Dienstag, 8. Juli 2014

Sportliches Wochenende mit und ohne Seile

Kirschen frisch vom Baum

Kräutertarte als pikante Alternative zu den gesammelten Kuchen und Torten

Geburtstagstorte für einen der Teilnehmer

Gefüllte Champignons – nicht nur für Vegetarier

Fleisch, Käse, Wurst – verhungert ist keiner

Licht und Schatten, Good and Evil: Mancher Teilnehmer vereinte beides

Auszeit: Gut gefesselt in der Kiste

Doppelter Hogtie; an Begünstigten war kein Mangel

Bondage kompakt: Im Balltie geht nicht mehr viel

Was machen BDSMer und Bondager, wenn sie sich treffen? Sie kochen, grillen, essen, trinken, spielen Tischtennis und unterhalten sich bestens: Das Wochenende neulich – nach dem Auftakt im März das zweite Treffen in diesem Jahr – war abermals ein Beleg, dass gemeinsame Vorlieben verbinden. Dabei kam der Stimmung zugute, dass diese Vorlieben sich nicht auf Einschlägiges beschränkten. Der Ort war bereits aus dem vergangenen Jahr bekannt, das Kuchenaufkommen für diesen Kreis wieder einmal typisch – und diesmal kam noch eine Geburtstagstorte für einen der Teilnehmer dazu. Das Küchenteam lief ebenfalls zu bewährter Form auf. So lohnte sich sich das Wochenende schon wegen dieser alles andere als unwichtigen Rahmenbedingungen.

Bereits 2013 hatte sich herauskristallisiert, dass es unter den Teilnehmern einen harten Kern an Sportlern gibt. Da mit zwei Platten im Garten die passende Infrastruktur vorhanden war, fand am Samstag ein Tischtennis-Turnier nach dem K.O.-System statt. Bis der Gewinner des Siegerpokals feststand, schenkten sich Doms und Subs trotz gelegentlicher Herausforderungen und Verlockungen der Gegenseite an der Platte nichts.

Bondage und andere Nettigkeiten kamen dennoch nicht zu kurz. Ich war das ganze Wochenende gut beschäftigt. In den vorab angefragten Privatlektionen konnte ich ein paar Tipps geben, wie sich Bondage auch bei körperlichen und/oder psychischen Handicaps verwirklichen lässt. Darüber hinaus wollte eine Reihe der anwesenden Damen das Gefühl von Seilen am Körper ausprobieren (eine entschied sich trotz vorheriger Anfrage dann doch anders; dabei bin ich doch lieb, nett und harmlos), und einige frühere Begünstigte kamen für eine Neuauflage.

Daraus ergaben sich einige interessante Situationen. Eine zierliche Begünstigte passte etwa perfekt in eine der auf den Gängen stehenden Holztruhen und nutzte dies für eine längere entspannende Auszeit, wohlverschnürt natürlich. Ihre Mitspielerin hatte ich bereits zuvor in eine stressige Position gefesselt. Nun kümmerte sie sich leicht gehandicapt durch eine Kettenkombination um Hände und Füße um die Dame, bevor sie selbst im Hogtie auf dem Boden landete. Dort leistete ihr die erste Begünstigte später Gesellschaft und erwies sich auch in der Folge als experimentierfreudig: Dank der freiliegenden Balken im Gebäude hatte sie ihre erste Flugstunde und entwickelte nach der Suspension Appetit auf mehr. Am Abreisetag verpackte ich sie schließlich auf eigenen Wunsch und den ihres Spielpartners mit Duct Tape. Das wiederum führte trotz darüber gezogener Jacke am Bahnhof zu spannenden Situationen.

Am Samstagabend hatte ich zeitweise sechs Damen gleichzeitig miteinander und aneinander geschnürt. Die einen nutzten das für gepflegte Gespräche – warum sollte es auch eine Rolle spielen, dass man dabei nebeneinander im Hogtie auf dem Boden liegt. Eine Novizin entdeckte dagegen den meditativen Aspekt von Bondage und meldete Interesse an weiteren Versuchen an.

Eine ungewohnte Erfahrung war, dass Klebeband sich nicht allein dazu eignet, die Nachtruhe sicherzustellen, sondern auch für das Gegenteil: Eine Begünstigte wollte eine Folienmumie ausprobieren. Das Klebeband, das ich zur Sicherung der Folienlagen nutzte, rollte so lautstark ab, dass ein Paar im nächstgelegenen Zimmer deutlich abgelenkt wurde.

Ansonsten: Viele schöne Gespräche, bisweilen befeuert durch interessante Weine, aufgefrischte und neue Bekanntschaften, und auf jeden Fall eine Fortsetzung bei nächster Gelegenheit.

Mittwoch, 2. Juli 2014

Proviant fürs Picknick

Kleiner Nachtrag zu neulich: Wer sich vom Bondage-Picknick inspirieren lässt und mit Ausrüstung und Begünstigter ins Grüne zieht, sollte ausreichend Verpflegung mitnehmen – schließlich macht die Seilerei hungrig. Als Hauptgang bietet sich dabei ein Shooter’s Sandwich an. Das ist nicht nur sehr nahrhaft und hält sich, wenn das Verschnüren mal etwas länger dauert. Es wird auch passend zum Thema für Reifung und Transport fein säuberlich verschnürt. Die Zubereitung ist zudem wie geschaffen für das Kochen in Ketten. Und das Endergebnis inspiriert ja vielleicht zu einer einschlägigen Variante des Frühstücks im Grünen.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Auf der Durchreise

Aus unterschiedlichen – auch positiven – Gründen war ich in den vergangenen Wochen viel unterwegs und musste notgedrungen das Bloggen ein wenig reduzieren. Kommendes Wochenende geht es schon wieder weiter mit der Reise, diesmal zur Neuauflage eines einschlägigen Treffens. Ich bin schon wegen eines Workshops und der einen oder anderen Privatlektion angesprochen worden. Dennoch dürfte Zeit für ein wenig Entspannung bleiben; mal ein bisschen langsamer treten.

Dienstag, 24. Juni 2014

Bondage-Picknick

Wer am Wochenende nichts Besseres vorhat und das schöne Wetter nutzen will, kann für den Sonntag einen kleinen Ausflug mit Freunden, Seilen und einem Picknickkorb organisieren. Anlass ist das „Bondage Picnic around the World 2014“ am 29. Juni. Ihren Anfang nahm diese Veranstaltung 2009 in Barcelona. Schon damals als jährlich wiederkehrendes Event geplant, blieb das Picknick zunächst einmalig. Doch 2012 und 2013 gab es Neuauflagen, und dieses Jahr beteiligen sich Gruppen aus mehr als 50 Ländern daran. Häufig haben dabei Stammtische in ihren Städten die Organisation übernommen.

Ziel des Ganzen sind Spiel und Spaß für alle Beteiligten, und das eben nicht im finsteren Keller, sondern in der Sonne und an der frischen Luft. Da manches lokale Picknick nicht im Privatgarten, sondern im öffentlichen Raum stattfindet, gelten gewisse Höflichkeitsregeln, etwa, Begünstigte nur im bekleideten Zustand zu verschnüren. Schließlich soll man ja keine Vanillas und anderen Zivilisten erschrecken.

Hier ein Werbespot von Shibari-Freunden aus Mexiko:

Und hier eine Demonstration, was ablaufen könnte:

Viel Vergnügen!

Safeword, Ampel oder was?

In einem Forum, in dem ich unterwegs bin, kam vor kurzem die Frage auf, ob denn die Teilnehmer mit oder ohne Netz spielen, also in einer BDSM- oder Bondage-Session ein Safeword vereinbaren, mit Ampelregel spielen oder einfach loslegen im Vertrauen darauf, dass es den Beteiligten rechtzeitig auffällt, wenn das jeweilige Gegenüber an seine Grenzen stößt.

Ich spiele grundsätzlich mit Ampelregel und/oder Safeword, wobei ich diese Sicherheitsmechanismen eher gleitend nutze, sprich: Hauptwerkzeug ist die Ampel, wobei die Skala von Grün nach Gelb nach Rot je nach Anlass, Gegenüber und Spielsituation noch Zwischenstufen haben kann. Rot bzw. „Dunkelrot“ ist dann wirklich Stop der Session und im Nachgang Analyse des Unfallhergangs, was warum schief gegangen ist, um es beim nächsten Mal vermeiden zu können.

Je nach Grad der Vertrautheit – wie reagiert der andere, wie gut kennt man seine Grenzen, wo sind Tabus oder Trigger – rücken Ampel und Safeword auch mal in den Hintergrund, sind aber dennoch immer noch präsent. Nur weil ich etwas seit Jahren nicht gebraucht habe, muss das nicht heißen, dass ich es nicht plötzlich heute Abend doch noch ganz dringend benötige.

Ampel und Safeword funktionieren für beide Seiten, weil auch Dom mal überfordert sein kann. Und der Abruf der Ampelphasen ist nicht allein Sache von Sub/Bottom. Gerade bei Expeditionen in Grenzbereiche hat meines Erachtens auch Dom/Top gefälligst nachzufragen, wo der Partner bzw. die Partnerin gerade ist. Das kann ein ganz offenes „Alles grün?“ sein, das können aber auch tiefer ins Spiel integrierte Phrasen sein wie die Erwähnung einer Farbe im Dialog, bestimmte Gesten o. ä.

Genauso muss die jeweilige Ampelphase kein artikuliertes „Gelb“ und „Rot“ sein. Es können unterschiedliche Melodien sein, die sich auch mit Knebel summen lassen, ein Glöckchen in der Hand, das geschüttelt oder fallengelassen wird – es gibt da viele Möglichkeiten.

Nichts des bisher Erwähnten enthebt Top/Dom davon, auf Wohlergehen und Wohlbefinden seines Gegenübers zu achten. Nur weil mit Safeword gespielt wird, ist das kein Freifahrtschein, ohne Rücksicht auf Verluste loszulegen: Schließlich kann Sub ja unter Umständen psychisch oder physisch nicht mehr in der Lage sein, abzubrechen – entweder, weil es zu schnell zu weit ging, oder weil die eigene Euphorie für das Risiko blind gemacht hat.

BDSM nur, wenn es laut ist?

Bei einer mehr oder weniger heftigen BDSM-Session kommt Sub/Bottom durchaus an Grenzen – und selbst, wenn diese Grenzen noch nicht erreicht werden, können Schmerzen, aber auch anregende Reize zu lautstarken Reaktionen führen. Nur: sie müssen es nicht, jedenfalls in der Realität. Dazu sind Menschen einfach zu unterschiedlich gestrickt. Während der eine bei der Bearbeitung mit der Gerte jeden Schlag mit Schmerzensschreien begleitet, seufzt die andere höchstens leise oder schließt einfach die Augen.

Anders ist es bei einschlägigen Videos. Hier wird in der Regel jegliche Aktion mit fulminanter Geräuschkulisse ausgeführt, zuweilen so überdreht, dass es ruhigeren BDSMern gegen den Strich geht. Gleichzeitig ist diese Darstellung so typisch, dass mancher Neuling glaubt, bei einer Session hätten grundsätzlich die Wände zu wackeln.

Aber das ist schlicht der Unterschied zwischen Film und Wirklichkeit. Die dramatischen Lautäußerungen in solchen Filmen haben vor allem zwei Gründe: Der Zuschauer – der im Zweifelsfall bezahlt hat – soll ja auch etwas geboten kriegen und mitbekommen, wie hart und heftig es da zur Sache geht. Stilles Leiden und innere Einkehr sind da wenig bildschirmtauglich. Außerdem ist das Ganze eine Rückversicherung der Filmemacher während des Drehs: Solange die Modelle jammern, klagen oder mit Knebel herum-mpfen, sind sie bei Bewusstsein und in der Rolle. Wären sie auf einmal still, wäre das Grund zum Abbruch, weil sie etwa bewusstlos sein könnten.

Das solchermaßen aus Videos Gewohnte verzerrt natürlich wiederum die Wahrnehmung der Wirklichkeit, und Einsteiger sowohl auf Dom- wie auf Sub-Seite meinen, das gehe real immer so, ansonsten sei es ein Fake, kein echtes BDSM und dergleichen.

Eigentlich sollte es einem Zuschauer klar sein, dass etwa ein Entführungsszenario in diesem Zusammenhang nur gespielt ist und die Beteiligten sich in den Drehpausen vermutlich köstlich amüsiert haben. Dennoch habe ich unter anderem miterlebt, wie ein Fan sein Lieblingsmodell ganz ernsthaft gefragt hat, wie es denn so sei, mit Chloroform betäubt zu werden. Wer auf dieses Gleis gerät, sollte kurz daran denken, dass im TV-Krimi auch niemand wirklich erschossen wird.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Boundcon 2014: Familiärer Ausflug

Zwangsjacke für BDSMer mit folkloristischen Anwandlungen, zum Spielen auf dem Jodlerbalkon – oder als besondere Demütigung für Träger?

Buntes Hanfseil – es gab noch mehr Farben zur Auswahl

Kleine Stärkung zwischendurch mit Schokolade aus dem Norden

Im Vorbeigehen erwischt, deshalb etwas unscharf: Rosa Halsband mit Strass

Hiatts-Handschellen mit lila Einbrennlackierung

Ein paar neue Spielzeuge habe ich mir dann doch zugelegt.

Vergangenes Wochenende stand wieder einmal die Boundcon an, und wie schon im vergangenen Jahr war die Messe abermals vor allem Sause mit Freunden und Bekannten. Zu den üblichen Verdächtigen hatten sich einige Neulinge gesellt, und wir sind gemeinsam über die Messe gebummelt. Durch unterschiedliche Vorlieben und Erfahrungen entspannen sich dabei interessante Diskussionen zu Auswahl und Einsatz mancher Spielzeuge – teils gleich begleitet von Demonstrationen und praktischer Erprobung. Ich habe ein wenig Seilberatung für Einsteiger betrieben und festgestellt, dass ich mit heftigeren Schlagwerkzeugen ebenso herzlich wenig anfangen kann wie mit Nadeln und Piercings.

Auffällig war in diesem Jahr, dass der Spruch „BDSM ist bunt“ sich langsam auch bei Herstellern durchsetzt – jedenfalls was die Fesselutensilien angeht. An den Ständen gab es nicht nur wie früher schon Seile in allen Farben und Handschellen mit Beschichtungen und Lackierungen zwischen pink und lila, sondern auch jede Menge anderes Spielzeug wahlweise in bunt oder ganz bunt. Eine Zwangsjacke in weiß-blauem Rautenmuster war bei weitem nicht das seltsamste Angebot.

Bei den Bühnenshows hat mir Boris Mosafir (Videos) sehr gefallen. Mosafir hat mit fliegendem Wechsel zwischen Shibari-Positionen nicht nur als Rigger beeindruckt. Seine Performance war auch im Zusammenspiel mit seinem Modell intensiv und wirkte sehr authentisch.

Und natürlich habe ich doch auch wieder einige fesselnde Kleinigkeiten mitgenommen, unter anderem bei Harry Tasker und Baumwollseil. Nichts, was ich angesichts des vorhandenen Bestandes unbedingt benötigt hätte, doch die Angebote waren zu verlockend, und Einsatzmöglichkeiten für die neuen Knebelvarianten, Handfesseln, Halsreif und Klammern finden sich mit Sicherheit.

Vom Messestress haben wir uns abends im KVR bei Steaks und interessanten Desserts erholt. Wie bei der Premiere letztes Jahr war die bunt gemischte Runde wieder der passende Ausklang eines so langen wie unterhaltsamen Tages.