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Dienstag, 21. Oktober 2014

Wehren – aber richtig

Je nachdem, wie jemand BDSM und Bondage betreibt, kann mehr oder minder heftige Gegenwehr von Sub/Bottom, die Top/Dom brechen muss, zu einer Session gehören. Grund dafür ist vielleicht die sportliche Herausforderung, vielleicht die Fantasie des/der Unterlegenen „gegen den eigenen Willen“ etwas tun oder erdulden zu müssen – da müssen Begünstigte, die auf sich halten, sich natürlich mit aller Kraft zur Wehr setzen.

Gegenwehr als solche ist ja durchaus unterhaltsam, und im Rollenspiel mache ich das auch gerne – aber als Rigger, Top und Gelegenheitsdom wäre ich doch sehr dankbar, wenn das „Wehren mit aller Kraft“ Verhandlungssache ist, sprich: sich im abgesprochenen Rahmen bewegt und die Begünstigte beim Wehren nicht alle Bremsen herausnimmt.

Echte Gegenwehr birgt selbst bei einer freundschaftlich gestimmten Rangelei ein gewisses Verletzungsrisiko. Und es ist noch lange nicht gesagt, dass Top/Dom im Ernstfall die Oberhand behalten würde. Ich habe schon mehr als eine Kampfsportlerin mit langjährigem Training und entsprechender Qualifikation verschnürt – wenn die betreffenden Damen sich bei einer Session wirklich gewehrt hätten, bevor die Seile saßen, wäre ich binnen Sekunden platt gewesen.

Wer Kidnapping- und Rape-Games ausprobieren will, sollte mit seinem Partner vorher festlegen, wie weit es jeweils gehen darf, was nicht geht, und zumindest am Anfang mit Ampelregel spielen, bis man sich mit in diesem Zusammenhang einander sicher ist. Eine auch nur gespielte Kampfsituation kann schließlich auch beim „Opfer“ unschöne Reaktionen triggern, von echter Panik über Absturz bis zur Überreaktion, die Dom zum Arzt bringt.

Die eine große Gefahr ist dabei, dass eine wunderschön und spannend ausgemalte Fantasie in der Realität weder wunderschön noch spannend ist, sondern furchterregend und brutal, weil Körper und Psyche in der wahrgenommenen Bedrohung auf Panikprogramm schalten und dann auf die Schnelle auch nicht mehr aus der Panik herausfinden. Die andere ist, dass Top/Dom die Gegenwehr mit zu viel Kraft brechen will. Und das kann nicht nur schwere Verletzungen bedeuten, sondern durchaus auch Lebensgefahr, wenn etwa das Gegenüber die körperlichen Reaktionen bei einer bereits einsetzenden Atemnot immer noch als Gegenwehr deutet und massiv dagegen hält.

Donnerstag, 13. September 2012

Fehlt was?

Neulich kam in kleiner Runde das Gespräch darauf, was das persönlich Faszinierende an BDSM und Bondage ist – und wie wichtig Variationen dieses Themas im Rahmen einer Beziehung oder auch schlicht beim Sex sind. Ich habe ja schon vor einiger Zeit erwähnt, dass ich mir über meine Neigung recht frühzeitig im Klaren war, und dass ich deshalb eine herkömmlich-„normale“ Beziehung kaum in Erwägung gezogen habe. Mittlerweile kann ich sagen: Das, was unter „Vanilla-Sex“ fällt, ist bisweilen anregend, schön, erfüllend – doch auf längere Sicht begrenzt spannend. Um im realen Erleben und auch im Kopfkino die Regler auf Anschlag zu bringen, bedarf es etwas mehr. Nicht im Sinne stets gesteigerter Reize, um zunehmende Abstumpfung zu bekämpfen. Sondern um dem Miteinander jene Würze zu geben, die das Ganze abrundet.

An der szeneüblichen Metapher orientiert: Vanille pur ist lecker, ob als Eis oder als Pudding. Interessanter wird sie jedoch mit Früchten, Schokolade oder anderen Zutaten. Dabei gilt nicht „mehr ist mehr“. So wie eine Prise Salz im Filter den Kaffee wohlschmeckender macht, können schon einzelne Elemente, Andeutungen oder Symbole das Vergnügen steigern. Nichts gegen eine umfängliche Shibari-Session oder ein Rollenspiel-Wochenende der einschlägigen Art. Doch schon ein Seidenschal oder ein fester Griff können die Lust spürbar anfachen.

Bei alledem ist die Variationsbreite bereits aufgrund der unterschiedlichen Antriebe und situationsabhängigen Elemente erheblich, und Vorfreude spielt ebenso eine Rolle wie Nachglühen und sinnliche Erinnerung. Wenn ich Seile und anderes ins Spiel bringe, kann es ums Herumprobieren und das Entdecken neuer Wege gehen, aber auch um beiderseitiges Fallenlassen in Vertrautes und Bewährtes. Ich weiß, wie ich ticke, was mir Spaß macht, womit ich Lust finden und bereiten will. Der Möglichkeiten dazu sind so viele wie es Zutaten gibt. Aber ganz ohne? Doch, da fehlt dann was.

Mittwoch, 25. November 2009

Rollenspiel: Eine Session

Wachs als überzeugendes Argument im Rollenspiel

Ein Rollenspiel ist im einschlägigen Kontext eine Gelegenheit, zwanglos (pun intended) neue Ufer zu erkunden. Ich habe ja schon vor einiger Zeit beschrieben, wie sich das in die Praxis umsetzen lässt. Wie das Ganze ablaufen kann, schildert hier eine Begünstigte, auf deren Wunsch ich Gabriel von der Leine gelassen habe:

Ein Einblick in eine spontan entstandene Session: Ich wusste nicht, was genau auf mich zukommt, da ich „Gabriel“ an diesem Abend erst kennen lernen würde, J. wusste nicht genau, wer ich bin. Das ganze hatte ein wenig vom bekannten „Blind Date“ – siehe Engelke/Dietrich, nur nicht so lustig! Doch, auch lustig … Die Grundidee ist durch den Film „Millers Crossing“ entstanden.

Die Gangsterbraut Lo wartet in ihrer Wohnung auf ihren Lover Jason, den Möchtegernhehler. Sie raucht, blättert dabei in einer Modezeitschrift und ärgert sich bereits darüber, das Jason sie wie immer zum billigsten Italiener ausführen wird, den er kennt.

Es klopft, sie ruft „Herein.“ Nichts.

Einen Moment danach klopft es wieder, wieder ruft sie „Herein!“

Nichts geschieht.

Dann klopft es ein drittes Mal.

Genervt steht sie auf. „Was Jason wohl da anschleppt?“, denkt Lo bei sich und schlendert zur Tür, Zigarette in der Linken.

Sie öffnet. Vor ihr steht ein fremder Mann im Anzug, den Hut tief ins Gesicht gezogen.

Mit einem Schlag ist die Tür weit offen, er steht im Zimmer und direkt vor ihr, wirbelt sie herum und presst sie rücklings an sich, eine Hand an ihrer Kehle, mit der anderen ihre Linke mit der Zigarette fest im Griff und weggestreckt.

„Guten Abend“, schnurrt der Eindringling.

„Loslassen!“ keift sie sofort los. „Aber plötzlich! Wie können …“ Sie verstummt, als sie die Hitze der Zigarette an ihrem Gesicht spürt.

Seine Stimme ist leise, direkt an ihrem Ohr: „Ganz ruhig – ich bin gleich wieder fort, wenn ich habe, wofür ich gekommen bin.“

„Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.“

„Das ist schlecht. Ich habe nur eine einzige Frage: Wo ist es?“

Er wirft die Zigarette in den Aschenbecher und packt sie fester.

„Was immer man Ihnen zahlt … Sie können es auch von mir bekommen.“

„Das wollte ich nicht wissen“

„Ich weiß doch nicht mal, wer sie schickt!“, versucht sie es verzweifelt.

Er packt sie an den Haaren und zieht sie fester zu sich. In seiner Hand blitzt die Klinge eines Messers auf.

„Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte.“ Das Messer legt sich ihr an die Kehle. „Wo ist es?“

„Erst mal muss der Kerl von mir weg“, denkt Lo und sagt, ohne zu überlegen: „Es ist unter dem Bett.“

Sie versucht, ihre Contenance wieder zu erlangen. „Bleiben Sie ruhig. Ich hole es Ihnen sofort.“

Er lacht. „Oh nein.“ Er schubst sie auf das Sofa, und ehe sie sich versieht, ist sie mit Handschellen an die Lehne gefesselt.

Nun kann sie ihn das erste Mal betrachten.

Der Kerl ist erstaunlich ruhig. Selbstbeherrscht steht er in ihrer Wohnung und streicht über die Klinge seines Messers.

„Ich werde nun nachsehen, ob dort unter dem Bett wirklich etwas für mich ist. Wenn nicht … ist das schlecht für Dich.“ Er lächelt mit einer Freundlichkeit zu ihr hinunter, die ihr eine Gänsehaut bereitet.

„Hören Sie,“ beginnt sie, als er sich auf den Weg macht. „Sie kommen hier rein, stellen sich nicht mal vor … Sollten wir das ganze nicht bei einem Drink besprechen?“

Die Messerspitze gleitet ihren Hals entlang. „Erst, wenn ich meinen Auftrag erfüllt habe. Dann – gerne.“

Er geht zum Bett, kramt herum. Natürlich nichts.

„Das war nicht nett.“ Er ist wieder bei ihr, packt sie im Nacken. „Das Spiel hat nur eine Regel. Ich sage etwas, Du tust es. Und wenn Du Ausflüchte suchst oder mich anlügst …“

Er lacht und drückt das Messer an den Hals. „Dreißig Sekunden.“ Er hält es vor ihren Bauch, die Klinge aufwärts gerichtet, die Spitze unter ihrem Rippenbogen. „Fünf Sekunden.“

Er löst die Metallfesseln und zieht sie hoch.

„Sehen wir mal, ob Du verstanden hast. Runter mit dem Kleid!“

Sie sieht ihn entsetzt an. „Hören Sie mal … wie können …“

Die Messerspitze ist an ihrer Kehle. „Du kannst es ausziehen, oder ich kann es herunterschneiden. Deine Entscheidung. Zehn Sekunden. Neun. Acht.“

Sie dreht sich um, bemüht sich um Würde. „Können Sie mir mit dem Reißverschluss helfen?“

„Gerne doch.“ Er öffnet ihn, und sie lässt zögernd das Kleid bis zu den Hüften hinunter.

Sie sieht ihn an. „Wollen Sie das wirklich verantworten?“

„Oh ja! Weiter!“

„Das wird Ihnen noch leid tun!“

Sie wirft das Kleid ab, steht mit ihrer Korsage vor ihm, die Hände in den Hüften, den Kopf trotzig erhoben.

Seine Augen gleiten abschätzend über ihren Körper.

„Hübsch! Sehr hübsch! Hatten wir heute Abend noch etwas vor?“

„Ja, Essen gehen – mit Jason.“

„Ah! DAS muss leider ausfallen. Jason kommt heute nicht.“

„Sie bluffen! In einer halben Stunde ist Jason da, und Gnade ihnen Gott, wenn Sie dann noch hier zugange sind!“

Er schüttelt süffisant lächelnd den Kopf. „Nein. Er hat anderweitigen Besuch bekommen. Von einem Kollegen von mir. Ich habe alle Zeit der Welt. Was nicht heißt, dass ich Lust habe, mich belügen zu lassen.“ Er packt sie an der Kehle. „DANN werde ich wütend!“, erinnert er sie und wirbelt Sie herum.

„Los, zum Bett!“

Sie streckt den Rücken durch und geht ins Schlafzimmer. Er folgt ihr in aller Ruhe, die Hand mit dem Messer hängt entspannt an seiner Seite.

Ihre Chance! Sie sprintet los. Wirft sich aufs Bett, greift unter das Kopfkissen – dort liegt die kleine .32er Colt Automatik, die Jason ihr gegeben hat. Sie zieht die Pistole hervor, rutscht über das Bett und richtet die Pistole auf den Eindringling. Er steht mit gezücktem Messer da, einen Moment innehaltend.

„Fallen lassen!“, ruft Lo aus. Sie ist irritiert. Der Mann hat absolut keine Angst. „Hey! Ich habe eine Waffe und ich werde schießen! Verschwinden Sie!“

Er grinst, springt aufs Bett und ist mit einem weiteren Satz direkt vor ihr.

Sie drückt ab. Die Waffe blockiert. Sie dreht sich um, will weglaufen, da ist er bereits über ihr und wirft sie auf die Matratze.

„Loslassen!“, sagt er mit kühler Stimme. „Lass die Waffe sofort los!“

Die Messerspitze bohrt sich in ihren Hals. Sie öffnet die Hand und lässt die Pistole auf den Boden gleiten.

„Sehr schön. Das nächste Mal ans Entsichern denken!“

Sie faucht, zappelt und bekommt einen Schlag ins Gesicht.

„Ruhig bleiben. Du kennst das Spiel. Ich sage, was gemacht wird. Du tust es. Ich frage, Du antwortest.“ Der Druck der Messerspitze verschwindet.

„Die Korsage aus … jetzt!“

Sie macht sich bebend über die Häkchen am Rücken her, zögerlich, sich fragend, wie sie ihn aufhalten kann.

„Das geht schneller“, ermahnt er sie.

Flink löst sie die letzten Haken und wirft die Korsage vor sich.

Leise gleitet die Klinge über ihren Rücken.

„Hinlegen.“

Sie streckt sie sich auf dem Bett aus. Und doch muss sie sagen: „Lassen sie es. Noch ist es Zeit. Wenn Jason erst da ist …“

„Er wird nicht kommen“, wirft er ein und zieht ein paar Handschellen aus seiner Tasche.

„Natürlich wird er kommen. Sie wollen mir nur Angst einjagen.“

„Husch! Hinlegen!“

Die erste Schelle rastet um ihr linkes Handgelenk ein, dann um den Bettpfosten.

„Jason hatte einen Unfall. Schade um den schönen Wagen.“

Er geht lässig zur anderen Seite des Kopfendes, greift nach ihrem rechten Arm, fixiert ihn ebenso wie den linken.

„Nein“, sagt sie.

„Doch. Er war nicht sehr mitteilsam.“

Der rechte Fuß … der linke …

Er sieht zu ihr hinunter mit fast zärtlichem Blick, in seinen Händen einen schwarzen Schal.

„Was haben Sie vor?“

„Ich werde jetzt meine Frage stellen.“ Er beugt sich herunter zu ihr und bindet ihr den Schal über die Augen. Dann spürt sie wieder die Klinge. Sie kratzt ihren Hals hinunter, stockt an der Brustwarze, drückt sich erst zart, dann schmerzhaft hinein, um dann an den Rippen vorbei hinunterzugleiten.

„Ich frage, Du antwortest.“

„Mistkerl.“

Anstatt drauf einzugehen, fragt er ruhig: „Wo ist es?“

In diesem Augenblick realisiert sie, dass er nicht aufhören wird. Dass er dies zu sehr genießt. Dass sie wirklich sterben könnte.

„Das macht Ihnen wirklich Spaß, nicht wahr?“, fragt sie dumpf.

„Ich liebe meine Arbeit. Ein gut erledigter Job ist doch was Wunderbares.“ Finger drücken sich in ihr Fleisch.

„Mr.“, beginnt sie. „Wie darf ich Sie nennen? Mr.?“

„Gabriel.“

Hände, die grob über ihren Körper streichen, hier und dort verweilen und in ihr Fleisch kneifen.

„Mr. Gabriel, auf dem Schrank ist eine kleine Schmuckschatulle …“

Eine Hand krallt sich in ihre Brust.

„Hehlerware interessiert mich nicht!“

Sie japst.

„Es ist Bargeld drin. Und der Schlüssel zu einem Schließfach.“

Seine Hand stockt auf ihrem Venushügel.

„Schließfach? DAS klingt interessant!“

„Jasons letzte Einnahmen sind drin. Sauberes Geld!“

Sein Gewicht auf einmal über ihrem Körper. Sein Atem auf ihrem Gesicht.

Hastig redet sie weiter: „Genug, um diesen Job sausen zu lassen und in Rente zu gehen.“

Mr. Gabriel lacht. „Genug, um mich vor geprellten Auftraggebern zu verstecken? Nein, ich sagte doch, ich LIEBE meinen Job, und ich habe genug Geld.“

Finger krallen sich in ihr Fleisch.

Sie schreit auf. „Verstehen Sie denn nicht, Mr. Gabriel? Wenn ich es Ihnen gebe, bin ich so gut wie tot!“

„So gut wie? Wieviel Zukunft erhoffst Du Dir denn? Du wirst HEUTE Abend sterben, wenn Du mir nicht die richtige Antwort gibst!“

Eine Hand, die ihre Kehle für einen langen Moment zudrückt.

Sie keucht, hustet. „Bitte, Mr. Gabriel, ich habe doch gar keine Wahl …“

„… außer mir zu sagen, WO. ES. IST!“

Ohrfeigen begleiten die letzten drei Worte.

„Ich kann es doch nicht sagen“, flüstert sie. „nicht, wenn ich nicht zugeben kann, dass es mir wirklich mit Gewalt genommen wurde.“

„Das kann ich arrangieren“, haucht Gabriel. Es raschelt, er bewegt sich im Zimmer. Alles ist ruhig.

Dann plötzlich springt es sie heiß an, erst denkt sie an Wasser – aber es brennt so.

„Das sind wirklich hübsche Kerzen … so schön rot.“, hört Lo seine Stimme, und sie muss an den Dreierkerzenständer denken, der auf ihrem Wohnzimmertisch steht.

Sie jammert, bäumt sich auf, doch die Handschellen halten. Schwer atmend legt sie sich zurück in die Kissen und lauscht nach ihm. Schließlich fragt sie:

„Was ist mit Jason geschehen?“, fragt sie leise. „Müllpresse?“

„Nein, ein Lastwagen. Ganz normaler Autounfall.“

„Ich hätte mir meinen Gefährten wohl besser aussuchen sollen? Aber er gab mir ein Dach über den Kopf. Ernährte mich …“

„Wem gehört die Waffe?“, fragt er.

„Die hatte ich von Jason.“

„Vermutlich nicht sauber?“

„So wie ich Jason kenne, nicht.“, sie zögert. „Was geschieht nun mit mir? Was werden Sie tun? Wenn ich ES Ihnen gebe? Können Sie mich nicht auf einen Stuhl fesseln und mir ein blaues Auge verpassen?“

„Oh, etwas mehr sollte es schon sein.“

Wieder spürt sie die Klinge, dieses mal in ihrem Gesicht.

„Ich habe bereits eine Narbe auf der rechten Wange – reicht die nicht?“

„Ich bin für Symmetrie.“, sagt er leise.

„Bitte nicht so tief … das könnten Sie doch? Wo Sie doch so gut mit dem Messer umgehen?“

„Mm-mm – das sind Verhandlungen nach meinem Geschmack.“

„Und woher soll ich dann wissen, das Sie sich an die Abmachung halten?“, fragt sie laut.

„Das kannst Du nicht.“ Sie hört ihn, fühlt ihn, spürt seinen Mund auf ihrem.

„Keine Angst.“ Er spielt mit ihren Brustwarzen, drückt mal fest zu, schnippt an ihnen. Sie spürt Wachs abblättern.

„Keine Spuren, die lange bleiben. Aber zuerst“, verkündet er, und sie merkt, wie er sich aufsetzt, „werde ich selber auf die Suche gehen. Ich kenne ja die meisten Verstecke. Es ist doch immer der Spülkasten oder der Eisschrank.“ Seine Stimme wird leiser, sie hört ihn in der Wohnung rumoren.

Sie versucht sich an den Handschellen, die Dinger sind bei ihr sonst immer zu groß. Aber er hat seine Arbeit richtig gemacht.

Sie hört ihn hereinkommen und spürt, wie er sich aufs Bett zu ihr setzt.

Eiswürfel klimpern in einem Glas. Der Geruch von Gin in der Luft.

„So“, sagt sie. „Mr. Gabriel hat sich seinen Drink gemacht, bekomme ich denn vielleicht eine Zigarette? Die hab ich mir doch verdient, oder?“

Er lacht. „In Ordnung.“ Er geht ins Wohnzimmer, kommt zurück und etwas Kaltes legt sich auf ihren Bauch. Der Aschenbecher. Sie hört das Zündeln der Flamme, dann spürt sie den Filter an den Lippen. Keine befreiten Hände. Na toll!

Nach und nach reicht er ihr die Zigarette zum dran ziehen, er selber trinkt. Als er ihren Zigarettenrest ausdrückt, sagt er: „Jetzt kann ich wenigstens meinem Auftraggebern sagen, ich hätte eine Zigarette auf Deinem Bauch ausgedrückt.“

Komiker ist er also auch noch?

„So, nun sag mir – wo ist es? Es ist wirklich gut versteckt … aber jetzt ist Schluss.“

Sie japst auf, als bissiger Schmerz auf ihre Brustwarzen trifft. Etwas kneift sie schmerzhaft zusammen. Es sind nicht seine Finger, die streichen immer noch über ihren Körper. Irgendwelche Klemmen. Unvermittelt springt sie Kälte an. Er hat einen Eiswürfel aus seinem Drink gefischt, lässt ihn über ihre Brust gleiten, den Bauch hinunter, tiefer, noch tiefer …

„WO. IST. ES?“

„Aufhören! Bitte aufhören!“, kreischt sie.

„Sicher … so spaßig das auch aussieht, es hinterlässt leider keine Spuren.“

Etwas raschelt, denn kitzelt es auf ihrer Haut. Was es auch ist, er streichelt damit ihren Körper. Und dann … ein leises Pfeifen, etwas klatscht auf ihre rechte Brust, brennender Schmerz durchzuckt sie.

„DAS sieht schon besser aus!“

Kein Betteln und Schimpfen hilft. Schläge prasseln auf ihre Brüste, ihre Oberschenkel, ihre Scham.

„Ich sag es! Wirklich! Ich sag es … aber hören Sie auf!“, kreischt sie.

„Ja?“

„Es ist versteckt wie der Brief bei Dupin!“

„Keine Rätsel mehr! SAG ES!“, grollt er und schlägt nochmals zu.

„Im Schmuckkasten! In dem großen silbernen … zwischen all meinen Modeschmuck, die Silberkette mit dem Lapislazulikreuz!“ Sie stockt, versucht ihren Atem zu beruhigen.

„Drei Mille hat Jason gesagt.“

Mit klopfendem Herzen verfolgt sie die Geräusche in der Wohnung. Was ist, wenn es dort nicht mehr liegt? Was soll sie dann tun?

Aber Gabriel erlöst sie. Ein leises Klimpern, und schwer landet das massive Kreuz auf ihrer Brust.

„Sehr schön. Drei Mille für das Kreuz? Nur das Kreuz vielleicht, und das ist schon billig. Ich denke, die Inschrift auf dem Kreuz ist wertvoller für meinen Auftraggeber. Ich muss mal telefonieren. Wenn die Antwort gut ausfällt, dann können wir beide uns kennenlernen.“

Er entfernt sich wieder und sie versucht sich zu entspannen.

Sie lauscht, hört seine näher kommenden Schritte und verkrampft sich. Was nun wohl noch kommt?

Eine Hand legt sich auf ihren Bauch.

„Glückwunsch. Es ist das richtige! Zeit für einen gemeinsamen Drink.“

Es gluckert, und dann spürt sie abermals seine Lippen auf den ihren.

Martini fließt in ihren Mund.

Sie schluckt, holt Luft. „Danke.“

Zum Hintergrund: Wir hatten nur die grobe Ausgangssituation abgestimmt, und als wer wir auftreten wollten. Ab dem Öffnen der Tür war alles improvisiert. Und ja, das Messer war diesmal echt, die Pistole nicht.

Freitag, 19. September 2008

Klar zum Entern!

Nicht vergessen: Heute ist Talk Like a Pirate Day. Das ist natürlich eine Gelegenheit, nichtsahnende Landratten mit maritimer Terminologie mit gesetzlosen Untertönen zu erschrecken; Ol' Chumbucket & Cap'n Slappy verraten Leichtmatrosen gerne die Feinheiten der pirattitude. Aber viel wichtiger: Das Thema das Tages lässt sich wunderbar zum Anlass für ein Rollenspiel nehmen. Bei Störtebeckers Bart und Long John Silvers Holzbein, möge der wagemutige Pirat das edle Fräulein in Ketten auf sein Inselversteck schleifen!* Vielsagende Kleidung ist optional, der Rest findet sich. Arrr!

*) Je nach Orientierung gerne auch umgekehrt.

Montag, 4. Februar 2008

Rollenspiel – die Praxis

Da die Grundlagen des Rollenspiels nun bekannt sind: Wie setzt man jetzt als unbeleckter Einsteiger so etwas in die Realität um? Genau wie bei anderen Aspekten von Bondage und BDSM ist es sinnvoll, sich Schritt für Schritt an diese Spielvariante heranzutasten.

Fürs erste sollten alle Beteiligten die Latte nicht zu hoch setzen. Es muss nicht gleich die bis ins Letzte ausgearbeitete, hochkomplexe und vom eigenen Ich möglichst weit entfernte Persona sein, die bei der Premiere an den Start geht. Viel eher eignen sich für den Anfang die einfachen, schemenhaft angelegten und sogar klischeehaften Rollen wie „Pirat und Prinzessin“ oder „Indianerin und gefangenes Bleichgesicht“. Das können und dürfen Rollen aus Kindheitserinnerungen und Tagträumen sein, inspiriert von Filmen und Romanen: Auf jeden Fall Figuren, die man gerne einmal wäre und die die eigene Fantasie ebenso anregen wie die des Gegenübers.

Gerade bei den ersten Versuchen sollte man dabei Rollen aus dem Weg gehen, die einen in angstbesetzte Situationen führen – wohliger Schrecken kann recht unverhofft in einem Absturz münden. Es ist besser, sich seine Rolle selbst zu suchen, statt nur den Wunschzettel des Partners abzuarbeiten. In eine Rolle, die einem nicht liegt, findet man sich nur schwer hinein und fällt um so schneller wieder hinaus.

Schon unter vier Augen können die ersten Rollenspiel-Versuche eine gewisse Herausforderung darstellen. Da sollte man nicht noch einen zusätzlichen Stressfaktor einbauen, indem man im öffentlichen Raum spielt. Auch wenn Ausgangssituationen wie „Zwei Fremde in der Hotelbar“ oder „Kaufhausdetektiv und Diebin“ spannende Möglichkeiten eröffnen: Ihre Umsetzung an realen Orten sollte einer Zeit vorbehalten sein, in der die Spielpartner sich in ihren Rollen und dieser Situation wohlfühlen.

Nichts ist tödlicher für ein erotisches Rollenspiel als ein minutiös ausgearbeitetes Drehbuch, mit dem womöglich nur einer der Mitspieler den Ablauf auf Basis seiner Fantasien haarklein festlegen will. Die Spielpartner können ihre individuellen Anteile nur einbringen, wenn sie den nötigen Raum dazu haben. Erst dann besteht die Chance, dass jeder neue und interessante Facetten an sich entdecken und die gewählte Rolle mit Leben erfüllen kann. Dies verringert zudem die Gefahr, dass einer der Beteiligten aus dem Spiel katapultiert wird, weil er sich zu sehr verbiegen muss, um die vorgeschriebene Rolle abzuarbeiten. Ein mit groben Strichen gezeichnetes Szenario als Startpunkt ist erheblich spannender und eröffnet mehr Möglichkeiten. Je nach Ausgangssituation müssen nicht einmal beide Partner in eine fremde Rolle schlüpfen, es kann ausreichen, dass nur einer sich verwandelt.

Wie immer in einer Session ist hier das Offenhalten eines Notausgangs wichtig: Jeder kann abbrechen, wenn er es will. Ampel und Safeword gelten uneingeschränkt, doch kann man sich gerade in einer Rollenspielsituation auch elegant aus der Affäre ziehen: Der verkörperte Charakter verabschiedet sich, geht unter Umständen tatsächlich und kehrt wenig später als der vertraute Partner zurück. Umgekehrt erlaubt eine Rolle so den nahtlosen Wiedereinstieg in die Spielsituation: Da steht etwa unverhofft der Inspektor vor der Tür und hat nur noch ein paar Fragen.

Sehr hilfreich beim Finden und Hineinschlüpfen in eine Rolle ist es, der verkörperten Figur einen Namen zu geben und sich tatsächlich so ansprechen zu lassen. Auch die zur Rolle passende Kleidung unterstützt das Spiel. So fällt es mir im dreiteiligen Anzug erheblich leichter, Gabriel zu sein, als in Jeans und T-Shirt. Das muss gar kein aufwendiges Kostüm sein, wenige Accessoires reichen aus, um eine Figur einzufangen.

Besonders am Anfang ist es sinnvoll, das im Rollenspiel Erlebte anschließend gemeinsam zu reflektieren: Wie ging es einem selbst, wie ging es dem Gegenüber, wie kam die eigene Rolle beim Partner an und umgekehrt, was waren die Highlights und wo wurde es krampfig… Dies erleichtert es, einen gemeinsamen Weg zu finden, ermöglicht eine bessere Ausarbeitung der Rollenfiguren und erhöht langfristig den Spaß an der Sache.

Sonntag, 3. Februar 2008

Rollenspiel: Einfach jemand anders sein

Wie ich schon andeutete, kann eine Session je nach Anlass und Temperament unterschiedlich stark ausgeprägte Rollenspiel-Elemente enthalten. Dabei geht es weniger um das Rollenspiel im pädagogischen und psychologischen Sinn als um die Variante in der Nachfolge von Indianerspielen aus Kindertagen oder den elaborierten Welten von Fantasy-Spielen à la „Dungeons & Dragons“. Wer solche Spiele schätzt, nutzt ihre Möglichkeiten gerne auf vielen Ebenen, um der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Nicht umsonst existiert eine stattliche Schnittmenge zwischen BDSMern und LARPern.

Schon bei der klassischen Pen & Paper-Variante haben die Spieler eine erhebliche Bandbreite in der Art des Rollenspiels. Die Spanne reicht von „Tür auf, Monster plätten, Tür zu, Erfahrungspunkte eintragen“ bis zum Aufgehen im über mehrere Kampagnen liebevoll ausgearbeiteten Charakter des goldhungrigen Zwerges, der beim Anblick des Schatzhaufens in der Höhle den darauf schlummernden Drachen glatt übersieht. Mindestens ebenso groß sind die Variationsmöglichkeiten im erotischen Kontext.

So lässt sich auch hier ein einzelnes, einfaches Szenario durchspielen, etwa „Entführung“. Da gibt es Absprachen, „Wegpunkte“ gewissermassen, was passiert, eventuell auch, wie es passiert. Die „Rollen“ beschränken sich auf die Funktionen der Beteiligten, „Entführer“ und „Opfer“. Es gibt keine große charakterliche Entwicklung, Verhaltensweisen und eventuelle Dialoge leiten sich aus dem Klischeefundus von Film und Fernsehen her. Keiner macht sich einen großen Kopf, weil es um elementare Befriedigung mit ein bisschen Deko geht: Die härtere Version des fürs Schlafzimmer ausgeliehenen Krankenschwestern-Kostümchens sozusagen.

Am anderen Ende der Skala steht ein Rollenspiel, in dem die Beteiligten tatsächlich in ihrer Rolle sind. Sie müssen sich nicht überlegen, wie der jeweilige Charakter jetzt handeln würde, weil sie vollständig in character sind. Das ist dann z. B. nicht mehr Jester, der gerade so tut, als wäre er der große Schurke – in dem Moment ist er Gabriel, der eine Schuld eintreibt und keine Probleme damit hat, dass er das auf die harte Tour machen muss. Das ist durchaus ein wenig wie method acting.

Solche Rollen sind echte Charaktere, selbst wenn sie aus einer Augenblickslaune entstanden und anfangs noch sehr schemenhaft sind: Sie entwickeln sich, bekommen Gestalt, Persönlichkeit und Hintergrund, so wie Romanfiguren beim Schreiben eines Romans ein Eigenleben entwickeln und plötzlich ganz andere Pfade einschlagen können, als es der Autor ursprünglich geplant hat.

Ein derart durchgebildeter Rollencharakter kann Dinge tun, die sein „Schöpfer“ nicht unbedingt tun würde, hat ganz eigene Vorlieben und Abneigungen. Er reagiert und interagiert auf Basis seines Hintergrundes und Charakters.

So eine Art von Rolle ist meiner Erfahrung nach nicht ganz einfach zu „spielen“. Man kann nicht immer in sie fallen, es braucht zuweilen die passenden Umstände, damit dieser Charakter an die Oberfläche kommt und das Ruder übernimmt. Ist er da, kann es für das Gegenüber sehr interessant werden, weil dann tatsächlich jemand anders als der gewohnte Partner zum Spielen da ist.

Dieser spezielle Switch kann sich sogar mitten im Spiel ereignen, er kann durch die passenden Accessoires ausgelöst werden, er kann aber auch nach Drehbuch geschehen. Unter „Drehbuch“ sollte man sich nicht unbedingt ein ausformuliertes Skript vorstellen. Manchmal ist es nicht einmal ein Treatment, sondern nur ein eine Ausgangssituation beschreibender Satz wie „Morgen abend kommt Ivy zu Besuch“. Den Rest übernehmen die Charaktere.

Ein Rollenspiel kann sich so über die aktuelle Situation hinaus erstrecken, mit offenem Ende. Es kann eine ganze Nacht oder ein ganzes Wochenende dauern, bis irgendwann einer der Beteiligten seinen Charakter wieder schlafen schickt und selbst aus dem Spiel auftaucht.

Zwischen den geschilderten Extremen gibt es viele Abstufungen, auch abhängig von der Definition von „Rolle“. Schon szeneübliches D/S und Top/Bottom ist ja eine Art von Rollenspiel („naturveranlagt“ halte ich für ein Gerücht). Auch die Persona, die Menschen online in Foren oder Chats präsentieren, dürfte sehr häufig zumindest anteilig eine Rolle sein.

Persönliches Beispiel: „Jester“ war vor mehr als zehn Jahren ein Verlegenheitsnick, weil mir auf die Schnelle nichts anderes eingefallen ist. Inzwischen ist daraus ein Charakter geworden, den ich mir bequem überstreifen kann. Natürlich hat „Jester“ viele Elemente meiner realen Persönlichkeit. Zugleich ist „Jester“ aber gerade im Chat zu einem gewissen Grad auch eine Rolle, die ich spiele. Der Hofnarr hat seine eigenen Manierismen, seine Sicht die Dinge zu betrachten, seine Art Dialoge zu führen – und die verdankt er u.a. seinem filmischen Vorbild und dessen Gegenspieler, auch wenn er in den vergangenen Jahren eine Menge eigene Züge entwickelt hat.

Eigentlich bin ich ja ganz anders, ich komme nur so selten dazu.
(Ödön von Horváth)