Was machen BDSMer und Bondager, wenn sie sich treffen? Sie kochen, grillen, essen, trinken, spielen Tischtennis und unterhalten sich bestens: Das Wochenende neulich – nach dem Auftakt im März das zweite Treffen in diesem Jahr – war abermals ein Beleg, dass gemeinsame Vorlieben verbinden. Dabei kam der Stimmung zugute, dass diese Vorlieben sich nicht auf Einschlägiges beschränkten. Der Ort war bereits aus dem vergangenen Jahr bekannt, das Kuchenaufkommen für diesen Kreis wieder einmal typisch – und diesmal kam noch eine Geburtstagstorte für einen der Teilnehmer dazu. Das Küchenteam lief ebenfalls zu bewährter Form auf. So lohnte sich sich das Wochenende schon wegen dieser alles andere als unwichtigen Rahmenbedingungen.
Bereits 2013 hatte sich herauskristallisiert, dass es unter den Teilnehmern einen harten Kern an Sportlern gibt. Da mit zwei Platten im Garten die passende Infrastruktur vorhanden war, fand am Samstag ein Tischtennis-Turnier nach dem K.O.-System statt. Bis der Gewinner des Siegerpokals feststand, schenkten sich Doms und Subs trotz gelegentlicher Herausforderungen und Verlockungen der Gegenseite an der Platte nichts.
Bondage und andere Nettigkeiten kamen dennoch nicht zu kurz. Ich war das ganze Wochenende gut beschäftigt. In den vorab angefragten Privatlektionen konnte ich ein paar Tipps geben, wie sich Bondage auch bei körperlichen und/oder psychischen Handicaps verwirklichen lässt. Darüber hinaus wollte eine Reihe der anwesenden Damen das Gefühl von Seilen am Körper ausprobieren (eine entschied sich trotz vorheriger Anfrage dann doch anders; dabei bin ich doch lieb, nett und harmlos), und einige frühere Begünstigte kamen für eine Neuauflage.
Daraus ergaben sich einige interessante Situationen. Eine zierliche Begünstigte passte etwa perfekt in eine der auf den Gängen stehenden Holztruhen und nutzte dies für eine längere entspannende Auszeit, wohlverschnürt natürlich. Ihre Mitspielerin hatte ich bereits zuvor in eine stressige Position gefesselt. Nun kümmerte sie sich leicht gehandicapt durch eine Kettenkombination um Hände und Füße um die Dame, bevor sie selbst im Hogtie auf dem Boden landete. Dort leistete ihr die erste Begünstigte später Gesellschaft und erwies sich auch in der Folge als experimentierfreudig: Dank der freiliegenden Balken im Gebäude hatte sie ihre erste Flugstunde und entwickelte nach der Suspension Appetit auf mehr. Am Abreisetag verpackte ich sie schließlich auf eigenen Wunsch und den ihres Spielpartners mit Duct Tape. Das wiederum führte trotz darüber gezogener Jacke am Bahnhof zu spannenden Situationen.
Am Samstagabend hatte ich zeitweise sechs Damen gleichzeitig miteinander und aneinander geschnürt. Die einen nutzten das für gepflegte Gespräche – warum sollte es auch eine Rolle spielen, dass man dabei nebeneinander im Hogtie auf dem Boden liegt. Eine Novizin entdeckte dagegen den meditativen Aspekt von Bondage und meldete Interesse an weiteren Versuchen an.
Eine ungewohnte Erfahrung war, dass Klebeband sich nicht allein dazu eignet, die Nachtruhe sicherzustellen, sondern auch für das Gegenteil: Eine Begünstigte wollte eine Folienmumie ausprobieren. Das Klebeband, das ich zur Sicherung der Folienlagen nutzte, rollte so lautstark ab, dass ein Paar im nächstgelegenen Zimmer deutlich abgelenkt wurde.
Ansonsten: Viele schöne Gespräche, bisweilen befeuert durch interessante Weine, aufgefrischte und neue Bekanntschaften, und auf jeden Fall eine Fortsetzung bei nächster Gelegenheit.