Dienstag, 15. Oktober 2013

Entmachtung für Fortgeschrittene

Der Schriftsteller und Journalist John Lanchester hat vom „Guardian“ Einblick in die von Edward Snowden öffentlich gemachten NSA-Dokumente erhalten – und ist erschüttert. Nicht nur über Breite und Tiefe der staatlichen Überwachung, sondern auch über die gesellschaftlichen Folgen. Nach der Lektüre ist er überzeugt, dass Großbritannien auf dem schlimmsten Weg in eine Überwachungsgesellschaft neuen Typs ist. Und er erinnert seine Leser daran, dass ein Polizeistaat nicht an offensiver Polizeipräsenz im Stil einer Bananenrepublik erkennbar ist und ein Überwachungsstaat ebenso unsichtbar agiert:

„People misunderstand what a police state is. It isn’t a country where the police strut around in jackboots; it’s a country where the police can do anything they like. Similarly, a security state is one in which the security establishment can do anything it likes.

We are right on the verge of being an entirely new kind of human society, one involving an unprecedented penetration by the state into areas which have always been regarded as private. Do we agree to that? If we don’t, this is the last chance to stop it happening. Our rulers will say what all rulers everywhere have always said: that their intentions are good, and we can trust them. They want that to be a sufficient guarantee.“

Finde den Fehler: Snowden: DOJ Won’t Prosecute Official For Lying, But Will Stop At Nothing To Persecute Someone For Telling The Truth.

Auf tagebau.com erläutert Kai Biermann in Leben im Überwachungsstaat, „warum wir das dunkle Monster Geheimdienste in unserer Mitte nicht länger ignorieren dürfen“.

Die Wissenschaftlerin und Datenschutzexpertin Sarah Spiekermann erläutert in „Snowden und der Kindergarten des elektronischen Zeitalters“, dass Datenschutz und Privatsphäre wichtiger sind als je zuvor und fordert mit Recht das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gegenüber dem Staat ebenso wie gegenüber Unternehmen ein. Direkt daneben projiziert Peter Glaser die Folgen der „Superkontrolle“: Ausblicke in die Zukunft der Überwachung: Privatsphäre als Snobismus, offensive Schamlosigkeit – und das absolut Unkontrollierbare.

Das bereits neulich erwähnte Problem der Einbaus von Digital Rights Management in die HTML-Spezifikation hat Simon St. Laurent in „What Do We Get for That DRM?“ aufs Korn genommen: Nutzer werden a priori als Diebe betrachtet und als so wenig vertrauenswürdig, dass man ihnen ihre eigenen Geräte wegnehmen muss. Und Programmierer und Entwickler, die das Internet als offen verstehen, stehen mit einem Bein im Gefängnis.

Passend dazu die Enthüllung, dass Amazon entgegen anderslautender öffentlicher Behauptungen zu den treibenden Kräften gehört, die die DRM-Verkrüppelung von E-Books durchsetzen. Das bestätigt mich darin, keine E-Books zu kaufen.

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