Sonntag, 7. März 2010

Distanz und Nähe

Angeregt durch einen Post bei Monk, auch etwas aus meiner Sicht zum Effekt unterschiedlicher Arbeitsentfernungen beim Schnüren. Geht es um das reine Arbeiten mit Seil, lehrbuchartiges Einwickeln beim Workshop oder für Fotos etwa, dann hat ein gewisser Freiraum seine Vorteile: Man kann weiter ausgreifen, was besonders bei längeren Seilenden den Vorgang beschleunigen und zugleich für Betrachter eindrucksvoller machen kann. Zudem lässt sich so der Kontakt zum Modell neutraler halten.

Aber bei Bondage spielt neben anderen Aspekten eben auch Nähe eine wichtige Rolle. Dringt man als Rigger und Sessionpartner in den persönlichen Raum der oder des Begünstigten ein, verstärkt das „Auf-die-Pelle-Rücken“ die in diesem Moment hervorgerufenen Effekte und Gefühle auf zweifache Weise. In welche Richtung die Verstärkung erfolgt, entscheidet die Art des Spiels.

Auf der einen Seite ist das Eindringen in die persönliche Sphäre eine Grenzüberschreitung: Der „personal space“ eines Menschen ist abhängig vom Kulturkreis, Faustregel: je weiter südlich und östlich jemand beheimatet ist, desto näher am Körper liegt die Grenze. Wird dieser soziale Abstand unterschritten, die Distanzzone verletzt, fühlt sich der Betroffene mindestens bedrängt wenn nicht sogar angegriffen. Diese bewusste Grenzverletzung lässt sich in ein D/S-Spiel ebenso einbauen, wie es die durch Bondage hervorgerufene Hilflosigkeit unterstreicht.

Auf der anderen Seite unterstützt bei gegenseitiger Vertrautheit und entsprechend angelegter Session die verringerte Distanz die Intimität des Augenblicks. Rigger und Begünstigte(r) sind sich nah, oft buchstäblich hautnah. Die Seile sind eine Verlängerung der Hände und Finger des Riggers, eine erweiterte Umarmung. Die Beteiligten nehmen ihr Gegenüber mit allen Sinnen wahr, Begünstigte können sich schneller fallen lassen, Rigger jeden Punkt am Körper ihres „Opfers“ erreichen und sich ihm ganz widmen.

1 Kommentar:

Frau Hölle hat gesagt…

Beim Partner nutze ich das Spielchen auch ... bei allen anderen Menschen mag ich meinen 1 m Abstand. Ich rutsch auch immer dann nach hinten weg wenn der andere näher kommt ... wie ich das hasse ... aber im Spiel was sehr schönes