Samstag, 23. Mai 2015

Noch da, …

… nur gut zu tun, und deshalb hat sich hier schon eine Weile nichts getan. Aber es ist mal wieder Zeit für den jährlichen Ausflug, und so bin ich heute wieder einmal mit Kamera und Seil unterwegs. Mit einigen Leuten bin ich verabredet, einigen anderen werde ich sicher über den Weg laufen, der Tisch für den Abend ist reserviert – es sieht gut aus.

Mittwoch, 8. April 2015

Seil-Doku: Bondage als Kunstform

Filmemacher Eric Minh Swenson hat zusammen mit Dave Naz schon vor einiger Zeit das Projekt Rope, the Film gestartet. Der Dokumentarfilm befasst sich mit der Ästhetik von Seilbondage als Kunstform und gleichermaßen als Befreiung von sexuellen Konventionen. Der Film folgt Rigger, BDSM-Lehrer und -Performer Damon Pierce; hier ein paar Ausschnitte:

Rope : The Film By EMS : Featuring Shae Snow : Scene 1

Rope : The Film By EMS : Featuring Dakota Charms : Scene 2

Rope : The Film By EMS : Featuring Vivian Vidette : Scene 13

Rope : The Film By EMS : Featuring Samantha Rone : Scene 14

Rope : The Film By EMS : Featuring Keisha Grey : Scene 15

Keisha Grey X Naz X EMS #54

Ist jedenfalls vorgemerkt.

Donnerstag, 12. März 2015

Terry Pratchett †

Manche Nachrichten braucht man nicht:

Auch wenn es absehbar war, kam es schneller als erwartet. Nicht nur wegen der Katzen ein Autor, den ich schätze. Bevor ich viel schreibe:

Und man sollte sich nicht täuschen lassen: Neil Gaiman: ‘Terry Pratchett isn’t jolly. He’s angry.’ Und er kannte Katzen.

Freitag, 20. Februar 2015

Fifty Shades of Klingon

Bei Fifty Shades of Grey ist es wohl ähnlich wie mit Shakespeare – für den wahren Genuss muss man das klingonische Original erleben. Eine Idee davon vermittelt Captain Crusher:

„Since klingon sex is basically violent wrestling, I wonder if the klingons don’t have BDSM but like the opposite. Klingons gathering in secrecy in dark cellars to engage in sweet, gentle loving, to the scorn of fellow klingons.

‘How can you do that?’ the other klingons ask. ‘You don’t even draw blood? Not a single furniture breaking? It doesn’t seem … natural.’

‘What is this …… cuddle, you speak of?’“

Klingonische Kuschelkeller.

Dienstag, 10. Februar 2015

Nicht vergessen

Aus aktuellem Anlass staube ich mal ein Zitat ab, das Abraham Lincoln zugeschrieben wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch von ihm stammt:

„You can fool some of the people all of the time, and all of the people some of the time, but you can not fool all of the people all of the time.“

Oder auf gut Deutsch: Man kann alle Leute eine Zeitlang zum Narren halten, und man kann auch einige Leute die ganze Zeit zum Narren halten, aber man kann nicht alle Leute die ganze Zeit zum Narren halten.

Samstag, 7. Februar 2015

Nein, Fifty Shades of Grey ist immer noch kein BDSM

Stalker. Missbrauchend. Manipulativ. Missbrauchend. Ignoriert Safewörter. Ignoriert Einverständnis. Kontrollierend. Eifersüchtig. Drohend. Christian Grey ist kein Dom. Quelle:The Sixth Siren of Pandora – http://the6thsiren.tumblr.com/post/109594075930

In den nächsten Tagen kommt die Verfilmung von „Fifty Shades of Grey“ weltweit in die Kinos und dürfte damit die Erfolgsgeschichte der Bestseller-Trilogie fortführen. Und wie damals bei der der Premiere der Romane werden viele Zuschauer nicht nur daraus ihr Wissen gewinnen, was BDSM ist und wie eine D/S-Beziehung funktioniert. So mancher wird wohl auch dazu angeregt, das eine oder andere im Schlafzimmer selbst auszuprobieren. Dass der US-Filmverband MPAA seine R-Einstufung des Films nicht nur mit den sexuellen Inhalten, sondern auch mit „ungewöhnlichem Verhalten“ begründet hat, gilt dann eher als Empfehlung, schließlich ist ja ein bissl Kink und Perversion nicht zuletzt dank der Bücher längst salonfähig.

Nur ist der Film, wenn er der Romanvorlage folgt, kein gutes Beispiel für eine reale SSC-Beziehung, sondern eher die Geschichte eines Missbrauchs, die BDSM und Bondage in ein schlechtes Licht rückt. Das ist mittlerweile auch Medien aufgefallen, die den Hype zunächst befeuert haben.

Die Hoffnung, dass die Verfilmung die größten Probleme und gröbsten Klopper der Bücher ausbügelt, dürfte wohl vergeblich sein. 10 Ways We PRAY The Fifty Shades Of Grey Movie Beats The Book listet die zehn Punkte auf, die der Film unbedingt besser machen müsste, jeweils nebst Begründung:

  1. Keine Kabelbinder.
  2. Keine explosiven Orgasmen durch Liebeskugeln.
  3. Gebt Ana zumindest ein wenig sexuelle Erfahrung.
  4. Komplette Offenlegung, was es mit Sklavenverträgen auf sich hat.
  5. Weniger kontrollierendes, missbräuchliches und Stalker-Verhalten von Christian Grey.
  6. Mehr ausgeglichene, normale Perverse.
  7. Vergesst Anas Essprobleme.
  8. Lasst Ana die Kinky-Elemente mehr genießen und nicht erdulden.
  9. Lasst den einen einer Minderheit angehörenden Charakter weniger als Gelegenheitsvergewaltiger erscheinen.
  10. Keine Erzählung aus Anas Perspektive (und keine innere Göttin).

In Will ‘Fifty Shades Of Grey’ Movie Accurately Depict BDSM? Two Dominatrixes And A Submissive Tell All haben sich mit Mistress Matisse, Mistress Morgana Maye und Stephen Elliot drei Leute, die sich auskennen, über den zu erwartenden Realitätsgehalt des Films unterhalten (Spoiler: Nicht besonders hoch.), geben zugleich einen Einblick, wie es wirklich laufen kann, und rücken einige schiefe Ansichten über BDSM und BDSMer gerade. Auch Kali Williams nimmt einige gängige Mythen im Gefolge von E. L. James’ Serie auseinander. Dagegen kann „Fifty Shades of Grey“ immerhin noch als schlechtes Beispiel dienen – in dieser Hinsicht ist es sehr lehrreich. Wer die Bücher liest oder den Film sieht, kommt kaum auf den Gedanken, dass Konsens oder Sicherheitselemente wie Covern dazugehören.

Ich habe nicht ohne Grund eine Bearbeitung des Filmplakats als Eingangsbild dieses Blogposts gewählt: Es ist Teil einer ganzen Serie, mit der Bloggerin The Sixth Siren of Pandora darauf hinweist, dass „Fifty Shades of Grey“ Missbrauch als Liebesgeschichte zu verkaufen versucht. Wenigstens scheint der Effekt auf die meisten Leserinnen und Leser weniger dramatisch als bisweilen befürchtet – sie leiden nur unter den Folgen der Lektüre schlechter Prosa.

Immerhin haben die Bücher und der kommende Film den Verkauf einschlägiger Spielsachen erheblich angekurbelt, nicht zuletzt dank der gleichnamig gebrandeten Sextoy-Serie. Die von deren Herstellern als Grundlage des Erfolgs behauptete Qualität erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung als lachhaft.

Selbst wenn man sich den Film als BDSMer aus klinischen Gründen ansehen wollte: Hauptdarsteller Jamie Dornan hat sich mit seinen Interview-Äußerungen gründlich disqualifiziert. Aber vielleicht ist ja alles ganz anders, und Mr. Greys Spielzimmer sieht wirklich so aus.

Wer nicht neugierig genug ist und seine Zeit besser nutzen will, kann sich ja stattdessen einen Klassiker ansehen – aus Gründen. Und in „Secretary“ ist nicht nur einer der Protagonisten der originale Mr. Grey, er hat außerdem ein interessantes Büro. Der Originaltrailer des ursprünglichen Kinostarts:

Und zum Vergleich dazu der neue Trailer des Re-Releases. Und wer einen authentischen Einblick in die Welt von BDSM und Bondage erhalten will, kann sich The Real 50 Shades of Grey Documentary (Alternativlink) ansehen:

Und da BDSM (Bondage sowieso) und Katzen gut zusammengehen, sei als Alternative noch Fifty Shades of My Cat empfohlen.

Montag, 12. Januar 2015

Seile auf dem Vormarsch

Bondage mit Seilen ist in den vergangenen Jahren immer stärker in den Vordergrund gerückt und hat dabei längst die BDSM-Sphäre verlassen. Die scheinbare Allgegenwart von Bondagern lässt in der BDSM-Szene inzwischen sogar schon Stimmen laut werden, dass vor allem auf Partys zu viel gefesselt und zu wenig in andere Richtungen gespielt würde. Aber warum sind Seilbondage und Shibari auf einmal so beliebt?

Ich bin ja etwas befangen, weil ich schon ein paar Jahrzehnte mit Seilen spiele und auch heute noch immer wieder meine vor langem gemachte Beobachtung bestätigt sehe: BDSMer können nicht fesseln – will sagen: Für viele in der Szene ist Fesseln nur ein Mittel zum Zweck, das soll nicht zu viel Zeit und Mühe kosten, also greift man erst mal zu Ledermanschetten und Karabinerhaken.

Die europäische Tradition ist nicht so lange dokumentiert wie die japanische, wo Kinbaku – also das, was hier und heute gemeinhin als Shibari bezeichnet wird – sich bereits vor ein paar Jahrhunderten aus dem Hojo-Jitsu entwickelt hat. Aber ein Verbreitungsvektor läuft mit ziemlicher Sicherheit von Japan über dort stationierte US-Truppen in die USA und von dort in Richtung Europa.

Andere Einflüsse sind Künstler aus dem ersten Drittel bzw. der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie John Willie oder Carlo, die real, in Fotos und in Zeichnungen Seilbondage als erotisches Thema besetzt haben. Die wurden ebenso wie die Fotos von Paula und Irving Klaw erst mal lange nur unter dem Ladentisch verbreitet – die Szene war zu dieser Zeit recht klandestin organisiert.

Dann kamen nacheinander die sexuelle Revolution, Pop Art und die Folgen, und die Wiederentdeckung und Neuaneignung z. B. von Bettie Page in den 80ern, durch die Bondage plötzlich zum Thema wurde. Daneben wurde Bondage in asiatischer und westlicher Ausprägung auch selbst zum Kunstgegenstand – stellvertretend sei hier Araki genannt – und langsam auch schon zur Performance-Kunst. Shibari-Shows, wie sie seit den 60ern des 20. Jahrhunderts in Japan gängig waren, fanden auf einmal auch hier statt, etwa als Teil größerer Partys. Die Szene kam ein wenig aus der Schmuddelecke, und der Austausch wurde etwas offener und breiter. Man kann über Matthias Grimme ja einiges sagen, aber er war einer der Leute, die Bondage und vor allem Bondage im japanischen Stil im deutschsprachigen Raum bekannt gemacht haben.

Und dann kam das WWW: Plötzlich haben viele Menschen entdeckt, dass sie nicht allein mit ihren Vorlieben waren, und haben gleichermaßen auf den Erfahrungsschatz der früheren Jahrzehnte zurückgegriffen wie auf Erlebnisse und Fähigkeiten der Leute, denen sie online begegnet sind. Und dann konnte man auf einmal problemlos Bilder und mit wachsender Bandbreite auch Videos austauschen, wo man früher irgendwelche ausländischen Magazine am Zoll vorbeibringen musste.

Seilbondage hat dabei meiner Ansicht nach aus mehreren Gründen einen Schub gekriegt: Sie hat – speziell on der Shibari-Variante – einen erheblichen Schauwert. Sie sieht im Normalfall fertig gut aus, und ein kompetenter Rigger macht aus dem Weg von der ersten Schlinge zur fertigen Suspension eine spannende Geschichte. Außerdem wirkt selbst eine heftige Seilbondage optisch meist harmloser als das BDSM-typische Gegenstück mit Ketten, Lederriemen oder noch aufwendigeren Utensilien: Die Hemmschwelle zum Ausprobieren ist also niedriger – die technische Herausforderung ist eine andere Baustelle. Und schließlich sind die Basiszutaten günstiger und leichter zu beschaffen als die Hardcore-Ausstattung in Leder, Latex und Metall, was den Einstieg erleichtert.

In den vergangenen paar Jahren ist Seilbondage mit dadurch zum Trend geworden, dass es langsam genug erfahrene Rigger auch hier gibt, die zum einen ihre Fähigkeiten öffentlich demonstrieren und zum anderen ihre Kenntnisse in Kursen weitergeben. Aber schon vor 20 oder 25 Jahren war Seilbondage in Europa durchaus bekannt und genutzt.

Ein großer Schub kam etwa ab 2005, als Seilbondage auch im Mainstream aufgetaucht ist und es bei RTL2 ebenso wie auf Arte auf Sendeplätze geschafft hat; da hatten es auf einmal mehr Leute auf dem Radar. Und eine optisch ansprechende Verschnürung ist nun einmal etwas anderes als halbscharig irgendwie um eine Sub herumgeknödelte Wäscheleine. So etwas hat dann auch BDSMer angesprochen, denen die bis dahin gebotenen Bondagevarianten zu labberig, zu unästhetisch etc. waren. Viele alte und über Jahrzehnte kursierende und auch heute noch im Netz auffindbare Bilder sehen ja aus, als ob das Modell sich anstrengen muss, dass die Seile nicht von selbst herunterfallen. Hinzu kommt, dass eine ganze Reihe Rigger um diese Zeit international bekannt wurden; die Boundcon ist als europäische Nachahmung entsprechender US-Veranstaltungen ebenfalls in diesen Jahren gestartet.