Sonntag, 23. März 2008

Der Fischerstek

Bondageseile nutze ich in zwei Basislängen: vier Meter lange Stücke für die Extremitäten, acht Meter lange Stücke für den Rumpf. Diese Längen reichen für die meisten Anwendungen aus, ohne dass das Seil so lang wird, dass es beim Fesseln in den Weg gerät. Manchmal ist jedoch mehr Seillänge nötig. In diesem Fall hat sich der Fischerstek zum Anknoten einer Verlängerung bewährt. Der ebenso als Spierenstich oder Englischer Knoten bekannte Fischerstek ist ein einfacher und stabiler Verbindungsknoten, der auch sehr glatte und rutschige Seile gut zusammenhält.

So wird der Fischerstek gebunden:

Fischerstek, Schritt 1
Die beiden zu verknüpfenden Enden gegenläufig parallel nehmen.

Fischerstek, Schritt 2
Dann zunächst ein Ende in einem Auge um das andere Ende führen und einen Überhandknoten machen.

Fischerstek, Schritt 3
Diese Aktion symmetrisch mit dem anderen Ende durchführen. Effektiv besteht der Fischerstek aus zwei Überhandknoten, die jeweils das andere Seil umgreifen. Dabei verhindert das umgriffene Seil, dass sich diese Überhandknoten zu sehr zusammenziehen.

Fischerstek, Schritt 4
Beim Zusammenziehen wird deutlich, dass sich die beiden Teilknoten einfach auseinander schieben lassen, solange kein Zug auf den verknüpften Seilen lastet. Dies erleichtert das Öffnen des Fischersteks.

Fertiger Fischerstek
Beim fertigen Fischerstek sperren sich die beiden symmetrischen Überhandknoten gegenseitig.

Absturzsicherung – auch für Tops

Bei aller Einvernehmlichkeit im Spiel ist eine Bondage- oder SM-Session immer auch eine Gratwanderung. Das Risiko eines Absturzes besteht grundsätzlich, der Auslöser kann völlig banal sein. Eine unangenehme Erinnerung, eine Berührung im falschen Moment kann die Stimmung kippen lassen. Vor Absturz und unsanfter Landung sollen Safeword und Ampelregel schützen. Als positiver Nebeneffekt kann sich das „Opfer“ bei raueren Spielen nach Herzenslust wehren, ohne dass Top ständig nachfragen muss, ob das lautstarke „Nein“ samt Fluchtversuch jetzt ernst gemeint ist.

Das Safeword stellt vor allem zwischen zwei noch nicht so vertrauten Partnern das Gegenstück zu Schleudersitz oder Fallschirm-Reißleine dar – Stopp, Abbruch, Ende der Session. Die Ampelregel ermöglicht dagegen eine abgestufte Reaktion: Grün steht für „Alles o. k., weitermachen“, Gelb für „Achtung, nicht mehr heftiger“ und Rot für „Stopp, aufhören, es wird zuviel“.

Entscheidend dabei ist, dass Ampel und Safeword keine Privilegien von Sub/Bottom sind. Eine ganze Reihe von Tops scheint nicht zu realisieren, dass sie ebenfalls ein Spiel so unter- oder abbrechen können. Klar wurde mir dies in einer langen Unterhaltung mit einem Gleichgesinnten, der als Dom einige Male böse an die Wand gelaufen ist. Mit noch wenig realen Erfahrungen hatte er sich an den Vorbildern, Sprüchen und Klischees der BDSM-Szene orientiert. Bei Spielen auf Partys – mit Gästen ebenso wie bei anderer Gelegenheit mit Bekannten – geriet er dabei mangels Vertrautheit und Routine in die Falle. Irgendwann war jeweils der Punkt erreicht, an dem ihm die Situation über den Kopf wuchs. Doch ihm spukten die Vorstellungen darüber im Kopf herum, was ein „echter Dom“ tut und nicht tut. Also machte er weiter bis zum bitteren Ende: CFIT als Schlusspunkt der Session.

In seinem Bemühen, die Rolle des großen bösen Doms auszufüllen, hatte mein Bekannter nicht mehr auf seine Bedürfnisse geachtet. Die daraus resultierenden Abstürze hingen ihm lange nach. Es war eine Offenbarung für ihn, als ihm klar wurde, dass er eine Session einfach stoppen kann, ohne sich einen Zacken aus der Krone zu brechen. Dabei ist es doch ganz einfach: In einer Session hat jeder der Beteiligten das Recht zum Abbruch. Ohne Diskussionen. Kein „Jetzt hab Dich nicht so.“, kein „Vergiss es!“. Diskutiert wird hinterher.

Natürlich gibt es Wege, einen Abbruch nicht als harten Bruch erscheinen zu lassen. Gerade ein Top, der das Spiel beenden will, weil die eigenen Grenzen erreicht sind, muss sein Gegenüber nicht einfach auf dem Boden der Realität aufschlagen lassen, sondern kann es langsam „heruntersprechen“. Das setzt allerdings voraus, dass sich Top über sein Befinden bewusst ist und rechtzeitig die Bremse zieht. Als „Nur-Bondager“ ist man einem traditionellen BDSMer gegenüber dabei nicht unbedingt im Vorteil. Auch wenn man eventuell weniger Ballast in Form von Rollenklischees mitschleppt, gibt es doch auch hier eine bestimmte Erwartungshaltung, die einem in die Quere kommen kann.

Samstag, 22. März 2008

Der Achtknoten

Bereits zum Auftakt meiner kleinen Knotenkunde habe ich darauf hingewiesen, dass der Überhandknoten (für Seeleute: halber Schlag) für Bondage in der Regel die falsche Wahl ist. Fest zugezogen ist er nur schwer wieder zu öffnen. Außerdem ruiniert er auf Dauer das schöne Seil. Wesentlich besser ist der Achtknoten. Dieser bleibt richtig ausgeführt außerdem schön flach, was das Liegen auf ihm deutlich angenehmer macht.

So wird der Achtknoten gebunden:

Achtknoten, Schritt 1
Zunächst formt man ein Ende zu einem Auge, wobei das Arbeitsende über dem stehenden Ende liegt.

Achtknoten, Schritt 2
Anschließend führt man das Arbeitsende hinter das stehende Ende…

Achtknoten, Schritt 3
… und dann zurück durch das Auge. Zuziehen – fertig.

Fertiger Achtknoten
Der Achtknoten ist flach und zugleich voluminöser als ein Überhandknoten. Er eignet sich sehr gut als Stopperknoten.

Achtschlaufe
Mit doppelt genommenem Seil ausgeführt, ist der Achtknoten nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktionell: Es ergeben sich feste, sich nicht zuziehende Schlingen, die sich ideal als Ankerpunkte etwa für einen Karada eignen.

Der Kreuzknoten

Soll eine Bondage zuverlässig halten, müssen die Abschlussknoten zuverlässig halten. Die meisten Einsteiger dürften bei ihren ersten Versuchen die von ihnen geknüpften Fesseln mit einem Doppelknoten sichern – und liegen damit genau richtig. Allerdings steckt der Teufel im Detail: Nicht jeder Doppelknoten hält, was er verspricht. Sehr zuverlässig als Verbindungsknoten für zwei lose Enden ist dagegen der Kreuzknoten.

Der Kreuzknoten heißt nicht nur so, weil die Seilenden sich kreuzen, sondern auch, weil die beiden Hälften des Knotens gegenläufig gebunden werden. Richtig geknüpft, hält er sehr gut, lässt sich jedoch problemlos wieder öffnen, wenn es an der Zeit ist. Dabei gilt es zwei Einschränkungen zu beachten: Der Kreuzknoten eignet sich nicht zum Verbinden von Seilen unterschiedlicher Dicke. Außerdem ist sein Halt etwas materialabhängig. Bei sehr glatten Seilen sollten seine Enden mit zusätzlichen Stoppknoten, etwa mit Achtknoten, gesichert werden. Alternativ lässt sich ein Chirurgenknoten einsetzen, der selbst in dünner Nylonschnur gut greift.

So wird der Kreuzknoten gebunden:

Kreuzknoten, Schritt 1
Als erstes zwei Enden kreuzen und einen gewöhnlichen Überhandknoten machen. Hier lag das linke blaue Ende zum Start über dem rechten roten Ende.

Kreuzknoten, Schritt 2
Nun darüber einen zweiten Überhandknoten machen, dabei darauf achten, dass beim Kreuzen der Enden das blaue Ende unter dem roten Ende läuft.

Kreuzknoten, Schritt 3
Beim Zusammenziehen zeigt sich die flache, symmetrische Form, die für den guten Halt des Kreuzknotens verantwortlich ist.

Kreuzknoten, fertig gebunden
Der sehr kompakte und sichere Kreuzknoten ist ein echter Allrounder, der auch außerhalb einer Bondage-Session gute Dienste leistet. Er ist der wichtigste Fesselknoten. Bondager können zur Not auf alle anderen Knoten verzichten, aber diesen sollten sie im Schlaf beherrschen.

Vergleich Altweiberknoten und Kreuzknoten
Ein tückischer Verwandter des Kreuzknotens ist der auf diesem Foto oben abgebildete Altweiberknoten. Beim „automatischen“ Binden eines Doppelknotens von der Schuhschleife bis zum Paketknoten ist er meist das Ergebnis. Im direkten Vergleich zeigt sich der Unterschied: Beim Altweiberknoten laufen die Enden nicht symmetrisch durch die Seilbuchten, weil seine beiden Teilknoten in die gleiche Richtung geknüpft wurden.

Anders als der Kreuzknoten löst sich der Altweiberknoten unter Zug
Beim Festziehen ist der Unterschied zum Kreuzknoten unübersehbar: Der Altweiberknoten legt sich unschön und neigt unter Zug zur Selbstauflösung. Finger weg!

Freitag, 21. März 2008

Kleine Knotenkunde

Achtknoten und Überhandknoten
Einsteiger, die sich auf Seil und verwandte Fesselmaterialien kaprizieren, merken im Normalfall schnell, dass längst nicht alle Knoten sich gleich gut für Bondagezwecke eignen. Manche halten nicht mehr, sobald der/die Begünstigte sich auch nur ein wenig bewegt. Andere wiederum wollen gar nicht mehr aufgehen und lassen sich nach der Session nur noch mit scharfen Gegenständen öffnen. Ich will deshalb in diesem Blog in loser Folge nützliche Knoten für einschlägige Anwendungen vorstellen.

Das Thema Knoten erschlägt durch seine schiere Fülle. Segler haben für jede nur denkbare Einsatzmöglichkeit einen speziellen Knoten, Bergsteiger ebenfalls. Viele Handwerker haben für ihre spezifischen Zwecke genauso eigene Knoten entwickelt wie Feuerwehrleute oder Angler. Neben der Funktion spielen vielfach Traditionen eine große Rolle – dank Shibari auch im Bereich BDSM und Bondage.

Neulinge sollten sich davon nicht abschrecken lassen. Vor allem sollten Sie sich nicht dazu verleiten lassen, ohne Rücksicht auf eigenes Können und Sicherheit des Partners gleich ein paar Dutzend Knoten am lebenden Objekt auszuprobieren. Wie ich schon vor einiger Zeit angemerkt habe, ist ein übersichtliches, aber gut beherrschtes Repertoire sinnvoller als eine Menge halbverdauten Wissens. Für die meisten Bondage-Anwendungen reichen Kreuzknoten, Achtknoten, Fischerstek, Webleinstek und Palstek, der Rest ist dann Kür. Besonders im Zusammenhang mit Bondage ist zu beachten, dass Knoten grundsätzlich die Tragfähigkeit bzw. Zugfestigkeit eines Seils negativ beeinflussen. Also auch hier mit genügend großer Sicherheitsmarge planen und Knoten nutzen, die das Seil nicht ruinieren.

Bei dem oberen der beiden Knoten auf dem Foto handelt es sich übrigens um einen Achtknoten. Den darunter abgebildeten Überhandknoten dürften die meisten kennen. Im Vergleich zum Achtknoten hat der Überhandknoten einige Nachteile. So zieht er sich so fest zusammen, dass er – besonders im nassen Zustand – nur schwer wieder zu lösen ist. Außerdem beansprucht er das Seil sehr stark.

Samstag, 15. März 2008

Starke Show

Auf Video eingefangen: Eine Shibari-Vorführung in Tokio, in der Asagi Ageha und Osada Steve zeigen, was sie können. Aufgenommen am 17. Februar 2008 im Azabu Juban im Roppongi-Viertel.

Superheldin mit Seilproblem

Bei meinem kleinen Streifzug durch die Geschichte der „Damsel in Distress“-Titelbilder habe ich Wonder Woman völlig übersehen – ich habe es nicht so mit Superhelden, und auch nicht mit schlecht gezeichneten Comics. Mein Fehler; den Beweis liefert Superdickery.com mit Suffering Sappho!, sarkastische Kommentare gibt es kostenlos dazu..

Update 01.11.2008: Superdickery.com hat seine Website renoviert, die Bilder mit Wonder Woman in Bondage sind jetzt an dieser Stelle zu finden.