Wie der Narr zu seinem Namen kam
Es war einmal vor langer Zeit, noch ein gutes Stück vor WWW, Foren & Co. Ich hatte die Bondage-Magazine (ja, echtes Papier, sowas gabs früher, genauso wie Schallplatten und Schreibmaschinen…) von Harmony entdeckt, verschlungen, und wollte einen Leserbrief an Bondage Life schreiben. Für die historisch Interessierten: Dies war in der Phase, als Lorelei Chefredakteurin dieses Titels war, damals noch unter dem Pseudonym Kristine Imboch.
Da ich bei einem eventuellem Abdruck nicht mit Klarnamen erscheinen wollte, brauchte ich ein Pseudonym. Natürlich wollte ich auf keinen Fall einen in der Szene verpönten „SirIrgendwas“ o. ä., auch nichts, was zu dicht am richtigen Leben war. Ich wählte den ersten nom de guerre, der mir in den Sinn kam und der mir für den englischsprachigen Raum geeignet schien. Warum nun ausgerechnet „Jester“? Ich mag Danny Kaye, und The Court Jester gehört zu meinen Favoriten.
Als ich dann begann, mich im Internet herumzutreiben, war ich einschlägig primär auf US-Seiten unterwegs – auf Deutsch gab es damals praktisch nichts, und Englisch konnte ich. Aus purer Bequemlichkeit habe ich da den Hofnarren beibehalten. Der war – obzwar Zufallsergebnis und Verlegenheitslösung – schon ganz passend; ich sehe die Welt nicht immer bierernst, und der Nick hat die Freude am ironischen Konter, am Wider-den-Stachel-Löcken und am zuweilen auch verletzenden Sarkasmus schon angedeutet.
Mittlerweile ist „Jester“ eine Rolle, in der ich mich recht kommod eingerichtet habe. Ich kann mir das Narrengewand überstreifen und jemand anders sein, auch wenn die reale Persönlichkeit natürlich in wechselnden Gewichtsanteilen immer noch enthalten ist. Im Auftreten und Verhalten verdankt der Hofnarr einiges dem Trickster. Nicht zuletzt deshalb bin ich manchmal auch als Loki unterwegs.
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