Samstag, 4. August 2007

Mit geschlossenen Augen

Der Seidenschal als Augenbinde gehört schon so sehr zu den normalen Schlafzimmerspielen, dass ihn wohl kaum noch jemand als dem BDSM-Bereich zugehörig empfindet. Prickelnde Abwechslung, ja, aber doch überhaupt nicht mit den sprichwörtlichen Peitschen und Ketten der schwarzen Szene zu vergleichen, oder?

Dabei gehört das Verbinden der Augen zu den interessantesten und wirkungsvollsten Fesselungsvarianten.

Der Mensch ist in erster Linie ein Augentier. Kann er nicht mehr sehen, so ist er auf seine anderen Sinne zurückgeworfen. Beschränkt auf Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken nimmt er seine Umgebung ganz anders wahr und entdeckt auch seinen Partner ganz neu. Selbst ohne jede weitere Fessel ist eine Augenbinde alleine schon eine sehr intensive Form von Bondage. Man weiß nicht, ob jemand und wer einen gerade anschaut. Jede Bewegung erfordert Vorsicht und Überlegung. Noch spannender wird es, soll man in diesem Zustand eine Aufgabe ausführen oder will man etwas Alltägliches tun – und sei es nur, den Stuhl heranzuziehen und sich an den Tisch zu setzen.

Eine Augenbinde eröffnet so viele Möglichkeiten für interessante Spiele, als einziges Bondageutensil ebenso wie als Ergänzung zu weniger restriktiven Fesselungen, die dem/der Begünstigten ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit lassen. Natürlich könnte der/die Trägerin die Binde einfach abnehmen. Sofern er oder sie sie nicht freiwillig auflassen will, hilft das Androhen einer Strafe oder in hartnäckigen Fällen ein Schloss an der Schnalle.

In Verbindung mit einer umfassenderen Bondage intensivieren verbundene Augen diese, verstärken das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Ebenso erleichtert es bei der meditativeren Form der Bondage eine Augenbinde, sich fallen zu lassen, weil sie die Umwelt aussperrt. So macht sie eine Fesselung für Begünstigte und häufig auch den Rigger vollständiger. Außerdem erschwert sie ein Entkommen aus der Bondage.

In der Praxis existieren zahlreiche Methoden, das Sehvermögen während eines Spiels einzuschränken. Die Spanne reicht vom Tuch über die Schlafmaske bis hin zur Maske oder Haube aus Leder, Latex oder Lycra aus dem einschlägigen Fachhandel. Gut geeignet sind Mullbinden oder Heftpflaster (eher Leukosilk als Leukoplast), mit Vorsicht eingesetzt auch Klebeband. Bei der Autofahrt oder beim Spaziergang ist eine innen geschwärzte Sonnenbrille mit breiten Seitenstegen eine interessante Alternative. Die ganz luxuriöse Variante schließlich sind opake Kontaktlinsen, die ihre(n) Träger/in absolut blind machen, ohne dass dies von außen sichtbar ist.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn mir die Augen verschlossen sind, gibt es keinerlei Ablenkung. Die Stille dazu macht das Ungewisse kaum erträglich und alles was mit mir geschieht wirkt intensiver.
Mir wird die Gewissheit des Ablaufs genommen. Es ergeben sich etliche neue Möglichkeiten des Empfindens.
Wunderbar. :-D

Anonym hat gesagt…

Lieber Jester!
Ich hoffe, daß Du mich nicht steinigst, falls ich hier mit meinem Post völlig danebenliege... Kannst Du mir sagen, WO ich die opaken Linsen beschaffen kann?
Ich würde mich über eine Nachricht sehr freuen!
Liebe Grüße!
Kry

The Jester hat gesagt…

Hallo Kry,

die aufwendigeren Linsen sind als recht teures Zubehör bei Spezialeffekt-Firmen aus dem Filmbereich zu bekommen, etwa bei 9mm SFX. Nach einfacheren Ausführungen muss man suchen. Billiger sind z. B. die gängigen „Crazy Lenses“ oder „Magic Lenses“, die allerdings das Durchschauen erlauben, wenn man nicht selbst dran bastelt. Im deutschsprachigen Raum schaut es mauer aus. Angeblich soll Vampirlinsen auf Wunsch opake Kontaktlinsen herstellen. Achtung: Wenn Du mit solchen Linsen spielen willst, achte bitte ganz besonders auf Sicherheit, ein Sehschaden wäre ein zu hoher Preis für einen momentanen Kick. Ich habe keine Erfahrung mit solchen Linsen und kann deshalb hier von der Verwendung weder zu- noch abraten, das Risiko liegt bei Dir.

Anonym hat gesagt…

Wieso sollen Opake Linsen denn blind machen? Es sind doch nur farbverändernde Linsen wodurch man lediglich zb grüne Augen kriegt aber weiterhin alles sehen kann und auch Auto fahren darf.

The Jester hat gesagt…

@Anonym: Vielleicht etwas missverständlich: mit „opaken Linsen“ meine ich nicht einfach die Linsen mit bunt durchgefärbter Iris und klarem Zentrum zum Hindurchsehen, sondern tatsächlich durchgehend gefärbte oder mattierte Linsen, die eben keinen Durchblick mehr erlauben. Beispiele wären die Varianten „Byakugan“ oder „Blind Eye“ von 9mm SFX oder die gänzlich schwarzen Exemplare von Vampirlinsen – alles nicht ganz billiges Spielzeug.