Samstag, 7. November 2009

Doch kein Mainstream

Nur, weil Karrierefrauen und solche, die sich dafür halten, in den Online-Ablegern von Hochglanz- und Lifestyle-Magazinen Tipps für ausdehnte Erkundungsreisen in BDSM-Gefilde serviert bekommen, heißt das noch lange nicht, dass das o. k. ist oder jeder dürfte. Das aktuelle Rammstein-Album „Liebe Ist Für Alle Da“ jedenfalls ist in Deutschland gerade indiziert worden. Der Antrag kam nach Angaben der Band und der Plattenfirma von sehr weit oben, aus dem Bundesfamilienministerium, geführt von der bereits beim Thema Netzsperren aufgrund der Faktenlage je nach Perspektive als ahnungslos, böswillig oder beides angesehenen Ursula von der Leyen.

Unabhängig davon, dass ich mit Rammstein schon seit jeher nicht viel anfangen kann, ich das zum Anlass genommene Lied „Pussy“ samt Video reichlich dämlich finde, und auch das ebenfalls inkriminierte „Ich tu Dir weh“ nicht mehr ist als ein paar hingekrächzte Klischees: Die Begründung –

Im Einzelnen wurde der Track "Ich Tu Dir Weh" sowie ein Artwork-Foto, das Gitarrist Richard Kruspe mit einer auf seinen Knien liegenden Frau darstellt, moniert: dies seien jugendgefährdete Darstellungen von S/M-Praktiken. Außerdem befanden die Medienwächter, dass der Titel "Pussy" zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr in Zeiten von Aids animiere.

– ist von erlesener Dummheit und zeugt einmal mehr von der galoppierenden Inkompetenz und Realitätsferne, die ich im Raumschiff Berlin herrschen sehe.

Abgesehen davon, dass die seitens der Band marketingtechnisch wohl mindestens einkalkulierte wenn nicht provozierte Indizierung natürlich den Verkauf ankurbeln wird: „Als ob unsere Jugend ein Rammstein-Album braucht, um von S/M zu erfahren.“

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