Posts mit dem Label Zeugs werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Zeugs werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 8. Dezember 2013

Zwischenstand, punktuell

Kurze Fortsetzung der unrühmlichen Geschichte:

Da es gerade zur Saison passt: Mit Adventszeit mit der NSA: Die vorweihnachtliche Überwachungs-Überraschung ruft der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung mit einem Türchen pro Tag Äußerungen von Politikern und anderen Beteiligten in Erinnerung, jeweils ergänzt um die Wahrheit, die anschließend herausgekommen ist.

Samstag, 30. November 2013

Volle Packung

Ich bin mal wieder spät dran. Zu viel um die Ohren, aber weil es wichtig ist: Einige Leseempfehlungen mit einem Überblick, was seitdem passiert ist.

Die NSA-Überwachung, kurz gefasst und leicht verständlich dank des Guardians – The NSA and surveillance … made simple (Guardian):

Apropos geschlossene Ökosysteme und nationale Lösungen – falls irgendjemand glaubt, dass das hilft und den staatlichen Datenhunger bremst: Jürgen „tante“ Geuter hat recht mit seinem Fazit #Schlandnet ist IT-Paradies durch Wollen (glaubt die FAZ), ebenso mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen. Und sind erst einmal Überwachungs- und Zensurinfrastrukturen etabliert, wachsen natürlich die Begehrlichkeiten:

Dass stetige Überwachung jegliche Abweichung vom Mainstream und jeglichen Protest unter Generalverdacht stellt und im Gegenzug die Bürger dazu erzieht, ja nicht über die Stränge zu schlagen und auch sonst nicht aufzufallen, ist einkalkuliert. In Bayern etwa scannt die Polizei großflächig Autokennzeichen und verteidigt diese Maßnahme nicht nur. Sie gibt Kritikern gegenüber sogar zu, dass der Abschreckungseffekt einkalkuliert ist, um etwa Bürger von der Teilnahme an Demonstrationen abzuhalten. Versammlungsrecht ist ja sowas von 80ies. Die Gängelung geht nicht nur von staatlichen Stellen aus und dringt immer tiefer in die Privatsphäre ein:

Persönliche sexuelle Vorlieben sind auch heute noch ein guter Ansatzpunkt, um Menschen zu diskreditieren und auf Linie zu bringen. Und natürlich gibt es auch in der Hinsicht interessierte Kreise, denen jegliche Kollateralschäden egal sind und die sich die Welt lieber nach eigenem Gusto zurechtschnitzen; mehr dazu bei Don Alphonso und Kitty Koma.

Kleiner Nachtrag: Inzwischen merkt selbst Google, dass die Zwangsheirat von Google+ und Youtube eine selten dämliche Idee war.

Sonntag, 17. November 2013

Fortsetzung unvermeidbar

Natürlich geht es auch damit weiter – aus Zeitgründen wieder im Schnelldurchlauf, ich komme ja eh kaum hinterher:

Der Guardian zeigt in NSA Files: Decoded umfassend und übersichtlich, was die Enthüllungen für jeden bedeuten, der auf heute üblichen Wegen kommuniziert. Sicherheits- und Kryptographie-Experte Bruce Schneier erläutert, was es mit dem Machtkampf im Internet auf sich hat und wo die Fronten verlaufen. Eben Moglen, Jura-Professor an der Columbia University und Gründer des Software Freedom Law Center, befasst sich in der Vortragsreihe Snowden and the Future mit den Themen, wie Edward Snowden die Geschichte verändert hat, wie die Entwicklung der Überwachungstechnologien seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zur Gefahr für die Demokratie geworden ist, und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, dass Informationen so mächtig geworden sind und sich so schnell verbreiten können.

Während inzwischen selbst der Autor des Patriot Act der Ansicht ist, dass die NSA außer Kontrolle sei, sehen auch andernorts Politiker an den Schalthebeln der Macht keinen Anlass, den Überwachern Zügel anzulegen – im Gegenteil: Der englische Premierminister David Cameron will wegen der Enthüllungen die Pressefreiheit einschränken und droht wenig verklausuliert mit Strafmaßnahmen gegen unbotmäßige Journalisten und Medien. Das deutsche Innenministerium wiederum hat – ist ja bald Weihnachten – seine eigene Wunschliste für mehr Grundrechtsabbau und Überwachung.

Aktionismus und Ausbau der eigenen Pfründe statt wirksamer Maßnahmen scheinen das Gebot der Stunde. Die Deutsche Telekom etwa bringt ein nationales Internet ins Gespräch, das sehr an China oder den Iran gemahnt, aber nicht das Problem löst, dessen Teil die Telekom ohnehin ist. Kristian Köhntopp erklärt beispielhaft, warum das Quatsch ist. Jürgen Geuter alias tante hat den passenden Kommentar zu diesem Unfug und gibt mit dem Weltnetzsuchantrieb einen Vorgeschmack auf die Dinge, die dann kommen könnten.

Die Befürchtungen, dass als Folge der NSA-Affäre eine Balkanisierung des Internets droht, wachsen zunehmend. Dabei ist das definitiv kein geeignetes Konzept für mehr Datenschutz und Datensicherheit. Es wird Zeit, sich das Internet zurückzuholen. Auch der Europarat hat inzwischen eine Deklaration für Freiheit im Internet entworfen. Überlegenswert, auch wenn sich dieses Gremium in der Vergangenheit zu diesem Thema nicht mit Ruhm bekleckert hat.

Wer immer noch glaubt, dass ihn das Thema im Alltag nicht berührt, sollte sich die PEN-Studie zur Selbstzensur durch Massenüberwachung ansehen. Wie das außerhalb des Netzes funktioniert, beleuchtet An Ex-Cop’s Guide to Not Getting Arrested: Als Bürger macht man sich am besten unsichtbar, um nicht ins Visier einer Polizei zu geraten, die zunehmend nicht als Freund und Helfer, sondern als die größte Gang der Stadt agiert. Kann alles nicht passieren? Das EU-Projekt INDECT steht kurz vor seiner Fertigstellung und verspricht automatisierte Audio- und Videoüberwachung des öffentlichen Raums inklusive des Profilings „verdächtiger“ Bewegungen und damit verbunden weitreichende Online-Überwachung. Parallel dazu erscheint das transatlantische Freihandelsabkommen TAFTA um so mehr als Alptraum für die Demokratie, je mehr Details dazu bekannt werden.

Über Googles enger werdende Umarmung habe ich bereits mein Unbehagen geäußert. Die neuesten Maßnahmen zur Zwangsbeglückung und vorauseilender Gehorsam machen mir das Unternehmen nicht sympathischer. Man muss nicht der Gründer von Youtube sein, um den neuen Google+-Zwang negativ zu finden. „My Thoughts on Google+“ sagt es so treffend wie eingängig:

Genau.

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Gruselgraus

Aufgrund der begrenzten Zeit hat es bei der letzten Gelegenheit nicht zu Halloween-Bildern gereicht, außer ein paar rollenspieltaugliche Motive im Kostüm zählen. Da es dieses Jahr also keine neuen Bondage-Fotos zum Thema gibt, verweise ich auf die sportlichen und heftigen Varianten aus den vergangenen Jahren.

Anlässlich des Datums sei noch angemerkt: Ich bin zwar zumeist harmlos, doch sollte man in der Hinsicht Narren nicht unterschätzen. Auch Clowns haben ihre dunklen Seiten. Wer dagegen Angst vor der Zombie-Apokalypse hat, kann aufatmen, weil Mutter Natur kurzen Prozess machen würde.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Zwischendurch erwähnt

Hier habe ich dieses Problem ja nicht, aber aufgrund einiger Erfahrungen andernorts kann ich diesen Rant zu Kommentartrollen und virtuellem Hausrecht im Kraftfuttermischwerk sehr gut verstehen.

Als kleine Ergänzung dazu: Tipps vom Fachmann, wie man (nicht nur) als Journalist Fehlinformationen entlarvt, mit einigen eindrucksvollen Beispielen, wie leicht sich Menschen von bestimmten Formulierungen beeinflussen lasen.

Zum digitalen Nachlass im Guten und im Bösen hatte ich vor knapp einem Jahr bereits einmal etwas geschrieben. Auch der Informatiker Martin Klein hat sich seit längerem darüber Gedanken gemacht und daraufhin das Memento-Framework samt Browser-Plugin für Zeitreisen in die digitale Vergangenheit entwickelt. Ein Problem dabei: Das Plugin gibt es nur für den Chrome-Browser, Chrome kommt von Google, und – da muss ich Konstantin Klein zustimmen – Google nervt gerade mal wieder auffällig.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Spione, Politiker und andere Aufreger

Wer hätte das gedacht: Auch anerkannte Jugendschutzfilter taugen nichts, sondern sind ein Griff ins Klo. Warum wundert mich das nicht? Ach ja, deshalb, deshalb, deshalb, deshalb, deshalb oder deshalb.

Grundsätzliche Probleme wie Überfilterung und Slippery Slope sind jedoch egal, wie wieder einmal das Beispiel England zeigt. Dort schießen Rechteinhaber mit geheimen Blocklisten ungerührt auch legale Seiten aus dem Netz – ohne Prüfung und ohne Möglichkeit zum Widerspruch.

In Fortsetzung der anscheinend unendlichen Geschichte von Angriffen, Eingriffen und Begehrlichkeiten: Während das Lavieren der Politik immer mehr zur Lachnummer wird, macht Kai-Uwe Steffens unter dem Titel „Umfassende Überwachung raubt der Weltbevölkerung ihr Recht auf Privatheit“ noch einmal die Tragweite des Problems klar. Wer angesichts dessen meint, dass Privatsphäre ein überholtes Konzept ist, muss sich von John F. Nebel in Privatsphäre Z die Konsequenzen vor Augen halten lassen:

„Ich behaupte, dass es unmöglich ist, zu antizipieren, welche freiwillig oder unfreiwillig preisgegebenen Daten mir irgendwann in der Zukunft auf die Füße fallen werden.

Denn die Mechanismen, was einem auf die Füße fallen könnte, sind einerseits nicht durchschaubar, weil sie in der Zukunft liegen und auf der anderen Seite auch heute schon absolut intransparent und willkürlich.“

Oder präziser:

„Am Konzept der Privatsphäre hängt:

  1. die Freiheit zu denken und zu sagen, schreiben, machen was man will.
  2. das Versprechen frei von Diskriminierung und Sanktion zu sein.
  3. ein Ausgleich gegenüber der Macht und Gewalt des Staates.

Fehlt Privatsphäre, müssen wir fürchten, dass abweichendes Denken und Handeln noch stärker zu Diskriminierung und Sanktion führt. Dabei wird der Rahmen, was zu Sanktionen oder Diskriminierungen führt, immer durch Herrschaftsverhältnisse definiert werden.

Das Ende der Privatsphäre, wie wir es gerade erleben, ist in diesem Sinne eine totale Niederlage. Wir haben die Privatsphäre verloren, ohne dass sich an Hierarchien, Herrschaft und Kontrolle etwas verändert hätte. Im Gegenteil sogar zementiert sich Herrschaft durch den Verlust der Privatsphäre. Sie baut ihre Macht auf unsere Kosten aus – und es wird immer schwieriger diese zurück zu gewinnen.

Thomas Stadler setzt sich ebenfalls mit der Post-Privacy-Falle auseinander:

„Das Gegenteil von Privacy ist die Transparenz aller Daten. Transparenz bedeutet Kontrolle. Aus diesem Grunde muss der freiheitlich-demokratische Staat, der vom Spannungsverhältnis Staat-Bürger geprägt ist, dafür sorgen, dass die öffentliche Gewalt transparent agiert und maximal kontrolliert wird, während dem Bürger die größtmögliche Intransparenz zuzubilligen ist. Wer das Ende der Privatheit propagiert, ermöglicht damit den gläsernen und transparenten Bürger.“

Auch Bruce Schneier befasst sich damit, wie die aus unterschiedlichen Strategien erwachsenen Überwachungsmethoden von Staat und Wirtschaft zu einer Einheit verschmolzen sind, mit entsprechenden Folgen:

„Moore’s law has made computing cheaper. All of us have made computing ubiquitous. And because computing produces data, and that data equals surveillance, we have created a world of ubiquitous surveillance.

Now we need to figure out what to do about it. This is more than reining in the NSA or fining a corporation for the occasional data abuse. We need to decide whether our data is a shared societal resource, a part of us that is inherently ours by right, or a private good to be bought and sold.“

Wenig überraschend – die NSA sammelt Kontaktlisten aller Art wie E-Mail-Adressbücher, Messenger-Verzeichnisse, Freundeslisten mit dem großen Schleppnetz bei Google, Yahoo, Microsoft, Facebook und vielen anderen ein. Wie dies und anderes in der Praxis funktioniert, zeigt das Video How the Government Tracks You: NSA Surveillance im Schnellüberblick:

Währenddessen schließt man in Europa faule Kompromisse mit Hintertüren oder ignoriert Themen wie Datenschutz und Bürgerrechte gleich ganz. Lesenswert in diesem Zusammenhang das Interview mit Peter Schaar, dem jetzt in den Ruhestand verabschiedeten langjährigen deutschen Bundesdatenschutzbeauftragten.

Mittlerweile ist es nicht mehr schwer, Nutzer über den „Fingerabdruck“ ihres Browsers ganz ohne Cookies zu identifizieren und zu verfolgen. Die eigene Datenspur im WWW lässt sich mit dem Firefox-Addon Lightbeam anschaulich darstellen. Die neue Erweiterung bietet ähnlich wie Ghostery außerdem die Möglichkeit, Cookies, Tracker und Seiten zu blockieren. Vor kurzem hatte ich bereits auf einige Tipps zum Spurenverwischen verwiesen. Aktuell listet die Electronic Frontier Foundation zehn Maßnahmen gegen Internet-Überwachung auf, die jeder umsetzen kann und sollte.

Derweil hat Mozilla-Chefentwickler Brendan Eich in The Bridge of Khazad-DRM die Entscheidung des World Wide Web Consortiums massiv kritisiert, Kopierschutzverfahren in die HTML-Spezifikation aufzunehmen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

BDSM mal anders

Frau Netbitch hat eine schöne Zeitungsanzeige gefunden, die sie nahezu motiviert, in der politisch überkorrekten WG einzuziehen und die Ortsansässigen angemessen zu quälen. Angesichts der Vorlage wäre ich mit Wonne dabei. *veg*

Entmachtung für Fortgeschrittene

Der Schriftsteller und Journalist John Lanchester hat vom „Guardian“ Einblick in die von Edward Snowden öffentlich gemachten NSA-Dokumente erhalten – und ist erschüttert. Nicht nur über Breite und Tiefe der staatlichen Überwachung, sondern auch über die gesellschaftlichen Folgen. Nach der Lektüre ist er überzeugt, dass Großbritannien auf dem schlimmsten Weg in eine Überwachungsgesellschaft neuen Typs ist. Und er erinnert seine Leser daran, dass ein Polizeistaat nicht an offensiver Polizeipräsenz im Stil einer Bananenrepublik erkennbar ist und ein Überwachungsstaat ebenso unsichtbar agiert:

„People misunderstand what a police state is. It isn’t a country where the police strut around in jackboots; it’s a country where the police can do anything they like. Similarly, a security state is one in which the security establishment can do anything it likes.

We are right on the verge of being an entirely new kind of human society, one involving an unprecedented penetration by the state into areas which have always been regarded as private. Do we agree to that? If we don’t, this is the last chance to stop it happening. Our rulers will say what all rulers everywhere have always said: that their intentions are good, and we can trust them. They want that to be a sufficient guarantee.“

Finde den Fehler: Snowden: DOJ Won’t Prosecute Official For Lying, But Will Stop At Nothing To Persecute Someone For Telling The Truth.

Auf tagebau.com erläutert Kai Biermann in Leben im Überwachungsstaat, „warum wir das dunkle Monster Geheimdienste in unserer Mitte nicht länger ignorieren dürfen“.

Die Wissenschaftlerin und Datenschutzexpertin Sarah Spiekermann erläutert in „Snowden und der Kindergarten des elektronischen Zeitalters“, dass Datenschutz und Privatsphäre wichtiger sind als je zuvor und fordert mit Recht das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gegenüber dem Staat ebenso wie gegenüber Unternehmen ein. Direkt daneben projiziert Peter Glaser die Folgen der „Superkontrolle“: Ausblicke in die Zukunft der Überwachung: Privatsphäre als Snobismus, offensive Schamlosigkeit – und das absolut Unkontrollierbare.

Das bereits neulich erwähnte Problem der Einbaus von Digital Rights Management in die HTML-Spezifikation hat Simon St. Laurent in „What Do We Get for That DRM?“ aufs Korn genommen: Nutzer werden a priori als Diebe betrachtet und als so wenig vertrauenswürdig, dass man ihnen ihre eigenen Geräte wegnehmen muss. Und Programmierer und Entwickler, die das Internet als offen verstehen, stehen mit einem Bein im Gefängnis.

Passend dazu die Enthüllung, dass Amazon entgegen anderslautender öffentlicher Behauptungen zu den treibenden Kräften gehört, die die DRM-Verkrüppelung von E-Books durchsetzen. Das bestätigt mich darin, keine E-Books zu kaufen.

Montag, 30. September 2013

Knackt die Black Box

Marc Scott zeigt in Kids Can’t Use Computers … And This Is Why It Should Worry You auf, wie oberflächlich reduzierte Komplexität, Desinteresse, geschlossene Systeme und schlechte Ausbildung dazu beigetragen haben, eine Generation von Computer-Analphabeten heranzuzüchten. Seine – plausible und mit vielen Beispielen begründete – Position: Gerade die jungen, angeblich so internet-affinen und technisch versierten Nutzer können mit Computern nicht mehr wirklich umgehen und sind verloren, wenn das Anklicken bunter Knöpfchen nicht mehr funktioniert:

„They can use YouTube and Pinterest. They even know how to use Word and PowerPoint and Excel. Ask them to reinstall an operating system and they’re lost. Ask them to upgrade their hard-drive or their RAM and they break out in a cold sweat. Ask them what https means and why it is important and they’ll look at you as if you’re speaking Klingon.

They click ‘OK’ in dialogue boxes without reading the message. They choose passwords like qwerty1234. They shut-down by holding in the power button until the monitor goes black. They’ll leave themselves logged in on a computer and walk out of the room. If a program is unresponsive, they’ll click the same button repeatedly until it crashes altogether.“

Und warum ist das so schlimm? Weil Computer inzwischen jeden Teil unseres Lebens beherrschen, wie sehr, zeigen die aktuellen Entwicklungen bei Überwachung und Zensur. Und die Entscheider von morgen haben keine Ahnung:

„Tomorrow’s politicians, civil servants, police officers, teachers, journalists and CEOs are being created today. These people don’t know how to use computers, yet they are going to be creating laws regarding computers, enforcing laws regarding computers, educating the youth about computers, reporting in the media about computers and lobbying politicians about computers.“

Ich kann Scotts Befürchtungen nachvollziehen, und ebenso seinen Aufruf:

„I want the people who will help shape our society in the future to understand the technology that will help shape our society in the future. (…) Let’s build a generation of hackers.“

Man muss ja kein Motherboard zusammenlöten können – aber Grundwissen ist für fundierte Entscheidungen und das Abschätzen von Risiken einfach hilfreich.

Man kann ja nicht früh genug anfangen

Schon etwas älter, aber neulich erst entdeckt: Um die brasilianische Version der „Super Nanny“ zu bewerben, kreierte die zuständige Werbeagentur für die 2012er-Staffel eine „Control Toys“-Serie mit kindgerechten Produkten wie dem „Lovely Straitjacket“, dem „Happy Heavy Ball“ und dem „Funny Cage“. Die eigens gefertigten Packungen wurden dann in Spielzeugläden platziert, um die Reaktionen von Eltern einzufangen und auf die von der TV-Show propagierten „besseren Erziehungsmethoden“ hinzuweisen. Der Hinweis „Spielzeuge, die lehren, wie Du Dein Kind nicht erziehen solltest“ war für manchen dabei wohl nicht deutlich genug. Ein Promo-Video gibt es auch.

Durchgedreht und aufgesprudelt

Nach mancher Begegnung on- und offline stelle ich mir die Frage „Warum befällt Esoterik vor allem Frauen?“, auch wenn Männer nicht gefeit davor sind.

Neuestes Fundstück in meiner Sammlung seltsamer Apparaturen zum Erlangen universellen Gleichgewichts: Wirbelwasser aus dem Wasserwirbler. Angesichts von Präsentation und Werbetext war ich auf den ersten Blick geneigt, an einen Poe zu glauben, aber die scheinen das wirklich ernst zu meinen. Das Esoterik-Bullshit-Bingo* um energetisiertes Wasser beruft sich wohl aus lizenzrechtlichen Gründen nicht auf Grander, sondern auf Schauberger. Der Preis des Drehteils passt zu anderen Angeboten aus dieser Ecke – Glaube versetzt nicht nur Berge, sondern erleichtert auch Portemonnaies. Aber vermutlich sollte man nicht immer so rational sein, sondern einfach mal den Verstand aussschalten:

WTF und OMFG beschreiben die persönliche Befindlichkeit nach dem ersten und ungläubigen zweiten Durchsehen nur unzureichend. Als Antidot deshalb Viva la Evidence:

*: Z. B. zu Astrologie, Bach-Blüten, Edelsteintherapie, Homöopathie, Klangschalen, Mondkalender, Ohrenkerzen, Pendeln, Reiki und Schüssler-Salzen.

Noch Fragen? Auf der Suche nach Antworten helfen dieser Werkzeugkasten und diese grafisch aufbereitete Übersicht.

Donnerstag, 19. September 2013

Hart am Wind

Heute ist wieder Talk Like A Pirate Day. Ich hatte weder Zeit noch Gelegenheit, Kaperfahrten zu unternehmen, Jungfern einzuwickeln, Knoten zu knüpfen, Landratten zu erschrecken oder am richtigen Auftritt zu feilen.

Aber für ein paar Hinweise reicht es noch – als da wären: Eine Möglichkeit sein Gefährt für den Datenozean auf Lecks zu prüfen, sprachhistorische Anmerkungen zur Ausdrucksweise von Piraten, Bilder von den Feierlichkeiten in aller Welt und ein Video:

Arr!

Samstag, 31. August 2013

Linkschleuder

Während ich kaum zum Bloggen kam, ist die Welt nicht stillgestanden. Um halbwegs wieder auf Stand zu kommen deshalb eine Übersicht über lesenswerte Artikel aus den vergangenen Wochen:

Zu PRISM, Überwachung & Co.

Die gar nicht mehr so fern erscheinende Vision umfassender Überwachung durch staatliche Stellen und Unternehmen: Oversight: Thank you for volunteering, citizen.

Zum Thema Zensur, Begehrlichkeiten, Filterung und Überfilterung:

„Trusted Computing“ ist auch so ein Neusprech-Wort à la Orwell, denn der Anwender kann einem Computer eben nicht mehr trauen. Informationen liefern das Interview „Trusted Computing stimmt Geheimdienste fröhlich“ und ein schon etwas älterer, aber immer noch relevanter Film zu TC:

Nützlicher Helfer: Der Guide to DRM-Free Living listet Bücher, Videos, Musik und Software ohne Einschränkungen durch „Digital Rights Management“, das aus Nutzersicht eigentlich „Digital Restriction Management“ (vulgo „Kapierschutz“ *veg*) heißen müsste, und gibt zusätzlich einen Überblick über Anbieter, die ihre Kunden am stärksten gängeln.

Elmore Leonard ist am 20. August gestorben. Ein Anlass, seine Tipps für Autoren noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Easy on the Adverbs, Exclamation Points and Especially Hooptedoodle

Mittwoch, 31. Juli 2013

Rotlicht-Einsätze

Eher ein Sommerlochfüller, doch ganz putzig: Laut CNN sorgt „Fifty Shades Of Grey“ (vermutlich samt zugehörigem Merchandising) gerade für Arbeitsspitzen bei der Londoner Feuerwehr. Die muss in letzter Zeit vermehrt Leute aus Handschellen und anderen Zwangslagen befreien.

Wenn die Leute auch immer Blechschrott statt richtiger Handschellen kaufen.

Aber …

Toaster?

Wirklich? WTF?

Morbus Kobold ist hingegen ja schon etwas länger dokumentiert. *veg*

Freitag, 26. Juli 2013

Aus gegebenem Anlass

Gerade noch kurz vor Toresschluss: Heute ist System Administrator Appreciation Day. Da darf man aus Gründen ruhig darauf hinweisen, dass auch Edward Snowden Sysadmin ist und ganz sicher Wertschätzung verdient hat. Und außerdem zahlt es sich immer aus, seinen Admin nicht zu verärgern.

Montag, 22. Juli 2013

Das ging ja schnell

War nicht anders zu erwarten: Yahoo hat die nach dem Tumblr-Kauf befürchtete Säuberungsaktion gestartet und dabei ein schönes Beispiel für Unternehmens-Neusprech geliefert. Yahoo-Chefin Marissa Mayer hatte ja nach der Tumblr-Übernahme geäußert, dass die doch erklecklichen „Inhalte für Erwachsene“ auch künftig auf Tumblr bleiben und nicht gelöscht würden. Gelöscht wurden sie auch nicht.

Stattdessen hat Yahoo eine tiefe Grube ausgehoben, die betroffenen Tumblr-Blogs hineingeworfen, alles zubetoniert und dann neuen Rasen angesät: Schlagzeilen wie „Yahoo drops the hammer on Tumblr porn“ oder „Tumblr Is Pushing Porn Into an Internet Sex Ghetto“ verschleiern dabei eher, was Yahoo tatächlich gemacht hat – Adult Tumblr blogs now removed from every form of search possible. Die Inhalte waren im Prinzip noch da, aber für niemanden innerhalb und außerhalb von Tumblr mehr auffindbar, weder über Tags, noch über Suchmaschinen.

Diese Zensurpolitik à la Giftschrank hat dabei nicht nur Blogs der expliziten Kategorie „Adult“ betroffen, sondern auch die wesentlich unschärfere und weiter gefasste Kategorie „NSFW“ (Zur grundsätzlichen Problematik eines „Not Safe For Work“-Tags gerade im auf vielen Ebenen puritanischen, US-dominierten Kontext habe ich schon länger einen Artikel geplant – wenn ich denn dazu komme.) und zusätzlich auch im politischen, nicht sexuellen Zusammenhang genutzte Begriffe wie „gay“ oder „lesbian“. Außerdem war die Sperre infektiös angelegt: Wer per Post oder Kommentar auf ein geblocktes Tumblr-Blog verlinkte, handelte sich damit automatisch die gleiche Einstufung für sein gesamtes Blog ein und machte sich damit ebenfalls komplett unsichtbar und unauffindbar.

Mit all dem hatte sich Yahoo anscheinend zu weit aus dem Fenster gelehnt und musste die neue Tumblr-Politik schnell wieder zurücknehmen: After backlash Yahoo’s Tumblr quietly restores adult, NSFW blogs. Auch wenn es aktuell so aussieht, als hätte sich Yahoo die Proteste zu Herzen genommen – es macht den Eindruck, als hätte man dort austesten wollen, wie weit man gehen kann. Ein schlechter Nachgeschmack bleibt.

Dienstag, 16. Juli 2013

Wo bleibt denn das Positive?

Zwischen Ärger und Zeitmangel ist Selbiges schwer zu finden, aber es gibt es. Wil Wheaton zeigt mit seiner Schilderung eines ganz normalen Tages, dass alles einfacher ist, wenn man nicht allein ist.

Die Grundsatzfrage, ob das Internet für Porno oder für Katzen da ist, entscheidet dieses Video eindeutig zugunsten der Fellknäuel:

Katzen wollen eben immer mitspielen.

Es wird gerade nicht besser

Seit dem letzten Mal bin ich noch nicht viel weiter mit den schönen Dingen gekommen. Dafür komme ich kaum noch der Realität nach.

Zu PRISM und Tempora gibt es inzwischen Details, exemplarisch: How Microsoft handed the NSA access to encrypted messages (deutsche Zusammenfassung).

Aber als braver Bürger hat man ja nichts zu befürchten. Buttle, Tuttle – egal:

Soll tatsächlich die Schere im Kopf das Handeln online und offline bestimmen? Jens Scholz weist darauf hin, dass Datensouveränität die bessere Alternative zum Kuschen ist.

Dass die Begründungen zur Rechtfertigung der digitalen Schleppnetzfahndung lächerlich sind – geschenkt. Dass das präventive Abgreifen und Rastern weitestgehend sinnlos ist, ist ebenfalls keine überraschend neue Erkenntnis, dennoch fordern die üblichen Verdächtigen mehr Überwachung unter anderem Namen. Sicherheit als „Supergrundrecht“ ist ja auch ein tolles Totschlagargment. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, und derartig peinlich-durchsichtige Nummern erst recht nicht. Als Merksätze:

„They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.“
Benjamin Franklin

„It is seldom that liberty of any kind is lost all at once.“
David Hume

„F × S = k (The product of Freedom and Security is a constant.)
Niven’s 4th Law

An anderen Fronten sieht es nicht rosiger aus: Hardware kommt ab Werk mit Hintertüren. Neelie Kroes will keine Netzneutralität sichern, sondern bereitet deren Beerdigung vor – sozusagen die Schrödinger-Variante der Netzneutralität. Und Netzsperren sind immer noch nicht tot, nur die Begründung wechselt.

Ach ja: Die Liste jugendgefährdender Medien bleibt geheim – natürlich zu unserem eigenen Schutz.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Touch and go

Gerade zu viel zu tun und zu wenig Zeit, deshalb nur ein paar Lesetipps auf die Schnelle:

Falls es seit dem letzten Mal schon in Vergessenheit geraten sollte, zugleich als Update: PRISM, Tempora und Co. – was bisher geschah (Heise).

Suzanne Moore bringt das grundsätzliche Problem in ihrem Guardian-Kommentar When states monitored their citizens we used to call them authoritarian. Now we think this is what keeps us safe auf den Punkt:

„When did you surrender your freedom to communicate, something that was yours and yours alone, whether an email to a lover or a picture of your child? Ask yourself, do you feel safer now you know that you have no secrets? Now, the intimacies that are of no import to anyone but you have been subject to virtual extraordinary rendition. Because, fundamentally, your government does not trust you. Why therefore should you trust it?“

Deutsche Variante dazu bei der ennomane, mit erweitertem Fokus: #Prism – ein paar Lebenslügen.

Da bleibt einem wie Andrew McCarthy nur noch Galgenhumor: PRISM – All your data, in one place (deutsche Version). Ich hätte dann gerne mein Backup von diesem schicken Startup.

Zu einem anderen Ärgernis habe ich ja schon vor längerem mein Unbehagen ausgedrückt. Marco Arment beleuchtet in Lockdown die Hintergründe, warum Google nicht nur den Google Reader eingestampft hat, sondern gleich auch noch die RSS-Variante der Google Alerts: „Google Reader is just the latest casualty of the war that Facebook started, seemingly accidentally: the battle to own everything.“. Wie so viele andere offene Standards im Netz ist RSS antimonopolistisch.

Beide oben umrissenen Probleme sollten jeden eigentlich zu mehr Datensparsamkeit einerseits und Diversifikation hinsichtlich der genutzten Dienste andererseits anregen. Ebenfalls lesenswert in diesem Zusammenhang: Tools For Treason.

Zu Seilen und anderen interessanten und gleichzeitig erfreulichen Sachen hoffentlich demnächst wieder mehr.

Dienstag, 18. Juni 2013

Kaum zu fassen

Auch wenn der allumfassende Lauschangriff durch US-Dienste niemanden überrascht hat, der nicht die letzten zehn Jahre unter einem Stein verbracht hat – überraschend ist die schmerzfreie Dreistigkeit von gewohnter Stelle. Was beim Normalbürger Entsetzen auslöst, weckt andernorts nur neue Begehrlichkeiten. Kontrollettis aller Länder, vereinigt euch:

Da passt dazu, dass die Internet-Provider in England auf freiwilliger (*hust*) Basis einen „Porno-Filter“ einführen (der ganz sicher zuverlässig die Kinder schützt, nicht über- oder unterfiltert und bestimmt auch nicht auf andere Inhalte ausgeweitet wird …). Schönes Detail: Wer nachweisen kann, dass er über 18 und an Schweinkram interessiert ist, kann den Filter für seinen Online-Anschluss deaktivieren. Allerdings nicht auf Dauer, sondern nur für ein paar Stunden, dann muss er die Freischaltprozedur wiederholen, weil der Filter automatisch reaktiviert wird.

Wer durch die PRISM-Enthüllungen dazu bewegt wurde, seine Privatsphäre online etwas besser zu schützen, aber nicht weiß wie:

Aber anscheinend ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.