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Sonntag, 11. November 2012

Premiere mit Seil und Knoten

Neulich durfte ich ja einer wissbegierigen Dame in die Seile helfen. Sie hatte bislang keinerlei einschlägige Erfahrungen, aber vor einiger Zeit begonnen, ihre Interessen in diese Richtung zu erkunden. Der Schritt von der Theorie zur Praxis ergab sich nach längeren Unterhaltungen im Chat, in denen ich offenbar seriös genug wirkte, dass sie sich mir anvertraute. Die ersten Schritte in Sachen Bondage waren für die Begünstigte sehr erfreulich – und so war sie gerne bereit, einen Gastbeitrag für das Blog zu verfassen. Hier nun ihre Eindrücke:

Nach viel einschlägiger Literatur und einer Menge Kopfkino habe ich mich irgendwann an den Gedanken gewöhnt, dass ich wohl die ein oder andere „einschlägige Neigung“ habe. Aber welche eigentlich? Bondage-Bilder hatten es mir eindeutig angetan, und je länger ich sie betrachtet habe, desto größer wurde der Wunsch, selber einmal Seile auf der Haut zu spüren und zur Bewegungsunfähigkeit verdammt zu werden. An eigener Haut diese martialische Anmut zu erleben. Aus einem anfänglichen Gefühl wurde ein Wunsch und daraus ein regelrechtes Verlangen. Meine Neugier und Experimentierfreude taten das ihrige dazu, und so nahm ich irgendwann all meinen Mut zusammen und tat einen ersten Schritt in Richtung Seile.

Aujourd’hui, je ne regrette rien. Au contraire.

Hätte mir noch vor einer Woche jemand gesagt, dass Bondage süchtig macht, ich hätte es nicht geglaubt. Schöne Bilder? Ja. Spannende Thematik? Ja. Experimentierfreude und Neugier? Absolut vorhanden. Aber Suchtgefahr? Kein Gedanke daran!

Ich wurde eines Besseren belehrt, als sich mir recht spontan die Gelegenheit bot, mich verschnüren und festzurren zu lassen.

Wie lässt sich das Gefühl von Bondage beschreiben? Ein Gefühl der Geborgenheit, Hilflosigkeit und gleichzeitig der Sicherheit. Sich hilflos fallen lassen, dadurch ruhig und ergeben. Aufkommende Unsicherheiten, die sich durch kleine Berührungen in Sicherheit, Geborgenheit und Anerkennung verwandeln. Die Erregung, in absoluter Dunkelheit und Unbeweglichkeit nicht zu wissen, was geschieht.

Für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, mag das schizophren klingen und, wenn überhaupt, nur schwer nachvollziehbar sein. Ich wurde selbst von diesen Gefühlen überrannt und musste die einzelnen Bruchstücke erst einmal sortieren und verstehen.

Am erstaunlichsten für mich war der meditative Part von Bondage. Es tut gut, sich fallen lassen zu können, zu müssen, wenn man im Alltag nur unter Strom steht. Die Zügel aus der Hand zu geben, aus der Hand genommen zu bekommen. Nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen, über nichts nachdenken, einfach nur sein. Hilflos, ausgeliefert, ergeben, geborgen und sicher.

Zur Bewegungslosigkeit gezwungen … wunderschön verschnürt.

Mein Körper verlangt danach, gefesselt zu sein, meine Haut sehnt sich nach der Berührung der Seile. Es waren fesselnde Stunden, die mir eine bislang unentdeckte Seite an mir offenbart haben. Eine Seite, die ich vielleicht vorher erahnt, aber niemals gekannt habe.

Ich habe eindeutig Blut geleckt!

Freut mich, dass es so viel Spaß gemacht hat – bei Gelegenheit gerne Fortsetzung, dann auch mit Kamera für ein paar bleibende Erinnerungen.

Update 13.11.2012: Die Begünstigte hat noch einen Anreißertext nachgereicht, den ich den Lesern nicht vorenthalten wollte und deshalb hier als ersten Absatz des Gastbeitrages eingefügt habe.

Dienstag, 6. November 2012

Kurz angebunden

Roped a cowgirl, spoiled a virgin, all in a day’s work. Sometimes I love my job. *schnurrbartzwirbel* *umhangzurückwerf*

Oder etwas ausführlicher: Kurzfristig ergab es sich, dass ich eine neugierige Dame in die Welt der Seile einführen durfte. Völlig unerfahren in dieser Hinsicht, hatte sie sich an mich gewandt, weil sie wusste, dass ich schon ein paar Jahre in Sachen Bondage unterwegs bin. Trotz knapper Zeit reichte es für eine bunte Proberunde vom Hogtie über Spreadeagle bis zu Shibari mit Karada und Ebi und vollumfänglicher Befestigung an einem stabilen Stuhl.

Der Jungfer gefiel es offensichtlich, sich solcherart in Not und Gefahr zu begeben. Allerdings hatte es ihr bei ihrer Premiere vor allem der meditative Aspekt von Bondage angetan – abschalten, fallenlassen und entspannen, weil gerade eh nichts anderes mehr geht. Auf jeden Fall blieben mehr als nur ein paar Ropemarks zurück: Am nächsten Tag durfte ich mir anhören, dass ich die Dame nicht ausreichend vor dem Suchtcharakter von Bondage gewarnt habe. Eine Fortsetzung der angewandten Seilkunde ist schon mal vorgemerkt, und dann sind auch Bilder eingeplant. Angesichts der anderen Hobbys der Begünstigten dürfte das eine oder andere Foto dann ein Western-Thema haben. Ich gehe schon mal Lasso und Stetson suchen.

Sonntag, 30. September 2012

Bilder mit Vorlauf

Auch wenn Murphy mir gerade ins Austarieren der Work-Life-Balance hineinpfuscht: Träumen kann man ja, und deshalb sammle ich ein paar Ideen für neue Halloween-Bilder der einschlägigen Art. Sowohl von Stimmung wie von Deko her darf es dabei ruhig ein wenig gruseliger zugehen. Als Inspiration gehen mir Figuren und Settings von Horrorklassikern der 1930er bis 1950er Jahre ebenso durch den Kopf wie das eine oder andere Videospiel; Seile, Ketten und dergleichen sind natürlich nicht optional. Und eventuell ergibt sich ja die Möglichkeit, ein wenig Ektoplasma einzuarbeiten.

Sollte sich bis zum Stichtag kein passender Termin ergeben, kann ich mich ja schon in Richtung Advent orientieren und neue Kerzenhalterinnen-Bilder mit etwas mehr Anlauf vorbereiten. Das eine in näherer Zukunft geplante Fotoshooting liegt zumindest dafür im richtigen Zeitfenster. Nur positiv denken.

Sonntag, 9. September 2012

Fliegende Bauten

Interessantes Netzfundstück: Das bei Tumblr gehostete Rope Bomb! ist anscheinend das Projekt einer kleinen Truppe von Shibari- und Suspension-Anhängern, die seit ein paar Monaten Minnesota unsicher machen und ihre Ausflüge im Bild festhalten. Das Rezept – draußen eine stabile Struktur suchen oder ein eigenes Dreibein aufbauen, eine oder mehrere Begünstigte dranhängen, ein paar Bilder schießen – ist einfach, die Ergebnisse unterhaltsam. Angenehm entspannt und improvisiert.

Sonntag, 22. Juli 2012

Arbeit, Müßiggang und Laster

Schöne Farbe, schönes Seil: Shibari mit Hanf in Grün

Klassisch inspiriertes Motiv und viele anregende Details

Wieder daheim, wieder mal einen guten Teil des Wochenendes auf der Autobahn verbracht – aber das war es wert, denn ansonsten waren es unterhaltsame Tage. Das Arbeitstreffen beschränkte sich hinsichtlich der Arbeit auf das Nötigste. Stattdessen stand das reale Kennenlernen bislang nur virtuell Bekannter im Vordergrund, beim Essen und Trinken ebenso wie beim Erkunden der architektonischen, historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten unter sachkundiger Führung. Bei allem Blödeln von den Klischees aus der und über die BDSM-Szene bis hin zur Kuchenflut zugunsten des Herausgebers, die sich zum running gag entwickelte: Die Unterhaltungen zeigten nicht nur gemeinsame Interessen und Ansichten, sondern boten auch wieder einmal ungewohnte Perspektiven auf die Vielfalt der Szene und ihrer Randbereiche und der damit verbundenen Lebensentwürfe.

Wie die Bilder demonstrieren, ergab sich nebenbei Gelegenheit, die Gastgeberin mit ihrem eigenen, eminent anwender- und begünstigtenfreundlichen grünem Hanfseil in unterschiedlichen Variationen einzuwickeln. Dabei blieb es nicht; es kamen auch andere Requisiten für nostalgisch inspirierte Bilder zum Einsatz. Und trotz anfänglicher Bedenken wagten zudem einige andere Anwesende die ersten Schritte in die Seile.

Montag, 14. Mai 2012

Boundcon – das war 2012

Echte Schellen: S & W M 110 und M1900, dazu einstellbare Brustklammern

Blechschrott auf der Boundcon

Kurzfassung: Auf der Boundcon gewesen, gut unterhalten, viele Bilder gemacht, eingekauft und nun wieder daheim. Oder etwas ausführlicher: Wie immer war die Boundcon natürlich eine gute Gelegenheit, einschlägig Bekannte zu treffen, die man sonst aufgrund der Entfernung selten real sieht. In der Hinsicht hat die diesjährige Boundcon nicht enttäuscht, die ersten Begegnungen haben sich schon vor dem Eingang ergeben. Einige angekündigte Treffen natürlich, einige erfreuliche Überraschungen, und auch der eine oder die andere, die einem dann doch nicht über den Weg laufen. Die Herzdame war leider ebenfalls wieder arbeitstechnisch verhindert; zum Ablästern und Fachsimpeln waren dafür einige Begünstigte samt Anhang da.

Seil- und knotentechnisch habe ich mir einige neue Ideen holen können, gerade was den Umgang mit ausbruchswilligen Subbies angeht. Zudem macht es Spaß, Riggern zuzusehen, die erkennbar öfter zum Üben kommen als man selbst und die Seile mit einer mühelosen Leichtigkeit wirbeln lassen, die ihren Ursprung in jahrelangem, kontinuierlichen Training hat.

Ganz mit leeren Händen bin ich auch nicht heimgekommen. Bei Cuffsland und Baumwollseil habe ich mich mit einigen größeren Spielzeugen und kleinen Gemeinheiten eingedeckt, die ich schon seit einer Weile auf der Liste hatte: Zum einen Fußkettchen mit elliptischen Schellen – Smith & Wesson Modell 110 und Modell 1900 – für mehr Tragekomfort, damit Begünstigte es nicht zu unbequem haben, wenn sie sich in den Fesseln winden oder sogar arbeiten müssen. Zum anderen regulierbare Klemmen, um es besagten Begünstigten etwas unbequemer zu machen, wenn sie es verdient haben. Oder wenn ich Lust dazu habe.

Trotz des Einfalls der Eisheiligen war die Veranstaltungshalle aufgrund der großen Hitze des Vortags schweißtreibend schwülwarm wie immer. Im Vergleich zu den Vorjahren erschien mir die Messe etwas reduzierter. Zumindest habe ich doch auch einige Aussteller und Performer vermisst, die ich von vergangenen Veranstaltungen in angenehmer Erinnerung habe. Der Publikumsandrang verlief schubweise, und gegen Abend zeigte sich, dass BDSMer und Bondager abseits ihrer spezifischen Vorlieben ganz normal und durchschnittlich sind: Das Pokal-Endspiel Bayern gegen Dortmund lockte offenbar manchen Besucher frühzeitig in Richtung des heimischen Sofas, und auch auf dem einen oder anderen Stand lief die Fußballübertragung statt der eigenen Bondagevideos auf den Monitoren.

Beim gemeinsamen Bummel über die Messe löste ein großer Stand in Resterampen-Optik kollektives Prusten aus. Nicht wegen der Dildos im Grabbelkorb, sondern weil ein anderer Teil des Sortiments ein Zeichen entweder von Dreistigkeit oder von Merkbefreiung im Endstadium war: Ausgerechnet auf einer Bondage-Messe einen ganzen Tisch voll überteuerten Billigst-Blechschrotts zu präsentieren in der Hoffnung, dass Besucher diese Dinger trotz direkter Vergleichsmöglichkeit an den Nachbarständen für echte Handschellen und womöglich sogar für fesseltauglich halten, war nicht nur für mich nahezu unfassbar. Dass das eine Blechschellchen-Modell den Slogan „Serious Bondage Attitude“ auf der Verpackung trug, fiel dann schon unter Realsatire. Andererseits – auch Gerten, die es als Reitsportzubehör für ein Zehntel des hier geforderten Preises zu kaufen gibt, fanden zahlungskräftige Abnehmer. Der Unterschied zwischen Perversenzuschlag und „nicht billig, aber preiswert“ scheint manchen nicht ganz klar zu sein. Und von letzterem gibt es auf der Boundcon auch einiges. Das eine oder andere habe ich mir für die Zukunft mal vorgemerkt, da ist dann allerdings die Herzdame zur Anprobe gefordert.

Ganz nebenbei konnte mich außerdem eine Begünstigte zur Mitarbeit an einem gerade gestarteten Online-Magazin überzeugen.

Sonntag, 22. April 2012

Doppelt sportliche Verschnürungen

Feste Mumie: Komplett-Kokon aus PVC-Tape

Abgespannter Hogtie, in den die Haare integriert sind

Detailansicht des Stress-Hogties

Inspiriert von klassischen Shibari-Aufahmen

Wie schon angemerkt, hatte ich heute Besuch. Mein Gast schreckt vor kaum einer Herausforderung zurück, wir hatten uns vorab per Messenger Ideen zugeworfen, und so durfte sich die Begünstigte einigen anstregenden Bondage-Positionen und -Varianten stellen. Den Anfang machte gleich eine Komplettmumie mit PVC-Klebeband. Für die Statistik: Ich habe auf die Dame genau 60 Meter PVC-Tape appliziert, bis sie von Kopf bis Fuß eingewickelt war. Um Haut und Haar zu schonen, hatte ich der Begünstigten natürlich zuvor eine Schicht Palettenfolie spendiert. Fazit: Die Tape-Mumie sah nicht nur eindrucksvoll aus, die Verpackung verhinderte auch Ausbruchsversuche der zuweilen durchaus zur Krawallsubbie neigenden Dame nachhaltig, sowohl durch die Unnachgiebigkeit des Klebebandes an sich als auch durch Sekundäreffekte wie Wärmestau und eingeschränktes Atemvolumen durch den straff verpackten Brustkorb.

Etwas luftiger, jedoch nicht weniger anspruchsvoll ging es weiter, nachdem ich den Kokon wieder geöffnet hatte. So stand etwa ein ins Hohlkreuz gezurrter Hogtie mit Armen in Reverse-Prayer- bzw. Hammerlock-Position auf dem Programm oder eine Ebi-Variante mit in die Fesselung einbezogenen Brustklammern als Motivationsmittel. Ein Spreadeagle zwischendurch wuchs sich über ein Wortgeplänkel binnen kürzester Zeit zum Spinnennetz aus, ein Ballknebel setzte den Schlusspunkt unter die Diskussion. Auch für mehr auf Ästhetik angelegte, entspanntere Shibari-Bilder hatten wir Gelegenheit. Spaß beim gemeinsamen Knoten, Blödeln und Quatschen hin oder her – am Ende des Tages waren wir jedenfalls beide erschöpft, weil sowohl das Erdulden und Austesten als auch das Schnüren und Ablichten der Bondage-Varianten erheblich sportlicher war, als es die Bilder vielleicht erahnen lassen.

Freitag, 13. Januar 2012

Care-Paket

Fröhliches Auspacken
Hanfseil im Rohzustand – es gibt noch viel zu tun

Jemand hat an mich gedacht und ein wenig mehr Seil als nur für den Eigenbedarf bestellt. Heute hat mir der Postbote deshalb ein Paket gebracht, Inhalt: Eine Trosse Hanfseil mit 6 mm Durchmesser. Bevor die 220 Meter einsatzbereit sind, muss ich sie allerdings erst entsprechend behandeln und in spieltaugliche Längen bringen. Im Chat mit der edlen Spenderin und ihrem Partner ging es vorab schon um die Frage, was besser ist: Erst schneiden und takeln, dann kochen, trocknen, abflämmen und fetten, oder die ganzen Vorbereitungen am Stück erledigen und danach erst Einzelseile aus der Trosse machen? Wegen der leichteren Handhabung gehe ich normalerweise den ersten Weg. Damit, dass die fertigen Seile dann unter Umständen etwas kürzer sind als ursprünglich abgemessen, kann ich leben.

Montag, 2. Januar 2012

Entspannter Auftakt

Das Jahr fängt ja gut an: Mit kurzfristiger Vorwarnung haben einschlägige Bekannte vorbeigeschaut – die Initiatorin hatte wieder einmal Sehnsucht nach Seilen. Und wer wäre ich denn, solche Bitten abzuschlagen? Also verhalf ich der Dame nach dem Begrüßungstee mit ein paar wohlgesetzten Knoten zur Entspannung.

Während sie sich in die Seile fallen ließ, plauderte ich mit ihrem Begleiter über Bondage-Techniken, Bilder und Fachliteratur, nicht ohne gelegentlich bei der abgelegten Begünstigten nach dem Rechten zu sehen. Beim Verschnüren war ich im ersten Anlauf etwas zu lässig, was die Dame prompt zum Aufknibbeln der Knoten nutzte, statt sich der Meditation hinzugeben. Ein kleiner Positionswechsel und die Nutzung strategischer Ankerpunkte haben dies jedoch schnell korrigiert, und ihr blieb nichts anderes mehr übrig als abzuwarten.

So stellte sich der gewünschte Effekt ein, und meine Besucherin fuhr mit freierem Kopf wieder nach Hause. Abgesehen davon plant sie demnächst eine Seilbestellung, und da fällt mir ein, dass ich da auch noch die eine oder andere Farbe auf der Liste habe.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Eine Session, ein Todesfall und aufgeregte Medien

Schon in der ersten Septemberhälfte war in einem Forum, in dem ich unterwegs bin, eine Bondage-Session mit tödlichem Ausgang Thema. Derzeit zieht der Fall etwas größere Kreise, deshalb auch hier ein paar Anmerkungen dazu. Auslöser des Forenthreads war eine Meldung vom 10.09.2011 bei welt.de: „‚Shibari‘ – Italienerin stirbt bei erotischer Fesselung“. Das typisch unpassende Symbolbild (Seil und Haut drauf? Reicht …) gibt schon einen Vorgeschmack darauf, was den kundigen Leser erwartet.

Wie gehabt wird hier auf Krawall gebürstete Ahnungslosigkeit serviert: „Extremfesselung“, „starkes Abschnüren mit Seilen“, dazu David Carradine als Bonus-Leiche. Die zu diesem Zeitpunkt dünne Faktenlage wird statt mit Recherche mit Wikipedia-Wiederkäuen, empörtem Geraune und demonstrativ skandalisierenden Anführungszeichen aufgepolstert. Immerhin weist der kurze Artikel in einem Satz darauf hin, dass der Rigger und seine beiden Partnerinnen alles andere als nüchtern waren, als sie loslegten.

Gerade dieser Punkt ließ mich schon in der ersten Diskussion Parallelen zu den typischen Wochenend-Disco-Unfällen ziehen: Ob jemand zu einem rotzbesoffenen Fahranfänger ins Auge steigt, der seinen Breiter-Tiefer-Lauter-Golf mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit um einen Baum wickelt oder in den Gegenverkehr schießt, oder ob jemand nach ausgiebigem Alkohol- und Drogenkonsum aller Beteiligten andere grundsätzlich gefährliche Aktivitäten ausübt, bleibt sich prinzipiell gleich. Da sind SSC und RACK schon lange kein Thema mehr, da geht es um grundsätzliches Urteilsvermögen und dessen Trübung. Damit sind die eigentlichen Unfall- und Todesursachen nicht unbedingt szene-spezifisch für BDSM, Bondage etc., sondern haben eher mit jugendlicher Unbekümmertheit, dem Glauben an die eigene Unsterblichkeit und auf Seiten des Riggers mit zuviel Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu tun – und vor allem mit dem eingeschränktem Steuerungsvermögen durch bewusstseinsverändernde Substanzen jeglicher Art.

Bei den Medien, für die welt.de nur ein Beispiel ist, ist jedoch die künstliche Aufgeregheit über die „Perversen“ viel wichtiger als diese Tatsache. Zur medialen Rezeption des Vorfalls hat Thomas Roche bei violet blue unter dem Titel Shibari, »Extreme Sex,“ and Anti-Sex Prejudice einen umfangreichen Artikel geschrieben.

Sein mit ausführlichen Beispielen belegtes Fazit: Ob in Italien oder den USA, die Medien gruseln sich lautstark vor den sich gegenseitig fesselnden und schlagenden Typen (eh’ alles potenzielle Kinderschänder, wie so mancher Artikel impliziert …) und meist auch gleich vor sämtlichen vom sexuellen Mainstream abweichenden Spielarten (da werden dann Statistiken passend zum Artikel-Tenor zurechtgebogen). Dafür unterschlagen sie weitgehend, dass da drei Leute erst massiv gebechert und gekifft und dann jegliche Sicherheitsmaßnahmen bei einem riskanten Vorhaben unterlassen haben.

Ich merke gerade: Zum Thema Sicherheit bei einer Session ist mal wieder ein Artikel fällig.

Montag, 3. Oktober 2011

Günstige Gelegenheit

Nur ein kleiner Ausschnitt der Doppel-Bondage

Der Anlass der letzten Tour war in erster Linie nicht einschlägig: Die Mitbewohnerin der Herzdame hatte Geburtstag, und wir wollten bei der Party dabei sein. Aber wenn alle in die gleiche Richtung denken, kommt man natürlich trotzdem auf Ideen für das eine oder andere Szenario. Die beiden Damen des Hauses hatten schon bei den Vorbereitungen der Feier diskutiert, „Der Tag danach“-Fotos zu machen, bei denen sie metaphorisch und buchstäblich zugleich in den Seilen hängen wollten.

Statt anderntags die Flaschenbatterie und die anderen Cocktailzutaten nach der Party aufzuräumen, ergänzten wir sie also zunächst um einige Details, die auf eine deutlich wildere Feier hindeuteten. Anschließend warfen sich die Hauptdarstellerinnen noch einmal in Schale und verwüsteten Make-up und Frisuren angemessen. Zum darauf folgenden Verpacken hatte ich mir einige Tipps aus den neuen Büchern geholt.

Gut verschnürt posierten die beiden dann mit und ohne Glas auf dem Sofa hinter der aufgebauten Partyruine. Ich scheuchte derweil den dritten Mitbewohner als lebendes Lichtstativ mit Funkblitz in der Hand zum Ausleuchten der Szenerie herum und kam bei der Suche nach den besten Blickwinkeln und Bildkompositionen selbst gehörig ins Schwitzen. Nur bedingt kooperationsbereit war der eine Hauskater, der des Brückenschlags zum Kater wegen auch mit aufs Bild sollte. Man kann ja nicht alles haben; es sind dennoch einige schöne Bilder für die beiden Damen herausgekommen.

Ebenfalls an diesem Wochenende zeigte sich außerdem wieder einmal, dass die Neugier auf interessante Spielarten doch weiter verbreitet ist, als man manchmal glaubt.

Sonntag, 28. August 2011

Guter Aufhänger

Suspension-Spezialist Lew Rubens, dessen spezifischer Bondage-Stil längst mit „Lewbari“ einen eigenen Namen erhalten hat, bietet einige seiner interessantesten Werke seit kurzem in einem eigenen Print Shop bei Zenfolio an. Die teils im Studio, teils unter freiem Himmel entstandenen Fotos zeigen, dass Rubens nicht nur den Umgang mit Seil, sondern auch mit anderen Materialien wie Folie beherrscht und ein gutes Auge für Bildwirkung, Proportion und Perspektive besitzt. Die Motive lassen sich als großformatige Abzüge, aber auch aufgedruckt auf Mousepads, Tassen und T-Shirts bestellen.

(via VioletBlue)

Mittwoch, 24. August 2011

Fesselnde Fachlektüre

Douglas Kent, Complete Shibari

Gute Anleitungsbücher für Bondage sind dünn gesät, häufig nur auf Umwegen zu bekommen und meist teuer. Geht es um Shibari, gilt dies um so mehr; hinzu kommt die Sprachbarriere, wenn das schöne Kinbaku-Buch ausschließlich in Japanisch zu haben ist. Als ich deshalb vor kurzem über die „Complete Shibari“-Bücher von Douglas Kent (auch Autor von The Better Built Bondage Book) gestolpert bin, habe ich interessehalber gleich einmal bestellt.

Mittlerweile sind die beiden Bände bei mir eingetroffen. Wenn man noch Midoris „The Seductive Art of Japanese Bondage“ vor Augen hat, ist das Auspacken etwas enttäuschend: Complete Shibari Volume 1: Land und Complete Shibari Volume 2: Sky sind nicht ganz so aufwendig aufgemacht und vor allem deutlich kleinformatiger. Beim ersten Durchblättern ändert sich das allerdings. Beide Bücher handeln das Thema „Bondage im japanischen Stil“ auf jeweils 96 Seiten kompakt, aber umfassend und sehr gut illustriert ab. „Land“ beschäftigt sich dabei mit den grundlegenden Techniken, bei dem darauf aufbauenden „Sky“ dreht sich alles um Suspension. In Vorbereitung ist der Band „Stars“, der komplexe Bondage- und Suspension-Typen vorstellt.

Douglas Kent ist Autodidakt in Sachen Shibari und bondagetechnisch eher Pragmatiker denn Vertreter der reinen Lehre. Dies zeigt sich in der Aufmachung der Serie: Von Seilauswahl- und Seilpflege über Knotentechniken und physiologische und mechanische Grundagen bis zu Sicherheitstipps und den Sorgfaltspflichten für Top und Bottom berücksichtigt Kent alle relevanten Details. Die Fesselungen werden in gut ausgeleuchteten und trotz der formatbedingten Größenbeschränkungen übersichtlichen Fotos Schritt für Schritt erklärt. Als Vorteil erweist sich dabei das von Kent benutzte Icon-System für Arbeitsschritte, Komplexität und Risiken, das umfangreiche Erläuterungstexte überflüssig macht.

Mit der „Complete Shibari“-Serie hat Douglas Kent eine Reihe von „Grundkochbüchern“ geschaffen, die Bondage-Einsteigern einen leichten und risikoarmen Weg zum Beherrschen von Shibari-Techniken bereiten. Zugleich können auch erfahrenere Rigger – ich selbst fessele ja in einem Mischstil, der Shibari-Elemente nutzt, ohne dass ich traditionelles Shibari gelernt hätte – sich noch einige Tipps holen.

Kleines Manko: Die Ausführung als Softcover mit Klebeheftung hält bei Kleinauflagen den Preis in vertretbarem Rahmen, ist der Stabilität bei Dauergebrauch jedoch nicht unbedingt zuträglich.

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 1: Land

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 1: Land

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 1: Land

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 2: Sky

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 2: Sky

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 2: Sky

Sonntag, 15. Mai 2011

Kleine Auszeit: Boundcon 2011

Trotz allem war ich dieses Jahr auf der Boundcon – auch, um mich ein wenig abzulenken. Wie üblich habe ich dabei einige Bekanntschaften aufgefrischt und Leute, denen ich sonst das ganze Jahr nur virtuell begegne, wieder einmal von Angesicht zu Angesicht getroffen. Leider fielen einige Begegnungen aus, weil die Betreffenden entweder überraschend oder mit Ansage nicht auf der Boundcon erschienen. Dafür sind mir unvermutet ein paar andere Bekannte über den Weg gelaufen, und ich habe interessante neue Leute kennengelernt.

Was die Messe selbst angeht: Business as usual, und viele interessante Spielsachen an den Ständen. Beim Rundgang habe ich allerdings gemerkt, dass inzwischen selbst optisch und technisch interessante Neuheiten wie Irish Eights mit vom historischen Original abweichenden separaten Schlössern für jeden Armreif oder Variationen der Orbital Cuffs bzw. Kreuzfesseln eher in die Kategorie „Nice to have“ als die der dringlichen Anschaffungen fallen. Natürlich ist die Boundcon für Bondager wie mich das Äquivalent zum Spielwarenladen für Kinder. Aber mit Rücksicht auf die ohnehin schon erheblichen Spielzeugbestände daheim reicht dort manchmal gucken, auch wenn man sich das eine oder andere Teil für eine eventuelle spätere Bestellung im Hinterkopf behält.

Zu gucken gab es wie gewohnt viel: Sowohl die Vorführungen auf den Bühnen wie manche Demonstration auf den Ständen boten spannende Inszenierungen und die eine oder andere Inspiration zum Nachkochen. Nicht zuletzt nutzten etliche Besucher die Gelegenheit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre individuellen Varianten von BDSM und Bondage im größeren Rahmen auszuleben.

Die Auszeit war nur kurz; heute stand wieder Regelung des Nachlasses auf dem Programm, mit Papierkrieg, Sichten, Auflösen und Verteilen des Hausstandes und dergleichen – das wird mich noch eine Weile beschäftigen, nicht nur im Sinne von Arbeit.

Sonntag, 20. Februar 2011

Full house

Kleidsames Strickwerk aus Hanfseil und Kunststoffseil

Der Workshop gestern lockte kurz vor Toresschluss noch einige Interessenten mehr an, und so tummelte sich ein mehr als gutes Dutzend Teilnehmer bei mir. Aufgrund unterschiedlicher Erfahrung der Anwesenden mit doch einigen weit fortgeschrittenen Riggern beschränkte sich der Workshop-Aspekt größtenteils auf den Austausch spezifischer Tipps und Tricks und das Fachsimpeln über Seilmaterialien und Bezugsquellen. Dafür entwickelte sich eine Art Bondage-Marathon, leicht chaotisch, doch sehr unterhaltsam und von erfreulichem Unernst.

Etliche Damen und der eine oder andere Herr kamen von morgendlichen Start bis zum Ende am späten Nachmittag kaum aus den Seilen, und die beiden Deckenhaken waren ebenfalls gut belegt. Ich hatte alle Hände voll zu tun, nicht nur weil ein recht forderndes Ropebunny unbedingt fliegen und auch sonst beständig auf unterschiedlichste Weise in Seile, Ketten und andere Spielzeuge gelegt werden wollte. Ich durfte außerdem die eine oder andere Begünstigte zu Demonstrationszwecken einwickeln und die Ergebnisse meiner Knotenkünste ebenso wie die meiner Mitstreiter – etwa das abgebildete Seilkorsett – ablichten.

Eine Begünstigte hielt ich mit etwas Seil nachhaltig davon ab, dauernd mit ihrem Stuhl wegzukippen. Später faltete ich sie im Lotossitz zusammen – beides sehr zu ihrem Wohlgefallen. Hinterher erzählte sie mir dann, dass das erst ihre zweite Bondage-Erfahrung war und sie erst vor zwei Wochen zum ersten Mal Seile spüren durfte.

Mir hat es Spaß gemacht, und meinen Gästen wohl auch: Ein nächster Workshop ist schon angefragt, und auch das eine oder andere separate Fotoshooting dürfte sich aus den gestern geknüpften Kontakten ergeben. Auf neue dumme Ideen bin ich natürlich ebenfalls gekommen. *g*

Sonntag, 13. Februar 2011

Workshop minus eins

Am kommenden Wochenende halte ich mal wieder einen Workshop in Seil- und Knotenkunde mit der einen oder anderen Lektion Fototechnik als Dreingabe. Diesmal ist die Runde ein wenig größer als bei den letzten Gelegenheiten; zehn Personen haben sich angemeldet. Leider nicht dabei ist diesmal die Herzdame, obwohl ursprünglich so geplant – berufliche und persönliche Verpflichtungen halten sie anderweitig fest. Besonders schade, da wir am Samstagabend auch noch zu einer Feier bei Freunden eingeladen sind; da muss ich nun allein die Stellung halten.

Beim Workshop hingegen habe ich unter den anwesenden Damen und Herren ja genügend Auswahl an Begünstigten für Demons­tra­tions­zwecke. Es dürfte auf jeden Fall unterhaltsam werden. Und weil mir gerade danach ist, eine Dreingabe aus der Nostalgiekiste:

Sonntag, 23. Januar 2011

Entspannendes am Nachmittag

Gestern war ich nach kurzfristiger Vorwarnung wieder einmal im Studio zugange. Zum wiederholten Mal schaute eine junge Dame vorbei, diesmal mit recht konkreten Bildvorstellungen. So standen diesmal Shibari-Variationen an Bambus auf der Tageskarte, und auch ein gewisses Schaf spielte eine wichtige Rolle. Wegen eines weiteren Termins hatten wir leider nicht viel Zeit, doch für ein paar Fotos reichte es ebenso wie für eine ersehnte Meditationspause. Ein kleines Handicap waren die immer noch andauernden Beschwerden der Begünstigten – da haben die Ärzte mittlerweile gemerkt, dass die erste Diagnose falsch war und das Band doch ab.

Die nächsten Wochenenden sind mit Terminen gut bestückt, allerdings nicht einschlägig. Die Seile werde ich wohl erst in der zweiten Februarhälfte für einen Workshop in etwas größerer Runde wieder auspacken.

Samstag, 15. Januar 2011

Zwei Laster verbunden

Whisky im Strickkleid

Derweil ich beruflich verhindert war, hatte die Herzdame Zeit und Lust zum Üben und deshalb zwei meiner Laster aufs Trefflichste verknüpft. Der Whisky ist nicht aus Japan, sondern aus Schottland, dennoch steht ihm der Karada sehr gut. Weitermachen!

Donnerstag, 13. Januar 2011

Ergiebiger Fischzug

Wie vorgestern schon angedeutet, folgt heute eine kleine Auswahl meiner Ausbeute der zwei Wochen zwischen den Feiertagen. Ich hatte wahrlich alle Hände voll zu tun:

Ins Netz gegangen

Und jetzt die Lösegeldförderung

Frisch eingeliefert

Der Widerspenstigen Zähmung

Klassische Figur

Schöne Ropemarks durch geschlagenes Seil

Work in Progress

Gepflegter Hogtie auf der Couch

Mittwoch, 5. Januar 2011

Alle Hände voll zu tun

Das neue rote Seil hat seine ersten Einsätze hinter sich

Ganz entspannt am Werkeln: Die kulinarischen, seiltechnischen und anderen Herausforderungen halten mich beschäftigt, ist doch nicht nur die Herzdame, sondern auch eine Mitbewohnerin gleichermaßen an Fotos und Seilen interessiert. So haben wir Wohnzimmer, Esszimmer und Bad schon als Studio zweckentfremdet, um Low-key-Porträts, Steampunk-Bilder und eben auch einschlägige Fotos zu machen; das rote Seil ist jetzt eingeweiht. Nebenbei richte ich das blaue Seil her, koche ein wenig und komme endlich dazu, ein paar interessante Bücher zu lesen.