Posts mit dem Label Einsteiger werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Einsteiger werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 11. November 2012

Premiere mit Seil und Knoten

Neulich durfte ich ja einer wissbegierigen Dame in die Seile helfen. Sie hatte bislang keinerlei einschlägige Erfahrungen, aber vor einiger Zeit begonnen, ihre Interessen in diese Richtung zu erkunden. Der Schritt von der Theorie zur Praxis ergab sich nach längeren Unterhaltungen im Chat, in denen ich offenbar seriös genug wirkte, dass sie sich mir anvertraute. Die ersten Schritte in Sachen Bondage waren für die Begünstigte sehr erfreulich – und so war sie gerne bereit, einen Gastbeitrag für das Blog zu verfassen. Hier nun ihre Eindrücke:

Nach viel einschlägiger Literatur und einer Menge Kopfkino habe ich mich irgendwann an den Gedanken gewöhnt, dass ich wohl die ein oder andere „einschlägige Neigung“ habe. Aber welche eigentlich? Bondage-Bilder hatten es mir eindeutig angetan, und je länger ich sie betrachtet habe, desto größer wurde der Wunsch, selber einmal Seile auf der Haut zu spüren und zur Bewegungsunfähigkeit verdammt zu werden. An eigener Haut diese martialische Anmut zu erleben. Aus einem anfänglichen Gefühl wurde ein Wunsch und daraus ein regelrechtes Verlangen. Meine Neugier und Experimentierfreude taten das ihrige dazu, und so nahm ich irgendwann all meinen Mut zusammen und tat einen ersten Schritt in Richtung Seile.

Aujourd’hui, je ne regrette rien. Au contraire.

Hätte mir noch vor einer Woche jemand gesagt, dass Bondage süchtig macht, ich hätte es nicht geglaubt. Schöne Bilder? Ja. Spannende Thematik? Ja. Experimentierfreude und Neugier? Absolut vorhanden. Aber Suchtgefahr? Kein Gedanke daran!

Ich wurde eines Besseren belehrt, als sich mir recht spontan die Gelegenheit bot, mich verschnüren und festzurren zu lassen.

Wie lässt sich das Gefühl von Bondage beschreiben? Ein Gefühl der Geborgenheit, Hilflosigkeit und gleichzeitig der Sicherheit. Sich hilflos fallen lassen, dadurch ruhig und ergeben. Aufkommende Unsicherheiten, die sich durch kleine Berührungen in Sicherheit, Geborgenheit und Anerkennung verwandeln. Die Erregung, in absoluter Dunkelheit und Unbeweglichkeit nicht zu wissen, was geschieht.

Für jemanden, der das noch nicht erlebt hat, mag das schizophren klingen und, wenn überhaupt, nur schwer nachvollziehbar sein. Ich wurde selbst von diesen Gefühlen überrannt und musste die einzelnen Bruchstücke erst einmal sortieren und verstehen.

Am erstaunlichsten für mich war der meditative Part von Bondage. Es tut gut, sich fallen lassen zu können, zu müssen, wenn man im Alltag nur unter Strom steht. Die Zügel aus der Hand zu geben, aus der Hand genommen zu bekommen. Nichts darstellen, keine Erwartungen erfüllen, über nichts nachdenken, einfach nur sein. Hilflos, ausgeliefert, ergeben, geborgen und sicher.

Zur Bewegungslosigkeit gezwungen … wunderschön verschnürt.

Mein Körper verlangt danach, gefesselt zu sein, meine Haut sehnt sich nach der Berührung der Seile. Es waren fesselnde Stunden, die mir eine bislang unentdeckte Seite an mir offenbart haben. Eine Seite, die ich vielleicht vorher erahnt, aber niemals gekannt habe.

Ich habe eindeutig Blut geleckt!

Freut mich, dass es so viel Spaß gemacht hat – bei Gelegenheit gerne Fortsetzung, dann auch mit Kamera für ein paar bleibende Erinnerungen.

Update 13.11.2012: Die Begünstigte hat noch einen Anreißertext nachgereicht, den ich den Lesern nicht vorenthalten wollte und deshalb hier als ersten Absatz des Gastbeitrages eingefügt habe.

Dienstag, 6. November 2012

Kurz angebunden

Roped a cowgirl, spoiled a virgin, all in a day’s work. Sometimes I love my job. *schnurrbartzwirbel* *umhangzurückwerf*

Oder etwas ausführlicher: Kurzfristig ergab es sich, dass ich eine neugierige Dame in die Welt der Seile einführen durfte. Völlig unerfahren in dieser Hinsicht, hatte sie sich an mich gewandt, weil sie wusste, dass ich schon ein paar Jahre in Sachen Bondage unterwegs bin. Trotz knapper Zeit reichte es für eine bunte Proberunde vom Hogtie über Spreadeagle bis zu Shibari mit Karada und Ebi und vollumfänglicher Befestigung an einem stabilen Stuhl.

Der Jungfer gefiel es offensichtlich, sich solcherart in Not und Gefahr zu begeben. Allerdings hatte es ihr bei ihrer Premiere vor allem der meditative Aspekt von Bondage angetan – abschalten, fallenlassen und entspannen, weil gerade eh nichts anderes mehr geht. Auf jeden Fall blieben mehr als nur ein paar Ropemarks zurück: Am nächsten Tag durfte ich mir anhören, dass ich die Dame nicht ausreichend vor dem Suchtcharakter von Bondage gewarnt habe. Eine Fortsetzung der angewandten Seilkunde ist schon mal vorgemerkt, und dann sind auch Bilder eingeplant. Angesichts der anderen Hobbys der Begünstigten dürfte das eine oder andere Foto dann ein Western-Thema haben. Ich gehe schon mal Lasso und Stetson suchen.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Alles Verhandlungssache?

Auf den ersten Blick scheinen BDSMer deutlich entspannter in Beziehungsdingen zu sein als der sprichwörtliche Vanilla: „Fremdspielen“ und „Spielbeziehung“ sind gängige Begriffe. Ob auf Partys oder unter Freunden Subs verliehen werden oder Doms anderer Herren und Ladys Untergebene bespielen dürfen, scheint allenfalls Verhandlungssache zu sein. Ansonsten präsentiert sich die BDSM-Szene als ähnlich vergnügungsorientiert promiskuitiv wie die Swinger- oder Schwulenszene. Doch wie auch dort täuscht der erste Eindruck zuweilen.

Zugleich führt schon dieser erste Blick von außen ins Chaos der Begrifflichkeiten. „Session“, „Spiel“, „Spielbeziehung“ – was ist was, und wie scharf lässt sich das Ganze von einer herkömmlichen Beziehung scheiden? Nur, weil BDSMer in Beziehungsdingen aus schierer Notwendigkeit häufiger dazu neigen, miteinander zu reden, heißt das noch nicht, dass das Thema einfacher ist. So vielfältig wie die Möglichkeiten sind auch die Beweggründe.

Einer der häufigsten Anlässe, Erfüllung außerhalb einer Beziehung zu suchen – und dabei nicht selten der Anfang vom Ende ebendieser – ist das Entdecken der Neigung zu BDSM: Plötzlich ist man sich über ein wesentliches Element seiner Sexualität im Klaren, will es ausleben, und muss feststellen, dass der Partner so gar nichts mit Fesseln und Gefesseltwerden, Hauen und Gehauenwerden oder Beherrschen und Sich-Unterwerfen am Hut hat. Vielleicht macht er oder sie ab und zu mit, aber dann eher um des lieben Friedens willen; aber bitte nicht zu hart oder zu abseitig. Irgendwann kommt dann der Gedanke, diese Aspekte mit jemandem anderen auszuloten. Nun wird es spannend, denn egal ob Spiel- oder Fremdbeziehung, Macht und Vertrauen spielen immer eine große Rolle.

Eine Frage des Vertrauens

Ein Weg ist der, der viele Männer zu Professionellen gehen lässt: Was meine Partnerin nicht weiß, macht sie nicht heiß, also am besten gar nichts sagen. Jenseits des Problems, dass gerade Bottoms eventuell Spuren verstecken oder wegerklären müssen, ist das freilich ein erheblicher Vertrauensbruch. Derartige Heimlichkeit in so elementaren Dingen bringt eine Beziehung an ihre Grenzen schon bevor solche Ausflüge auffliegen, denn sie beeinflusst das alltägliche Miteinander. Ein anderer Weg bricht nicht Vertrauen, sondern setzt es in hohem Maß voraus: Man erfüllt sein BDSM-Verlangen mit anderen, aber mit dem Wissen des Partners. Die Varianten hier sind vielfältig vom „Mach es, damit Du glücklich bist, aber ich will nicht wissen, was Ihr treibt“ bis zu genau geregelten Abkommen, was mit dem oder der anderen erlaubt ist und was nicht.

Die Bandbreite dieser zweiten Variante ist auch in der Szene zu finden, aus unterschiedlichsten Gründen. Sei es, dass der eine Partner in der Beziehung Switcher ist, aber nur eine seiner beiden Seiten mit dem Partner ausleben kann, und so Dom seine Sub-Seite nur mit anderen austesten oder gelegentlich toppende Sub jeden dominieren darf, aber auf keinen Fall den eigenen Dom. Ein weiterer Anlass kann sein, dass trotz vieler Gemeinsamkeiten Spielarten und Praktiken, die einen Partner kicken, für den anderen langweilig oder sogar No-Go sind. Das müssen nicht einmal extreme Sachen sein – nicht jeder Top ist Sadist, nicht jeder Masochist will mit Psychospielchen dominiert werden, nicht jede Sub will eine Klinge auf der Haut spüren.

Die Vielfalt dessen, was der Begriff „BDSM“ umfasst, erfordert den häufigen Austausch nicht nur bei potenziellen Partnern, sondern auch innerhalb einer stabilen Beziehung: Neugier auf Neues, Grenzen erkennen, definieren, austesten und überwinden, eigene Vorlieben mit denen des Gegenübers vergleichen und abstimmen und was der Dinge mehr sind. Hinzu kommt der Charakter der BDSM-Szene als bei aller Uneinheitlichkeit immer noch überschaubare und vom Mainstream getrennte Gruppierung. Unabhängig, ob ihre Mitglieder sich als Elite oder als ins Ghetto gedrängt empfinden, dieser Aspekt fördert den Zusammenhalt und senkt Schwellen unter Gleichgesinnten.

So sind einschlägige Partys für viele Gelegenheit, sich einmal nicht verstecken zu müssen, sich unbelastet auszutauschen, sich inspirieren zu lassen und neue Erfahrungen zu sammeln. Man ist unter sich, teilt Leidenschaft und Vorlieben und ist zudem dank Umgebung und Losgelöstheit vom Alltag offener. Da BDSM nun einmal eine hochgradig sexualisierte Beschäftigung ist, wird gespielt, es finden Szenen und Sessions in unterschiedlichsten Konstellationen statt.

Dies ist – wie eingangs in der Analogie zu Swinger- und Schwulenszene erwähnt – Ausweis szenetypischer Gepflogenheiten und demonstrierten Gemeinschaftsgefühls. Zugleich zeigt es die Schwierigkeit, das Thema zu fassen, betrachtet man die Spielvarianten auf so einer Party als Beispiele. Hier treffen sich Menschen, die in einer wie auch immer gearteten festen Beziehung leben und auch bei solchen Gelegenheiten nur miteinander zugange sind. Andere kommen mit einem Spielpartner, mit dem sie sich eben nur zu solchen Gelegenheiten treffen. Wieder andere kommen mit regulären Partner, spielen aber an diesem Abend mit anderen. Die einen spielen allein mit Ritualen im Auftritt auf der Party, andere legen mit Seil und Gerte heftig Hand an, für andere wiederum gehört vollendeter Geschlechtsverkehr dazu. Alles ist nur ein Spiel? Wo fängt Fremdspielen an? Wo fängt Sex an? Beim Kopfkino während der Session? Beim Anfassen? Beim Austausch von Körperflüssigkeiten?

Sollbruchstelle Eifersucht?

Im Kleinen demonstriert eine Party, dass neben Macht und Vertrauen Eifersucht als dritter Punkt eine Rolle spielt. Jeder der Beteiligten hat die Beziehung in der Hand und muss mit dieser Macht umgehen. Jeder der Beteiligten muss Vertrauen zu den anderen und zugleich das Vertrauen der anderen haben. Und dann muss die Eifersucht im Zaum gehalten werden, auch wenn sie nicht immer unberechtigt ist. Gerade beim BDSMigen Spiel macht Gelegenheit nicht nur Hiebe, sondern gelegentlich Liebe. Vertrauen und Eifersucht sind auch an anderer Stelle von Bedeutung: Aufgrund der doch recht individuellen Vorlieben und der Schwierigkeit, genau passende Partner zu finden, sind BDSM-Beziehungen relativ häufig Fernbeziehungen. Lange Durststrecken zwischen den kurzen gemeinsamen Momenten verführen mitunter dazu, sich gelegentlich anderweitig zu betätigen - was auch im gegenseitigen Einverständnis problematisch werden kann.

Nicht allein deswegen, weil gemeinsam festgelegte Grenzen einseitig überschritten werden, dass ein Partner ständig und vielfältig mit anderen spielt, während der andere mangels Zeit. Lust und Gelegenheit zurücksteckt, aber dann doch eifersüchtig wird, oder sich schließlich Liebe jenseits der Beziehung entwickelt. Vor allem auch, weil selbst eine „just for fun“ veranstaltete Session sehr intensiv und emotional werden kann. Die Achterbahnfahrt der Gefühle zwischen Lust und Schmerz, die anschließende Nähe beim – durchaus gegenseitigen – Auffangen erzeugen im Zweifelsfall eine größere Intimität als ein unverbindlicher One-Night-Stand.

Noch intimer wird es, wenn ein Paar seine Beziehung um gemeinsame Spielpartner erweitert, denn nun holt es mit dem Objekt der Begierde den potenziellen Trennungsgrund in die eigene Schutzzone. Was als Ausleben spannender Fantasien und über die Beziehungsgrenzen hinausreichender Träume beginnt, kann so eine Beziehung wesentlich schneller und tiefgreifender erschüttern als das gelegentliche Spielen etwa auf einer Party. Polyamorie ist in der Theorie ein so elegantes wie rationales Konzept, in der Praxis jedoch in den seltensten Fällen realistisch. Dies nicht zuletzt, weil alle Beteiligten ihre Zeit und ihre Gefühle auf mehr Häupter verteilen müssen und das jeder Beziehung immanente Konfliktpotenzial ebenso mit der Teilnehmerzahl wächst.

Chancen wahrnehmen

Sind also Spielbeziehungen und selbst vereinzelte Sessions mit anderen als dem gegenwärtigen Lebensabschnittsgefährten viel zu riskant, als dass man sie wagen sollte? Angesichts der möglichen Stolpersteine drängt sich dieser Eindruck auf. Doch es zeigt sich an vielen realen Beispielen, dass Fremdspielen und Spielbeziehungen sehr wohl mit einer Beziehung zusammengehen und dauerhaft funktionieren. Das klappt allerdings nur, wenn die Begleitumstände passen. Kommunikation, Respekt und Vertrauen sind die Grundsteine einer solchen Konstellation. Und sie wollen mehr als in einer traditionellen Non-BDSM-Beziehung aufgebaut und gepflegt werden.

Der Vorteil, den BDSMer dabei haben: Sie neigen in der Regel eher als der Durchschnitt dazu, neue Erfahrungen zu suchen und starke und unvorhersehbare Reize auszukosten. Dieser Hunger auf Neues trägt dazu bei, sich leichter auf mehr Partner, mehr Spielarten und mehr Zusatzelemente bei Session und Sex einzulassen. Zugleich sind diese Charakterzüge durchaus typisch für Menschen, die sich ihrer Liebe und der Liebe anderer sicher sind. Von dieser Basis aus lässt sich leichter etwas wagen, als wenn man ständig über die Schulter blickt, um zu prüfen, was der andere Part der Partnerschaft gerade tut oder denkt. Ob eine Spielbeziehung ein Prüfstein oder eine Bereicherung ist, hängt davon ab, ob man sich der Risiken bewusst ist und bereit ist, sich ihnen zu stellen.

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Alles Verhandlungssache? Fremdspielen, Spielbeziehungen und die Liebe“ in der Ausgabe Juli 2012 des Online-Magazins „Macht-Spiele“

Sonntag, 20. Mai 2012

Spannende Entwicklungen

Die Herzdame berichtet, dass ihre Mitbewohner gerade auf Entdeckungsreise sind und durchaus heftig (im Sinne von lautstark) mit der härteren Gangart experimentieren. Das bringt natürlich auch die Herzdame auf Ideen. Wenn ich also in Kürze wieder nordwärts unterwegs bin, sollte ich wohl gut vorbereitet sein und das eine oder andere Accessoire im Gepäck haben. Unabhängig davon gibt die Entwicklung Stoff zum Nachdenken, zeigt sich doch damit wieder einmal, dass die Grenze zwischen Vanilla und den anderen Geschmacksrichtungen mehr als unscharf ist. Könnte interessant werden.

Freitag, 20. Januar 2012

Glodernde Lut

Beim Blick in die Blogstatistik ist mir aufgefallen, dass ich seit einigen Tagen erheblichen Traffic aus einem Mainstream-Forum erhalte. Dort halten im Thread BDSM krank? (Pst! Antwort: Nein.) zwei, drei Trolle mit typischen Taktiken die Luft am Brennen. Das reicht von der Gleichsetzung von BDSMern mit Pädophilen, Kannibalen und Mördern über den Rückgriff auf das Milgram-Experiment bis hin zu Godwin’schen Perlen wie

„Schließlich sind Sadismus und Masochismus die treibende Kraft, welche sowohl BDSM, als auch das dritte Reich erst möglich macht, bzw. möglich machte.“

Kurze Ansage an die Problembären: Ja, wir sind pervers. Manche mehr, manche weniger. Und wir haben Spaß dabei. Get over it. Und damit sich kein Neugieriger ins Bockshorn jagen lässt: Alt, aber immer noch wahr – wir sind harmloser, als es manchmal aussieht.

Montag, 9. Januar 2012

Sicher ist sicher

Im vergangenen Jahr sorgte der tödliche Ausgang einer Bondage-Session für erhebliches Aufsehen. Dieses Ereignis zeigte wieder einmal, dass BDSM und Bondage grundsätzlich riskante Beschäftigungen sind, und auch die Wahrheit des Ausspruchs „More experienced people than you have died“: Egal, ob man Experte oder zumindest auf gutem Weg dorthin ist, und egal, wie viel man geübt hat – es kann immer etwas passieren.

Wer schon einen gewissen Erfahrungsschatz besitzt, verfällt nur zu leicht in eine Routine, bei der zu große Selbstsicherheit zu Nachlässigkeiten führt. Man weiß ja, was man tut, hat es schon zigmal gemacht, weiß, dass noch nie etwas passiert ist, also kann man bei den Sicherheitsvorkehrungen auch einmal fünfe gerade sein lassen. Diese Einstellung kann allerdings fatale Folgen haben, unabhängig davon, ob man mit der Kettensäge im Wald hantiert oder mit Seilen an einer vertrauensvollen Begünstigten. Ebenfalls eine Rolle spielt eine Form des Dunning-Kruger-Effekts – man kann als Einsteiger vielfach gar nicht wissen, was alles schief gehen kann; und angesichts der Vielfalt der möglichen Spielarten ist man aktiv wie passiv irgendwo immer Einsteiger.

Beim eingangs genannten Fall kam hinzu, dass die Beteiligten alles andere als nüchtern waren. Bei einer Session erhöht jede Art von Drogen das Risiko eines unschönen Verlaufs mit eventuell tödlichem Ausgang, und das auf mehr als eine Weise. Für die Einstimmung in einen romantischen Abend (und nein, Romantik und BDSM sind kein Widerspruch) kann der Wein zum Essen dazu gehören. Andere Stimulanzien wie die durch ihre entspannende und gefäßerweiternde Wirkung beliebten Poppers oder Lokalanästhetika, die manche extremere Spielart erst erträglich machen, fallen ebenfalls in diese Kategorie, aber auch Medikamente durch ihre möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen.

Enthemmung, verringertes Steuerungsvermögen, reduzierte Aufmerksamkeit und langsamere Reflexe lassen selbst bei aufeinander eingespielten Partnern die Gefahr steigen. Ein gedämpftes Schmerzempfinden kann dazu verführen, sich in der Euphorie des Spiels Dauerschäden einzuhandeln. Daneben treten weitere Probleme, etwa dass ein Stimulans zu Schock oder Herzrasen führt, dass zu viel Alkohol den Top zu müde macht, auf sein Gegenüber aufzupassen, oder dass einer angeschickerten Begünstigten auf einmal übel wird: Letzteres ist im Normalfall allenfalls peinlich, wird jedoch lebensgefährlich, wenn ein Knebel im Spiel ist.

Natürlich ist es einfach zu sagen, dass eine einschlägige Session nur nüchtern ablaufen sollte. Doch wie beim Alkohol am Steuer ist die Realität eine andere. Alle Beteiligten sollten überlegen, welches Risiko sie bereit sind einzugehen, sowohl für sich als auch für ihre Partner.

Auch unabhängig von solchen Störeinflüssen gibt es genügend Wege, sich und anderen zu schaden. Wer BDSM und Bondage betreiben will, muss um die damit einhergehenden Gefahren wissen und getreu der Pfadfindermaxime allzeit bereit sein, Notfallmaßnahmen zu ergreifen. Das schließt beim Thema Fesslung ein, dass man Problemstellen des Körpers kennt, an denen Nervenschäden oder Zirkulationsprobleme drohen, aber auch, dass man ein Messer in Reichweite hat und sich nicht scheut, es zu benutzen. Bei einem befreundeten Paar gab es einmal so eine Situation: Die Begünstigte stand wohlverschnürt an einem Pfosten fixiert, als sie ohnmächtig wurde. Ihr Partner fing nun nicht an, die Seile aufzudröseln, sondern befreite sie mit einem langen Schnitt aus ihrer Position, auch wenn er dabei gute hundert Meter Seil in unbrauchbare Stückchen zerlegte – Seil ist ersetzbar.

Bei Schlagwerkzeugen ist es unabdingbar, die Gefahrenpunkte zu kennen, die nicht getroffen werden dürfen. Der Anwender muss mit Rohrstock, Gerte oder Flogger umgehen können, das anvisierte Ziel treffen und auch wissen, wann er aufhören muss, selbst wenn sein Gegenüber noch mehr will. Wer lieber mit Wachs spielen will, muss wissen, welchen Einfluss Wachsart und Zusatzstoffe, Tropfhöhen oder Mengen haben, damit es beim anregenden Reiz bleibt, statt Verbrennungen zu verursachen.

Die Basisregeln für Bondage sind überschaubar: Achte als Rigger darauf, dass Arme und Beine Deiner Begünstigten nicht kalt werden oder blau anlaufen. Lass sie immer wieder selbst demonstrieren, dass sie noch Gefühl in ihren Gliedmaßen haben und sie bewegen können. Eine gute Bondage muss nicht gnadenlos festgezurrt sein, um zu halten, und eingeschlafene Finger oder taube Füße sind einer anregenden Session eher abträglich. Sei mit Seilen in Halsnähe besonders vorsichtig. Sie müssen gar nicht die Luft abschnüren, schon Druck auf die Halsschlagadern kann zur Bewusstlosigkeit führen. Knebel beeinträchtigen nicht nur das Sprachvermögen und damit die Kommunikation während einer Session, sondern auch die Atmung und können, wie erwähnt, bei Übelkeit fatal sein.

Das erzwungene Verharren in einer Position kann sich auf den Kreislauf auswirken und besonders bei Bondage im Stehen oder mit über den Kopf gefesselten Armen einen Schwächeanfall oder Bewusstlosigkeit verursachen. Sei Dir nicht nur dieses Risikos grundsätzlich bewusst, sondern sorge dafür, dass Du Dein Gegenüber schnell, sicher und problemlos aus dieser Lage und in die Horizontale bringen kannst. Wenn Du Begünstigte irgendwo festbindest: Achte darauf, dass der Ankerpunkt stabil ist und bei Befreiungsversuchen oder allfälligem Herumzappeln nicht nachgibt und nicht zusammenbricht, mitsamt befestigter Begünstigter umfällt und dergleichen. Denke auch immer daran, dass jemand, den Du gefesselt hast, hilflos und auf Dich angewiesen ist. Es ist das eine, für Kopfkino und Atmosphäre so zu tun, jemanden alleine zu lassen. Aber es ist etwas anderes, wirklich die Wohnung zu verlassen, in der Dein Partner festgebunden ist.

Verantwortung und Vertrauen

Ebenfalls zum Thema Session-Sicherheit gehören Verantwortung und Vertrauen. Das „alles kann, nichts muss“, dass längst schon Eingang in Mainstream-Kontaktanzeigen gefunden hat, ist irreführend: Weil eben nicht alles kann, jeder hat seine individuellen Grenzen. Deshalb ist es für Top und Bottom schon im Vorfeld wichtig, Warnsignale zu erkennen und sich auch auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen. Ein Absturz muss nicht sein, Verletzungen und Dauerschäden erst recht nicht. Vor, während und nach einer Session ist Kommunikation – verbal und nonverbal – wichtig. Dies gilt erst recht, wenn man mit seinem Partner noch nicht so vertraut ist; etwas, was bei diesem Lebensstil häufiger vorkommt, weil viele auf der Suche nach Mr. oder Mrs. Right sind, (noch) keinen festen Partner haben und in der Zwischenzeit herumprobieren. Dazu gehört auch, sich nicht zu Dingen drängen zu lassen, die man nicht will, schon gar nicht mit dem Hinweis, das müsse so sein.

Für alle Beteiligten gilt gerade beim Erkunden neuer Gebiete: Macht Euch kundig, hört Euch auch um, wie der prospektive Partner drauf ist. Ein Dom, der ein Safeword ignoriert, ist für körperliche Unversehrtheit, Nervenkostüm und den eigenen Ruf genauso schädlich wie ein Sub, der nach der Session „Körperverletzung“ schreit oder Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Safeword, Covern oder ein Kontrollanruf sichern nur zu einem gewissen Grad ab. Wenn es hart auf hart kommt, ist man allein. Stellt Euch deshalb die Frage: Wollt Ihr diesem Partner oder Spielgefährten so weit vertrauen, wie es bei einer Session der Fall ist?

Dementsprechend haben bei diesem Tanz, für den „Spielen“ oft eine verharmlosende Bezeichnung ist, beide Seiten gewisse Pflichten. Top/Dom trägt die Verantwortung für das Wohlergehen von Bottom/Sub, im Guten wie im Bösen. Er bzw. sie muss sich darum kümmern, dass es innerhalb der vereinbarten Grenzen spannend und unterhaltsam genug zu beiderseitigem Amusement wird, ohne zu kippen. Umgekehrt muss Bottom/Sub rechtzeitig Bescheid geben, bevor es zu heftig wird – und bestimmte Grenzen, negative Trigger oder eventuelle Traumata vorab und klar kommunizieren. Hinzu kommen für beide Seiten die Sicherheitsmaßnahmen, die auch jenseits eines BDSM-Kontextes in Zeiten von AIDS und anderen unangenehmen Dingen gelten, inklusive des Selbstschutzes bei Blind Dates.

An der Grenze

Ein besonderes Thema sind die physisch und psychologisch riskanteren Spielarten, die unter „Edge Play“ laufen. Sie spielen sich an der Grenze der eigenen Grenzen ab, aber aber auch an der von Sicherheit und SSC – und wirken (und reizen) gerade deswegen so stark. Das Problem ist hier nicht nur, dass im Fall der Fälle bei Schmerzensgeldforderungen die Haftpflichtversicherung nicht zahlt. Wenn es wirklich gefährlich wird, an und über Grenzen geht, muss der aktive Partner sich im Klaren sein, welche Verantwortung er trägt, und bereit sein, die Konsequenzen zu tragen für das, was er riskiert, und ebenso erkennen, wann es Zeit ist abzubrechen, für das Wohl des Gegenübers wie für das eigene. Umgekehrt muss sich Sub/Bottom sowohl des eigenen Risikos bewusst sein wie der Last, die er oder sie dem Spielpartner aufbürdet. Nicht ohne Grund sind tiefes gegenseitiges Vertrauen und idealerweise lange Bekanntschaft, besser noch Freundschaft bzw. Partnerschaft gute Voraussetzungen, wenn man sich in diese tiefen Gewässer wagt.

„Edge Play“ besitzt viele Ausprägungen. Gängige Beispiele sind Vergewaltigungsszenarien, das Spiel mit Einsatz von Klingen, Nadeln oder Strom oder Atemkontrolle. „Rape Play“ ist in dieser Hinsicht geradezu prototypisch: Bei einer Vergewaltigung geht es primär nicht um Sex, sondern um Macht, und wohl keine Frau und kein Mann wünschen sich, das Opfer einer echten Vergewaltigung zu werden. Gleichzeitig gehört ein solches Szenario mit zu den häufigsten sexuellen Fantasien überhaupt, bis weit in jene Kreise, die jegliche BDSM-Affinität entrüstet von sich weisen würden. Der entscheidende Unterschied: Bei Rape Play geht es um das „So tun als ob“. Das „Opfer“ kann sich der Fantasie hingeben, überwältigt und benutzt zu werden und all das erdulden zu müssen, was es sich vorstellt. Gleichzeitig kann es sich sicher sein, dass sich alles im vereinbarten Rahmen abspielt, bei aller Theatralik keine echte Gefahr besteht, und sich das Szenario jederzeit abbrechen lässt. Allerdings kann die Umsetzung einer solchen Fantasie allein durch ihre Intensität ins Negative kippen und auch einen Absturz auslösen. Durch die implizierte Aufforderung zur Gegenwehr gehört Rape Play auch zu den verletzungsträchtigeren Varianten des Rollenspiels.

Weitere Gefahren bei Edge Play sind das Triggern bestehender Phobien, aber auch das oft unterschätzte Risiko von Dauerschäden, sei es durch die Bildung von Narbengewebe bei heftigeren Spielarten von Hauen, Stechen und Schneiden, sei es durch die Gefahr von Infektionen. Gerade wer von den Möglichkeiten scharfer Klingen fasziniert ist, sollte bedenken, dass es bei einer Session nicht immer nötig ist, tatsächlich Blut zu ziehen. Mit einer Augenbinde und dem Aufbau der richtigen Atmosphäre kann selbst ein Lineal oder eine Bleistiftspitze wie ein Messer wirken.

Mit zum Thema Session-Sicherheit gehören auch Auswahl und Pflege des eingesetzten Spielzeugs. Es sollte sich von selbst verstehen, dass man etwa für Bondagezwecke keine Blechschellchen einsetzt und auch keine Materialien, die sich so zuziehen, dass Knoten nicht mehr aufgehen. Je nach Einsatzart sollten alle Gerätschaften nach dem Spiel gewaschen oder desinfiziert werden. Was für den einmaligen Gebrauch gedacht ist, sollte auch nicht wiederverwendet, sondern sachgerecht entsorgt werden. Und selbst das beste Material will mit Verstand eingesetzt werden. Zudem sollte man nie vergessen, dass Murphy immer im Hintergrund lauert. Ein Notfallkit mit Schneidwerkzeugen, Ersatzschlüsseln, Erste-Hilfe-Ausstattung, Taschenlampe etc. und mehrfacher Redundanz ist grundsätzlich keine schlechte Idee, egal ob man in den eigenen vier Wänden oder im Party-Dungeon spielt.

Mittwoch, 24. August 2011

Fesselnde Fachlektüre

Douglas Kent, Complete Shibari

Gute Anleitungsbücher für Bondage sind dünn gesät, häufig nur auf Umwegen zu bekommen und meist teuer. Geht es um Shibari, gilt dies um so mehr; hinzu kommt die Sprachbarriere, wenn das schöne Kinbaku-Buch ausschließlich in Japanisch zu haben ist. Als ich deshalb vor kurzem über die „Complete Shibari“-Bücher von Douglas Kent (auch Autor von The Better Built Bondage Book) gestolpert bin, habe ich interessehalber gleich einmal bestellt.

Mittlerweile sind die beiden Bände bei mir eingetroffen. Wenn man noch Midoris „The Seductive Art of Japanese Bondage“ vor Augen hat, ist das Auspacken etwas enttäuschend: Complete Shibari Volume 1: Land und Complete Shibari Volume 2: Sky sind nicht ganz so aufwendig aufgemacht und vor allem deutlich kleinformatiger. Beim ersten Durchblättern ändert sich das allerdings. Beide Bücher handeln das Thema „Bondage im japanischen Stil“ auf jeweils 96 Seiten kompakt, aber umfassend und sehr gut illustriert ab. „Land“ beschäftigt sich dabei mit den grundlegenden Techniken, bei dem darauf aufbauenden „Sky“ dreht sich alles um Suspension. In Vorbereitung ist der Band „Stars“, der komplexe Bondage- und Suspension-Typen vorstellt.

Douglas Kent ist Autodidakt in Sachen Shibari und bondagetechnisch eher Pragmatiker denn Vertreter der reinen Lehre. Dies zeigt sich in der Aufmachung der Serie: Von Seilauswahl- und Seilpflege über Knotentechniken und physiologische und mechanische Grundagen bis zu Sicherheitstipps und den Sorgfaltspflichten für Top und Bottom berücksichtigt Kent alle relevanten Details. Die Fesselungen werden in gut ausgeleuchteten und trotz der formatbedingten Größenbeschränkungen übersichtlichen Fotos Schritt für Schritt erklärt. Als Vorteil erweist sich dabei das von Kent benutzte Icon-System für Arbeitsschritte, Komplexität und Risiken, das umfangreiche Erläuterungstexte überflüssig macht.

Mit der „Complete Shibari“-Serie hat Douglas Kent eine Reihe von „Grundkochbüchern“ geschaffen, die Bondage-Einsteigern einen leichten und risikoarmen Weg zum Beherrschen von Shibari-Techniken bereiten. Zugleich können auch erfahrenere Rigger – ich selbst fessele ja in einem Mischstil, der Shibari-Elemente nutzt, ohne dass ich traditionelles Shibari gelernt hätte – sich noch einige Tipps holen.

Kleines Manko: Die Ausführung als Softcover mit Klebeheftung hält bei Kleinauflagen den Preis in vertretbarem Rahmen, ist der Stabilität bei Dauergebrauch jedoch nicht unbedingt zuträglich.

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 1: Land

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 1: Land

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 1: Land

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 2: Sky

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 2: Sky

Douglas Kent, Complete Shibari Volume 2: Sky

Sonntag, 7. August 2011

Entschlüsselungshilfe

Ob ganz altmodisch per Zeitungsinserat oder im WWW: Wer schon einmal versucht hat, mit Hilfe von Kontaktanzeigen ein passendes Gegenstück zu finden, stellt schnell fest, dass Inserenten und ebenso die Antwortenden nicht immer ganz ehrlich sind. Wer dennoch die Hoffnung nicht aufgibt oder als Frischling die häufigsten Fallstricke vermeiden will, findet zum Glück im Netz Rat – im inzwischen auch schon mehr als zehn Jahre alten Forenthread bei den „Höflichen Paparazzi“, in denen Don Dahlmann die Geheimsprache herkömmlicher Kontaktanzeigen entschlüsselt und und Kathrin Passig die Spezifika für das BDSM-Umfeld nachreicht.

Kleine Anmerkung: Nicht aus gegebenem Anlass, bin nur neulich in anderem Zusammenhang darüber gestolpert und fand es wert, auch für die Nachgeborenen aus der Versenkung geholt zu werden.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Palstek links- und rechtsherum

Vor kurzem stellte ein Besucher meines Blogs die Frage, ob beim Palstek das Arbeitsende nach dem Knüpfen des Knotens innerhalb oder außerhalb der Schlinge liegen sollte. Da das Thema gerade auch an anderer Stelle diskutiert wird, habe ich mal ein wenig recherchiert. Demnach scheint es zwei Schulen zu geben, für die die richtige Art und Weise des Palstek-Bindens eine Glaubensfrage mit erheblichem Konfliktstoff darstellt.

Die Variante mit Arbeitsende innen scheint eher bei Kletterern sowie Feuerwehr und verwandten Hilfsdiensten verbreitet, die Variante mit Arbeitsende außen ist dagegen bei Seglern und anderen Wasserratten die erste Wahl. In der Praxis hängen Haltbarkeit und Belastbarkeit des Knotens wohl auch von anderen Faktoren wie Dicke und Steifigkeit des Seils oder Gefahrenpunkten am Einsatzort ab. Für Bondagezwecke scheinen mir deshalb beide Bindevarianten tauglich. Abgesehen davon setze ich ihn ohnehin nur selten ein.

Montag, 6. September 2010

Kaum ein Unterschied

Heute bin ich auf Ewelin Wawrzyniaks Diplomarbeit „Ist das Persönlichkeitskonstrukt ‚Experience Seeking‘ bei Sadomasochisten stärker ausgeprägt als bei Nicht-Sadomasochisten?“ gestoßen. Wawrzyniak, die im Übrigen auch aus gegebenem Anlass die gängigen BDSM-Klischees der Massenmedien nachhaltig abgewatscht hat, hat mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens untersucht, ob es in Sachen Offenheit für Erfahrungen signifikante Unterschiede zwischen Vanillas und BDSMern gibt, solange sich letzere im SSC-/RACK-Rahmen bewegen. Demnach sind „wir“ – angesichts der Vielfalt der Szene scheinen mir die Anführungszeichen angebracht – recht normal.

In Kürze, sofern ich das richtig gelesen habe: Sadisten sind der Arbeit zufolge beim Experience-Seeking relativ dicht am Vanilla-Level, Switcher und Masochisten dagegen suchen häufiger und/oder stärkere Erfahrungen. Zudem neigen Switcher signifikant häufiger zu einem ängstlich-ambivalenten Bindungsstil. Wie erwartet, haben Menschen, die stärker nach Erfahrungen hungern, eine höhere Zahl an Sexualpartnern und testen mehr Praktiken und Zusatzelemente beim Sex aus – starke, unvorhersehbare und neuartige Reize sind ja konstitutive Merkmale von BDSM-Spielen und -Sessions. Und die damit einher gehende Reduktion der Selbstaufmerksamkeit passt ja zum Loslassen und Fliegen, das für viele Anhänger den Reiz des Ganzen ausmacht.

Allerdings lautet eine weitere Erkenntnis:

„Personen, die sich sehr sicher sind, was Liebe ist, weisen mehr sexuelle Zusatzelemente auf als die liebesunsicheren Personen, jedoch weniger als die mittelmäßig liebessicheren Personen.“
Insgesamt scheinen der Auswertung zufolge BDSMer etwas extrovertierter zu sein als Vanillas. Der Neurotizismus ist bei Sadisten ebenso wie die Verträglichkeit am niedrigsten unter den drei betrachteten BDSMer-Typen, während Vanillas das andere Extrem bilden. In Sachen Gewissenhaftigkeit nimmt sich dagegen keine der Gruppen etwas.

Hinsichtlich der Extraversion konstatiert Wawrzyniak einen gewissen selbstverstärkenden Effekt bei Personen, die in der Szene aktiv sind, also auch ihr inneres Outing hinter sich gebracht haben und auf Gleichgesinnte und Gleichgestimmte treffen. Dass dabei die Sadisten am stärksten vom Vanilla-Level abweichen, führt sie auf deren Rolle im sadomasochistischen Kontext zurück – diese müssen energisch auftreten und die Führungsrolle im Spiel ausfüllen.

Niedriger Neurotizismus-Wert und sadistische Rolle sind für die Autorin eng verknüpft: Die hohe Verantwortung innerhalb einer Session erfordert eine starke Kontrolle der eigenen Gefühle, zugleich lässt sich aus der Kontrolle sowohl der eigenen Gefühle wie der Gefühle des Gegenübers Genuss ziehen. Die Kehrseite der Medaille ist der niedrigste Verträglichkeitswert bei Sadisten, Anzeichen für einen im Vergleich zum Durchschnitt kühleren, egozentrischeren, misstrauischeren und wettbewerbsorientierteren Charakter. Switcher befinden sich hinsichtlich dieser Aspekte halbwegs zwischen Sadisten einerseits und Masochisten und Vanillas andererseits.

Montag, 30. August 2010

Inneres Outing

Einige Diskussionen in den vergangenen Wochen haben mich dazu bewogen, endlich ein Thema aufzugreifen, das ich schon länger auf meiner Liste habe: Das innere Outing, die Erkenntnis, dass man in sexuellen Dingen anders tickt als die (meisten) anderen um einen herum, und das Eingestehen dieses Andersseins sich selbst gegenüber.

Ich selbst habe, obwohl in vielen anderen Dingen eher unsicher, ironischerweise dieses innere Outing nicht bewusst durchgemacht. Seit ich zurückdenken kann, habe ich gewusst, dass ich anders bin. Und schon als Kind habe ich gemerkt, dass es nicht unbedingt opportun ist, die eigenen Neigungen zu Seilen öffentlich zu machen. Jedoch habe ich wegen meiner Vorlieben nie jene Schuldgefühle gehabt, die so viele Gleichgesinnte plagen. Krank? Ich doch nicht. Selbstzweifel? Nö – jedenfalls nicht in dieser Hinsicht.

Von Vorteil war hier vermutlich, dass ich in Sachen Bondage und dann auch BDSM kein Spätberufener war, selbst wenn mir damals die Begrifflichkeiten unbekannt waren. Kink & Co. als Kick waren schon vor dem eigentlichen Erwachen meiner Sexualität in mir verwurzelt. Als das Thema relevant wurde, schien mir eine Vanilla-Beziehung nicht interessant genug, um als Alternative ernsthaft in Frage zu kommen; dann lieber gar nicht und weiter umschauen. Mein Problem war es nicht, mit der eigenen Neigung klarzukommen, sondern eine passende Partnerin zu finden und in der tiefsten Provinz den Anlauf dazu zu wagen. Weit vor dem Internet und seinen befreienden Möglichkeiten war es schon ein Problem, überhaupt jemanden zu finden, mit dem man über das Thema reden konnte, ohne gleich ausgegrenzt zu werden.

Insofern sind mir die Qualen fremd, die jemand durchmacht, wenn er nach einer längeren Phase des „Normalseins“ langsam oder schlagartig feststellt, zu den „Perversen“ zu gehören und Dinge zu mögen, die in der Öffentlichkeit meist sensationslüstern in schwärzesten Farben gemalt werden. Die so im Kopf eingebrannten Klischees werden mit negativen Gefühlen verknüpft, nicht zuletzt wegen des Konformitätsdrucks – man will ja nicht krank und pervers sein.

Unter diesen Voraussetzungen ist der Weg zu sich selbst oft steinig. Viele brauchen mehrere Anläufe, probieren verschiedene Spielarten und Richtungen aus, ziehen sich dann wieder ins Vanilla-Dasein zurück und überlegen, ob sie „das da“ wirklich mögen. Dieses Pendeln zwischen Sehnen und Zurückhaltung führt zu typischen Reaktionen: In Anfällen von Zweifeln und Selbstekel werfen die Betroffenen mühsam und oft mit erheblichem finanziellen Aufwand zusammengetragenes Spielzeug und einschlägige Literatur weg oder zerstören beides im Versuch eines Reinigungsrituals – oft sogar mehrfach. Heutezutage erstreckt sich der Do-it-yourself-Exorzismus auch auf den Computer, auf dem Bookmarks, Browsercache und -history gelöscht werden, Bilder und Texte von der Festplatte geworfen, und die als abartig empfundene Neigung wird am besten vor einem selbst versteckt.

Lebt jemand schon länger in einer herkömmlichen Beziehung, bevor er darauf kommt, dass da etwas Wichtiges fehlt, macht das die Sache nicht einfacher: Eher selten folgt einem der Partner auf den neuen Pfaden, und viel zu oft stehen Betroffene vor dem Dilemma, entweder auf die langjährige Beziehung oder die eigene Erfüllung verzichten zu müssen; keine gute Voraussetzung für dauerhaftes Glück. Und kommt jemand über den Partner auf den Geschmack und holt so verschüttete Begierden wieder ans Tageslicht, verhindern auch hier oft Zweifel die individuelle Zufriedenheit. Da schleicht sich der Gedanke ein, dass man nur des Partner zuliebe mitspielt, womöglich von seinem Gegenüber nur noch um des Mitspielens wegen geschätzt und als Partner angenommen wird – ebenfalls Gift für vertrautes und vertrauensvolles Miteinander.

Hier ist es wichtig, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, Sachen auszuprobieren, Vorstellungen und Fantasien auszuleben und sich so letzendlich frei zu spielen. Die ersten Schritte sind dabei schwierig, zumal man sich dabei unter Umständen auch noch selbst unter Druck setzt. Aber sie sind der Anfang eines Weges, auf den man sich wagen sollte. Das abgedroschene „Alles kann, nichts muss“ hat gerade hier seine Berechtigung: Entspannen, locker lassen und die Chance nutzen, den Stein vom Herzen zu schubsen – und dabei rechtzeitig die Füße wegzuziehen.

Das innere Outing ist meiner Meinung nach übrigens unabhängig vom Outing nach außen zu sehen. Dieses zweite, „soziale“ Outing ist weder zwingende Voraussetzung noch zwingende Folge des inneren Outings. Um mit mir selbst im Reinen über meine Sexualität und das Drumherum zu sein, muss ich weder Familie, noch Freunde, noch Arbeitskollegen offensiv darauf aufmerksam machen, was ich im Schlafzimmer und anderswo gerne treibe. Für manchen mag ein Bekenntnis à la „Ich bin BDSMer, und das ist gut so“ der ultimative Befreiungsschlag und Schlusspunkt des inneren Outings sein. Doch nicht zuletzt aufgrund äußerer Umstände und drohender Folgen wie Karriereende oder Sippenhaft auf dem Dorf ist es nicht immer die klügste Variante.

Montag, 8. Februar 2010

Neuland betreten

Wie schon angekündigt, habe ich am Wochenende einer neugierigen Einsteigerin geholfen, ihren Horizont in Sachen Seil & Co. zu erweitern. Angesagt war ein kleiner Bondage-Workshop unter vier Augen und dabei die Erkundung von Neuland in mehr als einer Hinsicht: Die Begünstigte ist in der BDSM-Szene noch sehr neu, hat noch keine großen Fesselerfahrungen und ist dazu noch sehr jung. Doch sie weiß zumindest im Prinzip schon sehr genau, was sie ausprobieren will und was ihr gefallen würde. So wurde das Treffen trotz kleiner Handicaps (s. u.) zu einer enthusiastischen Entdeckungsreise.

Nach ersten Verwicklungen mit dem grünem Seil schritten wir recht schnell fort zu umfangreichen Verschnürung bis hin zum traditionellen Karada in Hanf, der sich zu einem stringenten Hogtie einschließlich in die Fesselung einbezogenen Haarzopfs entwickelte. Die Dame bemühte sich mehrfach aus eigener Initiative ebenso wie auf Aufforderung nach Kräften, aus den Seilen zu entkommen, blieb jedoch erfolglos.

Daneben ließ sie sich aber auch mit Wonne in die Seile fallen und genoss die erzwungene Unbeweglichkeit sichtlich. Manche Verschnürung hätte sie gerne noch länger getragen – leider schritt die Zeit schneller voran, als uns beiden lieb war. Trotz anfänglicher Bedenken wagte Sie sich schließlich noch an eine Mumie und fand sie weniger schrecklich als befürchtet, nur nicht warm genug. Aber das unterschiedliche Temperaturempfinden von Männern und Frauen sollte an diesem Tag ohnehin Dauerthema sein, durfte ich die Begünstigte doch im Schweiße meines Angesichts direkt vor dem bullernden Ofen einwickeln, während sie den wüstenheißen Luftstrom als gerade angenehm empfand.

Insgesamt ein beiderseits gelungener und erfolgreicher Tag, auch wenn Murphy gleich zweimal zugeschlagen hat: Die Ankunft der Dame verzögerte sich durch den bekannt guten Service der Bahn, und ich war wegen massiver Rückenprobleme nur beschränkt einsatzfähig. Nun gut, bleibt mehr für ein nächstes Mal zum Ausprobieren.

Sonntag, 24. Januar 2010

Volles Programm

Dank Mundpropaganda seitens einer überzeugten Dame habe ich heute ein wenig Fernunterricht in Seilkunde, Knotenknüpfen und zum Erwerb der grundlegenden Fertigkeiten erteilt. Der neue Partner einer einschlägig aktiven Freundin besagter Dame hat noch wenig Bondagepraxis, will aber auf dringenden Wunsch seiner Begünstigten seine Fähigkeiten schnell ausbauen. Dabei sollen Sicherheit und Ästhetik natürlich nicht zu kurz kommen. Mal sehen, ob ich da weiterhelfen konnte, eventuell wird noch ein Workshop daraus.

Auch ansonsten bin ich in den nächsten Wochen und Monaten bei einigen interessanten Terminen gut beschäftigt. Anfang Februar darf ich einer neugierigen Einsteigerin helfen, ihren Horizont in Sachen Seil & Co. zu erweitern. Kurz danach geht es wieder nach Süden, um an vertrautem Ort ein paar Bilderwünsche zu erfüllen und Wunschbilder zu schießen. Der für diesem Monat geplante Urlaub mit der Herzdame ist aufgrund äußerer Umstände leider verschoben, aber hoffentlich ergibt sich wenigstens ein gemeinsames Wochenende.

Im April sieht es dann schon besser aus. Da ist dann nicht nur Zeit miteinander geplant, sondern auch die gemeinsame Fahrt zu einem Treffen mit virtuellen und realen Bekannten: Fröhliche Spinner mit ähnlichen Interessen versammeln sich dann an passendem Ort zum Erfahrungsaustausch, gegebenenfalls mit praktischen Anwendungsbeispielen. Und die Boundcon wirft dann auch schon wieder ihre Schatten voraus.

Auch wenn der März wegen erhöhter Arbeitslast schon ziemlich wenig Zeit fürs Private lässt: Wenn es geht, will ich ein paar Ruinen und andere interessante Orte hinsichtlich ihrer Eigenschaft als Fotokulisse auskundschaften. Und dann gibt es in meinem Umfeld seit kurzem auch ein paar Oldtimer, die sich eventuell für Fotoshootings eignen, und die dann langsam ihr Winterquartier verlassen. Einiges zu tun – mit erheblichem Spaßfaktor.

Mittwoch, 25. November 2009

Rollenspiel: Eine Session

Wachs als überzeugendes Argument im Rollenspiel

Ein Rollenspiel ist im einschlägigen Kontext eine Gelegenheit, zwanglos (pun intended) neue Ufer zu erkunden. Ich habe ja schon vor einiger Zeit beschrieben, wie sich das in die Praxis umsetzen lässt. Wie das Ganze ablaufen kann, schildert hier eine Begünstigte, auf deren Wunsch ich Gabriel von der Leine gelassen habe:

Ein Einblick in eine spontan entstandene Session: Ich wusste nicht, was genau auf mich zukommt, da ich „Gabriel“ an diesem Abend erst kennen lernen würde, J. wusste nicht genau, wer ich bin. Das ganze hatte ein wenig vom bekannten „Blind Date“ – siehe Engelke/Dietrich, nur nicht so lustig! Doch, auch lustig … Die Grundidee ist durch den Film „Millers Crossing“ entstanden.

Die Gangsterbraut Lo wartet in ihrer Wohnung auf ihren Lover Jason, den Möchtegernhehler. Sie raucht, blättert dabei in einer Modezeitschrift und ärgert sich bereits darüber, das Jason sie wie immer zum billigsten Italiener ausführen wird, den er kennt.

Es klopft, sie ruft „Herein.“ Nichts.

Einen Moment danach klopft es wieder, wieder ruft sie „Herein!“

Nichts geschieht.

Dann klopft es ein drittes Mal.

Genervt steht sie auf. „Was Jason wohl da anschleppt?“, denkt Lo bei sich und schlendert zur Tür, Zigarette in der Linken.

Sie öffnet. Vor ihr steht ein fremder Mann im Anzug, den Hut tief ins Gesicht gezogen.

Mit einem Schlag ist die Tür weit offen, er steht im Zimmer und direkt vor ihr, wirbelt sie herum und presst sie rücklings an sich, eine Hand an ihrer Kehle, mit der anderen ihre Linke mit der Zigarette fest im Griff und weggestreckt.

„Guten Abend“, schnurrt der Eindringling.

„Loslassen!“ keift sie sofort los. „Aber plötzlich! Wie können …“ Sie verstummt, als sie die Hitze der Zigarette an ihrem Gesicht spürt.

Seine Stimme ist leise, direkt an ihrem Ohr: „Ganz ruhig – ich bin gleich wieder fort, wenn ich habe, wofür ich gekommen bin.“

„Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.“

„Das ist schlecht. Ich habe nur eine einzige Frage: Wo ist es?“

Er wirft die Zigarette in den Aschenbecher und packt sie fester.

„Was immer man Ihnen zahlt … Sie können es auch von mir bekommen.“

„Das wollte ich nicht wissen“

„Ich weiß doch nicht mal, wer sie schickt!“, versucht sie es verzweifelt.

Er packt sie an den Haaren und zieht sie fester zu sich. In seiner Hand blitzt die Klinge eines Messers auf.

„Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte.“ Das Messer legt sich ihr an die Kehle. „Wo ist es?“

„Erst mal muss der Kerl von mir weg“, denkt Lo und sagt, ohne zu überlegen: „Es ist unter dem Bett.“

Sie versucht, ihre Contenance wieder zu erlangen. „Bleiben Sie ruhig. Ich hole es Ihnen sofort.“

Er lacht. „Oh nein.“ Er schubst sie auf das Sofa, und ehe sie sich versieht, ist sie mit Handschellen an die Lehne gefesselt.

Nun kann sie ihn das erste Mal betrachten.

Der Kerl ist erstaunlich ruhig. Selbstbeherrscht steht er in ihrer Wohnung und streicht über die Klinge seines Messers.

„Ich werde nun nachsehen, ob dort unter dem Bett wirklich etwas für mich ist. Wenn nicht … ist das schlecht für Dich.“ Er lächelt mit einer Freundlichkeit zu ihr hinunter, die ihr eine Gänsehaut bereitet.

„Hören Sie,“ beginnt sie, als er sich auf den Weg macht. „Sie kommen hier rein, stellen sich nicht mal vor … Sollten wir das ganze nicht bei einem Drink besprechen?“

Die Messerspitze gleitet ihren Hals entlang. „Erst, wenn ich meinen Auftrag erfüllt habe. Dann – gerne.“

Er geht zum Bett, kramt herum. Natürlich nichts.

„Das war nicht nett.“ Er ist wieder bei ihr, packt sie im Nacken. „Das Spiel hat nur eine Regel. Ich sage etwas, Du tust es. Und wenn Du Ausflüchte suchst oder mich anlügst …“

Er lacht und drückt das Messer an den Hals. „Dreißig Sekunden.“ Er hält es vor ihren Bauch, die Klinge aufwärts gerichtet, die Spitze unter ihrem Rippenbogen. „Fünf Sekunden.“

Er löst die Metallfesseln und zieht sie hoch.

„Sehen wir mal, ob Du verstanden hast. Runter mit dem Kleid!“

Sie sieht ihn entsetzt an. „Hören Sie mal … wie können …“

Die Messerspitze ist an ihrer Kehle. „Du kannst es ausziehen, oder ich kann es herunterschneiden. Deine Entscheidung. Zehn Sekunden. Neun. Acht.“

Sie dreht sich um, bemüht sich um Würde. „Können Sie mir mit dem Reißverschluss helfen?“

„Gerne doch.“ Er öffnet ihn, und sie lässt zögernd das Kleid bis zu den Hüften hinunter.

Sie sieht ihn an. „Wollen Sie das wirklich verantworten?“

„Oh ja! Weiter!“

„Das wird Ihnen noch leid tun!“

Sie wirft das Kleid ab, steht mit ihrer Korsage vor ihm, die Hände in den Hüften, den Kopf trotzig erhoben.

Seine Augen gleiten abschätzend über ihren Körper.

„Hübsch! Sehr hübsch! Hatten wir heute Abend noch etwas vor?“

„Ja, Essen gehen – mit Jason.“

„Ah! DAS muss leider ausfallen. Jason kommt heute nicht.“

„Sie bluffen! In einer halben Stunde ist Jason da, und Gnade ihnen Gott, wenn Sie dann noch hier zugange sind!“

Er schüttelt süffisant lächelnd den Kopf. „Nein. Er hat anderweitigen Besuch bekommen. Von einem Kollegen von mir. Ich habe alle Zeit der Welt. Was nicht heißt, dass ich Lust habe, mich belügen zu lassen.“ Er packt sie an der Kehle. „DANN werde ich wütend!“, erinnert er sie und wirbelt Sie herum.

„Los, zum Bett!“

Sie streckt den Rücken durch und geht ins Schlafzimmer. Er folgt ihr in aller Ruhe, die Hand mit dem Messer hängt entspannt an seiner Seite.

Ihre Chance! Sie sprintet los. Wirft sich aufs Bett, greift unter das Kopfkissen – dort liegt die kleine .32er Colt Automatik, die Jason ihr gegeben hat. Sie zieht die Pistole hervor, rutscht über das Bett und richtet die Pistole auf den Eindringling. Er steht mit gezücktem Messer da, einen Moment innehaltend.

„Fallen lassen!“, ruft Lo aus. Sie ist irritiert. Der Mann hat absolut keine Angst. „Hey! Ich habe eine Waffe und ich werde schießen! Verschwinden Sie!“

Er grinst, springt aufs Bett und ist mit einem weiteren Satz direkt vor ihr.

Sie drückt ab. Die Waffe blockiert. Sie dreht sich um, will weglaufen, da ist er bereits über ihr und wirft sie auf die Matratze.

„Loslassen!“, sagt er mit kühler Stimme. „Lass die Waffe sofort los!“

Die Messerspitze bohrt sich in ihren Hals. Sie öffnet die Hand und lässt die Pistole auf den Boden gleiten.

„Sehr schön. Das nächste Mal ans Entsichern denken!“

Sie faucht, zappelt und bekommt einen Schlag ins Gesicht.

„Ruhig bleiben. Du kennst das Spiel. Ich sage, was gemacht wird. Du tust es. Ich frage, Du antwortest.“ Der Druck der Messerspitze verschwindet.

„Die Korsage aus … jetzt!“

Sie macht sich bebend über die Häkchen am Rücken her, zögerlich, sich fragend, wie sie ihn aufhalten kann.

„Das geht schneller“, ermahnt er sie.

Flink löst sie die letzten Haken und wirft die Korsage vor sich.

Leise gleitet die Klinge über ihren Rücken.

„Hinlegen.“

Sie streckt sie sich auf dem Bett aus. Und doch muss sie sagen: „Lassen sie es. Noch ist es Zeit. Wenn Jason erst da ist …“

„Er wird nicht kommen“, wirft er ein und zieht ein paar Handschellen aus seiner Tasche.

„Natürlich wird er kommen. Sie wollen mir nur Angst einjagen.“

„Husch! Hinlegen!“

Die erste Schelle rastet um ihr linkes Handgelenk ein, dann um den Bettpfosten.

„Jason hatte einen Unfall. Schade um den schönen Wagen.“

Er geht lässig zur anderen Seite des Kopfendes, greift nach ihrem rechten Arm, fixiert ihn ebenso wie den linken.

„Nein“, sagt sie.

„Doch. Er war nicht sehr mitteilsam.“

Der rechte Fuß … der linke …

Er sieht zu ihr hinunter mit fast zärtlichem Blick, in seinen Händen einen schwarzen Schal.

„Was haben Sie vor?“

„Ich werde jetzt meine Frage stellen.“ Er beugt sich herunter zu ihr und bindet ihr den Schal über die Augen. Dann spürt sie wieder die Klinge. Sie kratzt ihren Hals hinunter, stockt an der Brustwarze, drückt sich erst zart, dann schmerzhaft hinein, um dann an den Rippen vorbei hinunterzugleiten.

„Ich frage, Du antwortest.“

„Mistkerl.“

Anstatt drauf einzugehen, fragt er ruhig: „Wo ist es?“

In diesem Augenblick realisiert sie, dass er nicht aufhören wird. Dass er dies zu sehr genießt. Dass sie wirklich sterben könnte.

„Das macht Ihnen wirklich Spaß, nicht wahr?“, fragt sie dumpf.

„Ich liebe meine Arbeit. Ein gut erledigter Job ist doch was Wunderbares.“ Finger drücken sich in ihr Fleisch.

„Mr.“, beginnt sie. „Wie darf ich Sie nennen? Mr.?“

„Gabriel.“

Hände, die grob über ihren Körper streichen, hier und dort verweilen und in ihr Fleisch kneifen.

„Mr. Gabriel, auf dem Schrank ist eine kleine Schmuckschatulle …“

Eine Hand krallt sich in ihre Brust.

„Hehlerware interessiert mich nicht!“

Sie japst.

„Es ist Bargeld drin. Und der Schlüssel zu einem Schließfach.“

Seine Hand stockt auf ihrem Venushügel.

„Schließfach? DAS klingt interessant!“

„Jasons letzte Einnahmen sind drin. Sauberes Geld!“

Sein Gewicht auf einmal über ihrem Körper. Sein Atem auf ihrem Gesicht.

Hastig redet sie weiter: „Genug, um diesen Job sausen zu lassen und in Rente zu gehen.“

Mr. Gabriel lacht. „Genug, um mich vor geprellten Auftraggebern zu verstecken? Nein, ich sagte doch, ich LIEBE meinen Job, und ich habe genug Geld.“

Finger krallen sich in ihr Fleisch.

Sie schreit auf. „Verstehen Sie denn nicht, Mr. Gabriel? Wenn ich es Ihnen gebe, bin ich so gut wie tot!“

„So gut wie? Wieviel Zukunft erhoffst Du Dir denn? Du wirst HEUTE Abend sterben, wenn Du mir nicht die richtige Antwort gibst!“

Eine Hand, die ihre Kehle für einen langen Moment zudrückt.

Sie keucht, hustet. „Bitte, Mr. Gabriel, ich habe doch gar keine Wahl …“

„… außer mir zu sagen, WO. ES. IST!“

Ohrfeigen begleiten die letzten drei Worte.

„Ich kann es doch nicht sagen“, flüstert sie. „nicht, wenn ich nicht zugeben kann, dass es mir wirklich mit Gewalt genommen wurde.“

„Das kann ich arrangieren“, haucht Gabriel. Es raschelt, er bewegt sich im Zimmer. Alles ist ruhig.

Dann plötzlich springt es sie heiß an, erst denkt sie an Wasser – aber es brennt so.

„Das sind wirklich hübsche Kerzen … so schön rot.“, hört Lo seine Stimme, und sie muss an den Dreierkerzenständer denken, der auf ihrem Wohnzimmertisch steht.

Sie jammert, bäumt sich auf, doch die Handschellen halten. Schwer atmend legt sie sich zurück in die Kissen und lauscht nach ihm. Schließlich fragt sie:

„Was ist mit Jason geschehen?“, fragt sie leise. „Müllpresse?“

„Nein, ein Lastwagen. Ganz normaler Autounfall.“

„Ich hätte mir meinen Gefährten wohl besser aussuchen sollen? Aber er gab mir ein Dach über den Kopf. Ernährte mich …“

„Wem gehört die Waffe?“, fragt er.

„Die hatte ich von Jason.“

„Vermutlich nicht sauber?“

„So wie ich Jason kenne, nicht.“, sie zögert. „Was geschieht nun mit mir? Was werden Sie tun? Wenn ich ES Ihnen gebe? Können Sie mich nicht auf einen Stuhl fesseln und mir ein blaues Auge verpassen?“

„Oh, etwas mehr sollte es schon sein.“

Wieder spürt sie die Klinge, dieses mal in ihrem Gesicht.

„Ich habe bereits eine Narbe auf der rechten Wange – reicht die nicht?“

„Ich bin für Symmetrie.“, sagt er leise.

„Bitte nicht so tief … das könnten Sie doch? Wo Sie doch so gut mit dem Messer umgehen?“

„Mm-mm – das sind Verhandlungen nach meinem Geschmack.“

„Und woher soll ich dann wissen, das Sie sich an die Abmachung halten?“, fragt sie laut.

„Das kannst Du nicht.“ Sie hört ihn, fühlt ihn, spürt seinen Mund auf ihrem.

„Keine Angst.“ Er spielt mit ihren Brustwarzen, drückt mal fest zu, schnippt an ihnen. Sie spürt Wachs abblättern.

„Keine Spuren, die lange bleiben. Aber zuerst“, verkündet er, und sie merkt, wie er sich aufsetzt, „werde ich selber auf die Suche gehen. Ich kenne ja die meisten Verstecke. Es ist doch immer der Spülkasten oder der Eisschrank.“ Seine Stimme wird leiser, sie hört ihn in der Wohnung rumoren.

Sie versucht sich an den Handschellen, die Dinger sind bei ihr sonst immer zu groß. Aber er hat seine Arbeit richtig gemacht.

Sie hört ihn hereinkommen und spürt, wie er sich aufs Bett zu ihr setzt.

Eiswürfel klimpern in einem Glas. Der Geruch von Gin in der Luft.

„So“, sagt sie. „Mr. Gabriel hat sich seinen Drink gemacht, bekomme ich denn vielleicht eine Zigarette? Die hab ich mir doch verdient, oder?“

Er lacht. „In Ordnung.“ Er geht ins Wohnzimmer, kommt zurück und etwas Kaltes legt sich auf ihren Bauch. Der Aschenbecher. Sie hört das Zündeln der Flamme, dann spürt sie den Filter an den Lippen. Keine befreiten Hände. Na toll!

Nach und nach reicht er ihr die Zigarette zum dran ziehen, er selber trinkt. Als er ihren Zigarettenrest ausdrückt, sagt er: „Jetzt kann ich wenigstens meinem Auftraggebern sagen, ich hätte eine Zigarette auf Deinem Bauch ausgedrückt.“

Komiker ist er also auch noch?

„So, nun sag mir – wo ist es? Es ist wirklich gut versteckt … aber jetzt ist Schluss.“

Sie japst auf, als bissiger Schmerz auf ihre Brustwarzen trifft. Etwas kneift sie schmerzhaft zusammen. Es sind nicht seine Finger, die streichen immer noch über ihren Körper. Irgendwelche Klemmen. Unvermittelt springt sie Kälte an. Er hat einen Eiswürfel aus seinem Drink gefischt, lässt ihn über ihre Brust gleiten, den Bauch hinunter, tiefer, noch tiefer …

„WO. IST. ES?“

„Aufhören! Bitte aufhören!“, kreischt sie.

„Sicher … so spaßig das auch aussieht, es hinterlässt leider keine Spuren.“

Etwas raschelt, denn kitzelt es auf ihrer Haut. Was es auch ist, er streichelt damit ihren Körper. Und dann … ein leises Pfeifen, etwas klatscht auf ihre rechte Brust, brennender Schmerz durchzuckt sie.

„DAS sieht schon besser aus!“

Kein Betteln und Schimpfen hilft. Schläge prasseln auf ihre Brüste, ihre Oberschenkel, ihre Scham.

„Ich sag es! Wirklich! Ich sag es … aber hören Sie auf!“, kreischt sie.

„Ja?“

„Es ist versteckt wie der Brief bei Dupin!“

„Keine Rätsel mehr! SAG ES!“, grollt er und schlägt nochmals zu.

„Im Schmuckkasten! In dem großen silbernen … zwischen all meinen Modeschmuck, die Silberkette mit dem Lapislazulikreuz!“ Sie stockt, versucht ihren Atem zu beruhigen.

„Drei Mille hat Jason gesagt.“

Mit klopfendem Herzen verfolgt sie die Geräusche in der Wohnung. Was ist, wenn es dort nicht mehr liegt? Was soll sie dann tun?

Aber Gabriel erlöst sie. Ein leises Klimpern, und schwer landet das massive Kreuz auf ihrer Brust.

„Sehr schön. Drei Mille für das Kreuz? Nur das Kreuz vielleicht, und das ist schon billig. Ich denke, die Inschrift auf dem Kreuz ist wertvoller für meinen Auftraggeber. Ich muss mal telefonieren. Wenn die Antwort gut ausfällt, dann können wir beide uns kennenlernen.“

Er entfernt sich wieder und sie versucht sich zu entspannen.

Sie lauscht, hört seine näher kommenden Schritte und verkrampft sich. Was nun wohl noch kommt?

Eine Hand legt sich auf ihren Bauch.

„Glückwunsch. Es ist das richtige! Zeit für einen gemeinsamen Drink.“

Es gluckert, und dann spürt sie abermals seine Lippen auf den ihren.

Martini fließt in ihren Mund.

Sie schluckt, holt Luft. „Danke.“

Zum Hintergrund: Wir hatten nur die grobe Ausgangssituation abgestimmt, und als wer wir auftreten wollten. Ab dem Öffnen der Tür war alles improvisiert. Und ja, das Messer war diesmal echt, die Pistole nicht.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Wir sind Mainstream

Oder so. Jedenfalls hat „Shape“, das Magazin für die fitness- und diätverliebte Frau mit esoterischen Anwandlungen, unter dem Titel „Manche mögen’s heiß“ eine zehnteilige Klickstrecke mit „Sexspielen für Fortgeschrittene“ aus dem Bereich BDSM online gestellt. Autorin Wiebke Lorenz lässt den kurzerhand zu „Deutschlands führendem SM-Experten“ erklärten Arne Hoffmann im Schweinsgalopp durch eine breite Palette im BDSM-Umfeld gängiger Spielarten jagen, garniert mit ein paar Zitaten aus dem kürzlich als Taschenbuch erschienenen Werk „Von zart bis hart. Sextipps für Erwachsene“ der amerikanisch-australischen Sexualtherapeutin Dr. Gabrielle Morrissey.

Das Ganze kommt shape-typisch im großäugig-reißerischen Tonfall – „Langeweile ade! Mit diesen prickelnden Sex-Tipps lässt sich Ihre Lust ins Unermessliche steigern“ – daher und kann offenbar auch nicht auf Geschwurbel à la „(…) schwarz gekleidete Menschen, die sich am Hundehalsband durch die Gegend zerren und in dunklen Kellern Dinge treiben, die wir uns nicht mal vorstellen möchten“ verzichten. Immerhin ist der Informationsgehalt des den Anzeigenkunden zum Wohle häppchenweise servierten Artikels solider als die Aufmachung vermuten lässt. Die ausführlichen Hoffmann-Zitate können dabei durchaus nicht aus einem Interview, sondern aus dessen aktuellem Buch „Sex für Fortgeschrittene: Faszinierende neue Tipps zur Steigerung der Lust“ stammen; kann das jemand ad hoc verifizieren?

Interessierte Leserinnen, die BDSM & Co. mal als schicke Abwechslung du jour ausprobieren wollen finden hier wohl ebenso einen Einstieg wie die, denen bewusst wird, dass sie sich mit eigenen Spielen und Fantasien längst in diesem Bereich bewegen. Was in der Kompaktheit der Aufbereitung notgedrungen auf der Strecke bleibt, sind die physischen und psychischen Risiken, die sich aus der unbedachten Umsetzung dieser Anregungen ergeben. Insofern ist die quotensteigernde Warnung „Probieren auf eigene Gefahr!“ nicht ganz unberechtigt.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Wolke 7

In aller Kürze: Ich hatte erneut Besuch, und diesmal hatte die Dame sich etwas mehr Zeit genommen. So war neben dem Knotenknüpfen Zeit zum Kochen (mit der Küchenhilfe in Ketten), zum Klönen (mit und ohne Seile) und zum Klettern in Ruinen (ausnahmsweise ganz ohne bewegungshemmende Accessoires).

Abermals gab es eine Flugstunde, diesmal allerdings nicht in der Horizontalen, sondern mit verbundenen Augen senkrecht im Frogtie pendelnd. Während meine Besucherin in den Seilen hing, deutete ihr seliges Grinsen auf einen Abstecher auf Wolke 7 hin. Ansonsten haben wir an diesen Tagen eine erhebliche Bandbreite ausgetestet von schlicht, aber effektiv – Irish Eights um Hände und Füße – bis ziemlich heftig.

Eher unter heftig fiel etwa der Balltie mit Hanfseil: Stress einerseits aufgrund der körperlichen Anstrengung und der reduzierten Atmung durch die Zwangshaltung, andererseits aufgrund des psychologischen Faktors, dass diese Position außer Fingerwackeln keine Aktivitäten mehr erlaubt. Augenbinde und in die Seile eingeknüpfter Ballknebelharness trugen zur Verstärkung dieses zweiten Faktors bei. Kurz danach erfuhr meine Besucherin, dass es sich auch aufwendiger gefesselt sehr gut entspannen und sogar schlafen lässt.

Unerwartet umfangreich durfte ich mein Faible für Klebeband und Folie ausleben. Die Dame erduldete eine so dramatische wie restriktive Bondage mit PVC-Tape ebenso wie eine Folienmumie, die sie trotz anfänglicher Bedenken ziemlich genoss. Die Kombination einer willigen Begünstigen mit transparentem Packband und einem Armlehnstuhl eröffnete einige Möglichkeiten und zeigte, dass ich doch ein wenig Dom in mir habe, solange es meinem Gegenüber dabei gut geht. Jedenfalls stieß mein Experimentieren mit Klammern und Klatsche durchaus auf Gegenliebe.

Bilder? Ja, gibt es, sogar ziemlich viele eingedenk der Tatsache, dass das Treffen in erster Linie nicht als Fotoshooting geplant war. Mal sehen, welche ich zeigen darf.

Samstag, 11. April 2009

Flugstunde

Jungfernflug: Suspension im Hogtie

Mein neugieriger Besuch war wieder da und hatte Lust auf mehr. Neben diversen anderen und nicht unbedingt stressfreien Positionen vom Reverse Prayer bis zum Hogtie mit eingearbeiteter Bambusstange sollte es diesmal auch unbedingt eine Runde unter der Decke sein. Ergebnis: Einmal schwebende Jungfrau, ohne Netz und doppelten Boden, aber dafür mit einigen Sicherungsseilen.

Sonntag, 15. März 2009

Kleine Starthilfe

Ungeplant entwickelte sich heute ein unverbindliches Vorabtreffen dank Zeit, Lust und Vertrauen auf beiden Seiten zum Privatissimum mit einer Novizin. Die Dame hatte bislang keine Bondage-Erfahrung, doch große Neugier, wie es sich anfühlt, in den Seilen zu hängen, und wie weit Vorstellungen und Realität sich decken. In einigen – viel zu kurzen – Stunden durfte ich ihr einen ersten Eindruck vermitteln.

Nach einer kleinen Demonstration von Seil und Knoten an den Handgelenken mit ihren Händen parallel und gekreuzt vor dem Bauch ging ich in die Vollen. Aus Händen auf dem Rücken und einer Shinju-Variation ergab sich ein Ushiro Takate Kote. Nach kurzer Pause kam ein Karada als Grundlage, an den ich erst die Hände der Begünstigten sicherte, um dann einen Ebi darauf aufzubauen. Die westliche Schule repräsentierte ein klassischer Hogtie ebenso wie John Willies berühmter G-String-Tie. Nebenbei fand sich Zeit für Spielereien wie den Handcuff Knot und einige Gespräche zu Erfahrungen in der Szene, Auseinandersetzung mit der eigenen Neigung und nicht zuletzt den Gefühlen in der Umarmung der Seile.

Es war faszinierend und schön zu sehen, wie sie an die Bondage hinspürte, genoss, sich freute und erfreute und immer wieder in breites Grinsen oder glückliches Lachen ausbrach. Ebenso großer Lohn war das Vertrauen, das sich jedes Mal in ihrem „Mach mal“ äußerte, wenn ich fragte, ob sie dieses oder jenes ausprobieren wolle.

Da wir das Thema ob der Kürze der Zeit nur anreißen konnten, bin ich gespannt auf eine Fortsetzung – und zuversichtlich, dass die Dame einer Vertiefung der Eindrücke nicht abgeneigt ist.

Sonntag, 25. Januar 2009

Unter Hochspannung

Vor kurzem habe ich ein verlängertes Wochenende für ein einschlägiges Treffen eingelegt und dabei einiges neues Spielzeug eingekauft, viel gegessen, viele Katzenbilder gemacht und die Dame des Hauses unter Strom gesetzt. *veg* Es hat allen Spaß gemacht, sogar den Katzen, die jedes Mal gemeint haben, wir würden die Seile nur für sie auspacken. Ich habe jedenfalls wieder einmal neue Erfahrungen für und über mich mit nach Hause genommen.

Natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, das neue Seil ein wenig weichzuspielen. Obwohl ich diverse bewährte Utensilien eingepackt hatte, habe ich an Ort und Stelle außerdem noch paar neue Spielsachen gekauft und dann im Rahmen des Wochenendes gleich getestet.

Absolut kein Fehlkauf war den ersten Praxistests zufolge der MagicWand-Nachfolger. Der kann anscheinend nur von SMern verwendet werden, weil ohne Fesseln und Knebel Gefahr für Leib und Leben des Gegenübers und die Trommelfelle der Nachbarn besteht. ;-) Da die Begünstigte kein großer Knebelfan ist, war es ganz praktisch, dass ich unter anderem einen tragefreundlichen Kissenknebel gekauft hatte. Obwohl der an den Tagen die erste Wahl war, kam dennoch auch das anderweitig besorgte Knebelgeschirr zum Einsatz.

Spannend im doppelten Wortsinn war der erste Test meines TENS-Gerätes unter Ernstfallbedingungen. Das lag schon ein gutes Dreivierteljahr bei mir herum, ohne auch nur einmal im Guten wie im Bösen eingesetzt worden zu sein. Die Stromschläge, die das Gerät zur Muskel- und Nervenstimulation aussendet, lassen sich ja nicht nur medizinisch, sondern auch just for fun einsetzen. Die Spanne reicht von sanftem Prickeln über wohltuende Massage bis zu bösem Zwiebeln, wenn man ganz aufdreht.

Je nachdem, wo man die Elektroden anlegt, kann das recht fies sein. Angetestet habe ich es auf dem Hinterteil meiner Gastgeberin. Da erwies es sich je nach eingestelltem Programm sogar als recht passabler Gertenersatz, praktisch für faule Doms. ;-) Mit den Elektroden auf den Fußsohlen strahlt es auf den Körper aus. Versuchsweise habe ich die Elektroden auch einmal an empfindlicheren Stellen angesetzt, da wird es schnell ziemlich heftig.
(Disclaimer: Ja, ich weiß um die Risiken und habe mich u. a. bei Uncle Abdul kundig gemacht.)

Wesentlich dramatischer und nachhaltiger als das TENS-Gerät empfand meine Spielpartnerin allerdings den bereits erwähnten MagicVibrator. Dazu hatte ich die Dame gut am Bett fixiert, den Vibrator so befestigt, dass sie ihm nicht entkommen konnte, und dann lange auf höchster Stufe laufen lassen. Mit der Zeit wurde das richtig gemein, sie war hin- und hergerissen zwischen Höhenflug und „nicht mehr auszuhalten“. Und auch wenn ich es als Mann vermutlich nicht nachvollziehen kann: Das Ding muss sich zu einem handelsüblichen Vibrator verhalten wie ein Zehntonner zu einem Trabi.

Interessanterweise habe ich die ganzen Tage kein einziges einschlägiges Bild gemacht. Ich hatte die Kamera schon für entsprechende Fotos dabei, aber dann lieber einfach weitergespielt, statt ein Shooting draus zu machen. Dafür habe ich deutlich SM-lastiger gespielt, als ich es bisher getrieben habe. Ich bin wohl doch dabei, den Dom in mir herauszukitzeln. Dabei habe ich festgestellt, dass ich beim nächsten Mal ruhig weniger zaghaft sein darf, die Begünstigte sah ihre Grenzen jedenfalls bei weitem nicht erreicht.

Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich aufpassen muss. Einmal bin ich haarscharf am eigenen Absturz vorbeigeschrammt, weil ich mal – wohl auch, um zu beweisen, dass ich es kann – den harten (ahem…) Dom gegeben habe und mir dabei unwohl wurde. Ich habe dann abgebrochen und eine Verschnaufpause gebraucht.

Insgesamt haben wir in diesen Tagen über viele Dinge unterhalten, und ich habe einiges gelernt über meine Dom-Seite, den Einsatz der mehr oder weniger neuen Spielzeuge, über Dos & Don'ts, Signale sowie Wünsche und den Mut, sie zu äußern.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Gelungener Versuch

Die besagte Dame war da und fand Gefallen sowohl an den Verwicklungen als auch an den Bildern. Der Fototermin war wegen anderweitiger Verpflichtungen etwas kurz, doch bondage- ebenso wie fototechnisch heftig – aber wie schon der letzte sehr lustig. Ich fand das Ganze spannend, nicht nur des ausdrucksstarken Modells wegen. Die Dame brachte hinsichtlich ihrer Kleidungsvorlieben eine interessante neue Facette in die Fotosession. Zwei Bilder als Appetitanreger:

Starke Farben

Schönes Paket