Freitag, 10. Oktober 2014

Vom Umgang mit Menschen

Eigentlich sollte dieser Beitrag an einer anderen Stelle erscheinen. Dort wurde die entsprechende Diskussion allerdings par ordre du mufti beendet, kaum dass sie begonnen hatte. Mir ist das Thema wichtig genug, dass ich es nun hier anspreche. Auslöser war mit ein Grund, warum ich in der letzten Zeit auch wenig Lust hatte, mich online zu betätigen: Die Diskussionskultur, oder was manche dafür halten.

Ich bin alt genug und lange genug im Internet unterwegs, um Usenet und IRC vor dem ewigen September aktiv miterlebt zu haben, und ich fand die grundsätzlich dort vorherrschende Einstellung sehr sinnvoll. Ich sehe es gern, wenn eventuelle Probleme in einer wie auch immer definierten Gruppe 1. bevorzugt öffentlich statt hintenherum und 2. auf sachlicher Ebene ausgetragen werden. Zudem wäre es sehr sinnvoll, wenn Themen nicht immer gleich zur Staatsaffäre gemacht würden, sondern die Beteiligten zunächst einmal auf direktem Weg versuchten, das miteinander zu klären.

Eine gute Faustregel ist das, was Jon Postel in einem der Grundlagentexte des Internets geschrieben hat, und was sich von den technischen Aspekten weg auch zu einer Maxime der elektronischen Kommunikation entwickelt hat: „Be liberal in what you accept, and conservative in what you send.“

Das Problem der Kommentarkultur ist nicht neu. Und ebenfalls nicht neu ist das damit eng verknüpfte Problem, dass die, die qua Funktion mäßigend wirken sollten, gelegentlich nicht objektiv beobachten und steuern, sondern sich selbst ins Getümmel stürzen. Dabei zeigt sich immer wieder, dass dies Atmosphäre und Umgangston nicht guttut und außerdem noch mehr Arbeit verursacht. Eine recht wirksame Strategie ist dagegen das Prinzip der deeskalierenden Faulheit.

Grundsätzlich ist meines Erachtens für alle Teilnehmer einer Diskussion die sinnvolle Reihenfolge für das Reagieren auf Beiträge:

  1. Lesen
  2. Verstehen
  3. Nachdenken
  4. Antworten

Sprich: Vor einer Eskalation noch einmal genau lesen, was da steht, überlegen, wie es denn gemeint sein könnte, und dann erst antworten.

Und was das erwähnte „konservativ“ angeht: Menschen haben nun einmal verschiedene Meinungen. Eine Diskussion kann auch einmal emotionaler werden. Auf der Sachebene zu bleiben bedeutet nicht, dass man sich nicht heftig streiten könnte – aber eben um Sachverhalte, nicht um Befindlichkeiten. Das sollte aber nicht Anlass sein für Blutfehden, weil Meinungen differieren. Im Normalfall lässt sich immer eine gemeinsame Grundlage finden, wenn die Gemüter sich beruhigt haben.

Zuweilen wird in Online-Diskussionen sehr aus der Hüfte geschossen, weil jemand einen Post missverstanden hat (oder wohl manchmal auch missverstehen will) und in hyperventilierender Empörung losgaloppiert. Wird dann vor lauter Mimimi nicht die direkte Auseinandersetzung gesucht, sondern sich insgeheim an übergeordneter Stelle beschwert, ufern auch eigentlich leicht aufzuklärende Missverständnisse schnell in massive Konflikte aus.

BTW: Ad-hominem-Anwürfe sollten grundsätzlich vermieden werden, egal ob öffentlich oder per E-Mail: Ein „Du Arschloch“ oder, ein wenig differenzierter „Ich halte Dich für ein Arschloch“ trägt ebenso wenig zu einer Diskussion bei wie ein „Halt den Mund, Du hast doch keine Ahnung“.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Tee und Tüdeln

Kompakter Hogtie: Trotz ein paar loser Seilenden sehr effektiv.

Krankheitsbedingt entschuldigt: Die Kleider blieben an, zur Enttäuschung der Betroffenen

Ganz entspannt in die Seile fallen: Das war das Motto am Wochenende, als beim September-Stammtisch verabredeter Besuch bei mir einfiel. Angekündigt hatten sich zunächst eine, dann drei Damen, die aus unterschiedlichen Gründen Lust auf Verwicklungen hatten. Die Begünstigten in spe brachten frischen Apfelkuchen mit, die Herzdame und ich sorgten für Kaffee, Tee und ausreichend Seil.

Recht schnell ging es dann zur Sache. Die Initiatorin hat gerade ihre dominante Seite entdeckt und wollte ein paar Tipps haben, wie sie ihre willigen Opfer schnell und wirksam einwickeln kann. Bei so etwas bin ich natürlich gerne behilflich – aber zunächst durfte die Dame selbst die Seile erkunden. Schließlich wollte sie auch selbst wissen, wie sich eine etwas aufwendigere Bondage anfühlt. Ein paar Minuten und ein paar Meter Seil später wusste sie es: Fest, aber nicht unbequem – und ausbruchssicher. Der pragmatische Hogtie war inspirierend genug, dass die Begünstigte anschließend die eigene Fingerfertigkeit mit Seil und Knoten an ihrer Spielgefährtin ausprobieren wollte. Jene hatte sich beim ersten Treffen nicht und beim zweiten immerhin ein bisschen getraut, aber zwischenzeitlich bei einer Party intensivere Erfahrungen mit Bondage im japanischen Stil gesammelt – und Blut geleckt. Also warf sie sich trotz angeschlagener Gesundheit als Versuchskaninchen in die Seile. Mit ein wenig Handreichung hatte die frischgebackenen Teilzeit-Domina ihr williges Opfer schnell verpackt und auch schon gleich ein Abschluss-Schleifchen als Markenzeichen auserkoren.

Währenddessen testete die Dritte im Bunde – eine Jungfrau in einschlägigen Dingen – ihre erste Bondage. Von der Initiatorin des Mini-Workshops freiwillig gemeldet, war sie anfangs ein wenig zaghaft, doch zunehmend begeistert. Wie eine andere Novizin erlebte sie den meditativen Aspekt von Bondage gleichermaßen überraschend wie positiv.

Im Lauf des Nachmittags und Abends kugelten stets eine oder mehrere Begünstigte wohlverschnürt auf dem Teppich oder saßen ebenso auf dem Sofa, während die übrigen Anwesenden mit gezücktem Handy Erinnerungen sammelten und sich alle gut unterhielten. Ein wenig skurrile Situationen inbegriffen: So saß die Jungfer gut verpackt auf dem Sofa, die Spielgefährtin trug gerade Ketten, ich war dabei, die Initiatorin umfassend à la japonais zu verschnüren (der Karada war nur der Anfang), als die Mutter der Herzdame anrief. Auf die Frage, was wir gerade machen, kam natürlich unisono der Antwortvorschlag „Spieleabend“. Nun ja, Siedler, Junta und Diplomacy hätte ich als Beweisstücke parat gehabt … ;-) Gut, dass beim abschließenden Abendessen beim Italiener die Geräuschkulisse die Unterhaltung für die Nachbartische unverständlich machte.

Montag, 22. September 2014

Nur Schweinkram!

Dieses Video des Department of Dirty zeigt, wie schnell man sich in den neuen Internetfiltern verfängt, wie sie etwa England inzwischen verpflichtend eingeführt hat:

Der entnervte Hobbykoch ist ein Opfer jener Überfilterung, die nicht nur die Briten, diese aber ganz besonders, gerade als Folge von politischem Aktionismus erdulden dürfen. Und das, obwohl die als Grund vorgeschobenen Kinder solche Maßnahmen eher aushebeln als ihre Eltern und das Thema auch sonst vernünftiger sehen als die Politiker. Ach ja – der Held des Spots wollte einfach nur dieses Gericht kochen.

Samstag, 20. September 2014

In Ketten auf dem Mond

Inspiration für Leias Metall-Bikini? Mode für den Mond, samt Ketten

Nicht nur Kochen, auch Kartenspielen in Ketten ist möglich, wenn es nach „Two Moon Zero“ geht.

Dekorative Ketten an dekorativer Dame - eine Moonopoly-Partie in „Moon Zero Two“

The Avon Girls on the Moon: Avon Kalender 1970 - Quelle: David Sisson Models/davidsissonmodels.co.uk

In Gefesselt im Weltall hatte ich mich vor ein paar Jahren mit Bondage in Science-Fiction-Filmen beschäftigt und damals unter anderem Moon Zero Two (Trailer) erwähnt. Der als „erster Weltraum-Western“ vermarktete Film aus den eher für Horrorfilme bekannten britischen Hammer-Studios war an den Kinokassen nicht sonderlich erfolgreich, lief jedoch immer wieder einmal im Fernsehen. Als ich ihn dort irgendwann vor zig Jahren sah, fielen mir bereits damals die aparten Schmuckstücke auf, die einige der Damen in einer Szene trugen, und die Flower-Power-Zeit und einen vorweggenommenen „Slave Leia“-Look kombinierten.

Vor kurzem wurde ich wieder auf den Film aufmerksam und stieß darauf, dass die beiden Darstellerinnen Simone Silvera und Amber Dean Smith diese Accessoires 1970 noch einmal für einen Avon-Kalender anlegten. Der Kalender entstand dabei nicht für den bekannten Kosmetikkonzern, sondern für einen namensgleichen britischen Hersteller von Reifen und anderen Gummi-Produkten. „The Avon Girls on the Moon“ nutzte Kostüme und Kulissen des Films, um die Zukunftsbegeisterung der beginnenden 70er ins Bild zu setzen.

Auch jenseits der Ketten und Halsreifen sind die Kostüme aus heutiger Sicht recht unterhaltsam. Beispiele liefern die Kurzkritik bei Mad Mad Mad Mad Movies, die Galerie bei David Szondys Tales of Future Past und der Moon-Zero-Two-Thread im Hammer Horror Forum.

Übrigens: Der Film spielt im Jahr 2021, für eine reale Umsetzung wird die Zeit also allmählich knapp.

Freitag, 19. September 2014

En garde!

19. September, Talk Like A Pirate Day - Bild: Mike Piontek

Es ist schon wieder einmal so weit: Auch wenn ich wegen einiger unersprießlicher Umstände in den vergangenen Wochen keine große Lust gehabt habe, mich online zu betätigen – den Talk Lika A Pirate Day wollte ich nicht unkommentiert vorbeiziehen lassen. Wegen jener Umstände ist mir momentan zwar eher nach aggressiveren Tätigkeiten im piratigen Kontext denn nach Seemannsknoten an willigen Begünstigten. Aber um sich abzureagieren, gibt es ja die passende Kampftechnik mit einer gewissen Tradition. Wer „Insult Swordfighting“ trainieren will, kann das nun auch online mit dem Monkey Island Insult Swordfighting Game, selbstverständlich in der Originaloptik und mit allen Beleidigungen der Serie. Für irgendwas müssen die scharfen Spielsachen ja gut sein, Anleitungen und Tipps habe ich, und Üben hilft ja – auch hier.

Montag, 25. August 2014

Lichterketten

Bei Lichte besehen meint manches Wort nicht immer, was das jeweilige Gegenüber zu verstehen meint. Homonyme sind dafür naturgemäß besonders anfällig. Mit des Wortes doppelter Bedeutung spielt Unique Nudes bei der Illustration von „light bondage“ (Alternativquelle). Wobei: Leuchtende Umschnürungen hatte ich ebenfalls bereits abgelichtet, vielleicht sollte ich die fesselndere Version auch einmal umsetzen.

Sonntag, 17. August 2014

Ach, wirklich?

Jetzt, wo das böse Buch verfilmt wird (und womöglich seine Fortsetzungen ebenfalls), kommen auch die Medien, die den Hype mit befeuert haben, langsam auf den Trichter: „SM-Profis ist ‚Fifty Shades of Grey’ zu hart“ betitelt aktuell woman.at einen entsprechenden Artikel. Dass das Buch eher die Geschichte eines Missbrauchs als einer SM-Beziehung darstellt, ist nicht nur in der BDSM-Szene nicht wirklich neu. Aber schließlich ist schon die Vorlage, auf der das als Twilight-Fanfic gestartete Werk basiert, hinsichtlich der Darstellung einer Beziehung eher fragwürdig. Und der Spin-off von E. L. James war zumindest anfangs Mary Sue auf Anschlag. Insofern: What else is new?

Gut, Buchserie und Medienrummel haben das Thema BDSM nach der Aufbruchsstimmung der 90er wieder einmal ins Licht der Öffentlichkeit geholt. Gleichzeitig vermittelt es so ein schiefes Bild des Ganzen, dass es eher Frischfleischjägern, Vertretern des Einzig wahren BDSM™ und anderen fragwürdigen Gestalten in die Hände spielt. Ja, natürlich sollten auch Fans Fantasie und Wirklichkeit auseinanderhalten können und mitkriegen, dass der Realitätsgehalt der Bücher ungefähr dem einer RTL2-„Reportage“ über BDSM und Bondage entspricht. Aber manche Einsteigerin redet sich dennoch damit Dinge schön, wo längst die Alarmglocken klingeln sollten, und mancher Möchtegern-Mr.-Grey versucht Dinge nachzumachen, die real nicht funktionieren oder riskanter sind, als er meint.