ist begierig, das auszuprobieren, eigentlich mit einem Karada im Sinn.

Die junge Frau klettert auf die Bühne, bereit für ihre erste Profi-Bondage. Es gibt geringfügige Schwierigkeiten bei der Abstimmung, da der Rigger nur Englisch spricht, aber schnell ist klar: Er will mit ihr eine Suspension machen. Heftiger Einstieg für eine Bondage-Novizin, aber sie hat sich entschlossen. Sie vertraut ihm und macht mit. Sie zieht ihr Oberteil aus, und der Rigger legt los. Während sich mehr und mehr Seile um ihren Oberkörper schlingen, spiegeln sich ihre Emotionen auf dem Gesicht der jungen Frau. Verlegenheit ob der exponierten Position ist ebenso zu sehen wie Begeisterung über das Erlebnis und leichte Zweifel am eigenen Wagemut.

Als der Rigger sie mit einem Seil vom Brustharness zum Träger über ihr gegen Umfallen sichert, ihre Hände auf den Rücken bindet und die Fußknöchel zusammenschnürt, vergehen die Zweifel. Die Frau entspannt sich, konzentriert sich auf das Gefühl der Seile, und fängt erkennbar ein wenig an zu fliegen.

Punktgenau, denn jetzt ist sie bereit zum Abheben: Der Rigger hat bereits ein zweites Ankerseil um ihre Hüften gelegt. Nun knotet er ein weiteres Seil an die Fußfesseln, legt es über den Querträger am Bühnenrand und hebt seine Begünstigte mit einem Schwung in die Waagrechte. Die hat trotz Ansage einen Moment die Luft angehalten. Aber dann malt sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. Das ist es, Fliegen, im doppelten Sinn.

Der Rigger beginnt, mit seiner Beute zu spielen, schaukelt sie hin und her, stellt fest, ob sie kitzlig ist. Sie ist es, und wie. Von Lachen geschüttelt, windet sie sich hin und her, versucht den tanzenden Fingerspitzen zu entkommen. Der Rigger wirft sich auf den Boden, um sie besser am Bauch zu kitzeln, und verliert sein loses Kleingeld. Ein blitzartiger Einfall, und er schiebt der über ihm baumelnden Frau eine Münze zwischen die Zähne, befiehlt „Don't drop it!“ und kitzelt weiter.

Nach ein paar Minuten endet das Spiel, und der Rigger holt seine Begünstigte wieder auf den Boden zurück und löst die Seile. Viel zu schnell, wie es scheint. Die junge Frau kehrt mit leuchtenden Augen zu ihrem Freund zurück. Das Oberteil lässt sie aus: Alle sollen die Ropemarks sehen, die von ihrer Feuertaufe zeugen.

Wenig später begegnen wir uns am Stand von Baumwollseil wieder. Das Paar ist beim Seilkauf und lässt sich bei der Gelegenheit gleich noch einen Karada demonstrieren. Ein paar Sicherheitstipps gibt es als kostenlose Dreingabe, als der Verkäufer im Gespräch von früheren Bondage-Experimenten der beiden hört.

Boundcon 2008

So, wieder zurück. Nett war es auf der Boundcon, angesichts der Angebotsfülle und der zur Verfügung stehenden Zeit war aber nicht alles zu schaffen und zu sehen. Immerhin: Ein paar der üblichen Verdächtigen getroffen, ein paar vermisst, einige neue Leute kennengelernt und trotz Hitze, zeitweiliger Hektik und punktueller Besucherstaus gut amüsiert und ganz nebenbei wieder ein paar Hundert Bilder geschossen.

Neben dem Rumalbern mit Gleichgesinnten (mit und ohne Kamera) sind noch frisch im Gedächtnis die Vorführungen von Lew Rubens, Philippe Boxis, Bob und Chantal von Ropemarks, Patrick sowie Zamil und Maliz und das Erstaunen von Jewell Marceau über die Größe der Boundcon.

Beim Einkaufen habe ich mich zurückgehalten, die Auswahl an Spielsachen und der eigene Kontostand sind da immer nur sehr bedingt zur Deckung zu bringen. Zumindest eine bissige Kleinigkeit habe ich dennoch gleich mitgenommen, mich andernorts für die nächste Bestellung beraten lassen und auch sonst ein paar Teile auf die Merkliste gesetzt. Die Orbital Cuffs habe ich mir trotz ihrer Vorzüge verkniffen. Sie sehen gut aus und sind sicher; nach Aussage einer gleich rekrutierten Testperson lassen sie sich auch sehr bequem tragen. Aber der Preis bremst dann doch etwas – zumal ich mir wohl mehrere Exemplare in verschiedenen Größen hätte zulegen müssen, weil nicht alle Begünstigten den selben Handgelenks-Durchmesser haben.

Und dann war da noch ein Jungfernflug.

Montag, 14. Januar 2008

Der Unterschied zwischen Spiel und Ernst

Außenstehenden ist manchmal schwer zu vermitteln, warum Bondage und BDSM mit realer Gewalt im Normalfall herzlich wenig zu tun hat. Der optische Eindruck ist häufig ein anderer, und Fesselpositionen wie ein straffer Hogtie können auch im Spiel sehr anstrengend sein. Dennoch besteht ein substanzieller Unterschied zwischen einer Session im gegenseitigen Einvernehmen und echter Folter und Gewalt. Ein aktueller Artikel aus dem Bereich der Forensik hilft teilweise unfreiwillig, das Problem etwas zu erhellen.

In Europa mehren sich die Fälle, in denen etwa Abschiebehäftlinge wegen tatsächlicher oder befürchteter Renitenz so massiv überwältigt und gesichert werden, dass sie diese Maßnahmen nicht überleben. In den USA, wo die Polizei immer noch etwas härter mit Verdächtigen und Tätern umspringt, sind solche Vorfälle bereits seit Jahrzehnten erheblich häufiger. Entsprechend zahlreich sind wissenschaftliche Studien zu diesem Thema. So findet sich in der Januar-Ausgabe des Journal of Forensic Sciences (Vol. 52, #1, p. 171-175, Jan 2007) der Artikel Ventilatory and Metabolic Demands During Aggressive Physical Restraint in Healthy Adults (Volltext, PDF), der zwei Studien an der Universität von San Diego zusammenfasst.

Hier wurden 30 Freiwillige, je 15 Männer und Frauen, dem psychischen und physischen Stress einer Verhaftung mit maximaler Ruhigstellung ausgesetzt. Die Versuchskaninchen mussten dabei einen mit polizeitypischen und weniger typischen Fesselmaterialien ausgeführten Hogtie – bäuchlings, Hände auf den Rücken, Füße möglichst dicht an die Hände gezogen – erdulden. Dabei schränkten teilweise zum einen abgedichtete Atemschutzmasken die Atmung der Teilnehmer ein. Zum anderen wurden ihnen teilweise Säcke mit Bleischrot auf den Rücken gelegt, die das Gewicht eines auf ihnen knienden Polizisten simulierten. Dann sollten die Teilnehmer jeweils versuchen, sich mit aller Macht zu befreien, während sie lautstark angebrüllt wurden. Trotz dieser Handicaps und Stressfaktoren bestand für die Freiwilligen keine Erstickungsgefahr, so die Studie, obwohl ihre Atmung aufgrund der Versuchsanordnung beeinträchtigt war.

Also alles im grünen Bereich? Wie immer sind auch hier die Details wichtig. So dauerte die heiße Phase des Versuchs gerade einmal 60 Sekunden. Dennoch wurden alle Teilnehmer davon so erschöpft, dass ihre Gegenwehr bereits vor Ablauf der Minute dramatisch nachließ. Dabei waren alle Kandidaten sorgfältig ausgewählt worden, jung, mindestens durchschnittlich fit, nicht übergewichtig, ohne Herzkrankheiten und Drogenvergangenheit. Diese Punkte schließen genau die Faktoren aus, denen eine wichtige Rolle bei Todesfällen in vergleichbaren Situationen zugeschrieben wird. Zudem wurden die Teilnehmer nicht wie bei einer realen Verhaftung überwältigt, sondern geruhsam fixiert, während sie erhöht auf einer weichen Matte lagen, die auch bei den Befreiungsversuchen mehr Nachgiebigkeit für Brust- und Bauchraum bot als ein Betonboden und so das Luftholen erleichterte. Und schließlich wussten die Kandidaten, was auf sie zukam, beteiligten sich freiwillig und konnten anders als in der Realität im Notfall abbrechen. Zwei von ihnen nutzten übrigens diese Möglichkeit.

So ließ die Versuchsanordnung, die den Ernstfall simulieren sollte, eine Reihe wichtiger Elemente dieses Ernstfalles vermissen. Diese unbeabsichtigte Nähe zu einer abgesprochenen Spielsituation dürfte durchaus dazu beigetragen haben, dass eine solche Zwangsmaßnahme harmloser erscheint, als sie es beim realen Einsatz gegen ein unkooperatives Gegenüber tatsächlich ist. Furcht und Aufregung erhöhen den Stressfaktor ebenso wie eine vorausgehende Verfolgungsjagd oder ein Kampf. Genauso wenig berücksichtigt die Studie die Tatsache, dass Polizisten in der Hitze des Gefechts ihren Gegner zu mehreren niederhalten, ohne sich um die Stärke und die Platzierung des ausgeübten Drucks zu kümmern. Für Verhaftungsphantasien gilt dasselbe wie für Vergewaltigungsphantasien: Was in Kopfkino und Spiel kickt, ist in seiner realen, non-konsensuellen Variante für den/die Betroffene(n) weder spaßig, noch antörnend, noch ungefährlich.