Als ob nicht schon die ganz normale Partnersuche schwierig genug wäre, haben Bondager noch ein zusätzliches Päckchen zu tragen: Schließlich muss zu allem anderen, was man in seinem Gegenüber sucht, auch noch die einschlägige Vorliebe kommen. Was machen diejenigen, die sich da auf die Suche begeben? Selbst die, die sich ihrer Tendenz zur fesselnden Freizeitgestaltung bewusst sind, tun sich da nicht leicht – und dabei ist das Outing gegenüber sich selbst und dem potenziellen Partner gegenüber noch eines der geringeren Probleme.
Noch größer werden zuweilen die Schwierigkeiten für die, die ihre Leidenschaft für Bondage erst später entdecken, wenn sie schon längst in einer festen Beziehung leben. Mit etwas Glück gehen dann beide Partner gemeinsam auf Entdeckungsreise. Doch selbst da lauert eine Klippe, wenn die dabei kennen und schätzen gelernten Vorlieben nicht kompatibel sind, weil beide nur toppen wollen oder sich in dieser Rolle unwohl fühlen.
Häufiger ist freilich der Fall, dass der Partner ernsthafteren Fesselspielen überhaupt nichts abgewinnen kann oder sogar hochgradig entsetzt ist, wenn man sich ihm gegenüber öffnet. Was tun Menschen, die diese Faszination vor sich selbst verleugnen, weil sie sie und damit sich aus welchen Gründen auch immer für abartig halten? Oder die sich in dieser Hinsicht ihrem Partner zuliebe verbiegen und daran verzweifeln, dass sie einen wichtigen Aspekt ihrer Persönlichkeit und eine entscheidende Facette ihrer Sexualität nicht ausleben können?
Eine Spielbeziehung neben der Partnerschaft scheint ein Ausweg. Aber die will auch erst einmal erlaubt und dann tatsächlich bewältigt sein, erscheint sie doch je nach Offenheit und Eifersucht zumindest ein bisschen wie Fremdgehen. Dies um so mehr, wenn ohne Wissen des Partners aushäusig gespielt wird. Selbst wenn sie erlaubt und abgesprochen ist, ist so eine Spielbeziehung vielfach eher Ventil als Erfüllung. Ähnlich ist es bei den nächstbesten Ausweichmöglichkeiten, Selfbondage und professioneller Hilfe im Studio.
Umgekehrt gilt sinngemäß das selbe: Eine reine Spielbeziehung „anstatt“ schafft momentane Erleichterung, aber Seile alleine halten keine Beziehung zusammen. Nur auf gemeinsamer Bondagelust lässt sich keine dauerhafte Partnerschaft aufbauen.
All dies sehe ich in meinem Umfeld, im Wissen das Geschehen aus einer privilegierten Position zu beobachten. Ich war mir im Grunde schon immer bewusst, dass Fesseln eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen. Deshalb war mir klar, dass eine Beziehung ohne Bondage für mich nicht in Frage kommt. Und ich hatte das Glück, lange Jahre in einer Beziehung zu leben, in der dieser Aspekt eine wichtige Rolle spielte, in der aber auch sonst zahlreiche Gemeinsamkeiten und viel Liebe für Glück sorgten.
Die Lust am Fesseln und Gefesseltwerden steckt tief in einem drin. Sie lässt sich nicht wegtherapieren, und sie lässt sich nicht unterdrücken. Es ist einfacher, mit ihr glücklich zu werden als gegen sie, auch wenn der Weg zur Erfüllung manchmal lang und steinig ist.