Donnerstag, 1. Oktober 2009

Schon wieder England

Trotz seines Rufs als Heimat des Kink (Englische Erziehung, anyone?) hat England zunehmend Probleme damit, wenn es um etwas jenseits des Gewohnten ausgelebte Sexualität geht, und auch sonst Tendenzen zum alles überwachenden und regulierenden Nanny State. Neuestes Beispiel: Der Fliesenhersteller Bisazza hat eine Anzeigenkampagne mit Bildern des renommierten Fotografen Nobuyoshi Araki gestaltet, die seit Monaten in Lifestyle- und Design-Zeitschriften in Europa, den USA und Australien läuft. Die Motive (Achtung, Flashhölle und dummer Begleittext, fraglich, wie lange dort sichtbar) sind typisch Araki, und natürlich sind die Frauen, die dort auf den Fliesen drapiert sind, nicht nur im Geisha-Outfit zu sehen, sondern zuweilen auch mit Hanfseil im traditionellen Stil verschnürt.

Die Darstellung ist zurückhaltend und durchaus massentauglich; das Shibari ist sehr reduziert, und nackte Haut ist maximal bis zum Oberschenkel zu sehen. Dennoch fühlten sich einige Leute auf den Schlips getreten: Nach sechs Beschwerden hat die Advertising Standards Authority (ASA), die Selbstkontrolle der britischen Werbeindustrie, die weitere Nutzung der Anzeige verboten. Begründung: Trotz der hochgradig stilisierten Darstellung ließen sich die Abbildungen so interpretieren, als ob sexuelle Gewalt stattgefunden hätte oder bevorstehe:

„Notwithstanding the highly stylised nature of the ads, we considered the creative treatment could be seen to imply that sexual violence had taken place or was about to take place,“

Via Violet Blue, die auch ein paar Anzeigenmotive zeigt.

3 Kommentare:

Hazel hat gesagt…

Ich finde es OK, wenn man sich an solchen Anzeigen stört. Es gibt viele Frauen, die nicht freiwillig solche Dinge mitmachen müssen, und denen gegenüber finde ich es gemein.
Den empörten Aufschrei von konservativen Heuchlern kann ich auch nicht ab, aber Gewalt sollte kein öffentliches Spiel sein, solange es diese Gewalt auch in bitterernst gibt.

The Jester hat gesagt…

Hazel, sowohl angesichts des Renommees Arakis als auch der verwendeten Abbildungen empfinde ich das ASA-Verhalten als Überreaktion, wie sie in England gerade in vielen Bereichen en vogue ist. Erinnert sei nur an die gegenwärtigen Bestrebungen, aus Sicherheitsgründen Gläser in Pubs zu verbieten und Bier nur noch im Plastikbecher auszuschenken. Insofern stört mich der gesamte Trend, für den so ein Einzelfall steht.

Um die mir bekannten Motive der Kampagne als Gewaltbilder zu deuten, bedarf es m. E. einer Interpretation, die etwa auch Andromeda-Darstellungen eines Doré oder Tizian darunter subsummiert. Da fürchte ich eher Politcal Correctness und Berufsbetroffenheit im Gebüsch lauern denn persönliche Beklemmung.

Dat Höllenweib hat gesagt…

Dritter Versuch einen Kommi da zu lassen:
Also ich find die Bilder von Araki net schlimm ... vielleicht weil ich da anders zu eingestellt bin, aber mich reissen die net vom Hocker ... da find ich die 40 kg Models in Unterwäsche die für Unfälle sorgen viel "schlimmer"