Samstag, 29. März 2008

Rollenmodell Jägerin

„Buffy the Vampire Slayer“ und der Spin-Off „Angel“ gehören für mich schon seit langem zu den relevantesten TV-Serien der vergangenen Jahrzehnte, für sich gesehen ebenso wie aufgrund ihrer prägenden Wirkung auf andere Erscheinungen der populären Kultur. Zudem sind die beiden eng verknüpften Serien aus einschlägiger Perspektive von Interesse. Nun bin ich auf einen Artikel gestoßen, der sich genau darauf konzentriert: In "Sounds Like Kinky Business to Me": Subtextual and Textual Representations of Erotic Power in the Buffyverse untersucht Lewis Call die BDSM-Elemente im Buffyversum.

Mit dem Fortschreiten der Serien manifestierten sich diese Elemente immer offener, doch bereits von Anfang an waren sie in „Buffy“ angelegt. Call zeigt, dass im Buffyversum Macht und Machtausübung unvermeidliche Elemente jeglicher erotischen Beziehung sind. BDSM und Erotic Power Exchange sind am deutlichsten im Verhältnis zwischen der Jägerin Buffy und dem Vampir Spike auszumachen, jedoch nicht als Einbahnstraße. Call sieht in ihrem Verhältnis Ausdruck des „Age of the Switch“: „Buffy und Angel besetzen einen sehr postmodernen Augenblick im frühen 21. Jahrhundert, in der es keine vorherrschende Geschlechtsidentität und keine privilegierte Position in der Struktur der erotischen Machtverhältnisse gibt. Innerhalb dieses Augenblicks können Männer und Frauen Sadismus und Masochismus ebenso leben wie Dominanz und Unterwerfung, und die Positionen sind immer umkehrbar.“

Bedeutsamer ist für Call vor allem eins: „Die betonte Kinkiness der Vampir-Gemeinschaft im Buffyversum sollte uns nicht von der Tatsache ablenken, dass jeder im Buffyversum kinky ist.“* Tatsächlich spielen Power Exchange, D/S, S/M und auch B/D für die meisten der Haupt- und Nebenfiguren in ihren wechselnden Konstellationen zueinander eine wichtige Rolle. Selbst Giles zeigt in einer Folge ein gewisses Faible für Handschellen (Und ja, ich hoffe immer noch auf ein „Ripper“-Spin-Off). In dieser Hinsicht war „Buffy“ ebenso bahnbrechend wie mit dem ersten lesbischen Kuss in einer US-Mainstream-Fernsehserie.

„Buffy“ und „Angel“ präsentieren Call zufolge das Ausleben erotischer Machtverhältnisse und Machtspiele auf SSC-Basis als positive Alternative zum typischen non-konsensuellen Machtgefälle von Vanilla-Beziehungen in patriarchaler Tradition. Ganz offen wie in „Once More, With Feeling“ oder „Smashed“ oder weniger offensichtlich, doch konsistent in jeder Folge wird diese Art von Beziehung im Buffyversum als konsensuell, liebevoll und leidenschaftlich präsentiert – und damit auch als tragfähige Möglichkeit des Zusammenlebens für das Publikum.

Diese Normalisierung und Entzauberung durch die Vermittlung der „ethics of kink“ hält Call für ein großes Verdienst der beiden TV-Serien und verteidigt sie gegen Kritiker: „‚Seit wann ist es in Ordnung, eine Frau zu schlagen und dann Sex mit ihr zu haben‘, will Rachel Thompson wissen. Die Antwort ist natürlich: Sobald sie es will.“

* Anm.: Ich habe kinkiness und kinky bewusst nicht übersetzt, da m. E. „Abartigkeit“ bzw. „Perversion“ im Kontext nicht treffend sind.

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