Freitag, 4. Oktober 2013

Zugeschnürte Zukunft

Das World Wide Web Consortium (W3C), das die Standards für das WWW festlegt, hat beschlossen, in die kommende HTML-Spezifikation auch Digital Rights Management in Form der „ Encrypted Media Extension (EME)“ einzuschließen. Die Electronic Frontier Foundation erklärt, warum es keine gute Idee ist, so etwas in Browser zu verbauen und ein „DRM-HTML“ zu schaffen: Der Anwender gibt die Hoheit über seinen Rechner an beliebige Dritte ab. Er verliert damit die Kontrolle, was er im Web machen kann, sein Browser gehorcht nicht mehr ihm – ein weiterer Schritt hin zum Abschied vom freien und offenen Internet. Abgesehen davon ist so etwas ein Türöffner, der weitere Begehrlichkeiten weckt. Die EFF hat getreu dem alten Spruch „Das Internet erkennt Zensurversuche als Fehler und routet um sie herum“ einen Bug Report bei der Mozilla Foundation abgeliefert, die den Firefox weiterentwickelt.

Ebenfalls lesenswert ist der EFF-Artikel „The NSA is Making Us All Less Safe“: Hier wird deutlich, wie sehr Überwachung, Hintertüren und Schwächen von Sicherheitsverfahren nicht nur die Computersicherheit auf allen Ebenen verringern, sondern auch unser Vertrauen in Computer zerstören – in einer Zeit, in der Computer allgegenwärtig sind und jeden Aspekt unseres Lebens beeinflussen. Beides sind Mosaiksteinchen wie Trusted Computing, das selbst ein Beispiel für Orwellsches Neusprech ist und letztendlich bedeutet, dass der Anwender seinem Computer nicht mehr vertrauen kann.

Die Grenzen von Freiheit und Freizügigkeit werden auch an anderer Stelle enger gesetzt. So plant die Europäische Union, mit Hilfe ihres „Smart Borders“-Projekts alle einreisenden Nicht-EU-Bürger zu registrieren und zu tracken (deutschsprachiger Überblick). Und der Schriftsteller Illija Trojanow musste erfahren, dass Kritik am NSA-Überachungsprogramm zu einem Einreiseverbot in die USA führen kann.

Immerhin ist nicht jeder bereit, zu kuschen. Sicherheitsexperte Bruce Schneier beschreibt in seinem Vortrag „The Battle for Power on the Internet“ auf der TEDxCambridge 2013 die Herausforderungen der nahen Zukunft:

Kevin Poulsen zeichnet in WIRED nach, wie sich Lavabit-Gründer Ladar Levison gegen die Zumutungen der Staatsmacht wehrte, als die Einblick in die Kommunikation Edward Snowdens forderte und dann im Rundumschlag Zugriff auf alle Kundenkonten des E-Mail-Anbieters haben wollte.

In der Initative Privacy not Prism haben sich Bürgerrechtsinitiativen, Verbände und Aktivisten zusammengeschlossen, um die britische Regierung wegen ihrer Überwachungsmaßnahmen vor dem EU-Gerichtshof für Menschenrechte zu verklagen. Nur zur Erinnerung: Jeder ist im Fadenkreuz:

Nicht aufgeben.

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