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Freitag, 26. August 2016

WhatsApp, Facebook und ungewolltes Outing

Viele BDSMer sind im beruflichen und/oder privaten Umfeld nicht geoutet, weil sie Nachteile befürchten müssen. Dennoch nutzen sie natürlich gängige Kommunikationskanäle und Social Media &ndash, und sind sich dabei oft gar nicht bewusst, wie breit die Datenspur ist, die sie hinterlassen. Selbst wer vorsichtig agiert, kann allerdings ins Messer laufen, wenn bislang getrennte Daten zusammengeführt werden und so neue Rückschlüsse erlauben.

WhatsApp wird in Kürze seine Daten mit Facebook teilen, speziell die mit dem Dienst verknüpfte Handynummer. Da Facebook schon aufgrund der schieren Datenbasis sehr gut darin ist, aus den Kontaktdaten des jeweiligen Nutzers und diversen Metadaten Zusammenhänge herzustellen, kann das zu unliebsamen Überraschungen führen – und das selbst dann, wenn man selbst gar keinen Facebook-Account hat.

Liest man die entsprechenden Artikel und Kommentare, scheint Threema derzeit noch die beste Alternative zu sein:

„Damit wird die Mobilfunknummer langsam zu einer Art universal identifier, mit dem Tracking und Targeting über alle Grenzen hinweg möglich ist. Im Vergleich dazu erscheinen die bisherigen Cookies wie eine Werbetechnologie aus einer Folge der Waltons.“

Bislang waren die Datenbanken von Facebook und WhatsApp nicht direkt verknüpft. Künftig ist der direkte Durchgriff möglich und damit eine weitergehende Bestätigung von Identitäten und Verbindungen. Das ist aus Geheimdienst- wie aus Marketingperspektive das Schöne an Metadaten: Man kann Leute über viele Details zuammenbringen. Und wenn man sich bei Facebook nicht aktiv wehrt, werden bei der Anmeldung mit dem Handy Telefonbuch und E-Mail-Adressbuch an Facebook geschickt, was jede Menge Rohstoff für Data Mining liefert und sich auch auf Leute erstreckt, die weder Facebook noch WhatsApp nutzen. Dabei greift das Six-Degrees-Prinzip, nach dem sich Leute quasi über Bande miteinander verknüpfen lassen, hier eben über die gemeinsamen Kontakte. Anschauliches Beispiel dazu ist die Bacon-Zahl, zum Rumspielen beim Oracle of Bacon.

Update 31.08.2016: Wie um das Risiko zu demonstrieren, ist gerade ein Fall öffentlich geworden, in dem Facebook Patienten einer Psychiaterin anderen Patienten als mögliche Freunde vorgeschlagen hat. Wahrscheinlichster Grund: Sie hatten alle die Telefonnummer der Psychiaterin in ihren Handys.

Montag, 22. August 2016

BDSM und Katzen: Anders als gedacht?

Ich habe ja schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, dass Katzen eine gewisse Affinität zu BDSM haben – nicht nur, wenn es um Bondage geht. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass die Katzen sich nicht aufgrund ihres Naturells zu BDSMern hingezogen fühlen oder weil die Seile so ein schönes Spielzeug sind. Stattdessen könnte es umgekehrt sein: Katzen scheinen schuld daran zu sein, dass Menschen zu BDSM neigen, jedenfalls mittelbar: Jaroslav Flegr und Radim Kuba postulieren in The Relation of Toxoplasma Infection and Sexual Attraction to Fear, Danger, Pain, and Submissiveness (Volltext, PDF), dass einschlägige sexuelle Vorlieben durch Toxoplasmose-Erreger ausgelöst werden können, der eigentlich ein Katzenparasit ist, jedoch Menschen als Zwischenwirt nutzt.

Flegr vertritt schon seit Jahren die These, dass eine Reihe von Parasiten das Verhalten von Menschen auf ähnliche Weise beeinflussen wie Leberegel es mit Ameisen tun. Bei Mäusen schaltet der Toxoplasmose-Erreger die Angst vor Katzen aus. Flegr vermutete bereits vor einigen Jahren aufgrund von medizinischen Untersuchungen, psychologischen Tests und Befragungen, dass der Toxoplasmose-Erreger Männer sowohl misstrauischer macht als auch eher gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen lässt, während Frauen sich warmherziger und regelkonformer verhalten. Sowohl Männer als auch Frauen litten &ndash, so seine Ergebnisse – häufiger an Schuldgefühlen und Unsicherheit sowie verlangsamten Reaktionen. Dabei deutete einiges drauf hin, dass der Effekt umso stärker ist, je länger die Infektion zurückliegt.

In der neuen Untersuchung nahmen Flegr und Kuba sexuelles Verhalten und sexuelle Vorlieben im Hinblick auf Toxoplasma-Infektionen unter die Lupe. Dabei stellten sie fest, dass sich Träger von Toxoplasma gondii sowohl in ihrem Sexualverhalten als auch in ihren Fantasien und Vorlieben deutlich von Nicht-Infizierten unterscheiden. Die Autoren führen dies auf einen durch den Parasiten bzw. die Immunreaktion auf ihn ausgelösten Dopaminspiegel zurück:

„In agreement with our a priori hypothesis, [Toxoplasma]-infected subjects are more often aroused by their own fear, danger, and sexual submission although they practice more conventional sexual activities than Toxoplasma-free subjects. We suggest that the later changes can be related to a decrease in the personality trait of novelty seeking in infected subjects, which is potentially a side effect of increased concentration of dopamine in their brain.

(…)

The infected subjects expressed a lower tendency toward sexual dominance, tattoo and piercing, watching pornography, group sex, and they are less often engaged in activities that include Bondage, Discipline and Sado-Masochism (BDSM). However, they expressed higher attraction to bondage, violence, zoophilia, fetishism, and, in men, also to masochism, and raping and being raped. Generally, infected subjects expressed higher attraction to nonconventional sexual practices, especially the BDSM-related practices, but they also reported to perform such activities less often than the Toxoplasma-free subjects.“

Flegr weist auf andere Untersuchungen hin, die sich mit den evolutionären Vorzügen abweichenden sexuellen Verhaltens unter spezifischen Umständen befassen. Danach könnte Masochismus bei Frauen nützlich sein, für ihre Nachkommen „gute Gene“ oder ein hinsichtlich der Ressourcen besseres Umfeld zu ergattern, während D/S-Beziehungen Zusammenhalt und Zusammenarbeit zwischen Partnern mit unterschiedlichem Hintergrund verbessern. Flegr und Kuba stellen ihre Hypothese als alternatives Erklärungsmodell dagegen. Sie sehen hier ein „Fatal Attraction“-Phänomen wie bei infizierten Mäusen am Werk.

Um zu überprüfen, ob eine Toxoplasma-Infektion Risikobereitschaft und Abenteuerlust in sexueller Hinsicht erhöhen, befragten die beiden 36.564 Männer und Frauen aus Tschechien und der Slowakei per Online-Fragebogen mit 701 Fragen zu sexuellen Vorlieben ebenso wie zum soziokulturellen Hintergrund und zur Gesundheit. In der Auswertung wurden 350 Variablen berücksichtigt. Daraus ergaben sich 24 Faktoren, die das Sexualverhalten beeinflussen – und bei 18 davon ergab sich ein Zusammenhang zu einer Infektion mit Toxoplasma gondii. Dabei fielen Vorlieben für bzw. Interesse an Sadismus/Dominanz und Bondage markant auf. Flegr betont jedoch, dass eine Infektion insgesamt gesehen nur bereits bestehende Neigungen verstärkt.

„Our study confirmed the existence of specific differences in sexual behavior, desires, and preferences between Toxoplasma-infected and Toxoplasma-free subjects. The character of these changes, that is, the higher attraction to bondage, violence, and, in men, to masochism and raping supports our hypothesis about the coactivation of sex-related and fear-related medial amygdala circuits in humans. It must be stressed that the Toxoplasma infection explains only small part of the variability in BDSM-associated traits.“

Er und Kuba haben auch den Aspekt Novelty Seeking untersucht, der für BDSMer ebenfalls eine Rolle spielt, mal mehr, mal weniger. Das Ergebnis hier: In drei von vier Bereichen liegt bei Infizierten der Novelty-Seeking-Wert unter dem Durchschnitt. Die Träger des Erregers sind reflektierter, fordern detailliertere Informationen, bevor sie sich für oder gegen etwas entscheiden, und lassen sich weniger leicht ablenken. Außerdem sind sie reservierter und kontrollierter und verschwenden weniger Energie und Gefühle. Sie sind stärker organisiert und methodischer und bevorzugen Aktivitäten mit strengen Regeln und Vorgaben – alles Eigenschaften, denen BDSM entgegenkommt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Umfrage aufgrund des Themas sowie des Umfangs des Fragebogens und der dafür benötigten Zeit vermutlich vor allem Teilnehmer angezogen hat, die entweder ausreichend altruistisch oder aber sehr interessiert an Sex sind. Deshalb seien die Ergebnisse nur begrenzt repräsentativ. Auch bildeten die von den Teilnehmern gegebenen Antworten das Rückgrat der Studie. Allerdings setzten Flegr und Kuba auf einen hohen Wahrheitsgehalt der Antworten, da nur sehr motivierte Teilnehmer den Fragebogen bis zum Schluss ausfüllten.

Dienstag, 26. April 2016

BDSM und Bondage mit Computer-Unterstützung

Auf Charlie Stross’ Blog hat Gastautor Hugh Hancock unter dem Titel Markov Chain Dirty To Me einen spannenden Artikel darüber veröffentlicht, wie das, was landläufig als Sex mit Computern bzw. Robotern bezeichnet wird, bereits im BDSM-Umfeld genutzt wird, und zeigt Trends für die nahe Zukunft auf, samt interessanter Diskussion. Sein Fazit:

„Computer-generated dialogue has gotten pretty good, to the point that several chatbots have arguably passed the Turing Test. One of the criticisms of that chatbot was that it cast itself as a very particular role and personality in order to appear convincing – which is obviously something that is eminently doable for a fantasy chatbot too.

In addition, by its very nature sex texting tends to be somewhat inarticulate at points. From what I saw of Tay’s output – Nazi propaganda aside – a similar level of quality would pass perfectly well in sexual chat.

Sure, a bot might not be able to construct sophisticated fantasies. But are those 100 % necessary, or can it learn to please based on call and response?

2015 was the year that computers got better than humans at recognising images.

Could 2017 or 2018 be the year that computers get better than humans at dirty talk? Or, indeed, BDSM dominance?

There’ll certainly be a lot of enthusiasm for the concept.

Der nächste Schritt nach Chatbots sind dann die Maschinen, die aktiv mitspielen – und auch da ist die Technik punktuell schon recht weit und wird von Solospielern und Paaren gleichermaßen eingesetzt.

Dienstag, 29. März 2016

Fifty Shades of Grey macht selbst antiquarisch Probleme

Das böse Buch verursacht Schmerzen an unerwarteter Stelle, denn es lässt sich offenbar nicht so einfach loswerden: Der Gebrauchtbuchladen Goldstone Books wird mit ausgelesenen Ausgaben von „Fifty Shades of Grey“ überflutet. Der Laden hat inzwischen so viele Exemplare des Buchs gespendet bekommen, dass die Mitarbeiter daraus ein Fort errichtet haben. Die Bücher werden nicht weniger, weil kein Kunde ein Exemplar kaufen will, zudem sind die Bücher wegen ihrer besonderen Klebebindung auch nicht recyclebar. Im verlinkten Artikel gibt es Bilder des SoG-Forts, das mit ein paar Nerf Guns wohl unterhaltsamer als Mr. Greys Spielzimmer sein könnte.

Montag, 29. Februar 2016

Einmal mit Profis arbeiten

Unprofessionell: Gefährlicher Blechschrott statt richtiger HandschellenWas einem so auf Reisen ins Auge springt: Die bayerische Polizei wirbt in den Zügen der Deutschen Bahn um Nachwuchs. Dazu baumeln von den Kleiderhaken in den Waggons Papphänger, die neben dem Slogan und den Informationen zur Kampagne als Eyecatcher ein paar in Originalgröße abgebildete Handschellen tragen. Obwohl beim Auftraggeber sicher passendes Material vorhanden wäre, hat die Werbeagentur hier nicht selbst fotografiert, sondern auf ein Stockfoto zurückgegriffen. Und so zieren keine echten Handschellen den Hänger, sondern die berühmt-berüchtigten Blechschellchen aus der Sexshop-Wühlkiste. Angesichts der Unzuverlässigkeit dieser Klapperatismen erscheint der Slogan „Lässt Dich nicht mehr los“ Leuten mit ein wenig Fachwissen durchaus doppeldeutig. Als passende Begleitmotive böten sich jedenfalls eine Wasserpistole als Dienstwaffe und ein umlackierter Trabbi der Volkspolizei als Dienstfahrzeug an.

Samstag, 27. Februar 2016

Unaufgeregtes Coming-out

Unter dem Titel A Composer and His Wife: Creativity Through Kink berichtet die New York Times über das Coming Out des Komponisten Georg Friedrich Haas nach seiner Heirat mit Mollena Williams, die als „The Perverted Negress“ schon länger einschlägig bloggt.

Samstag, 9. Januar 2016

Einschlägiges Getränk?

Der Name würde ja passen: Journeyman Corsets, Whips & Whiskey – ein Weizenwhiskey in Fassstärke. Die Bezeichnung ist historisch bedingt; die Journeyman Distillery hat ihre Brennerei auf einem alten Firmengelände, auf dem im 19. Jahrhundert noch Korsette und Peitschen produziert wurden. Mittlerweile feiert das Unternehmen da auch jedes Jahr ein Korsett-, Peitschen- und Whiskyevent.

Klingt gut, oder? Aber: Leider ist selbiges Event eine familienfreundliche Sause mit aufgerüschten Damen und Pferden, und nichts Einschlägiges – und es ist halt ein amerikanischer Whiskey … Dennoch – der Name hat was, und das Etikett ist gut.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Gut erkannt

Zur Faszination des Bösen in Mode, Stil und Auftreten:

„By collecting Nazi memorabilia, it doesn’t mean I’m a fascist, or a skinhead. I just liked the clobber. I’ve always liked a good uniform, and throughout history, it’s always been the bad guys who dressed the best: Napoleon, the Confederates, the Nazis.“

Ian „Lemmy“ Kilmister, zitiert in seinem Nachruf im Guardian.

Montag, 25. Mai 2015

Handtuchtag plus

Towel Day & Truth, Justice, Freedom, Reasonably Priced Love, and a Hard-Boiled Egg!

Es ist schon wieder soweit: Handtuch am Mann, und diesmal ein wenig mehr, aus Gründen. Deshalb kommen zum Handtuch heute ein Fliederzweig und ganz pragmatisch ein hartes Ei dazu – wie auch andernorts.

Schon zum letzten Towel Day hat ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti mit ihren Kollegen das passende Bild für ihre Mission geschossen (hochaufgelöste Version). Neben dem Klassiker gibt es inzwischen auch ein neues Spiel. Und wer Handtuchtag und Treacle Mine Road Revolution gleichermaßen begehen will, kann das mit diesem Handtuch.

Update 26.05.2014: Samantha Cristoforetti liefert das Zitat zum Tage aus der Umlaufbahn:

Nice one.

Donnerstag, 12. März 2015

Terry Pratchett †

Manche Nachrichten braucht man nicht:

Auch wenn es absehbar war, kam es schneller als erwartet. Nicht nur wegen der Katzen ein Autor, den ich schätze. Bevor ich viel schreibe:

Und man sollte sich nicht täuschen lassen: Neil Gaiman: ‘Terry Pratchett isn’t jolly. He’s angry.’ Und er kannte Katzen.

Samstag, 7. Februar 2015

Nein, Fifty Shades of Grey ist immer noch kein BDSM

Stalker. Missbrauchend. Manipulativ. Missbrauchend. Ignoriert Safewörter. Ignoriert Einverständnis. Kontrollierend. Eifersüchtig. Drohend. Christian Grey ist kein Dom. Quelle:The Sixth Siren of Pandora – http://the6thsiren.tumblr.com/post/109594075930

In den nächsten Tagen kommt die Verfilmung von „Fifty Shades of Grey“ weltweit in die Kinos und dürfte damit die Erfolgsgeschichte der Bestseller-Trilogie fortführen. Und wie damals bei der der Premiere der Romane werden viele Zuschauer nicht nur daraus ihr Wissen gewinnen, was BDSM ist und wie eine D/S-Beziehung funktioniert. So mancher wird wohl auch dazu angeregt, das eine oder andere im Schlafzimmer selbst auszuprobieren. Dass der US-Filmverband MPAA seine R-Einstufung des Films nicht nur mit den sexuellen Inhalten, sondern auch mit „ungewöhnlichem Verhalten“ begründet hat, gilt dann eher als Empfehlung, schließlich ist ja ein bissl Kink und Perversion nicht zuletzt dank der Bücher längst salonfähig.

Nur ist der Film, wenn er der Romanvorlage folgt, kein gutes Beispiel für eine reale SSC-Beziehung, sondern eher die Geschichte eines Missbrauchs, die BDSM und Bondage in ein schlechtes Licht rückt. Das ist mittlerweile auch Medien aufgefallen, die den Hype zunächst befeuert haben.

Die Hoffnung, dass die Verfilmung die größten Probleme und gröbsten Klopper der Bücher ausbügelt, dürfte wohl vergeblich sein. 10 Ways We PRAY The Fifty Shades Of Grey Movie Beats The Book listet die zehn Punkte auf, die der Film unbedingt besser machen müsste, jeweils nebst Begründung:

  1. Keine Kabelbinder.
  2. Keine explosiven Orgasmen durch Liebeskugeln.
  3. Gebt Ana zumindest ein wenig sexuelle Erfahrung.
  4. Komplette Offenlegung, was es mit Sklavenverträgen auf sich hat.
  5. Weniger kontrollierendes, missbräuchliches und Stalker-Verhalten von Christian Grey.
  6. Mehr ausgeglichene, normale Perverse.
  7. Vergesst Anas Essprobleme.
  8. Lasst Ana die Kinky-Elemente mehr genießen und nicht erdulden.
  9. Lasst den einen einer Minderheit angehörenden Charakter weniger als Gelegenheitsvergewaltiger erscheinen.
  10. Keine Erzählung aus Anas Perspektive (und keine innere Göttin).

In Will ‘Fifty Shades Of Grey’ Movie Accurately Depict BDSM? Two Dominatrixes And A Submissive Tell All haben sich mit Mistress Matisse, Mistress Morgana Maye und Stephen Elliot drei Leute, die sich auskennen, über den zu erwartenden Realitätsgehalt des Films unterhalten (Spoiler: Nicht besonders hoch.), geben zugleich einen Einblick, wie es wirklich laufen kann, und rücken einige schiefe Ansichten über BDSM und BDSMer gerade. Auch Kali Williams nimmt einige gängige Mythen im Gefolge von E. L. James’ Serie auseinander. Dagegen kann „Fifty Shades of Grey“ immerhin noch als schlechtes Beispiel dienen – in dieser Hinsicht ist es sehr lehrreich. Wer die Bücher liest oder den Film sieht, kommt kaum auf den Gedanken, dass Konsens oder Sicherheitselemente wie Covern dazugehören.

Ich habe nicht ohne Grund eine Bearbeitung des Filmplakats als Eingangsbild dieses Blogposts gewählt: Es ist Teil einer ganzen Serie, mit der Bloggerin The Sixth Siren of Pandora darauf hinweist, dass „Fifty Shades of Grey“ Missbrauch als Liebesgeschichte zu verkaufen versucht. Wenigstens scheint der Effekt auf die meisten Leserinnen und Leser weniger dramatisch als bisweilen befürchtet – sie leiden nur unter den Folgen der Lektüre schlechter Prosa.

Immerhin haben die Bücher und der kommende Film den Verkauf einschlägiger Spielsachen erheblich angekurbelt, nicht zuletzt dank der gleichnamig gebrandeten Sextoy-Serie. Die von deren Herstellern als Grundlage des Erfolgs behauptete Qualität erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung als lachhaft.

Selbst wenn man sich den Film als BDSMer aus klinischen Gründen ansehen wollte: Hauptdarsteller Jamie Dornan hat sich mit seinen Interview-Äußerungen gründlich disqualifiziert. Aber vielleicht ist ja alles ganz anders, und Mr. Greys Spielzimmer sieht wirklich so aus.

Wer nicht neugierig genug ist und seine Zeit besser nutzen will, kann sich ja stattdessen einen Klassiker ansehen – aus Gründen. Und in „Secretary“ ist nicht nur einer der Protagonisten der originale Mr. Grey, er hat außerdem ein interessantes Büro. Der Originaltrailer des ursprünglichen Kinostarts:

Und zum Vergleich dazu der neue Trailer des Re-Releases. Und wer einen authentischen Einblick in die Welt von BDSM und Bondage erhalten will, kann sich The Real 50 Shades of Grey Documentary (Alternativlink) ansehen:

Und da BDSM (Bondage sowieso) und Katzen gut zusammengehen, sei als Alternative noch Fifty Shades of My Cat empfohlen.

Montag, 12. Januar 2015

Seile auf dem Vormarsch

Bondage mit Seilen ist in den vergangenen Jahren immer stärker in den Vordergrund gerückt und hat dabei längst die BDSM-Sphäre verlassen. Die scheinbare Allgegenwart von Bondagern lässt in der BDSM-Szene inzwischen sogar schon Stimmen laut werden, dass vor allem auf Partys zu viel gefesselt und zu wenig in andere Richtungen gespielt würde. Aber warum sind Seilbondage und Shibari auf einmal so beliebt?

Ich bin ja etwas befangen, weil ich schon ein paar Jahrzehnte mit Seilen spiele und auch heute noch immer wieder meine vor langem gemachte Beobachtung bestätigt sehe: BDSMer können nicht fesseln – will sagen: Für viele in der Szene ist Fesseln nur ein Mittel zum Zweck, das soll nicht zu viel Zeit und Mühe kosten, also greift man erst mal zu Ledermanschetten und Karabinerhaken.

Die europäische Tradition ist nicht so lange dokumentiert wie die japanische, wo Kinbaku – also das, was hier und heute gemeinhin als Shibari bezeichnet wird – sich bereits vor ein paar Jahrhunderten aus dem Hojo-Jitsu entwickelt hat. Aber ein Verbreitungsvektor läuft mit ziemlicher Sicherheit von Japan über dort stationierte US-Truppen in die USA und von dort in Richtung Europa.

Andere Einflüsse sind Künstler aus dem ersten Drittel bzw. der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie John Willie oder Carlo, die real, in Fotos und in Zeichnungen Seilbondage als erotisches Thema besetzt haben. Die wurden ebenso wie die Fotos von Paula und Irving Klaw erst mal lange nur unter dem Ladentisch verbreitet – die Szene war zu dieser Zeit recht klandestin organisiert.

Dann kamen nacheinander die sexuelle Revolution, Pop Art und die Folgen, und die Wiederentdeckung und Neuaneignung z. B. von Bettie Page in den 80ern, durch die Bondage plötzlich zum Thema wurde. Daneben wurde Bondage in asiatischer und westlicher Ausprägung auch selbst zum Kunstgegenstand – stellvertretend sei hier Araki genannt – und langsam auch schon zur Performance-Kunst. Shibari-Shows, wie sie seit den 60ern des 20. Jahrhunderts in Japan gängig waren, fanden auf einmal auch hier statt, etwa als Teil größerer Partys. Die Szene kam ein wenig aus der Schmuddelecke, und der Austausch wurde etwas offener und breiter. Man kann über Matthias Grimme ja einiges sagen, aber er war einer der Leute, die Bondage und vor allem Bondage im japanischen Stil im deutschsprachigen Raum bekannt gemacht haben.

Und dann kam das WWW: Plötzlich haben viele Menschen entdeckt, dass sie nicht allein mit ihren Vorlieben waren, und haben gleichermaßen auf den Erfahrungsschatz der früheren Jahrzehnte zurückgegriffen wie auf Erlebnisse und Fähigkeiten der Leute, denen sie online begegnet sind. Und dann konnte man auf einmal problemlos Bilder und mit wachsender Bandbreite auch Videos austauschen, wo man früher irgendwelche ausländischen Magazine am Zoll vorbeibringen musste.

Seilbondage hat dabei meiner Ansicht nach aus mehreren Gründen einen Schub gekriegt: Sie hat – speziell on der Shibari-Variante – einen erheblichen Schauwert. Sie sieht im Normalfall fertig gut aus, und ein kompetenter Rigger macht aus dem Weg von der ersten Schlinge zur fertigen Suspension eine spannende Geschichte. Außerdem wirkt selbst eine heftige Seilbondage optisch meist harmloser als das BDSM-typische Gegenstück mit Ketten, Lederriemen oder noch aufwendigeren Utensilien: Die Hemmschwelle zum Ausprobieren ist also niedriger – die technische Herausforderung ist eine andere Baustelle. Und schließlich sind die Basiszutaten günstiger und leichter zu beschaffen als die Hardcore-Ausstattung in Leder, Latex und Metall, was den Einstieg erleichtert.

In den vergangenen paar Jahren ist Seilbondage mit dadurch zum Trend geworden, dass es langsam genug erfahrene Rigger auch hier gibt, die zum einen ihre Fähigkeiten öffentlich demonstrieren und zum anderen ihre Kenntnisse in Kursen weitergeben. Aber schon vor 20 oder 25 Jahren war Seilbondage in Europa durchaus bekannt und genutzt.

Ein großer Schub kam etwa ab 2005, als Seilbondage auch im Mainstream aufgetaucht ist und es bei RTL2 ebenso wie auf Arte auf Sendeplätze geschafft hat; da hatten es auf einmal mehr Leute auf dem Radar. Und eine optisch ansprechende Verschnürung ist nun einmal etwas anderes als halbscharig irgendwie um eine Sub herumgeknödelte Wäscheleine. So etwas hat dann auch BDSMer angesprochen, denen die bis dahin gebotenen Bondagevarianten zu labberig, zu unästhetisch etc. waren. Viele alte und über Jahrzehnte kursierende und auch heute noch im Netz auffindbare Bilder sehen ja aus, als ob das Modell sich anstrengen muss, dass die Seile nicht von selbst herunterfallen. Hinzu kommt, dass eine ganze Reihe Rigger um diese Zeit international bekannt wurden; die Boundcon ist als europäische Nachahmung entsprechender US-Veranstaltungen ebenfalls in diesen Jahren gestartet.

Samstag, 10. Januar 2015

50 Shades of Grey schadet Ihrer Gesundheit

Das behauptet jedenfalls eine aktuelle amerikanische Studie, die aufgrund ihres (sicher nicht zufällig gewählten) Themas gerade mediale Aufmerksamkeit erhält. Wer sich anstelle der Presseberichte allerdings „Fiction or Not? Fifty Shades is Associated with Health Risks in Adolescent and Young Adult Females“ selbst vornimmt, sieht das Ganze ein wenig differenzierter und außerdem die Schwächen der Untersuchung. Wen es interessiert: Hier ist die offizielle Pressemeldung, hier die Studie (Volltext als PDF).

Die Studie beschäftigt sich mit den grundsätzlich problematischen Botschaften der Romanserie – eben jene, die auch in der BDSM-Szene kritisiert werden, wonach „Fifty Shades of Grey“ eben keine Geschichte einer BDSM-Beziehung, sondern die Geschichte einer missbräuchlichen Beziehung ist: „depicts pervasive violence against women, perpetuating a broader social narrative that normalizes these types of risks and behaviors in women's lives“ – es geht hier also weniger um BDSM als Lebensstil als um die Darstellung von Gewalt gegen Frauen als normal. Dass BDSM dabei unter die Räder kommt, ist ein anderes Thema, und da kann man den Büchern durchaus Mitschuld geben.

Der Studie zufolge haben Menschen Frauen, die in einer missbräuchlichen Beziehung („abusive relationship“) leben, ein erhöhtes Risiko für Komasaufen („binge drinking“) und häufig wechselnde Sexpartner, außerdem weitere Probleme wie Essstörungen.

Achtung: „häufig wechselnde Sexpartner“ bedeutet im Rahmen der Studie „five or more intercourse partners during their lifetime“, also fünf oder mehr unterschiedliche Partner über das ganze Leben hinweg. Dass die befragten Damen zwischen 18 und 24 Jahren alt waren, ist wohl eine Erklärung für diesen Wert. Im westeuropäischen Vergleich wären fünf Partner in der zwar jungen, aber doch normalerweise sexuell recht aktiven Altersgruppe wohl konservativ geschätzt – da ticken die Amerikaner vermutlich anders. Interessant ist allerdings, dass einmal Analsex soviel zählt wie fünf „normale“ Sexpartner. Das ist gerade für die USA recht vielsagend, denn da gelten Oral- und Analsex unter Jüngeren als beliebte Alternativen zum Vaginalverkehr, weil Frau dabei Jungfrau bleiben kann und damit eigentlich nicht so wirklich Sex hat.

Das Hauptproblem ist nach Ansicht der sechs Studienautorinnen, dass Personen, die ohnehin schon zu den entsprechenden Risikogruppen gehören, durch die Lektüre in ihrem Verhalten bekräftigt werden, statt sich Hilfe zu suchen.

Einen Unterton auf der Andrea-Dworkin- und Alice-Schwarzer-Linie sehe ich darin, dass die Autorinnen grundsätzlich davon ausgehen, dass Bücher wie „Fifty Shades of Grey" oder Pornographie (gerade Online-Pornographie) nicht nur unrealistische Erwartungen an realen Sex wecken, sondern auch grundsätzlich dazu dienen, Gewalt gegen Frauen sozial akzeptabel zu machen. Diese These würde ich ja nun nicht unbedingt unterschreiben.

Und die These, dass „andere Werke der populären Kultur“ auf der gleichen Schiene fahren, ausgerechnet mit „Twilight“ zu begründen, wo 50SOG doch als Twilight-Fanfic begonnen hat und genau die Schwächen und Probleme des Originals übernommen und verstärkt hat, ist eher peinlich.

Interessant bei der Untersuchung ist auch, dass „Fifty Shades of Grey“ gemeinhin als „Mommy Porn“ gilt, aber hier Frauen der Altersgruppe 18–24 unter die Lupe genommen wurden. Begründung: Da sei die Bereitschaft größer, in Sachen Sex auf Erkundung zu gehen. Es kann natürlich auch daran liegen, dass die Autorinnen sich nicht zu viel Arbeit machen wollten und damit schon im Vorfeld der Studie einen gewissen Drall gegeben haben.

Aus der Pressemitteilung geht die Aufteilung der Probandinnen nicht hervor, die Studie ist da aussagekräftiger: „219 who read at least the first Fifty Shades novel and 436 who did not read any part of Fifty Shades“. Außerdem waren die Befragten ausschließlich Studentinnen der Ohio State University, und wie einige unschöne Skandale der letzten Zeit gezeigt haben, ist aufgrund der Strukturen des US-Bildungswesens und der typischen Erziehungstraditionen (Prüderie, Konformitätsdruck, „Jock Culture“ etc.) an US-Universitäten die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, als Studentin sexuell belästigt oder missbraucht zu werden, wobei die Betroffenen aus Angst vor Repressalien schweigen.

Insofern sollte man der Studie bezüglich ihrer Aussagekraft über BDSM und BDSMer nicht zu viel Gewicht zusprechen.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Mr. Red statt Mr. Grey

Mit dem nahenden Start der Verfilmung ist „Fifty Shades of Grey“ in den Medien präsenter denn je. Der Pseudo-BDSM-Unfug wird davon nicht besser, aber eine umso dankbarere Zielscheibe für Parodien und Veralberungen aller Art. So hat das auf Porno-Parodien bekannter Filme spezialisierte Studio Woodrocket für die amerikanische Sex-Shop-Kette Lion’Den eine Reihe von Werbespots gedreht, unter anderem eben Fifty Shades of Santa:

Und so ein fliegender Schlitten ist ja schließlich auch origineller als ein Hubschrauber, wie eine weitere saisonal passende Parodie beweist:

Beide geben der Standardfrage „Naughty or nice“ jedenfalls eine neue Bedeutung. Ho ho ho.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Wunschzettel

Weihnachten darf man sich etwas wünschen (Zu anderen Zeiten auch, aber Weihnachten besonders.). Leider besteht keine Garantie dafür, dass sich diese Wünsche erfüllen.

Der erste Schritt dazu ist natürlich, die Wünsche dem Gegenüber auch zu äußern – die stille Hoffnung, dass der oder die andere Gedanken lesen kann und schon von selbst darauf kommt, was einem gefällt, führt selten ans Ziel. Und wer weiß, vielleicht stoßen die Phantasien ja auf enthusiastische Gegenliebe, zumal wenn sie so interessant sind wie bei „Sherman and Madeline“ von Kooman and Dimond, hier vorgetragen von Natalie Weiss:

Da sollte sich doch jemand finden, der diese Wünsche erfüllen kann.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Protest in England: Sex ist Privatsache. Kink auch.

Ich hatte bereits neulich über das neue britische Gesetz berichtet, dass die Darstellung bestimmter Ausprägungen von Sexualität verbietet. Die „Audiovisual Media Services Regulations 2014“ lösen nicht nur internationales Kopfschütteln – Slate etwa titelt „British Government, Terrified of Female Sexuality, Is Censoring Bondage Porn“ – und beißende Kommentare aus wie jenen von Guardian-Kolumnistin Suzanne Moore, die die neuen Vorschriften als „komplett lächerlich“ und „bizarr, willkürlich und nicht zum Jugendschutz geeignet“ ansieht:

„One pretend answer is censorship. Why anyone in their right mind would hand any more power to the state over what they can see is utterly beyond me. If feminists think that government has women’s interests at heart, they are deluded. Most of what we all find immoral is already illegal, and it can’t be made any more illegal.

(…)

It is incredible that a committee of serious people has seriously come up with legislation that bans me from paying to watch a woman sitting on a man’s face, whereas in TV shows such as The Fall women’s fear is pimped as stylish titillation. And that’s how censorship works: it creeps in through any available orifice. Is this consensual? No. Policing fantasy never is.“

Als Reaktion haben sich auch Betroffene zu einem öffenlichen Protest vor dem Parlament zusammengefunden:

Video: London Sex Protest - 12/12/14

Den passenden Soundtrack hat Monty Python schon vor Unzeiten geliefert:

Selbst der stellvertretende britische Premierminister Nick Clegg ist mittlerweile der Ansicht, dass das neue Gesetz zu weit geht: „Government is not there to stick its nose in the bedroom as long as people are not doing things which are illegal under the law.“ Schließlich zeigen Statistiken, dass Bondage, Spanking und andere unter das neue Gesetz fallende Praktiken bei Briten sehr beliebt sind.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

No sex please, we’re British: England mal wieder vorne dran auf dem Weg zurück

Mit einem neuen Gesetz, das zum 1. Dezember 2014 in Kraft getreten ist, hat England die schleichende Zensur einen Schritt weiter gedreht: Die Audiovisual Media Services Regulations 2014 definieren ab sofort, was britische Online-Anbieter in Sachen Sex zeigen dürfen, und was nicht. Die lange Liste der Dinge, die künftig zu bäh für das Publikum auf der Insel sind, umfasst unter anderem Einschlägiges wie Spanking, Züchtigung mit dem Rohrstock oder Auspeitschen, sobald es jeweils nicht mehr „zart“ ist, aber auch Beschimpfungen – egal, ob in gegenseitigem Einverständnis und SSC oder nicht. Ebenfalls verboten ist Bondage, Begründung: Ein gefesseltes und geknebeltes Modell könne eine vorher erteilte Zustimmung nicht eindeutig zurücknehmen.

Interessant dabei ist, dass auf der umfangreichen Abschussliste bevorzugt Praktiken stehen, die eher Frauen als Männer befriedigen. Regisseurin Erika Lust zieht deshalb in einem Kommentar im Independent das Fazit, dass das neue Gesetz den erotischen Film in England wieder auf „langweilige, unrealistische Männerfantasien“ reduzieren wird. Bereits jetzt ist abzusehen, dass vor allem kleine Produzenten aus dem Fetischbereich am stärksten betroffen sein werden: British BDSM Enthusiasts, Say Goodbye to Your Favourite Homegrown Porn.

In letzterem Artikel weist Jerry Barnett , Gründer der Kampagne Sex and Censorship, darauf hin, dass das neue Gesetz im Hinblick auf den behaupteten Kinderschutz sinnlos ist, jedoch nur ein weiterer Schritt auf dem langsamen, stetigen Marsch hin zu einer umfangreichen Online-Zensur:

„I’m worried this will help build the case in the future for wide-scale blocking of ‘illegal’ sites. Along with panics over terrorism and pressure over copyright theft, we seem to be edging towards a more censored network.“

Als Mosaikstein passen die Audiovisual Media Services Regulations 2014 jedenfalls zu anderen umfassenden Maßnahmen, die trotz erwiesener Fehlschläge nicht nur beibehalten, sondern ausgebaut werden, um weit über die behaupteten Zwecke reichende Filter zu installieren und alles, was Regierung und Lobbyisten unliebsam ist, ausblenden zu können.

Dienstag, 2. Dezember 2014

De Sade – aktueller denn je

Heute jährt sich zum 200. Mal der Todestag von Donatien Alphonse François de Sade – jenes Mannes, der für einen Teil des Spektrums von BDSM posthumer Namensgeber geworden ist. Die Interpretation und Vereinnahmung de Sades nicht nur dafür ist ebenso wie seine Dämonisierung gleichermaßen zeit- und ideologieabhängig. Doch egal, ob man die „120 Tage von Sodom“ die „Juliette“ und andere Werke als Vorlage für Kopfkino und niedere Regungen liest, als Gedankenexperiment, als kranke Phantasien eines skrupellosen Monsters, als philosophische Diskurse oder als Kampfschriften wider gesellschaftliche Konventionen: De Sade war Libertin nicht nur im Sinne sexueller Freiheit sondern auch in der Freiheit des Denkens, in seiner Radikalität gegenüber der zeitgenössischen Moral ein Moralist mit amoralischem Gestus und so ein Wegbereiter der Moderne.

Wer sich mit dem „göttlichen Marquis“, wie ihn Apollinaire betitelte (selbst mit seinem Werk einschlägig), näher beschäftigen will, sollte Volker Reinhardts aktuelle Biographie De Sade oder Die Vermessung des Bösen (Leseprobe, alternativ hier; Inhaltsverzeichnis) lesen.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Shibari-Fashion

Mal wieder Bondage in der Modefotografie: Für das Bambi Magazine #18 hat Nicolas Guérin Sheri Chiu in einer Fotoserie mit Fred Zara wohlverschnürt im Shibari-Stil abgelichtet. Die Bilder sind auch im Online-Magazin Gloutir (ex Touchpuppet) zu sehen. Wer bei Bambi blättert, stößt auf das eine oder andere Bild mit Seilen.

Montag, 22. September 2014

Nur Schweinkram!

Dieses Video des Department of Dirty zeigt, wie schnell man sich in den neuen Internetfiltern verfängt, wie sie etwa England inzwischen verpflichtend eingeführt hat:

Der entnervte Hobbykoch ist ein Opfer jener Überfilterung, die nicht nur die Briten, diese aber ganz besonders, gerade als Folge von politischem Aktionismus erdulden dürfen. Und das, obwohl die als Grund vorgeschobenen Kinder solche Maßnahmen eher aushebeln als ihre Eltern und das Thema auch sonst vernünftiger sehen als die Politiker. Ach ja – der Held des Spots wollte einfach nur dieses Gericht kochen.